Offener Raum

DER HEIMLICHE LEHRPLAN

Versteckte Diskriminierung von Mädchen im Schulalltag


1. Geschlechtersozialisation in der Schule
2. Die Geschlechterhierarchie in der Schule
3. Versteckte Diskriminierung von Mädchen im Schulalltag
4. Rollenklischees in Schulbüchern
5. Literaturverzeichnis

Bei Unterrichtsbeobachtungen und empirischen Untersuchungen zum LehrerInnenverhalten gegen über Mädchen und Jungen kam heraus, daß Mädchen und Jungen in den Interaktionen des Unterrichts unterschiedlich beachtet werden: Die Forschungsergebnisse aus England, den USA, Skan dinavien und der Bundesrepublik zeigen übereinstimmend, daß sowohl weibliche als auch männliche Lehrkräfte Schülern mehr Aufmerksamkeit entgegenbringen als Schülerinnen. Zwei Drittel der Aufmerksamkeit für die Jungen weist sich als der Normalfall aus, so daß nicht nur die Jungen selbst sondern auch di eLehrerinnenund Lehrer sowie die Mädchen das Gefühl einer Bevorzugung haben, wenn dieses Verhältnis zugunsten der Mädchen verändert wird. Eine Beobachtungsstudie von Frasch und Wagner zeigte 1982, daß auch positive und negative Rückmeidungen unterschiedlich verwandt werden je nachdem, ob sie an Mädchen oder Jungen gerich tet sind: Jungen werden von Leh em und Lehrerinnen häufiger aufgerufen - sowohl mit als auch ohne vorheriges Melden - sie werden häufiger gelobt und vor allem aufgrund von Disziplin verstößen getadelt, sie haben mehr Blickkontakte mit den Lehrpersonen, mehr räumliche Nähe, sie erhalten mehr Rückfragen und Rückmeidungen. Selbst die Erwartung, daß sich im Fach Deutsch die Benachteiligung für Mädchen aufgrund des ihnen zugesprochenen Begabungsvorsprungs verbessert, bestätigt sich nicht. Die SchülerInnen müssen während ihrer schulischen Laufbahn ständig dem Prozeß des Beurteiltwerdens stellen. Dabei erfahren Jungen viel häufiger die Rückmeldung, daß ihre Leistun gen auf Begabung zurückgeführt werden. Die Mädchen erhalten dagegen die irrelevante Rückmeldung, daß ihre Leistungen auf Anstrengung, Fleiß und ordentliches Arbeiten attribuiert werden. so mit besteht die Gefahr, daß die Mädchen ihre intellektuellen Fähigkeiten in Frage stellen.

Die gleichen Auswirkungen dokumentiert eine Längsschnittuntersuchung von Marianne Hortskemper: Zu Beginn der Sekundarschulzeit zeigen Mädchen wie Jungen ein nahezu gleiches Selbstwertgefühl. Bereits am Ende der Sekundarstufe I haben Mädchen jedoch ein deutlich niedrigeres Selbstbewußtsein als Jungen. Bleibt als Ergebnis festzuhalten: Mädchen beenden ihre Schulzeit, trotz durchschnittlich besserer Leistungen mit einem geringeren Selbstbewußtsein als Jungen und mit einer unangemessen niedrigen Selbsteinschätzung in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit selbst in ihren Domänen. Jungen dagegen neigen zur Selbstüberschätzung.

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