Sand im Getriebe

MARTIN LUTHER IM O-TON

Antisemitismus


1. Einleitung
2. Christlicher Fundamentalismus: Luthers theologisches Denksystem
3. Verfolgung von Andersgläubigen, Hexen und Abweichlern
4. Gehorsam gegenüber der Obrigkeit
5. Soziale Fragen
6. Sexismus
7. Antisemitismus
8. Gottes bzw. Luther's Segen für Krieg
9. Menschen mit "Behinderung"
10. Gegen Bauern und Aufstände
11. Ganzes Kapitel "Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern"


"Wie es unmöglich ist, dass die Aglaster ihr Hüpfen und Getzen lässt, die Schlange ihr Stechen: so wenig lässt der Jüde von seinem Sinn, Christen umzubringen, wo er nur kann." (Tischreden. Erlanger Ausgabe der Werke Luthers, Bd. 62, S. 375) ++ Ton für Theater

"Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen...; Man sollte ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecken, ... unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien (...) ihre Häuser desgleichen zerbrechen und zerstören." (Von den Juden und ihren Lügen, Tomos 8, S. 88ff) ++ Ton für Theater

"Darum wisse Du, lieber Christ, und Zweifel nichts dran, dass Du, nähest nach dem Teufel, keinen bittern, giftigern, heftigern Feind habest, denn einen rechten Juden, der mit Ernst ein Jude sein will." (Luther: Handbuch der Judenfrage, S. 182) ++ Ton für Theater

"Was wollen wir Christen nun tun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden? [...] Ich will meinen treuen Rat geben. Erstlich, dass man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke, und was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, dass kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich. Zum andern, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre. Denn sie treiben eben dasselbige darin, was sie in ihren Schulen treiben. Zum Dritten, daß man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein und Talmudisten. Zum Vierten, daß man ihren Rabbinern bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren. Zum Fünften, daß man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe. Zum Sechsten, daß man ihnen den Wucher verbiete und ihnen alle Barschaft und Kleinode an Silber und Gold nehme. Zum Siebten, daß man den jungen, starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel, und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nase." (aus Luther: Von den Juden und ihren Lügen, S. 233-238) ++ Ton für Theater (erster Teil)

"Wenn ein Dieb zehn Gülden stiehlet, so muß er henken; raubet er auf der Straßen, so ist der Kopf verloren. Aber ein Jüde, wenn er zehn Tunne Goldes stiehlet und raubet durch seinen Wucher, so ist er lieber denn Gott selbs."
(Luther: Von den Jüden und ihren Lügen. Erlanger Ausg. Bd. 32. S. 244)

"Denn es gibt viele Schwätzer, Ungehorsame und Schwindler... die aus dem Judentum kommen. Diese Menschen muß man zum Schweigen bringen...es sind abscheuliche und unbelehrbare Menschen, die zu nichts Gutem taugen." (Paulusbrief an Titus 1, Verse 10-16) ++ Ton für Theater

Über die Verbindung zwischen dem Nationalsozialismus und Martin Luther
Kapitel "Taktgeber der Rechten" in: grünes blatt Herbst 2016 (S. 28)

Adolf Hitler über Martin Luther: "Luther war ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung; sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen" (in: Mein Kampf, 1923). Hitler sagte: "Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher."

Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, am 20. Mai 2014 in seinem Cicero-Text „Die dunkle Seite des Reformators“: „Der junge Adolf Hitler hatte Anfang der zwanziger Jahre mit den aufeinanderfolgenden Chefredakteuren des Völkischen Beobachters, Dietrich Eckart und Alfred Rosenberg, zwei Berater an seiner Seite, die Luther gerade wegen seines Kurswandels vom Judenfreund zum Judenfeind bewunderten. Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass Hitler bereits in seiner Nürnberger Parteitagsrede von 1923 und ein Jahr später in „Mein Kampf“ seine Wertschätzung Luthers zum Ausdruck brachte. Den „großen Reformator“ würdigte er in einer Reihe mit Friedrich dem Großen und Richard Wagner als herausragenden Deutschen.“

Ganz rechtgläubig-lutherisch war es, was - um ein Beispiel unter vielen zu nennen - der Präsident der Thüringer Evangelischen Kirche selbst noch im Juli 1944 verkündete, nämlich daß „Adolf Hitler für unsere lutherische Frömmigkeit wahrhaft der Führer von Gottes Gnaden ist. Sein Auftrag ist unmittelbar von Gott, und sein Befehl ist Gottes Befehl!“ Hitler verkörpere „in einzigartiger Weise das deutsche Wesen und die Seele unseres Volkes (. . .) Der Führer ist uns zum Sinnbild des ewigen Deutschen geworden (. . .) Der Führer (. . .) steht auf einsamer Hohe in der ganz kleinen Zahl der wirklich Großen unseres Volkes! Kaum wüßte man neben dem Thüringer Bauernsohn Martin Luther noch einen anderen Deutschen zu nennen, der so wie Adolf Hitler in begnadeter Vollmacht berufen war, seiner Zeit und kommenden Jahrhunderten den Stempel seines wahrhaft revolutionären Wesens aufzuprägen!“ (Zitat aus Wikipedia)

