Offener Raum

VERKÜRZTE DEUTSCHLANDKRITIK + NATIONALE IDENTITÄTSSTIFTUNG + HASS AUF "LINKE"

Kritische Texte über antideutsche Strömungen

Jeder Nationalismus ist scheiße. Und jeder Glaube an höhere Instanzen - ob Götter oder der Gemeinwille des Volkes. Ob islamistische Führer zum Mord an Schriftstellern aufrufen oder israelische Parlamentsabgeordnete zum Mord an Friedensaktivisten, ist kein Unterschied. Die Alternative ist nicht der Wechsel des Staates, den mensch toll findet, sondern die Ablehnung jeder Form von Herrschaft.

So populistisch, dass es eher der AfD gleicht ...
Thomas Maul ist Redakteur der antideutschen Zeitung Bahamas - und zeigt, wie weit inzwischen die Schnittmengen zu Rechtsradikalen geworden sind. Da muss mensch nicht mehr nur über Jürgen Elsässer den Kopf schütteln, der ebenfalls vom Links- zum Rechtsradikalen gewandelt ist.

Aus: Neues Deutschland am 1.6.2018
Der Referent auf dem Podium sagt dann Dinge wie, er würde Rednern der AfD und ihrer Polemik »weitgehend zustimmen«. Und: Die AfD sei »die einzige antisemitismuskritische Partei im Deutschen Bundestag«. Maul kritisiert weiter das herrschende Linkskartell und lobt die Flüchtlingspolitik von Viktor Orban.

Aus "Rechts als links vermarktet", in: Junge Welt am 2.7.2018 (S. 4)
Hintergrund ist die Veranstaltungsreihe »70 Jahre Israel« im Frühjahr. In ihrem Rahmen dieser referierte auch der Autor der »antideutschen« Zeitschrift Bahamas, Thomas Maul. Zunächst sollte er in der Leipziger Universität auftreten. Die zog ihre Einwilligung zurück, nachdem Maul eine Rede von AfD-Chef Alexander Gauland zum Thema Israel auf seiner Facebook-Seite verbreitet hatte. Die AfD erscheine, schrieb Maul damals, »objektiv als einzige Stimme der Restvernunft«. Sie sei von »Wahrhaftigkeit« geprägt und werde »wahnhaft dämonisiert«. Nach der Absage sprang das Conne Island bereitwillig ein. Dort wurde Maul am 28. Mai noch direkter: Zu Recht lobe Beatrix von Storch (AfD) die repressive Flüchtlingspolitik Viktor Orbans in Ungarn, erklärte er. Und: Da wahrer Antifaschismus der Antiislamismus sei, mache »die AfD eine antifaschistische Volksfront überflüssig«.
Aus Sicht der Initiative sind solche Äußerungen nur »der traurige Höhepunkt einer jahrelangen Rechtsentwicklung«. Sprecherin Marina Hinrichs sagte am Freitag gegenüber jW: »Die Zeitschrift Bahamas gehört im Conne Island schon lange zur Pflichtlektüre.« Besonders fragwürdig sei auch die Rolle von Bahamas-Autor Sören Pünjer, der von 1992 bis 2001 Geschäftsführer im Conne Island war, »aber bis heute dort ein und ausgeht«. »Er promotete schon vor Jahren die rechtsextreme Hooligangruppe ›English Defence League‹ und die rechtspopulistische FPÖ in Österreich«, erklärte Hinrichs. Auch auf der Webseite »3D.antideutsch.com« machte Pünjer in einem undatierten Interview keinen Hehl aus seiner Gesinnung. Darin bezeichnet er Neofaschisten als »von links Getriebene«, was Demonstrationen gegen sie »immer lächerlicher und überflüssiger« mache.

Auf seiner Facebook-Seite teilte Maul den Mitschnitt einer Gauland-Rede (Bundesvorsitzender AfD) und lobte diese mit den Worten:
Immer wieder erscheint die AFD objektiv als EINZIGE Stimme der Restvernunft im Deutschen Bundestag, zuweilen gar als parlamentarischer Arm materialistischer Ideologiekritik, wofür die inzwischen einigermaßen bekannte Rede Gaulands zur Gründung Israels ja nur ein Beispiel von vielen ist. Wem das missfällt, wer die Wahrhaftigkeit der „Rechtspopulisten“ bezweifelt und von bloß "erfolgreichen Selbstinszenierungen" ausgeht, der müsste wenigstens die zur Schau gestellte Unvernunft des herrschenden Linkskartells als Bedingung der Möglichkeit dieses Erfolges anprangern, statt mit Dämonisierung der AFD dem allgemeinen Wahn weiter zuzuarbeiten. Dass den Hysteriker schon simpelste Einsichten überfordern, ist allerdings auch nichts Neues…

Im Original: Wer ist der Antideutscheste im Land?
"Konkret im Krieg" (aus: Gegenstandpunkt 2002)
Das kokette Wortspielaus der Märznummer der Zeitschrift ist ernst. Anlässlich desgroßen Krieges, mit dem die USA auf die Anschläge des 11. Septemberantworten, um ihre letzten staatlichen wie nichtstaatlichen Feinde auszulöschen,ist in der "konkret”-Redaktion ein kleiner Krieg ausgebrochen, dem sichdas Blatt begeistert hingibt: Endlich wieder einmal eine Großkontroverse,bei der sich so richtig gefetzt wird. Aneinander geraten sind Autoren,die zusammen das antideutsche Lager bilden; jetzt kommen sie - nach wievor eines Geistes - zu der Erkenntnis, dass es sich bei ihrem jeweiligenWiderpart nur um eines handeln kann: um Deutsch-Nationalismus, Populismus,Antiamerikanismus, Antisemitismus, Verrat und um die mehr oder wenigerverhohlene Rückkehr eines Antinationalen in den Schoß der Volksgemeinschaft. 
Da findet ein noch lange nicht erledigterWeltkrieg neuen Typs statt, amerikanische Bomben verwüsten, was vonAfghanistan noch geblieben war; deutsche Hilfstruppen stellen sich an wenigstens4 neuen Fronten auf, Israel reiht sich in Bush's "Krieg gegen den Terror”ein und vernichtet die palästinensischen Ansprüche auf eineneigenen Staat - angesichts all dessen tun "konkret”-Autoren, was sie immertun: Sie reden über sich, darüber, wo sie stehen, und erlassenImperative bezüglich dessen, was sich für "die deutsche Linke”in dieser Lage gehört - nunmehr halt entgegengesetzte. 

Der gemeinsame Boden des Redaktionskriegs: Moralische Dienstanweisungen an "die Linke”
Wie eh und je handeln "konkret”-Artikel, wenn sie Tatsachen des Kapitalismus und Imperialismus zum Gegenstand machen, nicht vom Was und Warum derselben. An die Stelle der Ermittlung der Gründe und Zwecke weltpolitischer Großtaten setzen sie die Einschätzung der moralischen Situation: Sie teilen ihren Lesern mit, wo der Feind steht und wie das Objekt der allfälligen Solidarität heißt - kurz, wie der aufrechte Linke sich zu positionieren hat. Denn Stellung zu beziehen, sich auf eine Seite zu schlagen, den Guten die Stange zu halten und den Bösen eine Verurteilung hinterher zu rufen - das gilt in ihren Kreisen als politische Praxis und als der praktische Nährwert aller Theorie. Um Missverständnissen gleich vorzubeugen: Selbstverständlich führt Einsicht in die politischen und ökonomischen Zwecke, die in einem Konflikt am Werke sind, zu einer begründeten Parteinahme - nur eben oft genug nicht für eine der im Streit liegenden Parteien und Alternativen, sondern zur Ablehnung beider. Eine solche Konsequenz erschiene den Machern von "konkret” jedoch unnütz und unpraktisch; sie fühlten sich "außer der Welt”, unbeteiligt und unwichtig, wenn sie sich nicht an ein prozessierendes Gutes anhängen und ein bereits in die Schusslinie real existierender Mächte geratenes Böses hassen könnten. Sie finden in jeder Konfrontation eine ihrer Solidarität und eine ihres Hasses würdige Seite und pflegen so den Schein von praktischem Eingemischt-Sein, auch wenn ihren hochtrabenden Phrasen vom Kampf, vom Schmieden einer Sperrminorität gegen ... , vom Nicht-Zulassen, dass ..., und vom Verteidigen von ... nichts weiter folgt. Natürlich muss man sich für den Schein eingreifender Parteinahme dann auch auf die vom Imperialismus jeweils angebotenen Alternativen und Fronten einlassen, einerseits wenigstens. Andererseits nämlich hat die Frontstellung, die "konkret”-Autoren sehen und in der sie für und gegen wirkliche weltpolitische Akteure Partei ergreifen, mit deren imperialistischer Konfrontation nichts zu tun; man nimmt die Interessen, die im Kampf liegen, gar nicht zur Kenntnis, sondern setzt an ihre Stelle eine höhere Bedeutung, die man ihnen ziemlich freihändig beimisst - und positioniert sich entsprechend dieser Deutung.

