Offener Raum

KEIN NEUBAU DER B49 IM KREIS GIESSEN!

Alternativen: Bahn, Rad ...


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Keine Frage: Der Verkehr an der B49 muss verringert werden - um die Anwohner*innen zu entlasten, die Verkehrsgefährdung zu reduzieren, Klima und Umwelt zu schützen und insgesamt selbst aus dem von Betonpolitik geprägten Reiskirchen einen schönen Ort zu machen.
Unsere wichtigsten Gegenvorschläge sind:
  1. Stärkung der Vogelsbergbahn mit Einrichtung neuer Bahnhaltepunktes, u.a. in Lindenstruth, und Wiederaufbau von zweigleisigen Streckenabschnitten auf noch vorhandenen Bahndämmen. Möglich ist das unter anderem in Saasen, wo frühere mehrere Gleise vorhanden waren. Ein zweites Gleis dort in nötig, um den Haltepunkt Lindenstruth betreiben nd eine weitere Taktverdichtung bzw. Überholungen schnellerer und von Güterzügen zu ermöglichen.
  2. Radverbindungen von den Ortsteile an den Radweg R7, zum Ortskern, zu Schulen, Einkaufsmärkten und dem jeweils nächstgelegenen Bahnhof sowie Fahrradzonen und -straßen aus den Wohngebieten im Kernort beidseits der Bahnlinie zum "R7"
  3. (Wieder-)Aufbau ortsnaher Infrastruktur, d.h. Läden, Arztpraxen (eventuell als rollendes Angebot) zurück in die Dörfer - zumindest ein Lebensmittelsupermarkt wieder ins Ortszentrum von Reiskirchen
  4. Rückbau der Ortsdurchfahrten von Reiskirchen und Lindenstruth mit deutlicher Ausschilderung des überregionalen Autoverkehrsflusses über die A5



Genauer: Verkehr reduzieren statt Straßen bauen
Die Verkehrsmenge auf der B49 kann mit einfacheren Mitteln verringert werden - schneller, billiger und umweltfreundlicher. An vier Stellschrauben muss dafür gedreht werden.

Stärkung der Vogelsbergbahn mit Haltepunkt Lindenstruth und neuen Buslinien
Am wichtigsten ist die Stärkung der Vogelsbergbahn, die weitgehend parallel zur B49 verläuft. Um einen Umstieg vom Auto attraktiv zu machen, muss die Bahn aber öfter, pünktlicher und schneller fahren, zudem an allen wichtigen Punkten halten. Geht nicht? Doch! Alles kann gleichzeitig erreicht werden, wenn die ursprünglich zweigleisigen Abschnitte zwischen Gießen und Rödgen sowie in Saasen wieder in Betrieb genommen werden. Die Bahndämme sind noch vorhanden. Dann können sich Züge öfter begegnen und sogar überholen, d.h. abwechselnd könnte ein schneller Zug die größeren Orte an Gießen anbinden, und dazwischen ein Zug in allen Orten halten einschließlich Lindenstruth, Buseck-Ost (Leppermühle) und Rödgen (vogelsbergbahn.siehe.website). Noch attraktiver wäre die Bahn, führe sie als Regiotram direkt in die Gießener Innenstadt (https.//regiotram.siehe.website).
Um die Ortsteile an die Bahnhöfe, aber auch an wichtige Zielpunkte wie Schulen oder Einkaufsmärkte anzubinden, braucht es einen Busverkehr, der nicht parallel zur Bahn verläuft, sondern direkt von den Dörfern zu den Kernorten mit dortigem, passgenauem Umstieg auf die Bahn.

Netz von Fahrradstraßen
Für Entfernungen unter 10km ist das Fahrrad die beste und oft auch schnellste Alternative. Hier versagt die Gemeinde Reiskirchen bis heute. Denn obwohl der attraktive Fernradweg „R7“ entlang der Wieseck verläuft, gibt es von dort kaum Verbindungen zu Ortsteilen, Wohngebieten, Schulen usw. Nicht einmal in Reiskirchen sind brauchbare und sichere Verbindungen vorhanden - weder von den Wohngebieten zum Bahnhof noch zu Einkaufsmärkten, zur Grundschule oder eben zum Radweg "R7", auf dem es dann weiter Richtung Buseck, Gießen oder Grünberg ginge. Ein attraktives Fahrradnetz muss her!

