Offener Raum

DEKONSTRUKTIEREN STATT REKONSTRUIEREN!

Debatte


1. Begriffsbestimmungen
2. Definitionen und Diskussionen aus der Hoppetosse-Mailingliste
3. Debatte
4. Marxismus und Wahrheit
5. Wahrheit oder Subjektivität
6. Links

Die Debatte lief auf der Mailingliste des Hoppetosse - Netzwerk für kreativen Widerstand.

Eine Geschichte, ueber die ich gerne Positionen hoeren und diskutieren moechte ist die Frage einer rekonstruktiven Argumentationslogik in linken Zusammenhaengen. Immer wieder wird als Gegenargumentation zu diskriminierenden oder strukturell-unterdrueckenden Verhaeltnissen die Staerkung bestimmter Gruppen gefordert. Nur sehr selten wird aber die Konstruktion dieser Gruppen selbst angegriffen.

Antwort A:
Ich denke, das Problem ist folgendes: Wenn wir etwas als Konstrukt erkennen, existiert es in gewisser WEise trotzdem. Wenn ich erkannt habe, das ein Zusammenhang oder eine Gemeinschaft nur Konstruiert ist, wwerden sie in den Köpfen der meißten Menschen weiterhin existieren. Ich finde die Dekonstruktion wichtig, sehe jedoch, das ich, wenn bestimmte Bevölkerungsgruppen konstruiert und als solche dann diskriminiert und verfolgt werden, das die Dekonstruktion nicht ausreicht. Und zwar deshalb nicht, weil es an vielen Stellen Handlungsbedarf gibt, der so akut ist, das er schneller erfolgen muß als sich Dekonstruktion als gesammtgesellschaftlicher Vorgang möglich erscheint. Wir müssen dann auch an Freiräumen bzw. Schutzräumen für diejenigen Schaffen, die aufgrund der Konstruktion verfolgt werden. Denn klar ist: Die Verfolgung an sich ist nicht konstruiert.
In der Praxis heißt dies z.B. das ich z.B. auch wenn ich Geschlecht als konstruktion erkenne, sexistische Diskriminierung real ist und es für die OPfer (sprich Frauen) das Recht geben muß, Schutzräume zu schaffen.


Sehr bemerkenswert fand ich in diesem Zusammenhang einen Blick auf die Antisemitismusdebatte oder den Umgang mit dem Konflikt PalaestinenserInnen und Israelis. Bei letzterem gibt es zwei „linke“ Positionen. Einmal die, dass „die“ PalaestinenserInnen unterdrueckt seien durch „die“ Israelis (manchmal noch verbunden mit Bezeichnungen wie „imperialistischen“ bis gar „zionistischen“). Zum anderen die, dass „die“ JuedInnen eine immer verfolgte Gruppe sind, daher ein Selbstschutz (Staat, Militaer usw.) verstaendlich und „die“ PalaestinenserInnen den weltweiten Antisemitismus ausleben. So gab es in der letzten konkret eine Thematisierung dazu, in der in einem Interview mit einen Vertreter des israelischen Staates dieser sowie auch die Interviewenden von konkret selbst pauschale Verurteilungen „der“ PalaestinenserInnen machen durfte. Schon diese ganze Argumentationslogik erschien mir sehr, sehr rekonstruktiv. Wenn die konkret (und event. andere auch) den Nationalstaat Israel mit „den“ Israelis und dann am besten noch mit „den“ JuedInnen ueberall gleichsetzt, wird eine Konstruktion einer homogenen und abgrenzbaren Menschengruppe (wie die auch immer falsche Konstruktion einer „Rasse“) gemacht, wie es auch von rechts erfolgt. Die Konstruktion des Judentums seitens der konkret ist gleich dem der Rechten. Nur die Konsequenz ist anders.
Hinzu kommt noch: In diesem Konflikt wird der Nationalstaat als legitime Ebene der Autonomiesicherung angesehen. Das habe ich jetzt auch in direkten Gespraechen schon gehoert. Selbst auf Nachfrage wurde mir bestaetigt, dass dazu auch das Bomben von Militaerflugzeugen in Wohngebiete gehoeren koennte. Auf diese Art erfolgt eine Legitimation fuer Staat, Macht und Militaer. Das wird zwar auf den Staat Israel als Ausnahme beschrieben, aber das ist dann auch nur ein analystischer Fehler. Das das israelische Militaer nicht „die“ JuedInnen in Deutschland beschuetzen kann, muss es dann dafuer wohl den deutschen Staat und dessen Polizei geben. Oder? Undsoweiter.
Weiteres Beispiel aus der Antisemitismusdebatte: Angetrieben vom Ziel, gegen Antisemitismus einzutreten, und von der typischen SpalterInnen-Mentalitaet in der Linken werden antikapitalistische Aussagen und Symbole als antisemitisch kritisiert. Sicher - viele Texte und vor allem Transpis, Plakate und Karikaturen sind nur eine verkuerzte Kapitalismuskritik (wie sollte es anders sein ...). Wer aber z.B. in einer Vampirfigur vor allem „die“ JuedInnen entdeckt, ist doch selbst auf dem Trichter, zunaechst faelschlicherweise die Existenz „des“ Judentums anzuerkennen und zudem genauso faelschlicherweise die Verbindung von Kapitalismus und „dem“ Judentum einzugestehen (nur mit der Aussage: „Psst, das duerfen wir nicht sagen“). Tatsaechlich aber gibt es „das“ Judentum nicht und „die“ JuedInnen haben auch nicht als solche irgendwas mit dem Kapitalismus, mit der Wall Street oder was weiss ich zu tun!