1. Schluss mit dem Antiimperialismus von gestern!
So markiert für den Herausgeber der Zeitschrift, Gremliza, der Golfkrieg von 1991 eine historische Zäsur, die eine Neu-Orientierung der Linken verlangt. Zur Erinnerung: Damals haben die USA den Irak vernichtend geschlagen und ihm das Ölscheichtum Kuweit wieder abgenommen, das der kurz davor besetzt und annektiert hatte. Damit haben sie den Versuch eines volkreichen Ölstaates, sich zu einer Regionalmacht aufzuschwingen, beendet, statt seiner sich als beherrschende Militärmacht in der Ölregion etabliert und unter dem Titel "neue Weltordnung” darauf hingewiesen, dass sie in Zukunft generell auf diese Weise als Weltordnungsmacht zu verfahren gedenken. Im Stil eines Geschichtsphilosophen nimmt Gremliza das damalige Gemetzel als Aufführung eines Lehrstücks zur Kenntnis, das Bedeutung transportiert und der Welt eine Botschaft mitteilt. 
"Das erste große Spektakel, das der Welt ihren neuen Zustand vorführen sollte, war der Golfkrieg des Jahres 1991. Er offenbarte, dass der Antiimperialismus seine bis dahin selbstverständliche moralische Deckung verloren hatte; dass mit Deutschland ein Akteur in die Weltpolitik zurückgekehrt war, der die USA schon einmal an Bösartigkeit aufs Unvergleichlichste übertroffen hatte und wieder übertreffen würde; und dass eine Linke, die ihre letzte realpolitische, weil realsozialistisch geförderte Potenz verloren hatte, sich neu orientieren müsste im neuen Kalten Krieg zwischen Deutsch-Europa und den USA.” (H.L. Gremliza: Eine Zäsur findet nicht statt, in: Konkret 3/02, 17) 
Was ist und an wen richtet sich die Botschaft des Golfkriegs? Na klar: An "die Linke” - und der offenbart dieser mitteilsame Krieg, dass sie sich mit ihrer überkommenen Imperialismuskritik gründlich umzustellen hätte. Und das nicht aus dem banalen Grund, weil seither eine neue "Weltlage”, eine so vorher nicht da gewesene Art von imperialistischem Vorgehen auf der Tagesordnung steht, der also auch Analyse und Kritik zu gelten haben, sondern weil den bislang üblichen Einwänden ihre "moralische Deckung” abhanden gekommen wäre. Wie kommt er auf so etwas? Das fehlte ja gerade noch, dass, wer etwas gegen die Zustände einzuwenden hat, sich vorher ein moralisches Guthaben besorgen müsste, bei einer "realpolitisch” relevanten Instanz womöglich! Der Chefredakteur scheint "Antiimperialismus” allerdings wirklich nur als moralische Einstellung zu kennen, als Unterscheidung zwischen gut und böse im Weltgeschehen, die ihre Rechtfertigung sonst woher, aber jedenfalls nie und nimmer aus einer richtigen Erklärung des Imperialismus bezieht. Woher dann? Ganz einfach: aus dem, was die Kriege uns erzählen, die richtigen wie die "kalten”, die die wichtigen Staaten auf der Welt gegeneinander führen. Die geben mit ihrer Gewalt die Alternativen vor, auf die es ihnen und deswegen in der Welt wirklich ankommt; und deswegen - meint der "konkret”-Herausgeber - muss und kann es auch den Linken bei ihrer Parteinahme auf keine anderen Alternativen ankommen als diejenigen, die die relevanten Militärmächte mit ihren Drohungen und Schlächtereien gegeneinander eröffnen. Also heißt es angesichts der mit dem Golfkrieg neu aufgemachten Gegensätze für "die Linke”, sich neu entscheiden, ihre Parteilichkeit neu verteilen. 
Für einen Zeitschriften-Autor, der sich selber als Mentor "der Linken” versteht, ist das eine interessante Einstellung. Dass "Linke” mit ihrem Antiimperialismus und ihrer "Systemkritik” womöglich im Sinn haben könnten, den Alternativen, die die Staatsmächte ihnen vorknallen, den Feindschaften, in die ihre Obrigkeiten sie hineinreiten, überhaupt dem eingerichteten Gewalthaushalt auf der Welt mitsamt seinen politökonomischen Gründen eine Absage zu erteilen, ist ihm offensichtlich völlig fremd. Er nimmt sich bei aller demonstrativen Intellektualität noch nicht einmal die intellektuelle Freiheit, von den Kontroversen, die die Staaten gegeneinander aufmachen, geistig einen Schritt zurückzutreten, sich die Interessen klarzumachen, die da unversöhnlich aufeinander prallen, sich ein objektives Urteil darüber zu bilden und dann auch mal ein anderes Ergebnis gelten zu lassen als die Zustimmung zu einer der beiden Seiten. Den Anspruch auf parteiliche Anerkennung, den alle Mal beide Kampfparteien in einem politischen Streit erheben, nimmt er so ernst, dass er "in seiner Eigenschaft als Moralwachtel "der Linken” die Verpflichtung verspürt, eine dieser Seiten zumindest für das kleinere Übel zu halten und der die moralische Sympathie zu erklären. Das ist für ihn sittlich geboten; "realpolitisch” ist es zugleich auch; und nichts anderes kann er sich als "die Sache der Linken” vorstellen als: den realen Mächten in deren Kämpfen aus höherer moralischer Warte die Daumen zu drücken bzw. eine Niederlage an den Hals zu wünschen. 
Völlig klar, dass mit dem Golfkrieg hier eine neue Entscheidungssituation gegeben ist. Früher, meint Gremliza, mag es manchem selbstverständlich vorgekommen sein, für die Opfer des Imperialismus Partei zu ergreifen; denn immerhin stand irgendwie die realsozialistische Weltmacht hinter einer solchen "Option”, und so haben sich "Linke” nicht gleich lächerlich gemacht, wenn sie contra USA und pro Dritte Welt auf der richtigen Seite zu stehen glaubten. Heute kann er diese Einstellung, in der er rückblickend eigentlich nicht mehr als eine nur scheinbar selbstverständliche moralische Attitüde erkennen mag, aber gar nicht mehr billigen: Nicht er, die Weltlage höchstpersönlich verbietet das. Sie hat mit dem Ende der Sowjetunion auch die Möglichkeit einer generellen Absage an den Imperialismus von der "linken” Tagesordnung abgesetzt. 
Und was steht nun stattdessen drauf?

2. Deutschland - über alles in der Welt bösartig!
Das sieht, laut "konkret”, doch jeder, der nur richtig hinguckt: der "neue Kalte Krieg zwischen Deutsch-Europa und den USA”. Um hier nur noch einmal kurz an die Fakten zu erinnern: Deutschland hat zu diesem außerhalb der Nato geführten US-Krieg eine gewisse Distanz erkennen lassen, sich nicht mit Waffen und Soldaten beteiligt, sondern nur Funktionen in der Etappe der amerikanischen Truppen erfüllt und hinterher deren Kriegskosten mitfinanziert. Das genügt Gremliza, um es zu einem geheimen Verbündeten des Irak und zum geheimen Feind der USA zu befördern und an Euphrat und Tigris inmitten des heißen Kriegs gegen den Irak einen dann doch bloß kalten Krieg zwischen Deutschland und den USA ablaufen zu sehen. Damit hat der Golfkrieg die Bedeutung, die der "linke” Weltmoralist braucht, um aus einer unanfechtbaren "moralischen Deckung” heraus Partei zu ergreifen: Deutschland hat die USA, die selbstredend auch böse, gewalttätig und ausbeuterisch sind, schon einmal an Bösartigkeit übertroffen - "und würde sie wieder übertreffen”. Hitler lebt - nicht in dem metaphorischen Sinn, in dem eifrige Propagandisten Saddam Hussein zum neuen "Hitler der arabischen Welt” stilisiert haben, sondern in Gestalt der BRD buchstäblich. Mit der bruchlosen Verlängerung des deutschen Faschismus nicht bloß bis in die Gegenwart, sondern gleich bis in alle Zukunft gibt Gremliza die entscheidende Bestimmung seiner neuen Weltlage; und er führt sie ein wie eine offensichtliche Selbstverständlichkeit. Woher hat er diese Kontinuität, wo ist sein Bindeglied von vorgestern zu übermorgen? Findet er sie im Grundgesetz, in der polit-ökonomischen Verfassung des Landes, im Regierungsprogramm oder eben doch in der Volksnatur der Deutschen, ihrer Rasse? Ohne dafür zu argumentieren, insinuiert der Antirassist ein rassistisches Argument: Einmal Deutscher, immer Nazi! - und setzt darauf, dass ihm schon keiner seiner Leser widersprechen wird. Denn ein solcher Einspruch würde - dem Debattierstil von "konkret” zufolge - als genau der Beweis hergenommen, der bei ihm fehlt: Wer bezweifelt, dass Deutschland das Reich wieder errichten und Juden ermorden will - und das nur noch nicht frei zeigen kann -, der entschuldigt die unverbesserliche Nation, entlarvt sich als Apologet des Deutschtums und belegt, woran er Zweifel anmeldet. Widerspruch entlarvt den Nationalisten - die "Logik” des Verdachts ist wasserdicht! 
Gremlizas Komparativ von böse zu böser macht aus kooperierenden und konkurrierenden imperialistischen Staaten hie den Schrecken der Menschheit und da eine wohltätige Macht. Als Bremse gegen den Wiederaufstieg des furchtbaren Deutschland bekommen der US-Imperialismus, seine Beherrschung der Welt und seine Kriege einen guten Sinn zugesprochen, und der verdient jede linke Solidarität: To keep the Germans down! "konkret” setzt auf die Unterdrückung der deutschen Nation durch den Nationalismus anderer Nationen und ruft diese zu einer konsequenteren Durchsetzung gegen Deutschland auf. Kriege, die richtigen antideutschen, schätzt er als Beitrag zum Forschritt der Zivilisation; deutsche Kriege sind Barbarei. Das ist der neue Kompass, den das Blatt seinen Lesern seit Jahren verpasst. 
Diese Aufforderung zur fundamentalmoralischen Absage an alles Deutsche erfüllt den Tatbestand der Anti-Kritik. Sie ist eine prinzipielle, weil vor jedem sachlichen Argument ergangene methodische Absage an jede Kritik der BRD in ihrer heute real exisierenden Verfassung, mit ihren durchaus neuen kapitalistischen Errungenschaften und imperialistischen Vorhaben, ihrem demokratischen Parteienwesen und ihrer politischen Spaßkultur, die übrigens einiges an antifaschistischer political correctness und daraus gespeiste Kontroversen von extrem hohem Blödheitsgrad einschließt. Nichts davon erscheint den "konkret”-Autoren für sich kritikabel; Grund für eine Verurteilung bietet allein die sachfremde und in ihrem behaupteten Gegenwarts- und Zukunftsbezug bloß unsinnig verfremdende Erinnerung daran, dass knapp 60 Jahre zuvor etwas ganz anderes, der Völkermord an Europas Juden, in Gang war. Ohne die Berichte über die Zeit von '33 bis '45 wüssten sie nicht, was sie an der deutschen Rolle in der globalen Marktwirtschaft, am Schmieden der europäischen Union und an deren Konkurrenz zu den USA auszusetzen hätten. Durch die Brille der alten Berichte aber wissen sie, woran sie sind mit diesem Deutschland. Was immer dieses Land tut, welcher Mittel es sich auch bedient, es geht immer um das Gleiche: eine Wiederauflage der Hitlerei, des deutschen Eroberungskriegs, des alten Drangs zur Weltmacht und vor allem - denn erst da ist die "konkret”-Mannschaft sich der "moralischen Deckung” ihrer gewollten Parteinahme absolut sicher - der Judenvernichtung. 
Dem Desinteresse der "Antinationalen” an einer Kritik der aktuellen deutschen Staatsräson entspricht ihr Desinteresse an einer Kritik des nationalen Denkens. Sie verurteilen am deutschen Nationalismus das Deutsche und eben nicht den Fehler, den die Objekte nationalstaatlicher Herrschaft begehen, wenn sie die Ziele der Staatsmacht zu ihrer Sache machen, nur weil sie von ihr abhängen. Sie kritisieren den Nationalismus nicht - da gäbe es auswärts nichts anderes zu sagen als daheim -, sondern beantragen seine Verkehrung ins Gegenteil. Statt des üblichen Stolzes wird Abscheu, statt der Liebe zum Vaterland wird Hass auf's nationale "Wir” zum ewigen Gebot für das Kollektiv der Deutschen - und nur für dieses. Das sehen Antideutsche nämlich bleibend und unheilbar diskreditiert durch den historischen "Fehltritt”, den dieses Kollektiv sich seinerzeit geleistet hat. Und der besteht, nochmals, nicht im Faschismus selbst, auch nicht in ihrer Bereitschaft zu einem zweiten Weltkrieg, überhaupt nicht in einer politischen Einstellung, an der eine wirkliche Kontinuität zwischen den Zeiten der Nazi-Herrschaft und der BRD des 21. Jahrhunderts wirklich ausfindig zu machen wäre, sondern allein im praktisch betätigten Judenhass. Der soll einerseits mit gar keinem politischen Standpunkt zusammenhängen, vielmehr eine ganz spezielle und exklusiv deutsche moralische Singularität darstellen, als solche jedoch andererseits das bleibend Allgemeine am Deutschtum, sein bleibendes Charaktermerkmal ausmachen. Nach einem allgemeineren Grund für den antijüdischen Exzess der Deutschen, in deren ausgrenzender patriotischer Moral womöglich, auch nur zu fragen, lehnen die "konkret”-Autoren ab; so entschieden, als käme ihnen ihre totale moralische Absage an den deutschen Nationalismus abhanden, wenn sie das Nationalistische daran, den von den Nazis so aberwitzig radikalisierten Säuberungswahn, zur Kenntnis nähmen; ja als wäre ihnen daran alles recht, wenn bloß das von ihnen postulierte einzigartig Deutsche nicht wäre. So erweisen sie sich als die letzten Fanatiker der "Vergangenheitsbewältigung”, jenes vom offiziellen Nachkriegsdeutschland auf die Juden beschränkten Schuldeingeständnisses und der auf Israel begrenzten Bereitschaft zur Wiedergutmachung. Sie betätigen sich als Aufpasser über diese langsam verblassende ideologische Pflichtübung und verordnen sie den nachgeborenen Deutschen als die einzige Weise, wie sie allenfalls gute und dann nicht mehr im eigentlichen schlechten Sinn Deutsche werden könnten. Dass die anderen Deutschen sich um diese political correctness nicht scheren, registrieren sie als allseitige deutsche Unbußfertigkeit, fassen diese als einen Willen zur Wiederholungstat auf und interpretieren von da aus die Welt.

