Gewaltfrage

NATO-TAGUNG IN MÜNCHEN
EINDRÜCKE VOM 1.-3. FEBRUAR 2002

Auswertungen


1. Aufrufe
2. Berichte
3. NATO-Tagung in München am 1.-3. Februar 2002
4. Vorbereitungsseminar/-training im Kafe Defaa, Troepferlbad
5. Kein Friede mit ihrem Krieg Nato angreifen - Antikapitalismus globalisieren
6. Rechtshilfe-Infos
7. Programm rund um den Widerstand
8. Regionalinfos über Aktionen und Anfahrt nach München
9. Staats-Gepose und Medien-Gerassel subversiv begegnen!
10. Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband e.V. informiert
11. Inhaltliches
12. Kein Friede mit ihrem Krieg: Nato angreifen - Antikapitalismus globalisieren
13. Pink-silver-Protest
14. Presseerklärung: Ude flüchtet vor Diskussion mit Jugendlichen
15. O-Töne
16. Auswertungen
17. Nachfolgende Repression


DOKUMENTATION zu dem Totalverbot der (geplanten) Aktivitäten gegen die „Münchner Konferenz für Sicherheit“ - 1.-3.März 2002:
„WIDERSTAND GEGEN KAPITAL UND KRIEG LÄSST SICH NICHT VERHINDERN!“

Leider, leider ... dieser Reader ist ein typisches Beispiel für "linke" Politikkultur - natürlich hat die zentrale Clique der Wichtigleute im Bündnis rumzensiert. Die Auswertungstexte kreativer Widerstandsaktionen flogen raus - obwohl es abgesprochen war, daß sie reinkommen. Und natürlich bekommt mensch das auch erst mit, wenn die gedruckte Fassung erscheint! Schöne Dominanzscheiße! Organisierung von unten ... nötiger denn je!!!
Die kritische Auswertung des kreativen Widerstands gibt als PDF und in der Contraste April 2002.

Offene Plattformen
Im Tröpferlbad bestand eine mehrtätige Direct-Action-Plattform, von der viele Aktionen ausgingen. Das störte nicht nur die Polizei, sondern die auf Einheit, Kontrolle und Hierarchien bedachten Führungspersonen linker und sozialer Gruppen. Ab 2003 waren solche offenen Strukturen nicht mehr erlaubt. Das die Erfahrungen aus 2002 könnten einige Ansatzpunkte zeigen, wie politischer Widerstand anders organisierbar wäre als bei Attac, Autonomen & Co.
Als konkretes Beispiel sei die offene Presseplattform dokumentiert. Hier die Texte während der NATO-Tagung:

Im Original: Selbstorganisiert, kreativ, eine unter vielen
Offene Presseplattform
"Wir", das sind einige Leute mit eigenen Ideen, die mit kreativen Aktionen gegen die NATO-Tagung vom 1.-3.2. in München sowie gegen NATO, Armee, Krieg, Militär im besonderen sowie alle Formen von Herrschaft im allgemeinen "anstinken" wollen ... also ... wir haben einen Vorschlag für eine offene Presseplattform. Sie soll Gruppen und Einzelpersonen die Möglichkeit geben (z.B. in Verbindung mit Aktionen), selbst an die Medien heranzutreten. 
Die dafür geschaffene Presseplattform soll (bisheriger Stand) umfassen:
  • Handy-Nummern, die als Kontakttelefone von Aktionsgruppen und MedienvertreterInnen angerufen werden können - die eigenen, um Infos über ihre Aktionen bzw. inhaltliche Statements zu verbreiten, die anderen, um Infos abzufordern
  • Listen von Menschen, die für Interviews u.ä. bereitständen, wenn sie denn in dem Moment erreichbar sind, wo jemand gesucht wird
  • Listen von PresseansprechpartnerInnen zum Weitergeben an die, die aktive Pressearbeit machen wollen.
Die Presseplattform betreibt keine eigene Pressearbeit und vertritt erst recht nicht irgendwelche anderen Menschen oder Gruppen gegenüber der Presse. Niemand redet im Namen der Presseplattform. Niemand ist die Presseplattform, es gibt sie nicht als eigenständig nach außen tretende Gruppe. Sie ist vielmehr ein Infokarrussel, das helfen kann, die Positionen und Berichte der Gruppen, die aktiv sind, so nach außen zu bringen, daß sie möglichst gut verbreitet werden.