Reichspogromnacht
Die Reichspogromnacht fand in der Nacht zu Luthers Geburtstag statt und auch bei den Nürnberger Prozessen beriefen sich die Nazis ausdrücklich auf Luthers Anti-Juden-Schriften. Die Judenverfolgung ist also keine Erfindung der Nazis, sondern hat kirchliche Tradition.
Der Thüringer Landesbischof Martin Sasse veröffentlichte wenige Tage später (23.11.) die Schrift „Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen!“ mit folgendem Zitat: „Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen (...). In dieser Stunde muss die Stimme des Mannes gehört werden, der als der Deutsche Prophet im 16. Jahrhundert aus Unkenntnis einst als Freund der Juden begann, der getrieben von seinem Gewissen, getrieben von den Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden.“ Er stellte ausgewählte Lutherzitate unter dem Leitmotto von Joh 8,44 („Ihr habt den Teufel zum Vater ...“) so zusammen, dass die nationalsozialistische Judenverfolgung als direkte Erfüllung von Luthers Forderungen erschien. Sasse verbreitete dieses Pamphlet auch außerhalb der Kirchen als „Kampfmittel in dem Weltkampf unseres Volkes gegen die Juden“.
Auch die offizielle Propaganda des Dritten Reiches bezog sich immer wieder auf Luther. Das „Geschichtsbuch für höhere Schulen“ (7. Klasse: „Führer und Völker“) von 1941 zitierte aus Luthers Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ mit dem Kommentar: „Keiner vor und nach ihm hat die Juden, diese ,leibhaftigen Teufel', mit solcher elementaren Wucht bekämpft wie er ...“. Das „Deutsche Lesebuch für Volksschulen“ von 1943 präsentierte unter dem Titel „Der Jude, unser Erzfeind“ judenfeindliche Zitate „großer Deutscher“, darunter Luther.

Einführung der Kennzeichnungspflicht von Juden (Davidstern)
Die gesellschaftliche Ächtung der Juden (als Zwischenschritt zur späteren Vernichtung) wurde von acht Landeskirchen am 17. Dezember 1941 in der „Bekanntmachung über die kirchliche Stellung evangelischer Juden“ befürwortet: „Die nationalsozialistische deutsche Führung hat mit zahlreichen Dokumenten unwiderleglich bewiesen, daß dieser Krieg in seinen weltweiten Ausmaßen von den Juden angezettelt worden ist. Sie hat deshalb im Innern wie nach außen die zur Sicherung des deutschen Lebens notwendigen Entscheidungen und Maßnahmen gegen das Judentum getroffen. Als Glieder der deutschen Volksgemeinschaft stehen die unterzeichneten deutschen evang. Landeskirchen in der Front dieses historischen Abwehrkampfes, der u. a. die Reichspolizei-Verordnung über die Kennzeichnung der Juden als der geborenen Welt- und Reichsfeinde notwendig gemacht hat, wie schon Dr. Martin Luther nach bitteren Erfahrungen die Forderung erhob, schärfste Maßnahmen gegen die Juden zu ergreifen und sie aus deutschen Landen auszuweisen. Von der Kreuzigung Christi bis zum heutigen Tage haben die Juden das Christentum bekämpft oder zur Erreichung ihrer eigennützigen Ziele mißbraucht und verfälscht. Durch die christliche Taufe wird an der rassischen Eigenart eines Juden, seiner Volkszugehörigkeit und seinem biologischen Sein nichts geändert. Eine deutsche evangelische Kirche hat das religiöse Leben deutscher Volksgenossen zu fördern. Rassejüdische Christen haben in ihr keinen Raum und kein Recht. Die unterzeichneten deutschen evangelischen Kirchenleiter haben deshalb jegliche Gemeinschaft mit Judenchristen aufgehoben. Sie sind entschlossen, keinerlei Einflüsse jüdischen Geistes auf das deutsche religiöse und kirchliche Leben zu dulden.“ (Zitat aus Wikipedia)

Einige Jahre später, nach Vernichtungskrieg und Holocaust, berief sich Julius Streicher, im Dritten Reich Herausgeber des Hetzblatts „Der Stürmer“ in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen weiter auf den Reformator: „Dr. Martin Luther säße heute sicher an meiner Stelle auf der Anklagebank, wenn dieses Buch in Betracht gezogen würde. In dem Buch ,Die Juden und ihre Lügen' schreibt Dr. Martin Luther, die Juden seien ein Schlangengezüchte, man solle ihre Synagogen niederbrennen, man solle sie vernichten (...). Genau das haben wir getan!“ Ihm wurde das Weiterreden verboten - aber Recht hatte er mit seiner Wertung von Luthers Judenhass.

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