3. Der Staat der Juden - über jede Kritik erhaben!
Der wegen Auschwitz erteilten Absage ans deutsche Böse steht die Parteilichkeit für den absolut guten, zu allem berechtigten Staat der Juden gegenüber. Auch der wird nicht als das zur Kenntnis genommen, was er ist, sondern als Wirklichkeit seiner historischen Gründungsideologie; darüber erschließt sich den Antideutschen und eben gar nicht Anti-Nationalen, was für eine segensreiche und heimelige Einrichtung der Nationalstaat doch ist. Allein dem israelischen Exemplar, diesem aber ganz distanzlos lässt Gremliza die alte Sozialkundelüge durchgehen, die politische Herrschaft wäre einzig zum Schutz ihrer Untertanen auf der Welt. 
"Israel ist der Staat, dessen ganzer Zweck der Schutz jüdischen Lebens ist. Verlören die Juden ihn, wären sie erneut den Launen der Antisemiten und anderer Proletarier aller Länder preisgegeben. Wer staatliche Herrschaft angreifen will, hat weltweit zweihundert Stück zur Auswahl. Eine Linke, die aus eigener Kraft so gut wie nichts mehr vermag, sollte wenigstens alles unterlassen, was Israel im Kampf um seinen Bestand behindern könnte.” (Gremliza, konkret 5/02) 
Um mit den "Launen der Antisemiten” anzufangen: Ausgerechnet ein Intellektueller, der eine Zeitung herausgibt, mit seinem Publikum also irgendwie theoretisch verkehrt, hält schon jeden Versuch für absolut nutzlos, privaten Antisemitismus - immerhin wohl auch seinem Urteil nach eine falsche Schuldzuschreibung - anders zu bekämpfen als durch ein Plädoyer für eine überlegene Gewalt, an der dieser nicht korrigierbare Antrieb sich bricht. Für eine Kritik des rassistischen Ressentiments verschwendet er seine Zeilen jedenfalls nicht. Stattdessen füllt er sie mit denunziatorischen Abrechnungen: Über ein kleines "und” schlägt er mal schnell die "Proletarier aller Länder” den Antisemiten zu. Vielleicht sind manche Proletarier ja Antisemiten, aber man wüsste doch gerne den Zusammenhang. Sind sie es, weil sie Proletarier sind? Entspricht es ihrer Klassenlage? Ist der Hass auf die Juden nach Gremlizas Einsicht eine automatische, unausweichliche, womöglich gar korrekte Lehre aus ihren Erfahrungen? Oder betätigen sie sich, wenn sie Juden hassen, als Patrioten und gerade nicht als Proletarier? Aber was soll's: Der Autor will mit seiner flotten Andeutung gar nichts erklären, eine kleine Gemeinheit gegen den gestanzten Berufungstitel der "Linken” los werden und damit durchaus auch gegen die - von ihm offenbar nur so wahrgenommene - linke "Tradition”, ausgerechnet diesen Menschenschlag agitieren zu wollen. Eine nebenher eingestreute, nicht weiter verfolgte Verleumdung - das macht die Intellektualität des Autors aus. Aber das nur am Rande. Worauf es ihm ankommt, ist - wie immer - ein Ordnungsruf an seine eingebildeten Adressaten, "die Linke”. Die überführt er mit einer eigenen Ironie der Voreingenommenheit: Von 200 Objekten, die er Leuten anzubieten hätte, die unbedingt "staatliche Herrschaft angreifen wollen”, suchen die sich ausgerechnet und immer nur Israel heraus. Gelungen an diesem netten Angebot - bei dem man schon gar nicht mehr fragen mag, ob Gremliza von linker Kritik an anderen Staaten wirklich noch nie etwas mitbekommen hat - ist die Vorstellung von Staatskritik, die ihm zu Grunde liegt: Er kennt sie als Marotte von Spinnern, die auf einer ziemlich beliebigen Suche nach geeigneten Objekten für ihre Sorte Sprachspiel sind und denen es daher eigentlich gleichgültig sein könnte, worauf sie ihre verbalen Angriffe richten - zumal angesichts der Tatsache, dass sie "aus eigener Kraft gar nichts mehr vermögen”, auf ihre Kritik sowieso geschissen ist. Wenn die sich trotzdem mit ihrer Kritiksucht ausgerechnet auf Israel stürzen, obwohl sie sich doch prima an andere halten könnten, dann verrät das dem Überwachungsorgan für "linke” Aktivitäten mindestens erste Ansätze zu einem antisemitischen Vernichtungswillen. Und unter dem Gesichtspunkt liest sich der Vorwurf des Unvermögens ziemlich genau entgegengesetzt: Mit ihren albernen ohnmächtigen Machenschaften könnte "die Linke” durchaus "Israel im Kampf um seinen Bestand behindern.” Sonst gar nichts, aber Sharon in seinem gerechten Krieg aufhalten, das soll die impotente Linke dann doch können - eine lächerliche, allerdings sehr konsequente Umdrehung des Größenwahns einer Zeitschriften-Redaktion, die meint, mit ihrer moralischen Parteinahme würde sie aktiv ins Weltgeschehen eingreifen und der guten Sache nützen. 
Fest steht jedenfalls: Israel muss seine Kriege gewinnen - wg. Auschwitz. Und damit steht zumindest so viel fest, dass der intellektuelle Kopf von "konkret” sich ganz fest dagegen entschieden hat und vielleicht schon gar nicht mehr dazu in der Lage ist, im Falle Israels ein paar grundlegende politische Unterscheidungen zu treffen und vor allem eine Staatsräson und ihre ideologische Verhimmelung auseinander zu halten. Wie er die deutsche Nachkriegsideologie von der Wiedergutmachung als eigentlichen, freilich verratenen Existenzzweck und Auftrag des neuen Deutschland missversteht, so verwechselt er die zionistische Idee, auf die sich der israelische Staat beruft, mit dessen praktisch verfolgten Staatszielen. Tatsächlich hat der heutige Staat der Juden einen Existenzgrund und Zweck, den sich der sozialistisch angehauchte Gründervater des Zionismus nie hätte träumen lassen. Da strebt eine allen ihren Nachbarn überlegene Militärmacht nach fortdauernder Dominanz in der Region und dehnt gleichzeitig ihre elementare materielle Grundlage, Staatsgebiet und verfügbares Staatsvolk, ausschließend gegen die vorgefundene Bevölkerung bis zum Jordan aus - eine vollständige Umkehrung des ursprünglichen zionistischen Anliegens, zerstreute und von Übergriffen bedrohte jüdische Gemeinden auf einer britischen Quasi-Kolonie neu anzusiedeln und zu einem friedlichen Gemeinwesen nach Art eines Arbeiter- und Bauernstaats zusammen zu schmieden. Und während die Gründerväter auf die Duldung ihrer Siedlungstätigkeit durch die Kolonialmacht setzten, später dann mit der nötigen Gewalt und unter Einsatz terroristischer Methoden die staatliche Emanzipation erkämpft wurde, macht die Militärmacht von heute mit der amerikanischen Weltmacht gemeinsame Sache, erkauft sich militärische Machtmittel und politische Rückendeckung durch ihren Dienst als strategischer Vorposten der US-Kontrolle über die Gewaltverhältnisse in der Ölregion, an dem die arabische Staatenwelt sich vergeblich abarbeitet und spaltet, und kommt nicht zuletzt deswegen mit ihrem mittlerweile über 50-jährigen Staatsgründungs-Krieg nicht ans Ende. Den Juden in aller Welt winkt in Israel keine sichere "Heimstatt” mehr, umgekehrt wartet auch kein Pogrom-gefährdetes Ghetto auf ein solches Angebot; stattdessen lebt man als Jude heute rund um "Zion” am gefährlichsten: Und wenn man nicht dort lebt, wird man von der "Heimat” als Unterstützer materiell und vor allem moralisch in Anspruch genommen; bis zu der fatalen Konsequenz, dass der israelische Staat jede Kritik an ihm als Antisemitismus denunziert und so, statt zwischen sich und zwar jüdischen, ansonsten aber unbeteiligten Dritten zu unterscheiden, jedes nach dem jüdischen Kalender lebende Gemeindemitglied auf der Welt für seine Gewaltaktionen ideell haftbar macht. - Und das hätten frühe Zionisten und spätere KZ-Opfer beantragt?! 
Im Übrigen ist auch der zionistische Einfall, die Diskriminierung der Juden in Europa mit der Gründung eines neuen volksjüdischen Gemeinwesens zu beantworten, nur für Nationalisten unbedingt einleuchtend, also durchaus nicht über alle Kritik erhaben. Nicht wenige Juden sind jedenfalls über ihre Erfahrungen mit dem Nationalismus der anderen nicht auf einen kraftvollen eigenen Nationalismus als Lösung verfallen, haben ihr Heil nicht in einem jüdischen Staat gesucht, sondern haben es lieber mit dem Internationalismus der kommunistischen Bewegung gehalten. Heute ist es gleich doppelt umgekehrt: Da verurteilen israelische Nationalisten aufs Schärfste den Einfall, die Demütigung eines ziemlich rechtlos gestellten Volkes durch eine übermächtige Staatsgewalt und die Verachtung seiner Mitglieder durch die nationalstolzen Mitglieder der Herren-Nation mit dem Kampf um einen eigenen Nationalstaat zu beantworten - an den Palästinensern. 
Doch was soll's: Mit der imperialistischen Sachlage befassen sich Gremliza und seine Co-Autoren ohnehin überhaupt nicht, und mit dem alten Zionismus so wenig wie mit seiner heutigen staatsideologischen Verkehrung. Ihnen geht es um Höheres: um die Pflicht der "Linken” zu antideutsch-proisraelischer Parteilichkeit. Dabei fällt es ihnen im Traum nicht ein, für einen solchen Standpunkt zu argumentieren. Damit würden sie ja schon einräumen, dass es überhaupt Argumente braucht, also Zweifel auszuräumen wären, wo doch die Lage längst klar ist und bedingungslose Parteinahme "das Mindeste, was die Söhne und Töchter der Täter zu tun hätten.” Und weil ihre vorgestellten Adressaten es daran fehlen lassen, schreiten sie zur Abrechnung:

