Gewaltfrage

DIRECT ACTION: WIDERSTAND IM ALLTAG
GRUNDIDEE UND STRATEGIEN

Vorbereitung, Reflektion und ständiges "Training"


1. Erregungskorridore in die Normalität schlagen!
2. Handlungsmöglichkeiten ausdehnen
3. Aufmerksamkeit und Sensibilität steigern
4. Vorbereitung, Reflektion und ständiges "Training"
5. Die Rolle politischer Gruppen
6. Materialien zum Downloaden
7. Links

a. Ängste bearbeiten
Direkte Intervention und Widerstand im Alltag wollen geübt sein und setzen häufig Mut und Entschlossenheit voraus. Ich muss entschieden handeln können, wenn andere diskriminiert werden. Dem stehen häufig verinnerlichte Ängste entgegen. Sich die Abläufe in Unterdrückungssituationen und die eigenen Hemmungen bewusst zu machen oder mit anderen darüber zu reden, kann hilfreich sein. Offener Umgang mit Ängsten und „Filmen“ (d.h. tief sitzende Bilder, Gefühle oder Erfahrungen, die in bestimmten Situationen hochkommen), die sich aus der eigenen Zurichtung auf normgerechtes, angepasstes Verhalten, oder beispielsweise Autoritätshörigkeit ergeben, sollten nicht an den Rand gedrängt oder als lästiger Ballast behandelt werden. Gerade sie führen in Unterdrückungssituationen oder bei illegalen Aktionen nämlich oft zu Blockaden. Schon der Raum für diese Auseinandersetzung muss möglicherweise erst aktiv erobert werden, da Mackerigkeit und versachlichte Atmosphäre auch in politischen Szenen dominieren.

Ängste schlagen sich fast immer auch körperlich nieder und verstetigen sich dadurch. So tritt in Angstmomenten bei vielen Menschen eine stockende Atmung auf, kombiniert mit einer Art Bewegungslosigkeit. Beide Momente haben eine verstärkende Wirkung auf das einengende Gefühl. Wer sich das bewusst macht, kann auch körperlich ,gegensteuern', z.B. indem Du Dich bewegst, ausstreckst, aufstehst oder bewusst weiter atmest, wenn Du solche Symptome an Dir wahrnimmst. Atemübungen können helfen, um in angespannten Situationen nicht zu erstarren und zu Handlungsfähigkeit zurück zu finden.

b. Trainings
Widerstand im Alltag setzt voraus, dass ich als konkrete Person agiere und mich anderen stelle, ich kann nicht in einer anonymen Masse verschwinden. Das schafft einige ,Anforderungen': Ich muss in der Lage sein, meine Position überzeugend und verständlich darzustellen oder auf Fragen einzugehen - d.h. ich muss geübt sein in politischer Debatte und Kommunikation. Zudem muss ich fähig sein, auch Widersprüche oder kritische Fragen nicht zu übergehen, sondern als Ausgangspunkt für eine intensivere Debatte zu begreifen.

Verstecktes oder unsichtbares Theater, z.B. das beherzte Eingreifen bei rassistischen BGS-Kontrollen kann nicht nur gedanklich durchgespielt, sondern auch in der Gruppe geübt werden. Eine Variante dabei sind Formen des Improvisationstheaters(2), das sehr stark vom Spiel aus dem Stehgreif lebt bzw. genau dieses trainiert. Dazu gehören beispielsweise eine Reihe von Spielen und Übungen, um Spontaneität und Einfallsreichtum zu wecken. Genau das ist gefragt, um im Alltag mit vorher nicht planbaren Situationen umgehen zu können. Workshops und Trainings, welche die genannten Aspekte verbinden, sind am erfolgversprechendsten - und gleichzeitig auch Möglichkeiten, andere Menschen mit einzubeziehen und für Widerständigkeit zu werben.

Ansonsten gilt: Jedes Gespräch, jede Alltagssituation bietet Chancen, sich in "Schlagfertigkeit", Situationskomik, direkter Intervention und politischer Debattenkultur zu üben. Das ist gut vereinbar mit dem Versuch, den langweiligen WG-Alltag umzukrempeln, bunter und frecher zu machen - am besten sofort...

(1) siehe zur rechtlichen Situation:
(2) Improvisationstheater: de.wikipedia.org/wiki/Improvisationstheater


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