Offener Raum

NGOS UND KONZERNE

Wechselspiele, Anpassung, Etablierung ...


1. Beispiele für die Kooperation Umweltverbände - Konzerne
2. Kapitalbegrünung: Green-Washing, Ökomanager des Jahres und mehr
3. Wechselspiele, Anpassung, Etablierung ...
4. Expo 2000: Viele Verbände mischten mit

Vom Öko zum Geschäftsmann
Klatschmohn in Gießen (Text aus der FR, 20.10.2005 (S. 30)
Der benannte Preis wurde von der CMA verliehen, der Propaganda-Agentur vor allem derben Agrarbusiness. Die Kampagnen "Fleisch ist ein Stück Lebenskraft" und ähnliche der Vergangenheit kamen von dort. Nun also der Ex-Ökoladen aus Gießen, der schon seit Jahren peinlich genau darauf achtet, dass keine Verbindung mit politischen Gruppen oder Ideen mehr erkennbar ist ...



Was die CMA sonst noch zu bieten hat, zeigt sie per Anzeige z.B. im Spiegel (rechts):

Aus "Bio-Boom!", in: Rabe Ralf 10/2008 (S. f.)
Ich brauchte einen Job und fand ihn in einem Biosupermarkt. Die Kontakte aus meinem Engagement für eine ökologische Landwirtschaft halfen dabei. Bei meiner Einarbeitung fiel der Satz: „In diesem Supermarkt sind unsere Kunden bereit, mehr Geld auszugeben. Dafür verlangen sie aber auch mehr.“ In der Tat gehören die meisten Kunden der Mittel- und Oberschicht an. Man kann sie in vier Gruppen aufteilen:
1. Oberschicht und obere Mittelschicht, mit Anspruch auf Exklusivität. ...
2. Gebildet, mit Sinn für Lebensqualität und Gesundheit. ...
3. Gebildet, mit Sensibilität für ökologische Themen. ...
4. Die New-Age-Gruppe. ...
Ökologie als Teil der gesellschaftlichen Verantwortung ist nur selten der Hauptgrund, um Bio zu kaufen. Gleiches gilt für das Angebot. Im Biosupermarkt darf zum Beispiel nichts fehlen: Obst aus fernen Ländern, Tomaten das ganze Jahr. Ökologie kommt auch hier nicht als Verzicht vor.
Zusätzlich bemüht sich der Marketingapparat der größten Bioketten um eine klare Abgrenzung zum „Öko-Milieu“. Die meisten Kunden lassen sich sehr ungern als „Ökos“ bezeichnen. Ästhetik ist ihnen besonders wichtig. Erdteilchen auf den Salatblättern oder Würmer in den Äpfeln sind tabu. Aber es soll trotzdem „Bio“ sein: Wie soll das gehen? Einerseits sollen die Produkte so natürlich wie möglich hergestellt sein, andererseits will keiner die echte Natur sehen. So kommt es, dass manche Bioprodukte besonders künstlich wirken und dass Obst abgepackt in Plastikfolien zum Verkauf steht. An anderen Stellen wird die Natur ästhetisch vorgetäuscht. Mit solchen Tricks lässt sich die gesundheitsbewusste Kundschaft der Mittel- und Oberschicht locken - und das ist profitabel. Das haben inzwischen auch große konventionelle Unternehmen verstanden. ...
Der normale Mitarbeiter eines solchen Biosupermarktes verkauft Produkte mit dem Label „Fair Trade“, die er sich selber nicht leisten kann. Meine Leiterin gab zu: „Ja, ein solcher Lohn ist bitter!“ Für 7,30 Euro pro Stunde würde sie nie arbeiten. Eine andere Mitarbeiterin erzählte: „In diesem Unternehmen arbeite ich seit 20 Jahren. Früher war es viel besser. Dann nahm der Druck zu, die realen Gehälter wurden immer niedriger, die Arbeit immer mehr.“ ...