Wichtig ist noch:
  • Die Presseplattform ist offen. Die bekanntgegebenen Handynummern können nicht nur für Anfragen von JournalistInnen und für Berichte, Fragen u.ä. von Aktionsgruppen genutzt werden, sondern auch von Menschen, die Lust haben, selbst mitzumachen. Meldet Euch also - Presseplattform organisieren und selbst Aktionen mitmachen schließt sich dabei nicht aus.
  • "Wir" kommen aus der Diskussion "Organisierung von unten", d.h. wir sind gegen Hierarchien, für Selbstorganisation und die dafür notwendige Transparenz. Hierarchie entsteht auch durch unterschiedliche Möglichkeiten. Die Handynummern geben Menschen die Möglichkeit, schneller in Kontakt mit MedienvertreterInnen zu kommen. Dem wollen entgegensteuern, in dem zum einen "wir" nur die Kontakte vermitteln, also nicht als Presseplattform selbst Statements abgeben. Gleichfalls sollen aber die Handynummern nicht an die BesitzerInnen der Handys gebunden sein. D.h. wer das Handy während der Aktionen bei sich hat, wird in der offenen Gruppe, die die Presseplattform organisiert, ständig neu festgelegt. Auch von daher verträgt sich das Mitwirken hier und zu einer anderen Zeit eigene Aktionen in München machen.
  • Niemand ist dazu gezwungen, die Presseplattform zu nutzen. Damit das nicht nur ein hohles Wort ist, veröffentlichen "wir" alle Daten, die für unsere Arbeit nützlich sind. Im Internet finden sich die Fax-Nummern der JournalistInnen und Medien, die "wir" auch im Verteiler haben. Wer also sich völlig selbstorganisieren will - super ... dafür nutzt ruhig unserer Daten!
Als Aufruf sei angefügt: Frechheit, Kreativität und Selbstorganisation sind die "Waffe" gegen Herrschaft, nicht Uniformität und militärische Logik. Darum denk Euch eigene Aktionen aus, nutzt die Hilfsmittel wie Stadtpläne, Rechtshilfeinfos, Direct-Action-Fibeln, Presseplattform - und Euch als Quelle der guten Ideen. Kreative Aktion, dahinterstehende Positionen und Visionen (Inhalte!) sowie (ganz wichtig!) deren Vermittlung nach außen (die Menschen um Euch herum, die an den Fenster gucken, die Presse oder wer auch immer) ist zusammen die Chance, ein Stück zu Rütteln am unmöglich Erscheinenden ...

Handy-Nummern der Presseplattform
(ab sofort nutzbar ... und gerne erweiterbar um weitere Handys) ...

Einladung zu einem Pressegespräch
im Rahmen der "Offenen Presseplattform" zu den Aktionen gegen NATO, Krieg und Herrschaft 1.-3. Februar in München
Wann und wo?
  • Donnerstag, 31. Januar, 14 Uhr
  • Troepferlbad, Thalkirchner Str. 104 (München)
Hiermit laden wir JournalistInnen und AkteurInnen aus Basisgruppen zu einer direkten Begegnung ein. Inhalt des Gesprächs können sein:
  • Basisgruppen stellen ihre Aktionen und/oder Beweggründe für den Protest gegen die NATO vorstellen wollen (nicht über geplante Aktionen reden zu wollen, ist kein Grund, nicht teilzunehmen und über eigene Ziele zu berichten)
  • JournalistInnen und AkteurInnen treffen weitere Vereinbarungen für Berichterstattung, Interviews usw.
  • Gegenseitiges Fragen und Antworten über Ziele, Strategien usw.
Wir würden uns freuen, wenn viele Menschen den Weg zu diesem Gespräch finden. Es handelt sich nicht um eine offizielle Pressekonferenz. Es wird keine irgendwie offizielle Meinung vertreten, sondern die anwesenden Personen sind selbst die Gestaltenden. Es gibt daher auch keine offiziellen Einladenden. Die "Offene Presseplattform" ist der Versuch, direkte Kontakte zu ermöglichen - ohne einen Zwang dazu zu schaffen oder gar irgendeine Form der Vereinnahmung aufzubauen. Niemand spricht für andere, aber es wäre schön, wenn viele für sich, ihre Ideen, Ziele, Aktionen, Visionen, Kritiken, Positionen usw. sprechen.
Aktive der Offenen Presseplattform
Telefonnummern der "Offenen Presseplattform": ...

