Offener Raum

NGO - INTERNE STRUKTUREN UND STRATEGIEN

Praxis und Alltag in NGOs


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Die meisten NGOs kriegen genau das nicht hin, was sie radikalen Aktivistis ständig vorwerfen, dass das ja einfach sei: Nein zu sagen!

Aus einem Interview mit dem Buchautor Daniel Boese, in: taz am 25.11.2011
Das Problem der deutschen Klimaschutz-Jugendbewegung ist, dass die Aktiven in den einerseits sehr starken und andererseits sehr festgefahrenen Strukturen der Umweltverbände landen. Und die Eitelkeiten unter den Jugendverbänden stehen den Eitelkeiten unter den großen Verbänden in nichts nach. ...
Die streiten sich hinter den Kulissen auch darüber, wer wie viel Facetime mit dem Minister bekommt. Die würden viel mehr bewegen, wenn sie eigene Kampagnen machen würden, die offen sind für Nicht-Verbandsmitglieder und die Konflikte angehen. Es muss jetzt um die harten Fragen gehen. ...
In England, den USA und Australien ist die Klimabewegung in der Lage, sehr pointiert Druck zu machen und sehr lautstark zu werden. Da müssen wir auch in Deutschland hinkommen.


Wenn die politische Idee zum Beruf wird …
Aus einem Interview in Viola Köster (2012): „Umwelt-NGOs“ (S. 141f)
"Natürlich! Also, es gab Zeiten, da hab ich es als sehr schmerzlich empfunden. Also, die Nachteile, die [mit der Professionalisierung] verknüpft sind. Dass mit der Zeit immer mehr so geworden ist wie eine Firma, ein Büro, ein Unternehmen. Dass man nicht mehr mit allen befreundet ist [ ... ] " (Interview )
Die wichtigsten Ergebnisse aus den Interviews zusammenfassend, lässt sich Folgendes festhalten: Entweder scheinen sich die Mitarbeiter so stark an das Leistungs und Erfolgsprimat ihrer professionalisierten Organisation anzupassen, dass sie anfangen, an Erschöpfung und Burnout zu leiden. Oder aber, sie versuchen sich zum Selbstschutz mit ihrem Privatleben und seinen Ansprüchen vom Leistungsprinzip abzugrenzen und laufen dabei Gefahr, über den entstehenden Widersprüchen zu resignieren. Es erschien den Befragten jedenfalls kaum möglich, sich nicht nicht anzupassen an das vorgegebene Selbstmanagement.


Strukturen heutiger Umweltzentren: Frauen als Putzkräfte, eingeteilt von Bereichsleitung Verwaltung
Mail aus dem Umweltzentrum Hannover vom 4.2.2006
Liebe KollegInnen,
Anna ist letzte Woche für längere Zeit erkrankt. Wir erfuhren dies erst am Freitag-Nachmittag. Aufgrund eines glücklichen Zufalles konnte uns Monique (via bcs) am Freitag gleich aushelfen und das Nötigste putzen.
Wir bemühen uns um Krankheitsvertretung, allerdings werden wir uns wohl einige Tage selbst behelfen müssen.
MfG ... Bereichsleitung Verwaltung
Umweltzentrum Hannover e.V.
Hausmannstraße 9-10, 30159 Hannover
Telefon 0511-16403-29, Fax 0511-16403-91
www.umweltzentrum-hannover.de
verwaltung@umweltzentrum-hannover.de


Zwei Tage später (die Funktionäre können offenbar den Besen nicht halten ...):
Liebe KollegInnen, wir brauchen nun dringend eine Vertretung für Anna. Bitte macht uns doch Vorschläge, wer hier aushelfen könnte. Es handelt sich um 9 Wochenstunden, die als Minijob vergütet werden. Vertretungsdauer bis mind. Ende Februar, evtl. noch länger.
MfG ... Bereichsleitung Verwaltung
Umweltzentrum Hannover e.V.
Hausmannstraße 9-10, 30159 Hannover
Telefon 0511-16403-29, Fax 0511-16403-91
www.umweltzentrum-hannover.de
verwaltung@umweltzentrum-hannover.de


Aus dem Beitrag "Basisarbeit statt großer Träume!" von Hauke Thoroe zu strategischen Fragen der Friedensbewegung, in: FriedensForum 1/22
Statt in Büros mit Wichtigmenschen Lobbyismus zu machen und uns zu freuen, wenn Abgeordnete, Landrät*innen und Bürgermeister*innen mal nett zu uns sind, weil wir immer so freundlich, seriös und harmlos auftreten, sollten wir mal ordentlich auf die Kacke hauen. Denn dann ändert sich auch was. In den Jahren 2007-2012 gab es beim Thema Gentechnik eine ganz ähnliche Situation. Weite Teile der Bevölkerung lehnen Gentechnik in der Landwirtschaft ab, und trotzdem fand sie statt. In dieser Situation besetzte eine Bande von ein paar dutzend Ökos die richtig teuren Versuchsfelder, um die Versuche total unnett und unseriös zu stören oder zu verhindern. Die Hauptamtlichen der Öko-NGOs gingen intern dagegen vor. Trotzdem gelang ein paar Handvoll Chaot*innen durch gewaltfreie direkte Aktionen in den betroffenen Orten die passive Ablehnung der Gentechnik in aktiven Protest zu verwandeln und innerhalb weniger Jahre der Gentechnik die gesellschaftliche Betriebserlaubnis zu entziehen. Seit 2013 gibt es weder Freilandversuche, noch kommerziellen Anbau von genetisch veränderten Organismen in Deutschland. Und das haben nicht die schicken NGOs mit ihren seriösen Hauptamtlichen geschafft, sondern eine Handvoll Chaot*innen.


Disziplinierungen

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