Die Linken - lauter Antisemiten!
Die Autoren von "konkret” stellen die Gemeinde, die sie als "die Linke” ansprechen, auf ihren antideutschen, immer radikaler ausgestalteten Prüfstand. Dabei stört es sie überhaupt nicht, dass es die angeredete Gemeinde, vor der sie sich so gerne in der Pose des Warners, Mahners und Wegweisers aufbauen, gar nirgends gibt. Sie nutzen im Gegenteil die damit gegebene Freiheit, sich ihr Publikum passend vorzustellen und in ihrer Phantasie mit all den Fehlern auszustatten, die sie ihm verbieten möchten. Wenn sich dann irgendwo tatsächlich ein Linker rührt, der zu Deutschland oder gar zu Israel eine Meinung hat, dann kann er äußern, was er will: Er ist ein Beleg für jenen "linken Antisemitismus”, dessen moralische Vernichtung die Zeitschrift sich zum Daseinszweck gemacht hat. 
So fällt der Chef des Blattes über eine schon fast peinlich ausgewogene Stellungnahme der DKP-nahen "Marxistischen Blätter” zum Nahost-Krieg her und fertigt sie durch eine eingestandene Übertreibung ab: 
"Der Zionismus, heißt es, sei Antwort auf die antijüdischen europäischen Nationalismen und folge doch zugleich deren Denkmustern. Zionismus - jetzt überspitze ich ein wenig, aber der Gedanke schwingt mit in diesem Satz und soll mitschwingen - Zionismus folgt den Denkmustern der Nazis. ... Wer hier am Werk sieht, was am Werk ist: ein sich selbst nur schlecht verleugnender Antisemitismus ...” (konkret 5/02) 
Ein Staatsprogramm ist kein "Denkmuster”; es "folgt” den Notwendigkeiten und Gelegenheiten, die eine "höchste Gewalt” für sich sieht. Was den Zionismus betrifft, so mussten dessen Erfinder schon von allein auf die Idee kommen, die Anhänger des jüdischen Volks-Glaubens aus aller Welt aufzusammeln und am Ursprungsort ihres sehr speziellen Gottvertrauens neu anzusiedeln; dafür haben sie mit dem Argument geworben, sie wollten doch nur dem Vorbild der etablierten Nationen und dem ehrenwerten "Denkmuster” des Nationalismus nacheifern, und haben das selber sicher nicht für eine Schande gehalten. Und die Staatsräson wie die Staatsideologie des heutigen Israel, so sehr sie sich auf den Zionismus berufen mag, ist eine noch ganz andere Sache. Doch nichts von alledem fällt Gremliza zu der angedeuteten Zionismus-Kritik der "Marxistischen Blätter” ein. Er verbittet sich den kritischen Ton, den er dank entsprechender Verstärkung "mitschwingen” hört, und benötigt für sein Verdikt, da wäre "Antisemitismus” am Werk, noch nicht einmal die schlechte Abstraktion eines "Denkmusters” als Argument-ähnliches Zwischenglied. Stattdessen setzt er sich ausgerechnet mit der entlarvenden Ur-Formel jeder begründungslosen Weltanschauung ins Recht: "wer am Werk sieht, was am Werk ist...” Die Differenz zum Antisemitismus, die die "Blätter” für sich in Anspruch nehmen, denunziert er, ohne auch nur irgendein Indiz dafür zu nennen, als von ihm durchschaute ‚schlechte Selbstverleugnung' - das Gerichtsverfahren ist wasserdicht, und der Verurteilung entgeht keiner; wer leugnet, schon gleich nicht: Wer zwischen den Groß-Israel-Projekt der Likud-Regierung und dem Anspruch von Juden in aller Welt auf ein Leben ohne rassistische Anfeindungen auch nur den geringsten Unterschied macht, will Auschwitz reaktivieren. Gremliza jedenfalls will zwischen Einwänden gegen das Expansionsprogramm einer regional dominanten Militärmacht und einem gesteigerten Ressentiment gegen Leute, die diese Militärmacht sich als ihre Manövriermasse zurechnet, noch viel weniger unterscheiden können als diejenigen, die er verdächtigt, mit ersteren bloß letzteres zu meinen. Denen haut er zur Strafe eine Gleichung um die Ohren, die der zwar gar nicht verbrochenen, von ihm aber inkriminierten Gleichsetzung von zionistischen und nationalsozialistischen "Gedanken an Gemeinheit wenig nachsteht: Wer ganz im Sinne von "konkret” auf moralische Einmischung ins Weltgeschehen scharf ist, im Gegensatz zu "konkret” aber den Falschen die Daumen drückt, bloß weil sie so arg gebeutelt werden, der soll doch gleich "nach drüben” gehen und sich den - Revanchisten anschließen! 
"Wenn sie mit um ihre Würde kämpfenden Opfern von Massakern und systematischer Vertreibung solidarisch sein wollen, warum gehen sie dann nicht zur Sudetendeutschen Landsmannschaft?” (konkret 5/02) 
Fast ist man versucht, Gremliza diese Frage zurückzugeben; doch es hätte gar keinen Zweck. Denn der Mann ist ganz einfach der Meinung, dass dem israelischen Staat und seiner Landsmannschaft um der "Opfer von Massakern” willen eine bedingungslose Solidarität zusteht, auf die andere "Opfer von Massakern” bzw. deren nachträgliche politische Anwälte keinen Anspruch erheben können. Für ihn sind Israel und die Juden kein Anwendungsfall einer allgemeinen moralischen Verpflichtung, "Bedrängten” wenigstens ideell zu Hilfe zu eilen, wie "gute Menschen von links” sie in sich verspüren - sie sind ein moralischer Fall sui generis, eine sittliche Singularität; etwas, was jenseits aller abstrakten "Normen und Werte” zumindest jeden sensiblen Deutschen zu einem nicht weiter ableitbaren moralischen Engagement verpflichtet. Dass damit Machenschaften der israelischen Staatsgewalt und völkische Rohheiten ihrer Vertreter und Anhänger gebilligt werden, die die Moral des allgemeinen Menschen- und Völkerrechts ansonsten ächtet, ist kein Grund für Zweifel am verlangten Pro-Israelismus - übrigens erst recht kein Anlass, die Rolle von Moral und Menschenrecht in der imperialistischen Welt von heute sowie im Gemütsleben empörter Zeitgenossen einer Kritik zu unterziehen -, sondern eine geradezu willkommene Bewährungsprobe für die Gesinnung, die der Antideutsche "der Linken” im Lande vorschreiben möchte. Thomas Ebermann z.B. sieht ein und wirbt dafür, dass Israel seine völkischen Reihen geschlossen halten muss und den von ihm Vertriebenen die Rückkehr nicht erlauben kann: Wer das fordert, schreibt er, "billigt ja den Staat Israel mit jüdischer Mehrheit faktisch nicht, wodurch es keinen Fluchtpunkt für antisemitisch Bedrängte mehr gäbe” (konkret 5/02). Dass Juden in einem säkularen Staat mit Nichtjuden zusammenleben, eventuell gar mit einer Mehrheit solcher, ist nicht zumutbar. Bei Israel geht in Ordnung, was Ebermann bei jedem anderen Staat als ein rassistisches Reinhalten des Volkskörpers geißelt - daheim hat er viel übrig für freien Zuzug von Menschen aus aller Welt, verurteilt die restriktive Asylgewährung und noch mehr die Abschiebungen. Wer dagegen die Vertreibung der Araber verurteilt und für die Opfer Israels auch nur eine bedingte Solidarität erklärt, wie sie die Antideutschen für Israel unbedingt einfordern, der bekommt eine geistige Nähe zu Revanchisten und KZ-Wächtern bescheinigt. Und so weiter: Ganz gleich, was der jüdische Staat unternimmt und warum - die jüdische Atombombe, Rassismus, religiöser Fundamentalismus -, antideutsche Zustimmung ist ihm sicher. Schon wer Israel über den Leisten einer allgemein-menschlichen Sittlichkeit schlägt und seine Politik danach beurteilt, statt gerade deren Brutalitäten zu entnehmen, worin und wie absolut dieser Staat grundsätzlich im Recht ist, versündigt sich an ihm. Umgekehrt: Daran, dass man Israel zubilligt, was man sonst als schreiendes Unrecht verurteilen würde, bewährt sich der wahre und gute Antideutsche. Und daran, dass man diese Parteilichkeit an ihm vermisst, entlarvt sich der Antisemit.

