Offener Raum

AKTION

Bikini Kill - Teil der Revolution


1. DIE RIOT GRRRLS
2. Riot Grrrl Manifest
3. Konstruktion 1: Ein bloßer Name für eine Idee
4. Vereinnahmungen durch Forschung
5. Bikini Kill - Teil der Revolution
6. EUROPEAN CHAPTERS
7. Ähnliche Artikel

„Bikini Kill is more than just a band or a zine or an idea, it's a part of the revolution. The revolution is about going to the playground with your best girlfriends. You are hanging upside down on the bars and all the blood is rushing to your head. It's an euphoric feeling. The boys can see our underwear and we don't care“

(Bikini Kill ‘A Color & Activity Book’ Zine ).

(Der Name Bikini Kill sei vom Bikini-Atoll abgeleitet, dort haben die USA ein „grausames Verbrechen“ sagt Kathleen Hanna)

Die Mitglieder der Band sind neben Kathleen Hanna als Sängerin:
Kathi Wilcox am Bass, Tobi Vail, Schlagzeug, und Billy Karren an der Gitarre. Bikini Kill ist ein Projekt, die Band ist ein Teil davon. Außerdem produzieren die Frauen noch perse Fanzines.
Kathleen Hanna wird von den Medien die Rolle der Anführerin einer Bewegung, die sich Riot Grrrls nennt zugeschrieben.
Sie hält davon nichts: In ihren Augen sind alle gleich, und die gleichgesinnten Frauen (jene mit den gleichen Interessen) haben sich zusammengetan um gemeinsam etwas zu machen.

Kathleen Hanna’s „policy“: antihierarchisierendes Prinzip. Das erinnert an die 70er Jahre: da gab es die Auffassung in manchen Frauengruppen, daß alle Frauen gleich seien und jede alles (lernen) könne.
Kathleen Hanna sieht die Gemeinschaft zwischen Mädchen, die Solidarität untereinander als maßgeblich für ein „Existieren“. In einem Interview sagt sie: „We’re members of a community, and without this community, we don’t exist“ (Kathleen Hanna in Juno 1996, S. 99).
Kathleen Hanna hat durch ihr politisches Engagement und durch ihre Bühnenauftritte ein großes Publikum und einen großen Bekanntheitsgrad erreicht. Von den Frauen, die sie unter anderem bei Musikfestivals traf, wollte sie wissen, wie ihr Leben durch die Tatsache, Frau zu sein, beeinflußt wurde.

Kathleen Hanna sieht in der von ihr mitinitiierten politischen Frauengruppe „Riot Grrrls“ die neuen Feministinnen. „Bikini Kill“ entsteht motiviert von der Gemeinsamkeit mit anderen. Die Texte handeln von sexuellem Mißbrauch und männliche Herrschaft.

(aus dem Lied der gleichnamigen CD: double dare ya:
„(...)You're a big girl now
You've got no reason not to fight
You've got to know what they are
Fore you can stand up for your rights
Rights, rights? You DO have rights(...)“ und aus dem Lied der CD: Pussy whipped:
„(...) These are my tits yeah
And this is my ass
And these are my legs
Watch them walk fuckin away
These are long nails to scratch out yr eyes(...)“

Eine Legende zur Namensgebung „Riot Grrrls“
Die Schlüsselszene für die Zeitungsgründung der „Riot Grrrls“ ist nach Meinung von Kathleen Hanna die Ermordung eines schwarzen Mannes durch zwei Polizisten aus D.C., USA, danach soll eine ihr bekannte Musikerin und Schriftstellerin den Ausspruch getan haben: „We need a girl riot now!“ Es sollte keine ‘Schwarze-gegen-Weiße-Politik’ werden, sondern „we should all be rioting!“ (vgl. Juno I, 1996, S. 98). Daraufhin haben Allison und Molly (beide von der Band Bratmobile) vorgeschlagen, eine Zeitung mit dem Namen „Riot Grrrl“ herauszugeben:

Durch Zeitungen von Mädchen für Mädchen wurde die Musik der Frauenpunkbands, regional bekannt gemacht. Darüber hinaus gab und gibt es im Internet „ezines“, das „e“ Die Idee der „zines“ kommt aus der Punkbewegung. Zeitungen als Mittel von Informations- und Meinungsverbreitung finden sich seit den 80ern im Punk (vgl. Ott 1983).

