Sand im Getriebe

LÜNEBORG* - VON SCHAFEN, HIRTEN UND ZIEGEN

Die Vorphase: Schwierige Kontaktaufnhme ... erster Rauswurf ... Einigung ... weitere Rauswürfe


1. Übersicht
2. Die Vorphase: Schwierige Kontaktaufnhme ... erster Rauswurf ... Einigung ... weitere Rauswürfe
3. Besuch in Lüneburg, um alles zu klären ...
4. Weiter bis Lüneburg ...
5. Eine politische und strategische Kritik am Castor-Widerstand
6. Bewegungshierarchien: Veranstaltungen verboten!
7. Erklärung zum vorläufigen „Rückzug“ aus Aktionen gegen Castor und Herrschaft in Lüneburg
8. Bericht zum Anna&Arthur-Plenum am Freitag, den 8.11. mit Rauswurf(versuch)
9. Persönlicher Erfahrungsbericht zu den Verboten im Clamart Park
10. Persönliches Fazit: Getroffen werden einige, gemeint sind wir alle!
11. Bullen-Kooperation: Nach außen "Nein", aber in der Praxis ...
12. Presseerklärungen von NGOs, Aktionsgruppen & Co.
13. Links zur Mobilisierung
14. Links zur Debatte und mehr ...

Einleitung ... worum sollte es gehen?
Bereits nach den letztjährigen Castorprotesten verstärkte sich in verschiedenen Diskussionen, u.a. auf den bundesweiten Treffen „Kreativer Widerstand & Organisierung von unten“ sowie der Mailingliste des Hoppetosse-Netzwerk für kreativen Widerstand (www.projektwerkstatt.de/hoppetosse) zum einen die Kritik an einer inhaltlich stark auf den Castor reduzierten öffentlichen Vermittlung der Aktionen sowie zum anderen die Dominanz von Eliten innerhalb der Bewegung – z.B. intransparente Gremien und Apparate sowie StellvertreterInnenpolitik gegenüber Behörden und Presse. Im Sommer 2002 spitzte sich die Kritik angesichts des Desinteresses und der verheerenden Dominanzvorfälle bei der Vorbereitung der Aktionen gegen das Atomforum sowie der sich steigernden öffentlichen Ausrichtung auf Demokratie und Rechtsstaat zu (Flugblätter der BI Lüchow-Dannenberg, Werbung der BI und des Multifunktionärs Jochen Stay für den etatistischen (staatsorientierten) Groß-NGO Attac). Folge waren konkretere Planungen und Ideen für die Ausweitung des Castor-Widerstandes auf eine allgemeine Herrschaftskritik. Die Diskussion darum hat sogar schon eine längere Tradition. So wurde der Text „Hinter dem Castor steht das System“ im Rahmen der Proteste gegen den Grünen-Parteitag im Frühjahr 2001 in Stuttgart als Rede gehalten, zudem gab es auf dem Wendlandcamp 2001 einen Direct-Action-Workshop, aus dem heraus eine Attacke auf die örtliche Polizeistation mit dem Transparent „Polizei abschaffen!“ und das Rathaus mit „Für eine herrschaftsfreie Welt!“ entstand. Diese stieß gerade wegen der grundsätzlich herrschaftskritischen Aussage auf dem Camp auf breite Kritik. Ständige Kritik riefen die Castorproteste hervor, bei denen sowohl Basisaktionsgruppen mit reduzierten Aussagen („Stoppt Castor!“) wie auch eine ständige Instrumentalisierung der Proteste durch wenige FührungsfunktionärInnen - vor allem der Umweltverbände plus den beiden Dauerapparatschiks Wolfgang Ehmcke und Jochen Stay, die ständig als Sprecher aller Aktiven inszenieren (lassen). Vorbereitungstreffen und Anti-Atom-Konferenzen werden von intransparenten Zirkeln dominiert. Vorschläge für Änderungen wurden abgelehnt, z.B. zum Ablauf der Anti-Atom-Konferenz zweimal gegenüber Vorschlägen der Projektgruppe HierarchNIE! oder für die Schaffung einer offenen Presseplattform durch die Mehrheit des Vorbereitungstreffens des Antiatomforums-Bündnisses.
Die Idee einer „Organisierung von unten“ sowie der grundsätzlich herrschaftskritischen und visionären Positionierung und Vermittlung wurde aus Basisgruppen erstmals gemeinsam im Rahmen der Anti-NATO-Proteste im Frühjahr 2002 in München verwirklicht. Danach und auf der Basis einer kritischen Auswertung wurden die Atomforumsproteste in Stuttgart als nächster gemeinsamer Bezugspunkt von einigen Basisgruppen ausgewählt. Die Pläne scheiterten am erbitterten Widerstand der alteingesessenen FunktionärInnen der Anti-Atom-Szene im Südwesten. Ausgrenzungen und Spaltungen machten für beide Seiten jegliche wirkungsvolle Aktion unmöglich. Weitere Projekte, bei denen mehrere Basisgruppen überregional herrschaftsfeindlich und organisiert „von unten“ waren die Anti-Wahl-Aktivitäten (www.wahlquark.siehe.website, zu unterscheiden von eher elitären und zentral organisierten Wahlboykott-Aufrufen) im Sommer 2002 und eben der Castor ins Wendland im November 2002.