Die Erfahrungen
Im Vorfeld trugen sich sowohl JournalistInnen wie auch Aktionsgruppen in die Liste ein. Die Liste der JournalistInnen war immer offen (Internet bzw. während der Aktionen am Infopunkt aktualisiert), so daß Gruppen ständig auch selbst Kontakte aufnehmen konnten. Außerdem war es bei Aktionen immer wieder möglich, AkteurInnen, die gerade nicht an der Aktion teilnahmen, aber am Infopunkt der Presseplattform waren, dafür zu gewinnen, die Liste durchzutelefonieren und die JournalistInnen zum Ort zu schicken. Das klappte gut - auch mit Menschen, die bisher der Idee gar nicht kannten - der Verzicht auf feste Presseleute war also kein Qualitätsverlust. Das Ergebnis konnte sich auch sehen lassen: Die JournalistInnen, die mit der Offenen Presseplattform kooperierten, waren bei mehreren Aktionen die Einzigen, die von Beginn an oder sehr schnell am Aktionsort waren. Das deutlichste Beispiel: Im Kessel des Samstagabend (Schillerstraße) waren alle Fernsehteam, die mit der Offenen Presseplattform kooperierten, im Kessel - aber auch kein anderes.
Etliche Aktionsgruppen konnten für ihre Aktionen direkt Kontakte aufnehmen.
Im Ergebnis:
  • Es entstanden einige umfangreiche Texte, Dokumentationen usw. von kreativen Aktionen
  • In fast allen Beiträgen, die über die offene Presseplattform vermittelt wurden, konnten auch die Ziele und Motive der AkteurInnen vermittelt werden. Allerdings muß klar festgestellt werden, daß eine solche Form der Pressearbeit von unten nicht verhindern kann, daß JournalistInnen weiter an auflagefördernden und dann platten bis falschen Berichterstattungen orientiert sind.
  • Sämtliche Zeitungen, die keinen Kontakt zur Offenen Presseplattform aufnahmen, blieben weiterhin voll auf die Meldungen von Regierenen, Polizei und zentralistischen Anti-NATO-Gruppen orientiert. Sie berichteten von den verschiedenen direkten Aktionen außerhalb der zentralen Bündnis-Demonstrationen meist gar nicht.
  • Auffällig war, daß alle als eher links geltenden Zeitungen keinen Kontakt zur Offenen Presseplattform herstellten und daher ebenso nicht über Aktionen jenseits der zentralen Demonstrationen berichteten. Zudem fehlte gerade bei ihnen die Stimme der herrschaftsfeindlichen, grundlegend systemkritischen AkteurInnen. Das muß nach den Erfahrungen auch bei früheren Aktionen als Strategie gewertet werden - gerade die "linken" Zeitungen sind bewegungsarrogant und AnhängerInnen von zentralistischen Politikkonzepten.
  • Die Verzahnung mit selbstorganisierten Medien wie Indymedia, freien Radiogruppen usw. lief nur sehr schlecht. Hier war auch im Rahmen der Offenen Presseplattform nur wenig Aktivität zu sehen, den Kontakt aktiv herzustellen.

Fazit
Die Idee ist gut, sie war wirksam dort, wo die Kontakte hergestellt waren. Es ist nötig, die zentralistischen Politikstrategien zu überwinden. Das Projekt ist aber noch in der Anfangsphase ... eine Weiterentwicklung ist nötig, aber möglich.
  • Vorstellung der Presseplattform auf damaliger Internetseite
  • Danach ... Ganz ähnliche Idee für die Anti-EU-Aktionen in Barcelona:
    In Barcelona we have another sistem to facilitate the communication between the not structured groups and the press. There is Comunicaccio, a group of comunication activist that facilitate the communication between press and autonomous groups.
    I am from this group. We help in the press work to the grassroot social movements.
    Now we are creating a news agency with this philosophia: the collectives can register for use the same database to send their news to the press, directly with a web to e-mail system- We are making a database of contacts in catalunya and other parts of the Spanish State but we are very interested also in have the contacts of other countries, specially the e-mail contacts but also the tf ans web contacts. In two weeks the news agency, www.liberinfo.net will be going on and you can up your contacts also in the database.

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