Auch in der Materialsammlung von Weingartner und Baldauf finden sich verschiedenste Exemplare von Fanzines aus den ganzen USA. Schon die Namen stellen eine Position gegen das brave Mädchensein dar: „Riot Grrrl. NYC, issue 6, april 1993“, "A Color & Activity Book" from Bikini Kill Zine , “Princess. You know who you are“, „Skunk: Girl Trouble Publication’ Summer 1995“, „Bamboo Girl, NYC“, „Nice Catch“.
Inhaltlich variieren die Zeitungen. Im wesentlichen gibt es drei Arten: die politischen Fanzines, die sich gegen Mißbrauch und Gewalt einsetzen, die Musik-Fanzines, die die Bands und ihre Mitglieder beschreiben, Interviews und Songtexte abdrucken, und die Comics. Alle sind auf einfachste Weise, meist von mehreren Mädchen (einer regionalen Gruppe) gestaltet und haben kleine, selbst-kopierte Auflagen.

Die Band Bikini Kill ruft in ihren Fanzines die große Mädchenrevolution aus. Eine Strategie, um revolutionsfähig zu werden, lautet, das eigene Selbstbewußtsein aufbauen, aber nicht auf Kosten der anderen Mädchen.

„I'm so sure that lots of girls are also in revolution and we want to find them. Sure our revolution has a lot to do with making ourselves important enough to start a revolution, but we also don't care about this... Because what makes us feel good without hurting others IS good“

(aus: ‘A Color & Activity Book’, Zine )

In einem Fanzine des Bandprojektes Bikini Kill findet sich folgende „Checkliste“. Regeln, Punkte aus einem Manifest:

„Burn down the walls that say you can't.
Be a dork, tell your friends you love them.
Resist the temptation to view those around you as objects & use them.
Recognize empathy and vulnerability as positive forms of strength.
Resist the internalization of capitalism, the reducing of people & oneself to commodities,
meant to be consumed.
Resist psychic death.
Don't allow the world to make you into a bitter abusive asshole.
Cry in public.
Don't judge other people. Learn to be yourself.
Acknowledge emotional violence as real.
Figure out how the idea of competition fits into your intimate relationships.
Decide that you'd rather learn stuff than prove you're right all the time.
Believe people when they tell you they are hurting or are in pain.
Recognize you are not the center of the universe.
Recognize your connection to other people and species.
Make additions to this list and/or think about why you don't agree with/some of what I've written.
Don't assume people invent pain in order to manipulate you or make you feel bad.
Close your mind to the propaganda of the status quo by examining its effects on you, cell by artificial cell. Trust“
(aus: Bikini Kill Zine ).

Die Autorinnen fordern die Leserin auf:
zu glauben (believe),
zu machen (make),
zu erkennen (recognize, acknowledge),
zu entscheiden (decide),
Widerstand zu leisten (resist).
Neben der Aufforderung, dem Kapitalismus und seiner „internalisierbaren Propaganda“ zu entsagen, stehen Aufforderungen, sich selbst nicht als „Zentrum der Welt“ zu betrachten. Die Mädchen sollen der Umwelt mehr Bedeutung verleihen und Menschen (in ihrem Schmerz) ernst nehmen. Gebote und Verbote versuchen, den Mädchen einen Weg aus dem eigenen „Gefängnis des Selbst“ zu zeigen, um dem „psychischen Tod“ zu entgehen. Denn zu schnell wird man von der Welt zu einem „bitter abusive asshole“ gemacht.

Die Liste der Verbote ist eine Aufzählung von ernsten, teilweise moralischen sozialen Reglements, wie sie auf einigen Riot Grrrls Seiten zu finden sind.

Konstruieren sich die Riot Grrrls eine eigene Mädchen/Frauenidentität, bleiben sie bei Begriffen wie Geschlechtsidentität und Frau-Sein?

