Alltagsalternativen

ZUR KAMPAGNE "EXPO NO!" ZUR EXPO 2000 IN HANNOVER

Teil 3: Auswertung der Aktionswoche in Hannover


1. Teil 1: Einleitung, Hintergrund
2. Teil 2: Die Anti-EXPO-Mobilisierungskampagne
3. Teil 3: Auswertung der Aktionswoche in Hannover
4. Teil 4: Perspektiven des Anti-EXPO-Widerstandes nach der Aktionswoche
5. Teil 5: Linke Medien & EXPO-Widerstand
6. Berliner Auswertung, Teil A: Zur Aktionswoche
7. Berliner Auswertung, Teil B: Zur Berliner Anti-Expo-Arbeit
8. Teil 8: Längerfristige Konsequenzen


Es folgt eine Einschätzung einiger wichtiger Gesichtspunkte aus 8 verschiedenen Papieren des Anti-EXPO-Rundbriefes Nr. 14:

Ich teile den Inhalt der Stellungnahme der autonomen Gruppe vom 10.5.2000 auf das Papier der Gruppe MAD/manba/RAK , so daß ich hier auf eine Ausführung der Kritikpunkte verzichte.

Das MAD/mamba/RAK-Papier hatte für die Aktionswoche demobilisierenden Charakter. Es wurde kurz nach dem 1. Mai veröffentlicht, also genau in einer Zeit in der es so aussah, daß es eine Aufbruchphase bis zum EXPO-Start geben könnte. Über den 1. Mai in Berlin berichteten sämtliche Medien wie in alten Zeiten in einem für mich nicht erwarteten Umfang (2 Wochen vor dem 1. Mai bis 1 Woche danach). Die Kreuzberger revoulutionäre 1. Mai-Demo (mit Anti-EXPO-Redebeitrag) war mit gut 20.000 Teiln. eine der größten seit 1988. Die zum Teil auch mobilisierende Medienberichterstattung zum 1. Mai hatte keine Auswirkungen auf die Aktionswoche in Hannover weil erstens EXPO-Themen und eine Anti-EXPO-Mobilisierung nicht Gegenstand der Berichterstattung waren und zweitens vielleicht ein abgesprochenes Kalkül der Medien darin bestannt, die EXPO vor Beginn nicht zu verletzen - daher totschweigen und erstmal die ersten EXPO-Tage abwarten. Einige Zeitungen berichteten erstmals überhaupt von der beforstehenden Aktionswoche erst über und in Zusammenhang des leider abwertenden MAD/mamba/RAK-Papiers. So z.B. die Taz, aus der zuerst von einer Unsicherheit und fehlender Fakten zur Mobilisierung nach Hannover anstatt einer Leserinformation zu Inhalt und Hintergründen der Proteste zu Aktionswoche die Rede ist .
Die Erfahrung aus Berlin zeigt aber, daß Demos selbst im links-autonomen Spektrum nur dann groß werden, wenn ein entsprechendes Druckpotential in einer entsprechenden Medienberichterstrattung in den 2 Wochen vorher erfolgte.
Beispiel: Antifademo am 31.1.2000 als die NPD durchs Brandenburger Tor zog nur mit 5.000 Leuten. Bei der folgende NPD-Demo am 12.3.2000 demonstrierten fast 10.000 (nach Medienhysterie) am Brandenburger Tor.

Es stellt sich weiterhin die Frage, ob größerer Massenprotest in Deutschland neben den Gewerkschaften zur Zeit nur noch in wenigen bestimmten Regionen, in der eine Protestszene verankert ist, erfolgreich realisierbar ist (Nicht in Hannover), wenn Medien Informations- und Berichterstattung verschweigen.

Die ökologische Linke schloß sich in ihrer Kritik der Gruppe MAD/manba/RAK teilweise an und forderte eine zentrale Blokade am 1.6. statt Kleingruppenkonzept. Bei der Polizeistärke in Hannover wäre eine zentrale Blockadeaktion auf dem EXPO-Haupteingang oder eines der anderen Eingänge wirkungslos geblieben. Die Blockierer wären seitens der Polizei weit weg genug von den EXPO-Eingängen abgehalten worden.
Vergleich: Flughafen Schönefeldblockadeaktion 1.7.2000: Der Flughafen konnte wegen des weitreichenden Polizei-Absperrungskonzeptes nicht beeinträchtigt werden .
In mehreren Papieren werden die 3 Schwerpunktaktionstage (Demo 27.5., Blockadetag 1.6. und RTS 3.6.) gegeneinander ausgespielt und die RTS-Aktionen abgewertet (Spaßbremsen).
Sämtliche frühere Aktionstage bzw. -wochen der Protestbewegungen waren immer mit unterschiedlichen Aktionsformen für unterschiedliche Zielgruppen ausgefüllt, hierbei prägte auch künstlerische und Spaßaktionen eine Bewegungskultur mit.

In den Papieren wird außerdem von Jörg Bergstedt zu wenig bis gar nicht beachtet bzw. eingeschätzt:
  • daß die Aktionswoche in Hannover nur Auftakt für einen Protestsommer sein sollte, von derem Ergebnis der Widerstand entsprechend weiterentwickelt werden sollte.
  • Perspektiven und Gestaltung des regionalen EXPO-Widerstandes insbesondere zu den dezentralen EXPO-Projekten.
Nur die EXPO-Themen und EXPO-Nationentage werden für weitere Aktionen diskutiert.

Insgesamt sehe ich die Aktionswoche für den Anfang eines Neubeginns, wenn auch die Hauptziele einer Massenmobilisierung und EXPO lahmlegen nicht erreicht wurden (vgl Anti-EXPO RB 14, S. 20 letzter Absatz).

Leider bewahrheitete sich die positive Auffassung des Schreiberlings nicht. Der Expo-Widerstand brach nach der Auftaktwoche fast komplett zusammen. Autoritäre linke Gruppen nutzten das für eine Debatte pro zentralisierter Demoformationen statt kreativer Aktionskonzepte. Schade ...

 

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