Antwort von B:
Ich finde, dass du es dir zu einfach machst. Erst Mal legitimiert deine Aussage, dass es sich bei Bildern mit
antisemitischen Stereotypen um verkürzte Kapitalismuskritik handele, die sich nicht vermeiden lasse, genau diese Sterotypen. Natürlich kann mensch in Parolen, Transpis, Plakaten, etc.. allein wegen ihrer Funktion, nur beschränkt inhaltliche Aussagen treffen. Es gibt aber nicht nur verkürzte und deshalb automatisch inhaltlich nicht tragbare.
Diese Zwangsläufigkeit in deiner Argumentation, finde ich falsch. Ich finde es sehr gut und notwendig, sich gedanken zu machen, wie sehr unsere Sprachen von Unterdrückungsverhältnissen durchzogen sind und ich finde, dass es wichtig ist diese Unterdrückung durch eine bewußtgewählte andere Sprachweise (auch Bildersprache) zu demaskieren und aufzubröckeln!
Ausserdem finde ich, dass die Bezeichnung „verkürzte Kapitalismuskritik“ eine Verharmlosung ist. Bei den Bildern mit antisemitischen Konotationen, die ich kenne, lassen sich eben diese Stereotypen nicht wegreden. Dieser Umgang ist auch ein extrem geschichtsloser.
Das beziehe ich auch auf deinen nächsten Satz: „Wer aber z.B. in einer Vampirfigur vor allem „die“ JuedInnen entdeckt, ist doch selbst auf dem Trichter, zunaechst faelschlicherweise die Existenz „des“ Judentums anzuerkennen und zudem genauso faelschlicherweise die Verbindung von Kapitalismus und „dem“ Judentum einzugestehen (nur mit der Aussage: „Psst, das duerfen wir nicht sagen“).“



Die Vampfigur ( ein Bild für ein blutsaugendes, hinterhältiges Wesen) steht in einer antisemitischen Bildersprache, genauso wie das Bezeichnen der JudInnen als Smarotzer, Parasiten,.... Diese Bilder haben eine Geschichte - und zwar eine Geschichte, die über mehrere Jahrhunderte geht. Die kann ich nicht einfach so wegreden oder aus ihrem historischen Kontext reißen!
Sie sind zumal auch in strukturell antisemitischen Kontexten verwendet worden, was ich nicht ignorieren kann. Das käme einer Leugnung gleich. Mit einer „Anerkennung des Judentums“ und einer „Eingestehung der Verbindung von Kapitalismus mit dem Judentum“ hat eine Erkennung und Bennenung dieser Stereotypen nichts zu tun.
Menschen, die auf diese Bilder hinweisen und sie umgehen wollen, haben nicht automatisch eine „SpalteInnen-Mentalität“. Ich finde es generell falsch von „typischer SpalterInnen-Mentalität in der Linken“ zu sprechen, da du so viele unterschiedliche Motivationen und Denkansätze über einen Kamm schärst und eine „Mentalität“ konstruierst.