Was der Postfeminsimus von den Riot Grrrls abgelesen hat:
Ich habe mir überlegt, wie ich diesen Theoriebezug bringen kann, ohne ganz ausholen zu müssen: …und das ist nun was dabei herauskam:
Ich spring mitten in die feministische Debatte Mitte der 90er:
Einige Begriffe erkläre ich vorweg:
1. Die Postmoderne: Der Begriff der Vielfalt findet sich in der Postmoderne, die Vielfalt soll gerade jene dichotomen Beschreibungen der Geschlechter auflockern, die in ihren Strukturen eine Festschreibung der Macht beinhalten. Durch eine binäre Sicht-, Beobachtungs- und Erklärungsweise werden Schemata wie ja/nein, gut/böse, Mann/Frau konstruiert. Laut Marie Luise Angerer ist die Postmoderne eine Sensibilisierung in bezug auf Differenzierungen und Reformulierungen, was für den Postfeminismus ein Überdenken der Kategorien „Körper/Identität/Geschlecht/sexuelle Differenz“ (Angerer 1994, S. 4) und ihrer Zusammenhänge bedeutet.

„Ist ‘postmodern’ ein Name, den man sich selbst zulegt, oder wird dieser Titel eher jemandem zugeschrieben, wenn er oder sie eine Kritik des Subjekts oder eine Diskursanalyse vorlegt oder auch die Integrität und Kohärenz der totalisierenden Gesellschaftsbeschreibungen in Frage stellt?“

(Butler 1993, S. 31)

2. Poststrukturalismus: Ausgehend von der Konstruktion der zwei Geschlechter unter phallogozentristischen Vorstellungen, das heißt, daß Frau-Sein ausschließlich entlang eines Mann-Seins entwickelt wird und dadurch seine Bedeutung bekommt, wird die weibliche Identität zum Anderen, eine Art Gegenstück. Frauenidentität ist demnach Identität, die all jene Charakteristika umfaßt, die nicht Teil der männlichen Identität sind. Frau ist Nicht-Mann. (Lacan)
Poststrukturalisten sind: (französische Historiker Michel Foucault und der Psychoanalytiker Jacques Lacan)

3. Die Natur der Frau existiert nicht. Die Natur, mit der man versuchte, durch Tatsachen und Eindeutigkeiten Ordnung in die Welt (der Reproduktion) zu bringen, wurde entmystifiziert und als diskursive Konstruktion für den Umgang mit dem Chaos dargestellt, jederzeit dekonstruierbar und (von den Frauen) aktiv veränderbar. (Jacques Derrida, Dekonstruktion. Auf Heidegger geht der Begriff zurück und zwar: kritisch Würdigen, nicht zerstören...) Durch die Methode der Dekonstruktion sollen neue Sichtweisen auf scheinbar „feste“ Strukturen gerichtet werden.

„Wenn ich nicht mehr den stabilen Rahmen, die prinzipielle Unterschiedlichkeit der zwei Geschlechter, sondern ihre Gewordenheit, ihr Werden, ihr sich auch im Darüber-Reden immer wieder Konstituieren zum Hintergrund meines Redens, Denkens und Forschens mache, komme ich vielleicht ganz anderen Zusammenhängen auf die Spur“

(Schelke 1994, o. S.).

Die Poststrukturalistin Judith Butler stellt sich gegen die bisherigen feministischen Theorien über Geschlechterkategorien. Die biologische Kategorie und die soziale Kategorie Geschlecht seien beide Konstruktionen des diskursiv gesteuerten Blicks.
Butler ist gegen die Verwendung von Geschlecht als Analysekategorie, um Geschlechterhierachien nicht zu stützen. Es sei die geschlechtliche Vielfalt der sogenannten Randgruppen (Homosexuelle, Transsexuelle, Transvestiten etc. auch queer genannt) die Argument für bereits existierende Identitäten jenseits der Zweigeschlechtlichkeit darstellt.
Travestie ist die Parodie der Geschlechterrollen und stellt für Butler auch einen subversiven Umgang mit dem Geschlechterzwang in der Gesellschaft dar.

Die feministische Debatte: Die feministische Forschung hat sich im Spannungsfeld zwischen Postmoderne- und Modernediskussion der Kritik stellen müssen, daß Feminismen die ungleiche Machtverteilung zwischen den Geschlechtern unterstützten, da sie von einem Subjekt Frau ausgehen. Dieses Subjekt Frau sei jedoch, ein Konstrukt des bisherigen Systems und diene der Machterhaltung.