Wahres Linkstum heute: ein methodisch geheiligter Israel-Nationalismus
Dieser Standpunkt, das muss man "konkret” lassen, ist selber eine moralische Singularität. Seine nächste Entsprechung hat er in einem israelischen Nationalismus, der - wie Nationalisten es eben tun - vom geltenden militanten Staatsinteresse her Freund und Feind und dementsprechend, verbindlich fürs eigene Gemüt und Gewissen, überhaupt gut und böse unterscheidet und jeden Fremden als Verbrecher, jeden Mitbürger als Verräter identifiziert, der diese Unterscheidung unter Berufung auf irgendeine angeblich höhere Moral nicht gelten lässt. Diese nationalistische Unterscheidungskunst ist ihrerseits überhaupt nichts speziell Israelisches, sondern zeichnet jeden Nationalismus aus; sie ist die Quintessenz und der Inbegriff aller patriotischen Parteilichkeit - und nicht nur das. Tatsächlich ist diese Sorte Parteilichkeit sogar der reale Ursprung und das Prinzip aller Moral. Die Idee einer allgemeinverbindlichen Sittlichkeit mag davon abstrahieren; die Sittlichkeit, auf die der moralische Mensch sich verpflichtet, ist alle Mal der zur höheren Norm erhobene Rechtsanspruch des Gemeinwesens, dem er zugehört, auf "verantwortungsvolles”, also Gemeinwohl-dienliches Verhalten; und spätestens der Fall eines nationalen Notstands stellt die banale Wahrheit klar, dass das ideale Kollektiv, von dem alle moralischen Unterscheidungen ausgehen und das als "Stimme des Gewissens” zu jedem seiner Mitglieder spricht, die idealisierte Fassung der Nation ist, der der Einzelne als bürgerrechtlicher Untertan subsumiert und inkorporiert ist. Umgekehrt gibt die akzeptierte Zugehörigkeit zum "eigenen” nationalen Gemeinwesen den Standpunkt des verbindlichen Be- und Verurteilens her, mit dem ein moralischer Heini selbstbewusst über die Welt herfällt; stattet ihn auch gleich mit den wirklich gültigen Maßstäben und Richtlinien dafür aus, lässt andererseits im Normalfall einige Freiheiten bei deren Anwendung. Denn gerade weil der moralische Mensch den Standpunkt des gemeinwesentlichen "Wir” einnimmt und von da aus seine Zensuren verteilt, gerade weil er so parteilich ist, dass er sich selbst für den autonomen Ursprung seiner hochanständig-parteilichen Urteilsfindung hält, traut er sich durchaus auch schon mal ein in aller Verantwortlichkeit, ja gerade aus Verantwortungsbewusstsein vom allgemeinen Konsens abweichendes Urteil zu, und zwar auch und gerade über die Machenschaften der real existierenden nationalen Obrigkeit, die das sittliche "Wir” ja nicht für sich gepachtet hat. Zum wirklich als Moral "verinnerlichten” Patriotismus gehört insoweit, normalerweise, ein gewisser - begrenzter, aber immerhin: - Pluralismus bei der Einschätzung von Nutzen und Schaden dieser oder jener Grundsatz- wie Einzelentscheidung der Staatsgewalt für das real existierende höchste Gut, die sittliche Wohlfahrt des Gemeinwesens - oder wie immer die Phrasen des patriotischen Anstands lauten. 
So viel Meinungsfreiheit duldet die Israel-Moral oder genauer: die Annäherung an eine borniert-bedingungslose Parteilichkeit für die "israelische Sache”, die die antideutsche Mannschaft sich zurecht konstruiert, nicht. Und zwar deswegen nicht, weil diese Gesinnung so absichtsvoll konstruiert ist. Da geht eben nicht einfach ein Haufen patriotisch angeheizter Israelis ideologisch zu Werk - wenn solche Typen aktiv werden, dann verfolgen sie z.B. Wehrdienstverweigerer als Vaterlandsverräter, aber andere meinen gerade mit ihrer Verweigerung dem Vaterland den besten Dienst zu tun -, sondern da legen externe Intellektuelle sich die Borniertheit israelisch-vaterländischer Parteilichkeit als Standpunkt zurecht, den einzunehmen sie als Antideutsche verpflichtet wären, und nehmen diesen Standpunkt bewusst und methodisch ein. Sie machen zum pflichtbewusst gewählten Gegenstand eines ausdrücklichen Bekenntnisses, was im Normalfall die nicht weiter reflektierte Prämisse des moralischen Urteilens ist. Und damit bringen sie die ganze Härte der moralischen Parteilichkeit zur Geltung, die sonst mehr oder weniger implizit - und nur bei den Extremisten einer "nationalen Sache” so explizit - in jeder nationalen Moral steckt. Ihr Imperativ, als guter Deutscher wie ein idealtypisch bornierter Israeli zu denken und zu urteilen, gerät völlig folgerichtig zu einer explizit bedingungslosen Affirmation staatlicher Gewalt, zu der es in dieser Borniertheit und dieser Rigidität eigentlich, "normalerweise”, einen israelischen Faschisten bräuchte. 
Nun sind Gremliza, Ebermann & Co freilich keine israelischen Faschisten, sondern bloß durchgeknallte deutsche Moralisten. Sie denunzieren und verfolgen auch, Jahwe sei Dank, keine israelischen Vaterlandsverräter, sondern predigen nur der von ihnen imaginierten deutschen "Linken”, dass sie sich eines fortgesetzten Moral-Verrats schuldig macht, weil sie nicht noch bedingungsloser zu Israel hält als jeder noch einigermaßen nüchtern gebliebene israelische Patriot. Ihre praktischen Ansprüche an antideutsches Wohlverhalten bleiben daher doch wieder sehr begrenzt. "Man kann in Deutschland nicht gegen Israel und auch nicht gegen die je konkrete Regierungspolitik in Israel demonstrieren!” verordnet Thomas Ebermann und rennt damit zumindest bei seiner rotgrünen Regierung, der schwarz-gelben Opposition und geschätzten 99 ? seiner gar nicht anti-deutschen Mitbürger offene Türen ein. Und auch die im Dienste Israels verrichtete Denunzianten-Arbeit der Zeitschrift beschränkt sich auf Artikel, die im Tonfall der Empörung Israel-kritische Demonstrationen und Verlautbarungen aus aller Welt auflisten: Globalisierungsgegner in Porto Allegre, die UNO, die Linken in Frankreich, Solidaritätsdemonstranten in Berlin, Friedensfreunde auf Ostermärschen - alles Antisemiten.