Der Wechsel zur Gegenseite
Jens Katzek (Gentechnik): Vom BUND zur KWS Saat AG und weiter zu Industrie- und Lobbyverbänden
Der BUND musste den "Verlust" eines Experten beklagen: Jens Katzek wechselte vom BUND zur "KWS Kleinwanzlebener Saatzucht AG". Beim BUND Bundesverband hatte sich der studierte Biochemiker Katzek als Kritiker der Gentechnologie einen Namen gemacht. Bei KWS, einem der größten deutschen Saatguthersteller, ist er für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Das Unternehmen will gentechnisch veränderte Nutzpflanzen vermarkten. Danach war Katzek Geschäftsführer der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) in Frankfurt/Main - eine berufliche Veränderung aus Überzeugung? So hätte es die Gen-Lobby gerne und so stellte die Industrie den Seitenwechsel gerne dar. War Katzek bereits gezielt beim BUND eingesetzt und sein späterer Wechsel zur Industrie lange geplant? Ging es bei seinem Seitenwechsel gar nur ums Geld? Fragen, die nur Herr Katzek beantworten kann. Interview mit Greenpeacemagazin 3/1998 ...

Stefan Köhler (Energie): Von BUND und Öko-Institut zu RWE
Aus Energiedepesche Juni 2009 (S. 5) zum Fast-Wechsel zu RWE
... wo er tatsächlich hingehört, wird aber den neuen Chefposten bei RWE doch nicht antreten. Er hatte, wie zu erfahren war, den Vertrag zur Leitung einer neuen RWE-Tochter unterschrieben, die im Bereich Energieeffizienz und Energiedienstleistungen tätig werden will. Vor vier Monaten hatte er den Wechsel noch entschieden bestritten. Kohlers denkwürdige Karriere begann als Vorstandsmitglied des Freiburger Öko-Instituts. Durch seine gute politische Vernetzung mit SPD-Granden wie Gerhard Schröder und Frank-Walter Steinmeier brachte er es zum Leiter der Niedersächsischen Energie-Agentur und zum Geschäftsführer der „Deutschen Energie-Agentur", die im Oktober 2000 als eine Art gemeinsame PR-Einrichtung von Wirtschaftsministerium und Energiekonzernen gegründet wurde.
Der Öko-Lack blätterte schon ab, als er noch energiepolitischer Sprecher des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) war. Als dena-Chef machte Kohler auch nicht gerade eine untadelige Figur. Zuletzt war er dem Wirtschaftsminister Glos (CSU) zu Diensten. Beispielsweise kam er Glos in der propagandistischen Auseinandersetzung mit Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) zu Hilfe, indem er in einer von E.on und RWE mitfinanzierten „Kurzanalyse" vor einer angeblichen Kraftwerkslücke durch den Atomausstieg warnte. Dennoch blieb er weiterhin nach allen Seiten hin gut vernetzt: Seine Ehefrau ist Büroleiterin bei Gabriel. Pech für Kohler: Sein Arbeitsvertrag bei der dena läuft noch bis 2013 und deren Gesellshafter wollten Kohler nicht vorzeitig gehen lassen. Er hatte, so war zu hören, den Vertrag mit RWE unterschrieben, bevor sein vorzeitiger Abgang bei der dena genehmigt worden war. Nun ist offenkundig, wo Kohler gerne sei möchte. Aber sein Geld bekommt er weiterhin als dena Geschäftsführer.



Ein Aufruf der Atomkonzerne enthielt die follgende Passagen:
Realistisch bleiben: Deutschland braucht weiter Kernenergie und Kohle: Die regenerative Energiewende ist nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen. Erneuerbare brauchen starke und flexible Partner. Dazu gehören modernste Kohlekraftwerke. Dazu gehört auch die Kernenergie, mit deren Hilfe wir unsere hohen CO2-Minderungs-Ziele deutlich schneller und vor allem preiswerter erreichen können als bei einem vorzeitigen Abschalten der vorhandenen Anlagen. Ein vorzeitiger Ausstieg würde Kapital in Milliardenhöhe vernichten – zu Lasten der Umwelt, der Volkswirtschaft und der Menschen in unserem Land.

Er wurde trotzdem auch von Ex-Ökos unterzeichnet, z.B. Manfred Bissinger (vorher Chefredakteur von "natur") und der Ex-Grüne Otto Schily. Auch die weitere Liste war illustr, z.B. ein TU-München-Prof. und der Manager der Fußballnationalmannschaft.

Henrik Paulitz: Vom Atomkraftgegner zum Freund von Laufzeitverlängerungen
Aus einer Presseinfo der IPPNW vo 6.3.2007
"Mit Laufzeitverlängerungen und dem Neubau von Gas- und Kohlekraftwerken wollen die Energiekonzerne keine Brücke ins Solarzeitalter bauen, sie wollen jetzt vielmehr auch für die nächsten Jahrzehnte eine fossil-nukleare Kraftwerksstruktur aufrecht erhalten", so Paulitz.