Judith Butler steht am Podium Deutscher Universitäten und spricht über die Performanz von Normen, die Geschlecht erzeugen: Sie stellt sich kritisch gegen die Trennung von Geschlecht in: Geschlechtsidentität (gender) und biologischem Geschlecht (sex).
Besorgt verfolgen Feministinnen der vorherigen Theoriegeneration die Reden und besorgt erblicken sie die Erleichterung in den Gesichtern der Studentinnen: „wenn alles dekonstruiert werden kann, dann is eigentlich auch nix fix, dann ist es nicht wichtig, das richtige, das wahre zu suchen, dann kann jede so sein wie sie will…“
Anders als bisherige Patriarchatskritik war, dass Butler noch eine Ebene tiefer ging, denn bisher wurde auch kritisiert, dass Geschlechterkategorien benutzt wurden, um gesellschaftliche Sanktionen, Oppositionen zu prägen. (Evelyn Fox-Keller 1995)…Ich denke, davon geht auch J. Butler aus, doch die Ebene, die sie tiefer geht ist, daß sie stellt die Geschlechtskategorien in ihrer gesamten Existenz in Frage.
Performance – Performanz, diesen Begriff nimmt Butler und meint, angelehnt an die Poststrukturalisten: Lacan etc... auch angelehnt an Foucault: Geschlechternormen, ja auch der Körper als geschlechtlicher Körper kommen durch das Wiederholen der Normen zustande. Normen werden durch Benennungen durch Begrifflichkeiten also durch Sprache erzeugt, materialisieren sich durch das Wiederholen...
Wo hat sie das her? Judith Butler schaut auf die sog. queer Szene, (unter dem Begriff queer zusammengefaßt sind (Lesben, Schwule, Transvestiten, Transsexuelle, u. a.) (vgl. von Hoff 1994, S. 44; vgl. Kapitel 3.5.) In dieser Szene beobachtet sie den parodistischen Umgang der Personen mit Geschlechtidentität und kommt zum Schluß: wenn die das so parodieren können, kann es doch sein, dass auch die angebliche „echte Geschlechtsidentität“ schon eine Parodie ist!

, wo ist die Anbindung an die Rgs? 1. Auch in der RG Szene gibt es eine queer Szene
Tribe 8

ich wiederhole ihre Theorie nocheinmal:
Butler bearbeitete das Phänomen der Transsexualität, aber auch der Travestie, um ihre These verständlich zu machen: Sie sieht Travestie als subversive Äußerung zur „geschlechtlich bestimmte(n) Identität“ (Butler 1991, S. 201). Durch die widersprüchlichen Aussagen die nebeneinander Wahrheitsanspruch erheben (ich bin im falschen Körper geboren, mein Köper ist weiblich, aber ich fühle mich männlich) werden Aussagen zur Geschlechtsidentität zum sein wollen u. nicht sein wollen zur Parodie.
Ich habe in Texten der Lieder von Tribe8.solches Ausgangsmaterial für Butlers Theorie gefunden:

Über das Lied „Wrong Bathroom“
sagt ein Bandmitglied: „It’s about going into a truck Stopps, denny’s and side-of-the-rad-America, and being told that the men’s room is down the hall!“ (Juno 1996, S. 36). „Pull into the truckstop cuz I have to take a leak/ everybody's staring at me like I'm some kind of freak“

(Was heißt Tribe 8? play on words: "Tribidism" is what people think lesbians do, which is humping on something to get-off. (tribidism: wo women rub their vulvas together, resulting in exquisite sexual pleasure)

“Butch in the Streets”
“but don’t let all those muscles fool you
she’s a walkin’ paradox in her jeans and her docs
sportin’ big ugly tattoos
she’s butch in the strees femme in the sheets”
(Album: Fist City 1995)

mehr über die Butlersche Theorie
Ich bin der Meinung, daß man Butler verstehen kann, wenn man in die queer Szene schaut anders ist es jedoch mit der RG Szene , den Mädchengruppen, die zines herausgeben, hier finde ich Wünsche und Vorschläge, die Geschlechtsidentität schon nach dem Muster Mann/Frau produzieren... (Performativität, etc.. bei mir S. 59-66 u. zusammenfassend S.71

bei Facebook teilen bei Twitter teilen

Kommentare

Bisher wurden noch keine Kommentare abgegeben.


Kommentar abgeben

Deine aktuelle Netzadresse: 3.140.198.3
Name
Kommentar
Smileys :-) ;-) :-o ;-( :-D 8-) :-O :-( (?) (!)
Anti-Spam