Der antideutsche Kompass versagt
Im Grunde wären die antideutschen Anti-Antisemiten damit fertig; doch ihr intellektueller Tatendrang ist damit noch keineswegs gestillt. Und zumindest in einer Hinsicht gibt es für sie immerzu zu tun: "Wer am Werk sieht, was am Werk ist”, der möchte das, was seiner festen Glaubensprämisse nach immerzu am Werk ist, auch immer und überall am Werk sehen. Wenn also in allen Weltaffären von Gewicht insgeheim der große Weltkonflikt zwischen dem ewigen Hitler im unverbesserlichen Deutschen und dem gegen seine Ausrottung ankämpfenden Judentum tobt - und "die Linke” das andauernd mal wieder nicht sieht und nicht wahrhaben will, also mit der Nase darauf gestoßen werden muss -, dann möchte auch jede Affäre richtig subsumiert sein, damit man sich mit seiner Parteinahme nicht vertut und zuverlässig immer den Richtigen die Daumen drückt - nicht auszudenken, was herauskäme, wenn "die Linke” fortwährend mit falscher Parteilichkeit dem Guten in den Arm fällt! So klärt "konkret” artikelweise z.B. darüber auf, dass Milosevic - man erinnert sich: ein Feind der "deutschen Machtergreifung auf dem Balkan” - ein guter Mann sei. Am serbischen Nationalisten, weil er gegen Deutschland steht, wird der Nationalist ignoriert: Er ist ein moderner Staatsmann, der realistische, nicht völkische Lösungen für die Probleme Jugoslawiens gehabt hätte. Arafat, der Feind der Israelis, wird dafür umso schonungsloser als Nationalist entlarvt - was für eine Mitteilung über einen Staatsgründer! - und als mieser, deutsch-artiger Nationalist dazu: Er verheizt zynisch die Jugend für den Fetisch Vaterland und gründet sein Staatsprojekt auf korrupte, verwandtschaftliche Clan-Strukuren. Man vergleiche nur dieses elende deutsche Prinzip der Horde, der Verwandtschafts- und Blutsnation mit der kulturvollen Höhe der amerikanischen und - ausgerechnet - israelischen "Willensnation”, von der "konkret” nur noch das Oberrabbinat in Jerusalem überzeugen müsste... 
Nun liegt es allerdings in der Natur dieser großen und schönen Aufgabe, im Weltgeschehen moralisch Ordnung zu schaffen und überall richtig Partei zu ergreifen, dass es gar nicht so einfach ist, das Deutsch-Böse und das Jüdisch-Gute immer zuverlässig richtig zu verorten. Denn wo das Prinzip, unter das das Weltgeschehen subsumiert gehört, so klar, so eindeutig und so total sachfremd ist, so absurd äußerlich zu den Dingen steht, die aber partout darunter subsumiert werden müssen, da sind phantastische Konstruktionen gefragt; dabei wiederum ist ohne Willkür nicht auszukommen; und im Ergebnis lässt sich fast alles so oder auch genau andersherum deuten. Es ist daher kein Wunder, dass die Einigkeit der antideutschen Autorengemeinschaft bei nächstbester Gelegenheit zerbricht. Und da für sie nie ein Argument zur Debatte, sondern immer die einzig richtige moralische Parteinahme auf dem Spiel steht, ist es erst recht kein Wunder, dass sie sich über der unterschiedlichen "Einschätzung” namhafter Ereignisse erbittert zerstreitet. 
Eben dies ist ihr beim aktuellen Antiterrorkrieg der USA passiert; und damit wären wir - endlich - bei dem "Krieg”, den "konret” gegen sich selber führt. Alle, die dazu etwas beizutragen haben, gehen mit demselben geistig-moralischen Rüstzeug zu Werk, "schätzen” gnadenlos Frontstellungen und historische Situationen "ein”, "entlarven” deutsche Bösartigkeit einschließlich ihrer perfiden Selbstverleugnung und identifizieren weiße Ritter, die die Fahne des Guten hochhalten. So befragen sie den Krieg der USA gegen das afghanische Regime ausgerechnet darauf hin, ob er Deutschland schwächt und Israel stärkt - dann verdient er ihren antideutschen Applaus - oder umgekehrt - dann läge ein verabscheuungswürdiger Fall von US-Imperialismus vor. Und prompt sind sie entgegengesetzter Ansicht. 
Die Antideutschen von der Zeitschrift "bahamas” tun sich da besonders hervor. Sie sehen die Lage ganz klar: Deutschland plant Krieg gegen die USA, Partner ist der Araber und der ist ein Feind Israels. Ergo: Ein Ami-Krieg gegen Islam, Islamismus, Araber - alles dasselbe - ist Gift für Deutschland und ein Segen für die Juden. 
"Es soll immer noch Leute geben, die einen Zusammenhang zwischen dem Massenmord vom 11.September und einer weltweiten Aggression gegen Juden und den jüdischen Staat nicht erkennen.” (Pankow, Wertmüller, konkret 5/02) "Tatsächlich rüstet Deutschland seit zehn Jahren ideologisch, entwicklungspolitisch und diplomatisch für einen Krieg mit der Dritten Welt gegen den US-Imperialismus. Wichtigster Bündnispartner dafür war und ist die islamische Welt. ... (Es) gab oder gibt hierzulande kein ‚Feindbild Islam' oder gar ‚antiislamischen Rassismus' ... Der Islamismus wird als unbedingt zu würdigender Ausdruck einer Kultur genommen, die ... das Recht habe, sich gegen ihre selbstgewählten Feinde zu verteidigen, auch wenn diese israelische Zivilisten sind.” (Wertmüller, Pankow, Kunstreich, konkret 3/02) 
Eine üble Allianz haben sie da entlarvt - wie übel, davon haben noch nicht einmal die Chefpropagandisten des Pentagon eine annähernde Ahnung. Denn die wissen gar nicht, dass sie in den Taliban und den islamistischen Fundamentalisten in Wahrheit ein deutsches Prinzip niedermachen und für Libertinage und Kommunismus Krieg führen. Im Afghanistan der Al Kaida geht es nämlich folgendermaßen zu: 
"Ein Schwuler wird nicht verfolgt, weil er Linker wäre oder Angehöriger einer Minderheit. Ein Schwuler wird wegen seines höchstpersönlichen Anliegens, dem Wunsch, seine Lust zu befriedigen, verdächtigt und verfolgt. Ihm zur Seite steht die Ehebrecherin, die sich unfreiwillig gegen eine heilige Institution auflehnt, in Wirklichkeit aber nur ihrer individuellen Begierde folgt. ... Aber auch der Egoist, der Privatmensch also, der allein seinen Interessen und Geschäften nachgehen will, erregt das Misstrauen seiner um identitäre Gemeinschaft ringenden islamischen Mitbürger und ihres antiimperialistischen Anhangs im Westen. ... Gerade diese freiwillig oder unfreiwillig Volksfremden sind es, denen alle Solidarität von Kommunisten gelten muss. Sie sind es, die noch einen Rest von Individualität und Eigensinn, von privater Lebenslust repräsentieren und damit die Hoffnung auf etwas Besseres als die Hölle der negativen Gleichheit, die ihre Mitbürger so mörderisch vollstrecken. ... Die Entscheidung gegen den Faschismus und daher gegen den Islam geschieht ...in Solidarität mit seinen konkreten Opfern und in Hochachtung vor den individuellen Zielen, die mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Für einen Krieg gegen den Islamismus, und sei es unter der Führung der USA, gegen das mörderische Unwesen dieser letztlich doch deutschen Ideologie.” (ebd.) 
So bringt endlich mal einer Ordnung in die unübersichtliche Welt von Tätern und Opfern! Wenn konsequent bei keiner Sache an das gedacht wird, was sie ist, sie stattdessen auf eine soziologische Abstraktion heruntergebracht wird, dann erscheint eben alles Wirkliche erstens gleich und zweitens nur noch als Symbol für gesellschaftskonstituierende Ideen: Islam, Islamismus, identitäre Gemeinschaft, negative Gleichheit - alles nur "Alias-Namen” für eine verwerfliche deutsche Staatsidee. Die "Hölle der negativen Gleichheit” ist selber das nächste Inkognito: ein Mittelding offenbar zwischen Faschismus, von dem sich die Bahamas-Leute gemerkt haben, dass er Begierde, Lust und Privatinteresse - wieder alles dasselbe - verbietet, und einer eher linken Idee der sozialen Gleichheit, die sie damit derselben Ekelhaftigkeit bezichtigen. Schwule und ehebrecherische Afghanen dagegen sind Alias-Namen für den westlichen Eigentums-Egoisten. Der erregt zwar nie und nimmer das Misstrauen seiner islamischen Mitbürger, weil es den Typen am Hindukusch gar nicht gibt; dafür aber genießt er die Abneigung mancher Linker im Westen, die damit ihrer Geistesverwandschaft mit dem Steinigen und Hände-Abhacken der Taliban überführt sind. Vermittels der soziologischen Transsubstantiation werden die Opfer islamischer Blutjustiz zu eigentlichen Mitgliedern der westliche Zivilisation, deren bourgeoiser Individualismus ungefähr das ist, was Kommunisten sich erträumen. Ergo: Der Ami bombt in Afghanistan für Ehebruch, Homosexualität und Kommunismus, während die Taliban auf ihren Hinrichtungsplätzen eine deutsche Ideologie verwirklichen. Auf wessen Seite stehst du, Linker? 
Leider immer noch auf der falschen. Und damit ist den "bahamas”-Leuten völlig klar, was der Linke für einer ist, der ihre Anti-Taliban-Solidarität nicht mitmacht: Selber Taliban! 
"Im Opfer des islamischen Faschismus erkennt der Antiimperialist die Figur seines lebenslangen Hasses auf Betriebsamkeit, Genuss, Privatheit und Selbstbewusstsein, auf Eigenschaften, die den letzten Bürger, den es nicht mehr gibt, auszeichnen, und die man nun stellvertretend totzuschlagen zulässt, um die Unruhe in sich selbst, angesichts des Terrors der Gleichheit, den man selbst tatkräftig unterstützt, niederzuhalten. Die Entscheidung gegen den Faschismus und daher gegen den Islam ... hat in den letzten Monaten nur ein Bruchteil der deutschen Linken konsequent getroffen.” (ebd.) 
Der Antiimperialist offenbart, wenn er dem Ami-Krieg nicht zujubelt, einen komplizierten Übersprungshass. In den schwulen und ehebrecherischen Opfern islamischer Bestrafung hasst er stellvertretend jemand ganz anderen, eine konstruierte Figur nämlich, in der Lebensfreude und kapitalistischer Konkurrenzerfolg identisch gesetzt sind. Es kommt nicht darauf an, ob es diese Figur irgendwo gibt - sie tut ihren Dienst als das Gegenbild jener Linken, die nicht mitmachen wollen beim Bahamas-Krieg: Antriebslose, Ich-Schwache, genussunfähige und moralinsaure Asketen, die dem "letzten Bürger” sein blutvolles und erfolgreiches Leben neiden. Ihre Sozialkritik ist das Werk schwächlicher Naturen, die sich selbst nicht durchzusetzen vermögen und sich Gerechtigkeit durch negative Gleichmacherei verschaffen wollen, durch Zerstören alles dessen, was Spaß macht, was menschlich über ihnen steht und was abweicht. Die Lichtgestalt des "letzten Bürgers” schlagen die linken Antiimperialisten nicht bloß ideell, sondern "tatkräftig” tot, um ihr schlechtes Gewissen beim Hass auf dieses edle Menschentum los zu werden - und Konkret-Autor Elsässer ist ein "ex-antideutscher Populist”, weil er gegen einige Momente dieses Wahngebildes auf Realismus plädiert. 
Dabei legt der haargenau dieselbe antideutsche Messlatte an den Antiterrorkrieg der USA an, kommt allerdings zum genau entgegengesetzten Ergebnis, was dessen antideutsche und proisraelische Stoßrichtung betrifft: 
"Wer behauptet, Deutschland rüste ‚seit 10 Jahren für einen Krieg mit der Dritten Welt gegen den US-Imperialismus' hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Der deutsch-amerikanische Gegensatz wird noch etliche Jahre lang von der deutsch-amerikanischen Waffenbrüderschaft überformt werden. Die US-Army wird die Bundeswehrmacht also nicht stoppen. ... Spätestens aus heutiger Sicht ist klar: Die USA haben sowohl 1989 als auch 1991 kein Remake der Anti-Hitler-Koalition gegeben, sie haben sich nicht gegen Deutschland gestellt und nicht für den jüdischen Staat eingesetzt, sondern - genau umgekehrt - Deutschland gehätschelt und mit Israel vabanque gespielt.” (konkret 4/02) 
Überall auf dem Globus wird dasselbe Stück aufgeführt; immer liegt das kosmopolitisch westliche mit dem deutschen Prinzip im Clinch. Dem aktuellen US-Krieg jedoch verweigert Elsässer das Prädikat ‚wertvoll', und noch nicht einmal dem Krieg von 1991 gegen den Irak will er den guten antideutschen Sinn attestieren, weil die Amis ihren historischen Auftrag verpasst und das "Remake der Anti-Hitler-Koalition” verpasst haben, das am Golf eigentlich fällig gewesen wäre - so viel zu der Frage, wer da alles "nicht mehr alle Tassen im Schrank” hat. 
Die schlechte Meinung über den Golfkrieg wiederum führt zum Dissens mit Herausgeber Gremliza, der die welthistorische Gesamtlage genau so sieht; nur möchte er das begehrte Prädikat mal so, mal anders vergeben. Dabei verhehlt er gar nicht, dass seine Sinngebung mit wirklichen Gründen und Zielen der Kriege damals wie heute nichts zu tun hat: Wirkliche Gründe findet er belanglos - relativ zu den entscheidenden Fragen, die der gute Deutsche sich zu stellen hat. Gremliza möchte nur wissen, ob die USA wie 1991 auch heute wieder "aus falschen Gründen und mit falschen Begründungen das Richtige tun”, und kommt aus keinen besseren Gründen zu einem negativen Ergebnis als '91 zu einem positiven - nämlich eigentlich ganz ohne Begründung: 
"Der Staat, in den sich die den deutschen Mördern entkommenen Juden gerettet hatten, war in tödlicher Gefahr. Es gibt kein Prinzip, das es Mitgliedern des Kollektivs ‚die Deutschen' erlaubte, in solcher Lage anderes zu tun, als Israels Partei zu ergreifen. Der Krieg, der heute gegen die Taliban und demnächst gegen andere Schurken geführt wird, tut nicht einmal aus falschen Gründen und mit falschen Begründungen das Richtige: Gefahr von Israel abwenden.” (konkret 3/02) 
Das ist er auch schon, der kleine Redaktionskrieg: Die wahnhafte Beziehung des US-Feldzugs auf ihre imaginäre deutsch-jüdische Frontstellung führt zu divergierenden Subsumtionen, die die Redaktionskrieger mit einiger Schärfe und Bitterkeit gegeneinander wenden. In der Art, wie sie sich wechselseitig in die deutsche Ecke stellen, was sie sich und anderen vorwerfen - darin bleiben sie sich nichts schuldig, denn der Methode ihres Weltbilds sind die Feind gewordenen Brüder treu. 
Immerhin, dass die "konkret”-Autoren sich nun wechselseitig exkommunizieren, lässt hoffen; dass sie einander die Rückkehr in den Schoß der Volksgemeinschaft sowie faschistische und populistische Neigungen zutrauen, stimmt zuversichtlich. Ihre Methode der Denunziation wird produktiv. Vielleicht schreiten sie nächstens zur Introspektion und entdecken den Judenfeind in ihrem Inneren, gehen in sich und geben ihre Publikationstätigkeit wg. "sich selbst verleugnendem Antisemitismus” auf? Solcher Läuterung hätten wir ein paar konstruktive Vorschläge mit auf den Weg zu geben. 
- Ist, wer dem Antiimperialismus eine moralische Deckung bis 1991 bescheinigt, nicht ein heimlicher Antisemit, der ganz gezielt verschweigt, dass die Heimstatt der Juden in Palästina ohne die helfende Hand des britischen Imperialismus nie entstanden wäre? Müsste den Imperialismus nicht in Bausch und Bogen - und eben nicht erst ab einem bestimmten Datum - befürworten, wer dem begründeten Verdacht entgehen will, er wolle den verfolgten Juden doch die rettende Heimstatt verweigern? 
- Macht sich, wer den Islamismus eine Spielart der abstrakten, negativen Gleichheit nennt, nicht des Antisemitismus schuldig, da er nur auf einen anderen Feind projiziert, was er eigentlich den Juden vorwerfen möchte? Und verrät sich dieser sich verleugnende Antisemit nicht dadurch, dass er an diesem anderen Feind dann doch nur festhält, was er typisch jüdisch findet? 
- Und überhaupt: Wenn eine Zeitung schon "konkret” heißt! Ist das nicht ein unübersehbares Bekenntnis zum antijüdischen Hass auf's Abstrakte? Wer das Konkrete, Handgreifliche, Bodenständige wahr findet und das Abstrakte, Geistige, Bindungs- und Heimatlose unwahr, der zieht auch die "teutsche” Ware dem jüdischen Geld vor, den bestimmten Landsmann dem abstrakten, kosmopolitischen Menschen. Millionen sind im Namen dieser Präferenz schon gemordet worden - und "konkret” bekennt sich noch immer dazu! 
Schwachsinn? Eben!