Einkaufsmöglichkeiten, ärztliche Versorgung usw. in allen Ortsteilen
Verkehr sparen ist die einfachste Möglichkeit, die Belastung von Mensch und Natur durch Lärm, Rohstoffverbrauch, Abgase und ständige Unfallgefahren zu verringern. Wenn aber in den Dörfern gar keine Einkaufsmöglichkeiten mehr vorhanden sind, wenn Arztpraxen und Kultureinrichtungen fehlen, bleibt den Menschen nur die Wahl, zuhause zu bleiben oder Kilometer zu fressen. Dabei gäbe es Alternativen wie Selbstbedienungs-Lebensmittelmärkte (am besten mit Produkten der landwirtschaftlichen Höfe und Weiterverarbeiter in der direkten Umgebung. Dazu mobile Arztpraxen, aufsuchende Beratungen usw.

Rückbau der B49 mit verkehrsberuhigenden Maßnahmen
Eine weitere Möglichkeit sind Verkehrsberuhigungen wie Querungshilfen an den Ortseingängen und wichtigen Fußverbindungen sowie generell Tempo 30 innerorts. Ein solcher Rückbau der B49 in den Orten Reiskirchen und Lindenstruth würde dort Unfallgefahren und Lärm verringern, aber vor allem dazu führen, dass Autofahrende bevorzugt die A5 nutzen würden. Navis würden die A5-Route auch als schneller anzeigen, wenn die Ortsdurchfahrten beruhigt werden. Vorschläge dieser Art haben Verkehrswende-Aktive bereits 1995 erstmals eingebracht. Gemeinde, Land Hessen und der Bund setzen das absichtlich nicht um, damit die Lage für die Bewohner*innen möglichst schlecht ist und diese dann weiter den riesigen Straßenneubau befürworten. Das ist Geiselhaft: Dass die Verkehrsverhältnisse in Lindenstruth und Reiskirchen so schlecht sind, ist Absicht! Die Menschen leiden, damit die Autolobby sich wieder mal durchsetzen kann.

Ein anschauliches Beispiel dafür, wie alles falsch gemacht wird, ist leider Lindenstruth. Das Dorf liegt an der B49, ist also durch den Autoverkehr stark belastet. Im Dorf gibt es keinen Laden, keine Gesundheitsversorgung - und noch nicht einmal einen Bahnhaltepunkt, obwohl die Vogelsbergbahn direkt durch den Ort führt. Durch den Ort führt der Radweg („R7“), aber der ist in keiner Weise mit dem Rest des Ortes und den Orten nördlich und südlich verbunden. Es gibt weder Wegweiser noch weitere Fahrradachsen. WeissTechnik mit seinen ca. 1000 Arbeitsplätzen ist an einer Entlastung des Dorfes vom Autoverkehr bislang nicht interessiert. Statt diese und andere Firmen mit ihren Wünschen nach Neubau- oder Erweiterungsflächen unter Druck zu setzen, ist die Gemeindepolitik in Reiskirchen (wozu Lindenstruth gehört) völlig einseitig auf neue Gewerbeansiedlung und Straßenbau ausgerichtet. Gute Fuß-, Fahrrad- und ÖPNV-Verbindungen zu Supermärkten und Firmengrundstücken fehlen in der Gemeinde fast überall. Statt nach neuen Straßen zu schreien, müsste sich die Gemeindepolitik in Reiskirchen an die eigene Nase fassen. Viele Maßnahmen sind einfach und schnell machbar. Es wäre der für Mensch und Natur bessere Weg, um die Anwohner*innen der jetzigen B49 vom Autoverkehr zu entlasten.

Eine Befragung von Zielorten der Personen, die LIndenstruth Richtung Osten verlassen, zeigte deutlich, dass die meisten nach Grünberg (mit Ortsteilen) fahren und die Fahrt dort endet. Grünberg hat aber eine eigene Autobahnauffahrt. Die B49 scheint aber immer noch die schnellere Strecke zu sein, weil kürzer und fast überall mit Tempo 100 bzw. in den Orten mit Tempo 50 befahrbar. Hier steckt das wichtigste Potential, die Verkehrsmengen in Lindenstruth fast zu halbieren (und in der Folge auch in Reiskirchen zu verringern). Die B49 muss langsamer werden - durch Tempobegrenzungen und Pförtnerampeln an den Ortseingängen.