Antwort A:
Auch wenn es „das Judentum“ nicht gibt, gibt es Bilder, die in nicht geringen Teilen der Bevölkerung mit „dem Judentum“ assoziiert werden. Und ich glaube, das es MErkmale gibt, die historisch immer „den Juden“ zugeschrieben wurden und es ist dann eben auch nicht immer Zufall, wenn genau diese MErkmale in Beschreibungen aufgegriffen werden. Auf jeden Fall werden sie dann von einigen Menschen als jüdisch assoziiert werden, wenn ich den Zusammenhang nicht an gleicher Stelle dekonstruiere.
Auch hier ein Beispiel: die Kritik an Spekulanten. Wenn ein Zusammenhang wie Bsp. ATTAC ein Bild von den bösen Spekulanten und der guten Produktion zeichnet, dann ist das nicht nur analytisch falsch, sondern weckt bei vielen MEnschen die assoziaton des jüdischen Finanzkapitals.
Deshalb ist es zwar nicht falsch, AUCH Spekulation zu kritisieren, ich muß allerdings immer den Zusammenhang bewußt deutlich machen, wenn ich diese Assoziation nicht wecken will.


All diese Argumentationen erscheinen mir rekonstruktiv. Sie rekonstruieren die Pauschalisierungen, die Schubladen und die Pseudolegitimierungen von Macht als Selbstschutz gegenueber „den“ Boesen.
Ich habe Beispiele aus dem Bereich Antisemitismus gewaehlt. Es waere nicht schwer, in anderen Bereichen ebensolche zu finden (z.B. im Bereich Sexismus, siehe Papier von AC/PC-Text unter projektwerkstatt.de/debatte).
Muss es nicht immer und ueberall das Ziel emanzipatorischer Politik sein, alle Konstruktionen zu zerlegen und fuer eine Gesellschaft der freien Selbstbestimmung zu kaempfen?
Antwort A:
Ja, aber mit der Erkenntnis, das die Diskriminierung nicht mehr konstruiert ist
Und muessen wir nicht eine „Praxis der Dekonstruktion“ immer und ueberall auch erst noch entwickeln?

Antwort A:
Ja, AUCH

Antwort C:
Die „linken“ Positionen im Israel/Palästina-Konflikt, die ich ähnlich benennen würde wie ...(schwarzer Text), sind auch meiner Ansicht nach unbefriedigend. Bei beiden fehlt nämlich der Gedanke, daß es sich bei „den PalästinenserInnen“ und „den Israelis/JüdInnen“ u.v.m. um Konstruktionen handelt und daß diese in einer emanzipatorischen Perspektive - langfristig gesehen - dekonstruiert werden müssen. Dieser Gedanke darf aber nicht fehlen. Ich komme nochmal auf eine Stelle bei Flo zurück, um zu verdeutlichen, was ich meine. Er schreibt:
„In der Praxis heißt dies z.B., daß ich z.B. auch wenn ich Geschlecht als Konstruktion erkenne, sexistische Diskriminierung real ist und es für die Opfer (sprich Frauen) das Recht geben muß, Schutzräume zu schaffen.“


Antwort von A zu C:
Wie schon oben gesagt: Das ist eine richtige Strategie der „Sofortmassnahme“ - notwendig in allen Unterdrueckungsverhaeltnissen, verwirklicht viel zu schwach und auch nur in wenigen Unterdrueckungsverhaeltnissen (wie waere es z.B. in Schulen mit erwachsenenfreien Raeumen, um mal ein viel krasseres, wenig beachtetes Unterdrueckungsverhaeltnis zu benennen). Jedoch: Auf den Staat Israel uebertragen waere es so, als wenn zum Schutz von Frauen in Deutschland in 2000km Entfernung ein Frauenstaat geschaffen wird (noch dazu in hierarchischer Struktur, der durchaus auch nichterwuenschte Frauen inhaftiert usw.). Jedem Menschen faellt doch die Bloedsinnigkeit solcher Argumentation sofort auf. Ein solcher Staat waere auch nicht weniger legitim als andere (insofern kann angesichts der realen Unterdrueckungsverhaeltnisse durchaus richtig sein zu fordern: Alle Staaten weg, Israel als letztes, um antisemitsiche „Eroberungen“ anderer Staaten zu verhindern), aber eben auch nicht dadurch legitimiert, dass anders wo Frauen unterdrueckt werden.
Der Widerstand gegen Unterdrueckungsverhaeltnisse mit den verschiedenen Schritten (Sofortmassnahmen - Widerstand gegen die Unterdrueckungsverhaeltnisse - Dekonstruktion von sozial kategorisierten Menschen - Gesellschaft freier Menschen in freien Vereinbarungen) ist immer und ueberall noetig - er kann nciht an einen Staat uebertragen werden. Und er legitimiert auch niemals die Unterdrueckungsmaschinerie Staat.