Die Jubelperser der Weltpolizei

Von Robert Kurz

Eine verschworene deutsche Gemeinschaft: die sogenannten Antideutschen von "Bahamas"/ISF Freiburg als Zeloten für "freedom and democracy"
Wenn sich der oberste Kriegsherr der demokratischen Weltbarbarei in Berlin die Ehre gibt, gehört zu den devoten Begrüßungskommandos auch ein Häuflein von Claqueuren, das die Verrücktheit der bürgerlichen Ideologie an den Grenzen des modernen warenproduzierenden Systems in besonders signifikanter Weise darstellt; und zwar buchstäblich als heruntergekommene Schmierenkomödianten des kapitalistischen Weltgeistes. Die offizielle Welt des globalen ökonomischen Terrors hat ihre Vernunft als sogenannte kritische längst abgehäutet; vorzuführen, was dabei herauskommt, wenn man in diese alte bürgerliche Haut zurückkriechen will, bleibt den antideutschen Adepten der Aufklärungsideologie vorbehalten. Der längst leer gewordene Gestus radikaler Kritik verwandelt sich in das rasende Beifallklatschen für die letzten Triumphzüge des Imperiums, das einige seiner eigenen Ausgeburten als gefangene Barbaren der grölenden demokratischen Plebs vorführt.
Da stehen die selbsternannten Gralshüter der Kritik nun am deutschen hauptstädtischen Straßenrand, wo sie hingehören, drapiert mit den Emblemen des Kapitalismus wie die besoffenen Fans von Schalke 04 mit ihren Vereinsfahnen. Als Volkssturm der Aufklärungsideologie, der mit den falschen Idealen der bürgerlichen Welt gegen ihre realen Monster ausziehen möchte, kann sich ihr Denken nur noch in schlichten Umkehrschlüssen bewegen, von der abstraktesten Allgemeinheit bis zur beliebigen kulturellen Einzelheit: Gegen Blut und Boden meinen sie kapitalistischen Fortschritt und den negativen Universalismus des Marktes setzen zu können; gegen den dumpfen Antiamerikanismus die ebenso dumpfe Glorifizierung der letzten kapitalistischen Weltmacht. Wenn Angela Merkel gemeinschaftsideologisch die Schuluniform fordert (wie übrigens in weiten Teilen der angelsächsischen Welt), setzen sie dagegen "Tauschwert und Schönheit" von kapitalistischem "Lifestyle" und "Markenkleidung"; wenn sich Neonazis an die ökologische Kritik anhängen, erklären sie die Biosphäre zum faschistischen Gegenstand.
Vollkommen gefesselt an die falschen Alternativen und polaren Gegensätze der kapitalistischen Welt und ihrer Ideologie, meinen sie immer noch innerkapitalistische Partei für die bürgerliche Vernunft ergreifen zu können, als wäre diese jemals etwas anderes gewesen als die weltvernichtende Unvernunft der warenproduzierenden Moderne.
Dieser Geisteszustand ist das Endresultat einer theoretischen Insuffizienz, einer notorischen Unfähigkeit, sich im kritischen Denken von den Daseinsformen der Wertvergesellschaftung und ihrer geschlechtlichen Abspaltung loszusagen. Die Tragödie des Arbeiterbewegungsmarxismus wiederholt sich als Farce einer angesichts der kapitalistischen Weltkrise hektisch abgerüsteten kritischen Theorie: Wenn Bush zum leider bloß unbewußten "Vorkämpfer des Kommunismus" ernannt wird, hat der Fasching des neomarxistischen Aufklärungs-Revivals seinen närrischen Höhepunkt erreicht. Unfreiwillig symbolisiert das antideutsche Abfeiern des texanischen sekundären Analphabeten, wie am Ende der Modernisierungsgeschichte bürgerliche Aufklärung und bürgerliche Gegenaufklärung unmittelbar zusammenfallen.
Was bei Adorno noch als aporetische Argumentation erschien, nämlich die gleichzeitige Kritik und Affirmation von bürgerlicher Aufklärungsideologie und kapitalistischer Subjektform, hat sich in der unselbständigen, bloß nachäffenden, zum karikaturenhaften Jargon verkommenen Rezeption durch die antideutschen orthodoxen Adorno-Apostel zur völligen theoretischen Regression ausgebildet: Die bürgerliche Subjektform, insbesondere die Form des Zirkulations- und Warenkonsum-Subjekts, wird gerade an ihrem historischen Endpunkt explizit als Ausgangspunkt einer gar nicht mehr ernst genommenen "Emanzipation" festgeschrieben statt zum zentralen Gegenstand der radikalen Kritik gemacht.
Wie sich leicht nachweisen läßt, wird damit die kategoriale Kritik des modernen warenproduzierenden Systems insgesamt und auf allen Ebenen verfehlt. Dieses Zurückschrecken vor der endgültigen Abnabelung von bürgerlicher Aufklärungsideologie und Arbeiterbewegungsmarxismus bedeutet aber in der Folge notwendigerweise die völlige Preisgabe der Kritik überhaupt. Denn die Wertvergesellschaftung ist historisch so weit zur Krisenreife gelangt, daß ihre Kritik und Überwindung nur noch auf der grundsätzlichen kategorialen Ebene möglich ist, also durch den Bruch mit der bürgerlichen Subjektform und mit der dazugehörigen Denkform, wie sie die sogenannte Aufklärung kreiert und als kapitalistische Zurichtungsgeschichte des Menschen fortentwickelt hat.
Es bedurfte nicht erst des symbolischen Ereignisses vom 11. September, um die antideutsche Regression zurück in den kapitalistischen Familienschoß zur Kenntlichkeit zu bringen. Die Verhältnisse selber spitzen sich so weit zu, daß trotz eines den "Klassenkampf" mimenden "Aufstands der Leichen" (Franz Schandl) auf der intellektuellen Ebene kein Platz mehr bleibt zwischen radikaler Wertkritik/Abspaltungskritik einerseits und radikaler Parteinahme für den welt- und selbstzerstörerischen Kapitalismus andererseits.
Die antideutschen Adorniten sind folgerichtig hemmungslos auf die Seite der herrschenden Ordnung und zur westlichen Wertegemeinschaft übergelaufen; sie haben sich mit dem intellektuellen Abschaum der Krisendemokratie, mit dem aufklärerischen Mob und mit den westlichen Bombenphilosophen gemein gemacht. Angesichts der globalen kapitalistischen Barbarisieung klammern sich die angeblichen Kritiker der Ontologie in panischer Furcht an die aufklärerische bürgerliche Subjekt-Ontologie und Geschichtsmetaphysik. Gegen die Zombi-Produkte des Kapitalismus jammern sie nach der kapitalistischen "Zivilisation"; zum verhungernden Teil der Menschheit fällt ihnen nichts anderes mehr ein, als die Tempel des Finanzkapitals und den Glamour des Warenkonsums zu glorifizieren. Sie sind zum integralen Bestandteil, ja zur schrillsten Stimme des demokratischen Propaganda-Apparats geworden, der die mediale Wiederaufarbeitung von Eurozentrismus, Aufklärungshuberei und Selbstbeweihräucherung des "ideellen Gesamtimperialismus" unter unanfechtbarer Führung der USA betreibt.
Die intellektuelle Frechheit dieser jüngsten Zivilisationskrieger und Kreuzritter des Abendlands geht so weit, daß sie ihre bedingungslose Kapitulation vor der herrschenden Ordnung als besondere dialektische Raffinesse verkaufen wollen. Indem sie die dümmsten Hühner des restlichen autonomen und Antifa-Spektrums zu ideologischen Kindersoldaten der NATO umschulen, machen sie sich verdient um das weltdemokratische Imperium, möchten aber gerade diese Arbeit an der Affirmation als "antideutsche Wertarbeit" zur einzig wahren Wertkritik adeln, deren Begriff sie damit besudeln. In ihrer Orwellschen Sprache ist es geradezu der Gipfel der Radikalität, US-Kampfbomber aufklärungs-frömmlerisch zu segnen. Mit dieser Rabulistik können sie allerdings nur eine Handvoll hinterwäldlerische, theoretisch ungebildete Desorientierte blenden, die mangels eigenständiger Denkfähigkeit auf der Suche nach Identität und Distinktion um jeden Preis sind.
Deshalb muß die schmähliche intellektuelle Insuffizienz durch ein besonders infames Manöver vertuscht und zur kritischen Potenz umgeschminkt werden: Die theoretische Feigheit, die davor zurückschreckt, sich der Kritik der bürgerlichen Subjekt- und Verkehrsform zu stellen, das jämmerliche intellektuelle Versagen vor der historisch auf die Tagesordnung gesetzten Aufgabe, tarnt sich mit ausgeklügelter Perfidie als heroischer Kampf gegen den Antisemitismus.
Es handelt sich dabei nicht um eine theoretisch ausgewiesene Kritik des antisemitischen Syndroms. Dazu ist ein Denken gar nicht in der Lage, das sich affirmativ an die bürgerliche Subjektform klammert. Denn der Antisemitismus bildet ein integrales Moment dieser Subjektform selbst, gewissermaßen ihre letzte krisenideologische Reserve, und gehört daher auch zum Grundbestand des Aufklärungsdenkens. Gerade in diesem Punkt treffen sich bürgerliche Aufklärung und bürgerliche Gegenaufklärung; zu ihrem gemeinsamen bürgerlichen Nenner gehört das antisemitische Syndrom. Wie die "antideutsche Wertarbeit" mangels kategorialer Kritik von Wertform, Abspaltungsform und Subjektform völlig unfähig zu einer Analyse der Ideologiebildung überhaupt ist, versagt sie notwendigerweise auch in der Analyse des Antisemitismus.
Aber darum geht es ihr auch gar nicht; ihr Beruf ist nicht die gesellschaftliche Kritik, sondern die Instrumentalisierung des Antisemitismus im innerlinken Distinktionskampf, um die Leiche des bürgerlichen Aufklärungsmarxismus am Scheinleben zu erhalten. Gerade auf diese Weise soll die eigene theoretische Schwäche und Kapitulation zur Stärke und Souveränität aufgeblasen werden.
Es gehört in die Annalen der "Universalgeschichte der Niedertracht", wie sich die antideutsche Sekte Auschwitz unter den Nagel reißt, um daraus kulturelles Kapital für ihre Selbstbehauptung zu schlagen und vermeintlich den Zauberstab unumschränkter Definitionsmacht über die Restlinke in der Hand zu haben; ganz nach dem Motto: Wer Antisemit ist, bestimmen wir! Der Begriff des Antisemitismus wird dabei von seinem Gegenstand völlig abgelöst, selbst von der notorisch auf das zinstragende Kapital verkürzten Kapitalismuskritik usw., und rein äußerlich allem aufgepappt, was den antideutschen Mullahs aus ganz anderen Gründen mißliebig ist. Und da sie nun zackig und mit der deutschen Grußhand an der Schläfe vor der kapitalistischen Konstitution stramm stehen, wird eben verbissen jeder als Antisemit definiert, der gerade in der jetzigen Weltlage gar nichts von einer angeblichen "Verteidigung der bürgerlichen Zivilisation" hält, die der Quellgrund aller modernen Barbarei und vor allem des Antisemitismus ist. Wer sich der notwendig gewordenen Kritik der bürgerlichen Subjektform stellt, muß in dieser irren Logik sogar ganz besonders antisemitisch sein.
Daß das antisemitische Syndrom auf diese Weise weder analysiert noch bekämpft, sondern für ganz äußere Zwecke instrumentalisiert wird, zeigt sich an seiner identitätspolitischen Inflationierung. Diese Inflation der Zurechnung nach völlig disparaten und beliebigen (oft sogar einander ausschließenden) Merkmalen wird möglich durch einen ideologiekritischen Reduktionismus, der selber in schlechteste Ideologie umschlägt: Das in sich vermittelte kapitalistische Ganze von Subjekt und Objekt, von Fetisch-Konstitution "hinter dem Rücken" und bewußter Ideologiebildung, von "automatischem Subjekt" und Individuen wird unvermittelt und einseitig in den subjektiven Pol aufgelöst; die Ideologie nicht aus der gesellschaftlichen Entwicklung hergeleitet, sondern umgekehrt (und schlecht idealistisch) die gesellschaftliche Entwicklung aus der Ideologie. Damit entfällt auch die Notwendigkeit, den Antisemitismus analytisch auf die heutige weltgesellschaftliche Realität in entsprechenden Nachweisen zu beziehen; er verwandelt sich in ein ahistorisch-zeitloses Phänomen und wird gerade dadurch beliebig zurechenbar. Antisemitismus ist so in dieser antideutschen Meta-Ideologie keine Ideologie mehr, sondern ein realer Grund der Welt; seine vermeintliche Kritik, die sich strukturell ihrem Gegenstand angleicht und daraus eine umfassende Welterklärung macht, wird so wahnhaft wie dieser Gegenstand selbst.