Ausschnitt aus den Planunterlagen zu Zielen Richtung Osten

Konkret für Lindenstruth:

Vorschläge zum Rückbau der B49 (statt Neubau)


Aktuelle Lage an der A5-Abfahrt und Ortseinfahrt nach Reiskirchen


Die zwei Kreuzungen am Ortseingang werden zB als Kreisel so umgestaltet, dass der Verkehr abgebremst wird und nur noch begrenzte Mengen in den Ort einfließen (Pförtnerfunktion). Kommt es zu höherem Verkehrsaufkommen, staut sich der Verkehr nicht mehr im Ort, sondern davor. Spätestens am der Kreuzung zur Goethestraße (gelber Kreis) muss dann Tempo 30 gelten. Fußquerungen sollten durch Querungshilfen und Rückbau der Straße erleichtert werden. Bei geringerer Höchstgeschwindigkeit braucht es auch geringere Straßenbreiten.



Das gleiche gilt für die Ortseinfahrt von Lindenstruth von Osten her: Auch hier sollte die Straße so umgestaltet werden, dass eine Temporeduzierung erzwungen wird und dann Tempo 30 gilt. Der weitere Straßenverlauf (unten) sollte mit Querungshilfen rückgebaut werden.



Am Ortseingang von Reiskirchen (von Osten her) ebenfalls eine temporeduzierende Umgestaltung der Straße, zB im Bereich der Zufahrt zum Sportplatz und in die Friedensstraße (gelber Kreis).
Entscheidend für die Lebensqualität ist dann aber die Schaffung eines verkehrsberuhigten Zone mit viel Aufenthaltsqualität rund um den Bahnübergang. Mindestens 100m oder bis zur Kreuzung Jahnstraße in nördlicher Richtung und bis einschließlich zur Oberdorfstraße im Südenmit Querungshilfen und breiteren Fußwegen. Der Radweg "R7" sollte neu geführt werden über Bahnstraße - Querung der B49 direkt am Bahnübergang - verbreiterer Fußweg zwischen Bahnhof und Bürgerhaus zur Schulstraße.



Außerdem: Für den betroffenen B49-Abschnitt besteht schon eine Umgehung: die A5
Seit knapp 20 Jahren gibt es die Auffahrt „Grünberg“ zur A5. Dadurch ist eine Umfahrungsmöglichkeit für Reiskirchen und Lindenstruth entstanden, die auch zur Entlastung der B49 beigetragen hat. Ein Neubau der B49 würde diese schneller machen und könnte der Verkehrsverlagerung auf die A5 entgegenwirken – eine absurde Entwicklung. Stattdessen sollte der Effekt der Umgehung via A5 durch Verkehrsberuhigung auf den Ortsdurchfahrten verstärkt werden, so dass die ca. 3000 Pendler*innen aus dem Raum Grünberg nicht mehr die B49 nutzen, sondern die A5 (oder noch besser: die Bahn).


Aktuell sind die Reisezeiten vom Grünberger Zentrum zur A5 bei Reiskirchen gleich - und Google empfiehlt daher die kürzere Strecke über die B49. Verkehrsberuhigende Maßnahmen und Tempo 30 auf weiteren Streckenabschnitten (vor allem in Lindenstruth) würden das ändern. Die Empfehlung würde dann über die A5 führen.

Und schließlich: Straßen sanieren statt weitere bauen
Geld, Rohstoffe und Arbeitskraft werden für den Ausbau von Fuß-, Fahrrad- und Bus-/Bahninfrastruktur gebraucht. Und selbst für Straßen gilt das: Während überall die Asphaltdecken und Brücken zerbröseln, sollen immer mehr Straßen hinzukommen? Die schaffen doch die Instandhaltung der jetzigen Kilometermillionen schon nicht.


Foto: Carolabrücke in Dresden nach dem Einsturz
Kaputte Brücken in Gießen (Eselswiese ++ Adenauerbrücke) und Marburg ++ Extraseite zum Schaden durch Neubauten statt Sanierung

Aus "Verkehrspolitik: Sie bauen einfach immer weiter" über den Wahn, immer neue Straßen zu bauen, während die alten immer mehr zerfallen, auf: Zeit online am 16.10.2024
Statt den Erhalt zu priorisieren, wird fleißig das Netz ausgebaut. Die Haushaltsmittel für Aus- und Neubau steigen Transport & Environment zufolge 2025 um fast zehn Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Nur 1,12 Milliarden Euro sollen dagegen im kommenden Jahr in den Erhalt von Fernstraßen fließen und 0,66 Milliarden Euro ausdrücklich in die Brückenmodernisierung. ...
Die Neu- und Ausbauprojekte summieren sich im laufenden ebenso wie im kommenden Jahr auf etwa 45 Prozent der Investitionen für Bundesfernstraßen, Erhaltungsmaßnahmen und Brückenmodernisierungen auf 19 Prozent – also nicht einmal die Hälfte.

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