(Forts. und Bezug: grüner Text oben) Stimmt genau. Schutzraum gegen Diskriminierung - langfristige Perspektive ist aber doch, durch die Dekonstruktion von Geschlechterrollen die Diskriminierung zu beenden und die Schutzräume überflüssig zu machen. Und das sollte bei einer emanzipatorischen Position mitthematisiert werden. Zurück zum Israel/Palästina-Konflikt. Hier fehlt eine vergleichbare langfristige emanzipatorische Überlegung, zumindest hat sie nie eine Rolle gespielt und sie tut´s auch jetzt nicht.
Ich weigere mich aber, mich bei der Suche nach einer linken Perspektive ausschließlich in den Kategorien Volk, Staat und Nation zu bewegen, auch wenn diese definitiv nicht „immer ins Pogrom“ führen, wie es eine „linke“ Parole besagt. Aber genau das müßte ich tun, wenn ich mich einer der beiden „linken“ Positionen anschließen würde.
Ich denke, um eine linke Perspektive in diesem Konflikt zu finden und eine entsprechende Position einzunehmen, müßten neben eigenen Vorstellungen [freie Menschen - freie Vereinbarungen(?)] vor allem die Ansätze der israelischen und palästinensischen (radikalen) Linken (soweit vorhanden) stärker berücksichtigt werden, also zunächst nicht „die PalästinenserInnen“ und „die Israelis“ als homogene Gruppen mit jeweils einem (Volks?)Willen angenommen werden. (Letzteres sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein - wird trotzdem übergangen.)
Der nächste Schritt wäre, Brauchbares abzuchecken und danach Kompromisse einzugehen, vielleicht die Forderung nach Waffenstillstand und Friedensverhandlungen zwischen den VertreterInnen möglichst vieler gesellschaftlicher Gruppen auf beiden Seiten zu unterstützen. Auch über die Forderung nach der Gründung oder „besseren“ Ausgestaltung (Gesetze) eines/mehrerer Staaten ließe sich diskutieren, wenn das in Betracht kommt und wenn klar ist, daß weitergehende Ziele verfolgt werden. Das wären zwar keine linksRADIKALEN Forderungen, sie wären aber zumindest vereinbar mit einer emanzipatorischen Position, die Volk, Staat, Nation, Militär etc. in Frage stellt und diese nicht als Grundlage einer linken Perspektive annehmen.
2) Warum trete ich für Rehzi, den Konstruktivismus, den Individualismus und das Zwischenmenschliche und Spaßige an, in und um den linken Widerstand ein?
Aus folgenden Gründen:
a) Ohne die Bedeutung und Stringenz des historischen Materialismus und des „Seins“ zu schmälern, bin ich nach wie vor der Meinung, dass die Entscheidungen, Mehrheiten und Motivationen, die eben jenes „Sein“ auf eine „bombenfeste“ Basis stellen, im „Bewußtsein“ entstehen. Bewußtsein entsteht durch Erfahrungen. Erfahrungen sind immer subjektiv. 6 Milliarden Bewußtseine erschaffen Wirklichkeit - oder besser gesagt - eine Minderheit kann ihre Wirklichkeit erfolgreich in die Mehrheit der Bewußtseine pflanzen. Die „pastorale Macht“, die bis zum 16.Jh. die Kirche und die Religion allein hatte, flimmert uns nun durch MTV, American Dream, deutsche Tugend und Franz Beckenbauers Nationalelf in die Hirnrinde (ups, Polemik, sorry)... Milliarden und Abermilliarden werden dazu investiert, unsere Bewußtseine auf Linie zu trimmen. Diese Linie ist eine Wirklichkeit, nicht DIE Wirklichkeit. Das ist „unsere“ auch nicht (ob nun anarchistisch, sozialistisch, kommunistisch) und das ist irrelevant. Die „objektive Wahrheit“ - die es erkenntnistheoretisch nicht geben kann - hat eh keine Bedeutung für weltpolitische Entscheidungen, sondern nur die dominierende Wirklichkeitsvariante. Die ist je nach Ort, Zeit und Epoche verschieden. DIESE Meinung ist auch wieder nur eine Annahme und Konstruktion, an die ich glaube, weil sie für mein Bewußtsein die plausibelste ist. Konstruktivismus ist selbstreferentiell und somit beruhend auf einem logischen Paradoxon. Genauso wie der katgeorische Imperativ oder unsere implizite Forderung „Emanzipiert Euch!“ ein logisches Paradoxon ist. Ich kann Paradoxien gut ertragen, andere eben nicht.
b) Individualismus endet bei mir nicht innerhalb der Linken. Will sagen - es gibt Geschäftsmenschen, Jurastudenten, Kiffer, Slacker, Erfolgsfreaks, Politische, Unpolitische, Radikale oder ReformistInnen, die ich liebe und gern habe und die meine Freunde sind. Es gibt Charaktereigenschaften, die mir 1000mal wichtiger sind als eine politisch korrekte Linie und es gibt bei mir ein grundsätzliches Einlassen auf jede Meinung und jede Wirklichkeit jedes Individuums, dass mir mit Respekt und Fairness begegnet.
c) Ich halte es für völlig legitim, dass Menschen nicht schuldgebeugt und gramvoll Ihr kurzes Leben durchleiden, sondern irgendwie Ihr Glück finden und positive Gefühle fühlen wollen. Wenn das schon konterrevolutionär ist oder gar „repressive Toleranz“ meinerseits, hat das nichts mit meinen Vorstellungen von einem freien Leben zu tun.
d) Ich bin davon überzeugt, dass wir mindestens 80% der Bewußtseine vom „unserer“ Wirklichkeit überzeugt haben müssten, damit so etwas wie eine Revolution auch nur denkbar wird. Andernfalls stürzen wir als Minderheit mit Waffengewalt ein System, dass die Mehrheit noch will. Und was machen wir dann mit den BürgerInnen, die Ihr bequemes Leben und Ihren Burger King wieder haben wollen? Auf Linie bringen?

