Sand im Getriebe

EINKOMMENS- UND ZEITAUSGLEICH, GEMEINSAME KASSE ...

Ungleichheiten abbauen!

Gleiche Möglichkeiten für alle ist eine Grundidee für eine herrschaftsfreie Gesellschaft. Der Abbau von Ungleichheiten kann und sollte aber bereits Teil des Widerstands gegen Herrschaft und Verwertung sein. Im Alltag, in der sozialen oder politischen Gruppe, der WG ... d.h. überall da, wo wir relativ viel Gestaltungsmacht haben, ist es möglich, Ungleichheiten abzubauen und gezielt Vereinbarungen zu treffen, wie das umgesetzt werden kann. Ein paar eher niedrigschwellige Mittel dazu sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Zeitausgleich
Aufgrund der Einbindung in Zwänge, unterschiedliche Fähigkeiten oder Lebenslagen, sozialer Isolation usw. können nicht alle Menschen gleich frei über ihre eigene Zeit verfügen. Wer arbeiten geht und alleine mit zwei Kiddies wohnt, ist deutlich eingeschränkter in selbstbestimmter Zeitverteilung als. Selbst mit viel Geschick in Selbstorganisierung wird das nur schwer zu ändern sein, solange mensch allein ist. Wo sich Menschen als soziale Gruppe zusammen schließen und auf gegenseitige Hilfe setzen, kann z.B. ein Zeitausgleich Teil des Abbaus von ungleichen Möglichkeiten sein. Es ist möglich, Vereinbarungen zu treffen, dass von Lohnanarbeit unabhängige Leute häufiger die Kids "übernehmen" (nicht im Sinne pädagogischer Betreuung!), reproduktive Tätigkeiten neu verteilt werden usw. Gleichzeitig können Wege erschlossen werden, um äußere Zwänge zurück zu drängen, um nicht nur die Unannehmlichkeiten des Kapitalismus abzufedern, sondern Alternativen aufzubauen. Trotzdem ist es spannend, die Idee von Zeitausgleich weiter mitzudenken, da gleiche Möglichkeiten immer nur annäherungsweise umgesetzt werden können.

Einkommensausgleich
Auch die finanzielle Möglichkeiten der Menschen sind aufgrund der Ökonomisierung von Gesellschaft nicht gleich. Wer das ausblendet und alle gleich behandelt, schließt Menschen ohne oder mit wenig Geld aus. Viel zu oft wird auf linken Veranstaltungen sogar Umverteilung von unten nach oben betrieben, wenn z.B. reiche ReferentInnen fette Honorare kassieren, während Basishoppel hohe TeilnehmerInnenbeiträge zahlen müssen oder für arme Menschen die Teilnahme bereits an den Fahrtkosten scheitert. Daher gilt es, gängige Organisierungsmuster zu hinterfragen und Modelle zu entwickeln, die Ungleichberechtigung abbauen statt ignorieren oder gar verschärfen! Der Einkommensausgleich, d.h. der Versuch, Vereinbarungen zu treffen, die unterschiedliche finanzielle Möglichkeiten auszugleichen kann helfen: Volxküchen, Kneipen, Seminarhäuser, Büchertische oder Kongresse können zumindest teilweise Preise nach Selbsteinschätzung ermöglichen. Wo eine Gruppe gemeinsame Kassen oder Konten führt, kann der Druck zur Verwertung gemildert werden. Als alleiniges Mittel reicht jedoch der Einkommensausgleich nicht aus, da er "nur" die Umverteilung finanzieller Ressourcen organisiert und nicht die schrittweise Überwindung ökonomischer Zwänge. Wer sich weiterhin vor allem marktförmig organisiert, flacht im schlimmsten Fall nur die internen Hierarchien ab!

Weitergehendes
Die weitergehende Variante wäre der Aufbau von Gratisökonomie - also Bereichen, in denen die Selbstentfaltung und Bedürfnisbefriedigung losgelöst von Einkommen usw. ist. Wo z.B. eine Gruppe (siehe vorangegangene Ausgaben der Contraste) Essen umsonst organisiert, spielt es keine Rolle mehr, wer wieviel Geld hat oder nicht. Einkommsausgleich macht natürlich weiter Sinn an Stellen, wo noch keine anderen Lösungen gefunden wurden oder kapitalistische Zwänge bestehen bleiben.
Allerdings ist es grundsätzlich wichtig, damit anzufangen, sich diese Probleme bewusst zu machen und immer wieder neue kreative Ideen zu entwickeln, wie Befreiung und Selbstorganisierung im Alltag aussehen kann. Gerade da, wo Menschen angefangen haben, Alternativen zu lebenslanger Verwertung und Ausbeutung zu entwickeln.

Espi Twelve



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