Im Folgenden: Kursiv und eingerückt sind zitierte Mails

Kontaktversuche
Bereits im ersten Halbjahr 2002 fanden erste Treffen in Lüneburg statt, um die Ideen einer offenen Aktionsplattform als wesentliches Element der „Organisierung von unten“ (statt nur Eliten zugänglicher Infrastruktur, Presseverteilern usw.) und der Ausweitung von Aktionen auf alle Herrschaftssymboliken mit entsprechender Vermittlung (Rathäuser, Regierungsbehörden, Gerichte, Medien, Knäste, Soldatendenkmäler, Nationalsymbole usw.) zu diskutieren. GesprächspartnerInnen waren einerseits die LIGA (Anti-Atom-BI in Lüneburg) sowie das Anna&Arthur (autonom-anarchistisches Infocafe in Lüneburg). Beide Gruppen signalisierten großes Interesse, vereinbart wurde, sich weiterhin über die Planungen auf dem laufenden zu halten.
Doch daran hielten sich beide nicht – trotz einseitiger Information zu ihnen hin und auch Nachfragen bzw. Bitten um Rückmeldung per Telefon und Mail gab es nicht eine einzige Reaktion aus Lüneburg. Nachdem daher Zweifel an der Realisierbarkeit entstanden, entschlossen sich zwei Menschen aus Basisgruppen im Kreis Gießen und Osnabrück, nach Lüneburg zu fahren. Im Vorfeld gab es verstärkte Bemühungen um Termine sowohl mit LIGA- wie auch mit Anna&Arthur-Menschen. Zweiteres gelang kurzfristig als Reaktion auf die folgende, direkt vorher an verschiedene Gruppen (LIGA, A&A, Ökoreferat ...) verschickte Mail (geschrieben 9.10.2002, 11:06 Uhr):

Hallo,
seit Tagen krampfe ich mir über Mailadressen und Telefonnummern einen ab, um einen Kontakt nach Lüneburg zu bekommen - aufbauend auf Gespräche in Anna&Artur sowie mit der LIGA. Leider funktioniert NIX - Adressen tot, keine Antworten ...
Wir würden (ein paar Leute aus verschiedenen Städten) gerne am nächsten Wochenende (ja jetzt, in 3 Tagen) vorbeikommen und Vorabklärungen machen (genauer: sonntagmittag kommen, bis montagnachmittag bleiben). Wir würden uns gerne mit AkteurInnen treffen - und wir brauchen für 1-5 Leute (leider können wir ja nicht genau planen) einen einfachen Pennplatz.
Wer meldet sich mal?
Schnell ... wäre sehr nett.


Eine LIGA-Person konnte einmal telefonisch erreicht werden, bat aber darum, daß sie jemanden anders zum Zurückrufen bewegen wolle - es geschah aber nichts.

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