Deshalb MUSS da draußen Überzeugungsarbeit geschehen und nicht internes Theoriegewichse und Eiertanz unter Insidern.
Diese Überzeugungsarbeit muss meines Erachtens folgende Elemente haben:
  • STRÖMUNGSÜBERGREIFENDE „EINHEIT DER VIELFALT“
    Infozeitungen, Flugblätter, Reader und Propagandamaterial sollten Pakete sein, in denen wir eine gemeinsame Kritik an den Zuständen äußern und den Menschen unsere verschiedenen Lösungsansätze (libertär, sozialistisch, anarchistisch, kommunalistische etc...) ANBIETEN, auf dass sie sich Ihre eigene Meinung bilden sollen.
  • PROFESSIONELLE VERMITTLUNGSFORMEN
    Ich habe keine Skrupel, Öffentlichkeitsarbeit genauso professionell zu machen wie es unsere Gegner tun. Oder glaubt Ihr, der Erfolg des Kapitalismus beruht auf Zufall? Nein, die Prinzipien der Rhetorik, der Suggestion und der Zielgruppendifferenzierung sind Erfolgsrezepte, die wir nicht tabuisieren, sondern nutzen sollten. Wer jetzt „Manipulation“ schreit, dem sei gesagt - wir benutzen diese Rezepte unbewusst jeden Tag und wir lassen uns auch durch sie einwickeln - auch und gerade in unserer durch verborgene Machtmechanismen durchzogenen Szene. Deshalb ist es keine Schande, sondern persönliche Emanzipation, die offenen Quellen dieser Techniken zu studieren und sie selber zu benutzen. Mehr noch - ohne diese Waffen haben wir keine Chance. Und für eine bessere Welt nutze ich sie gerne...
  • ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN
    WENN WIR - und das muss doch mal klar gesagt werden - feststellen, dass wir gar nicht gemeinsam arbeiten können, weil nunmal ein emanzipatorisch-anarchistischer Ansatz mit einem sozialistisch-hierarchischen nicht zusammengehen KANN. Wenn wir feststellen, dass wir untereinander in manchen Fragen DIAMETRALE Grundsätze haben. Dann darf es auch kein Tabu mehr sein, eben getrennte Wege zu gehen anstatt sich unter einem Pseudobanner der Gemeinschaft zusammenzuraufen.

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