Henrik Paulitz am 15.10.2021 im Interview mit dem Windkraftgegner Jörg Rebmann (ab 14:40 Uhr)
Man braucht einen vollständigen Kraftwerkspark hinter der Wind- und Solarenergie. ... Die weiteren Kraftwerkstilllegungen müssen in der Politik ganz, ganz dringend auf den Prüfstand - und man muss sich Gedanken machen über Laufzeitverlängerungen.

Tierschutzvereine als kriminelle Wirtschaftszocker
Spekulation und Veruntreuung von Immobilien beim Hamburger Tierschutzverein, in: Junge Welt, 6.6.2007 (S. 5)
Der HTV hatte 1998 zwei Häuser in der Herbertstraße auf St. Pauli geerbt. Die Wohnungen in dieser Straße werden traditionell ausschließlich zur Prostitution genutzt und haben einen entsprechend hohen Wert. Der HTV vermietete die Häuser zunächst zwei Jahre lang an eine Verwaltungsgesellschaft zu einer lächerlich geringen Miete und verkaufte sie im Jahr 2001 weit unter Wert: Nach Recherchen des NDR lag der Preis bei umgerechnet 880000 Euro, obwohl die Immobilien gut 1,5 Millionen Euro wert waren.
Seit Poggendorf 1995 unter zwielichtigen Umständen als HTV-Geschäftsführer eingestellt wurde, gilt er innerhalb und außerhalb des Vereins als "umstritten". Poggendorf, der sich öffentlich damit brüstet, "ein Machtmensch" zu sein, regiert Tierheim und Verein mit despotischen Methoden. Aber Behörden und Politiker hielten eisern zu Poggendorf. Das Tierheim erhält heute von der Stadt fünf bis sechs Mal so viel Geld wie 1998, obwohl die ausgewiesenen Kosten nur um etwa 15 Prozent gewachsen sind.


Unterwandern, Bespitzeln, Einschleusen ...
Das Unterwandern von Umweltgruppen, die sich mit der Wirtschaftslobby anlegen, ist in den USA noch ausgeprägter als in Deutschland. John Stauber and Sheldon Rampton berichten in Ihrem Buch "Lies, damn lies and the public relations industry": "Bud, jener Spion, der ins Jeremy Rifkin-Büro eingeschleust wurde, wurde auf einer Presse-Konferenz der ‚Beyond-Beef-Kampagne' ‚enttarnt', als ihn ein Journalist mit den Worten: ‚Arbeiten Sie immer noch für McDonald's?' begrüßte. Bud antwortete: ‚Ich weiß nicht, was Sie meinen. Sie müssen mich verwechseln.' Aber der Journalist bestand darauf. Bud war tatsächlich eingeschleust worden. Sein wirklicher Name ist Seymour D. Vestermark."
Die Fachautorin Claudia Peters berichtet von einem Fall, in dem sich Undercover-Agenten in England besonders auffällig verhielten: "McDonald's trieb diese Methode zur Kabarett-Reife. Anfang der 90er Jahre machte die Gruppe Greenpeace London (nicht zu verwechseln mit der großen Organisation Greenpeace) mit Flugblättern gegen den Fress-Konzern mobil. Zu den Treffen kamen nie mehr als 10 Leute. McDonald´s beauftragte Detektive, die Gruppe auszuspionieren. Nachweislich waren sechs Undercover-Agenten aktiv. Die sechs wussten nichts voneinander und haben sich fleißig gegenseitig bespitzelt. Zutage kam das bei einem Prozess, den Mc Donalds gegen zwei Mitglieder von Greenpeace London anstrengte. Die Firma blamierte sich dabei bis auf die Knochen."
Die Fachautorin Claudia Peter berichtet über die "Gefahr im Altpapier": "In Holland schlich sich ein Spion bei mindestens 30 Organisationen aus der Umwelt- und Dritte Welt-Bewegung ein und bot sich an, ihr Altpapier zu entsorgen. Angeblich wollte er den Erlös einer Hilfsorganisation in Afrika spenden. Das ging acht Jahre lang, bis er aufflog. Die betroffenen Gruppen wunderten sich sehr, dass ihre internen Informationen plötzlich an Industrieverbände und Zeitungen gelangten. Des Rätsels Lösung: Der Spion arbeitete für eine private Sicherheitsfirma, die General Security Consultancy in Amsterdam. Die Firma sammelte das Material und verkaufte es weiter.

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