Um dieser delirierenden Instrumentalisierung des Antisemitismus für eine glühende Verteidigung der kapitalistischen Anti-Zivilisation überhaupt einen Bezug auf die moderne Geschichte und Weltgesellschaft unterschieben zu können, wird das antideutsche Konstrukt mit zwei pseudo-historischen Argumentationsfiguren flankiert. Zum einen handelt es sich dabei um eine pure, in keinster Weise fundierte Behauptung, die auf die flachsten arbeiterbewegungs-marxistischen Theoreme der Zwischenkriegszeit zurückgeht:
Danach sei das Nazi-Reich kein Kapitalismus, sondern angeblich "negativ aufgehobener" Kapitalismus gewesen. Diese Bezeichnung ist ein reines Phantasma, ein "negativ aufgehobener" Kapitalismus wäre eine logische Unmöglichkeit. Die gesellschaftliche Grundlage des Nazi-Regimes war Kapitalismus auf der damaligen Entwicklungsstufe, kein Jenseits des Kapitalismus. Die Unterschiede zu den westeuropäischen oder angelsächsischen Ländern sind nicht auf der Ebene des Kapitalismusbegriffs dingfest zu machen, sondern in der Differenz der historisch-ideologischen Entwicklung des Kapitalismus in Deutschland, was etwas ganz anderes ist.
Mit dem rein ideologischen Hilfskonstrukt vom angeblich "negativ aufgehobenen Kapitalismus", also von der angeblich nicht-kapitalistischen Qualität des Nazi-Regimes, wird der Holocaust in echt demokratischer Manier aus der kapitalistischen Geschichte herausgelöst, um das Phantasma einer "guten" Koalition des realen Kapitalismus gegen den bloß erfundenen "negativ aufgehobenen", aus der Geschichte hinausdefinierten antisemitischen Nicht-Kapitalismus zu beschwören; ein Konstrukt, das überdies unabhängig von der wirklichen Weltsituation beliebig repetiert werden kann, um sich in Krisenzeiten stets guten revolutionären Gewissens in die Front der Bombendemokraten einzureihen und am globalen Standgericht wenigstens als Claqueure mitzuwirken.
Zum andern wird nun in einer primitiven identitätslogischen Setzung, unbekümmert um jede historische Analyse, diese Rolle des angeblich "negativ aufgehobenen" Kapitalismus für die gegenwärtige Situation einem willkürlich definierten "islamischen Faschismus" zugeschoben, sodaß der von den Bahamas eingefangene ex-autonome ideelle Gesamtdepp sich nun US-Fähnchen schwenkend als Jubelperser der demokratischen Weltpolizei wiederfindet. Die unvermittelte, an den Haaren herbeigezogene Gleichsetzung von palästinensischen Flüchtlingslagern mit dem Nazi-Imperium, von islamischen Selbstmordattentätern mit der Vernichtungsmaschine von Auschwitz, von "völkischer" Formierung der Gesellschaft in der Ersten Welt der Vergangenheit mit religionspolitischer Zersetzung der Gesellschaft in der Dritten Welt der Gegenwart: dieses absurde quid pro quo, das die Singularität von Auschwitz noch weitaus nachdrücklicher leugnet als ein Ernst Nolte, dient nur dem Zweck einer "Orientalisierung" der deutschen Geschichte.
Die weltdemokratisch geläuterte Sorte von Antideutschen ist nur noch bedingt antideutsch, aber unbedingt antiarabisch: demokratische Rassisten reinsten Wassers, in einer Front mit dem vorgetäuschten Kulturkampf des "ideellen Gesamtimperialismus". Wie sich die angebliche Kritik des Antisemitismus ad absurdum führt, wenn Israel durch die Bombardierung afghanischer Bergdörfer "verteidigt" werden soll, so führt sich die antideutsche angebliche Kritik des "deutschen Imperialismus" ad absurdum, indem sie sich auf den Kopf stellt und damit unfreiwillig den tatsächlichen Standpunkt des westlichen "ideellen Gesamtimperialismus" einnimmt: Die BRD muß jetzt nicht mehr kritisiert werden, weil sie sich an den kapitalistischen Weltordnungskriegen beteiligt, sondern weil sie sich zu wenig beteiligt. Die vordergründige Kritik des Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft dient nur noch als Staffage für diesen kriegshetzerischen Zweck der antideutschen Konvertiten, die sich umso mehr "daheim im Reich" fühlen, je deutlicher sich dieses als Sub-Posten des weltkapitalistischen Imperiums darstellt.
Wie instrumentell sich die antideutsche Sekte zu ihrem Lieblingsgegenstand verhält, wird durch ihr völliges Desinteresse an der gesellschaftlichen Realität in Israel deutlich. Der selber in Ideologie umgeschlagene ideologiekritische Reduktionismus subsumiert die Frage der wirklichen Verhältnisse in Israel und Palästina total unter die (zugerechnete, keineswegs in ihrem gesellschaftlichen Zusammenhang analysierte) antisemitische ideologische Reaktion in den kapitalistischen Zentren und speziell in der BRD; mehr noch: er bringt diese Verhältnisse einfach zum Verschwinden. Wer aber Wirklichkeit ausblendet, angeblich für einen kritischen Zweck, der dementiert diesen Zweck selbst.
Das trifft umgekehrt auch für die Analyse der tatsächlichen antisemitischen Reaktionen in der BRD und Westeuropa auf den sogenannten Palästinakonflikt und die Entwicklung in Israel zu. Erstens kann das eine Moment nicht im andern zum Verschwinden gebracht werden; und zweitens bedarf auch das Fortwirken der spezifisch "deutschen Ideologie" mit dem ihr inhärenten spezifisch eliminatorischen Antisemitismus einer sowohl historischen als auch aktuellen gesellschaftlichen Analyse. Gerade darin bestünde die Berechtigung des antideutschen Motivs. Und gerade davon ist bei den Bahamas-Antideutschen so gut wie gar nichts zu sehen; auch insofern sind sie in Wahrheit nicht antideutsch genug. Kunststück, haben sie doch den Antisemitismus systematisch enthistorisiert (in dieser Hinsicht der postmodernen Elimination der Geschichte durchaus verwandt), sodaß sie sich die Analyse der "deutschen Ideologie" in ihrer Entwicklung vom frühen 19. Jahrhundert bis heute schenken können; und das haben sie auch nötig, um den Antisemitismus qua beliebiger Zuordnung je nach ihrem identitätspolitischen Bedürfnis ohne jede analytische Rechenschaft instrumentalisieren zu können.
Die verschiedenen Formen des Antisemitismus in der gegenwärtigen Welt können nur im Kontext der wirklichen gesellschaftlichen Entwicklung dieser Welt analysiert und bekämpft werden; und dazu gehört selbstverständlich auch die Entwicklung der israelischen und palästinensischen Gesellschaft, die auszublenden bei den Bahamas-Antideutschen nicht ohne Grund mit einer Gleichgültigkeit gegenüber der wirklichen Geschichte des deutschen Antisemitismus einhergeht.
Das Motiv dieser Ausblendung ist allerdings nicht nur ein äußerlich-instrumentelles im innerlinken Selbstbehauptungskampf und in der Apologetik des westlichen Gesamtimperialismus; es folgt vielmehr auch unmittelbar aus der Affirmation der bürgerlichen Subjekt-Metaphysik im Anschluß an die unüberwundene arbeiterbewegungs-marxistische Metaphysik des "Klassensubjekts". Da dieses unrettbar verloren ist, aber seine kategoriale Kritik im antideutschen Denken ausbleiben muß, besteht das Bedürfnis nach einem Surrogat, unter dessen zahlreichen Varianten sich aus der identitätspolitischen Instrumentalisierung des Antisemitismus heraus der Staat Israel als metaphysisches Subjekt anbietet. Damit es dieser phantasmatischen Qualität genügen kann, muß sich allerdings Israel aus einer wirklichen Gesellschaft dieser Welt mit wirklichen Widersprüchen in ein von allen Widersprüchen gereinigtes Avalon der antideutschen Projektionen verwandeln.
Wie einst der linke "Antizionismus" mit PLO-Symbolen aufmarschierte (und sich heute in der Tat in eine bloße Unterabteilung des globalen Antisemitismus verwandelt hat), so marschiert nunmehr in bloßer Umkehrung die antideutsche Sekte mit Israel-Fahnen auf; übrigens in der durchaus passenden Gesellschaft der "Partei bibeltreuer Christen", deren Motiv die Ankündigung des Jüngsten Gerichts durch den Sieg des Volkes Israel im gelobten Land bildet. Bei den Bahamas ist es das Armageddon der kritischen Theorie. Wie sich in den Analysen von Eike Geisel nachlesen läßt, ist der blinde, militante Philosemitismus von Erzdeutschen, der sich vor allem an den militärischen Leistungen Israels aufgeilt, nichts anderes als der bloß umgedrehte alte deutsche Antisemitismus, der allerdings sein wahres Gesicht nicht gänzlich verleugnen kann.
Das wird in einem bestimmten Punkt unfreiwillig bis zur Kenntlichkeit offengelegt. Was die fanatischen Bahamas-Philosemiten nämlich in ihrer projektiven Wahrnehmung vor allem stört, ist die Existenz der israelischen und überhaupt der jüdischen säkularen Linken. Es ist kein großes Geheimnis, daß in Israel heute unter dem äußeren und inneren Druck ganz ähnlich wie bei den feindlichen arabischen Nachbarn eine theokratisch-fundamentalistische, religionspolitisch-nationalistische und rassistische Tendenz dominiert, die den säkularen Arbeiter-Zionismus längst an die Wand gedrückt hat, von deren Exponenten die Ermordung Jitzhak Rabins durch eine beispiellose Hetzkampagne vorbereitet wurde und deren politische Klammer der Likud-Block mit Scharon und Netanjahu an der Spitze bildet. Die Kriegsverbrechen der israelischen Armee unter dieser finster reaktionären Führung werden nicht im geringsten dadurch legitimiert, daß es sich bei den Palästinensern um eine ausweglos verhetzte, selbstzerstörerische Masse von Verzweifelten handelt, die jeden emanzipatorischen Gedanken verweigert. Israel geht als Krisengesellschaft der Globalisierung seinen eigenen Weg in die Barbarei, nicht anders als der Rest der Welt, aber unter besonderen Bedingungen der Bedrohung.
Die Existenz Israels ist allerdings gerade deswegen nicht nur von außen, sondern auch von innen gefährdet. Die israelische Linke führt einen verzweifelten Kampf gegen diese Entwicklung, in der sie auf keinen Partner bei den Palästinensern mehr hoffen kann, weil diese ihren Weg in die Barbarei bereits vollendet haben. Es ist nun so ziemlich die unappetitlichste Aufführung der antideutschen Sektenprediger, daß sie im Interesse ihrer Projektionen der israelischen Linken nicht nur in den Rücken fallen, sondern diese sogar auf die giftigste Weise denunzieren. Was für ein nichtswürdiges Schauspiel: Erzdeutsche Ex-Linksradikale verbünden sich zumindest in ihrer schmutzigen Phantasie mit den reaktionärsten klerikalen, rassistischen, frauen- und schwulenfeindlichen Kräften Israels gegen die israelische Linke und gegen das säkulare Israel überhaupt, und haben die Stirn, diese perverse ideologische Allianz auch noch als Bollwerk gegen den Antisemitismus abzufeiern!
Wie es der gemeinbürgerlichen Ideologie geziemt, wird bei dieser antideutschen Denunziation der israelischen und weltweiten jüdischen Linken das antisemitische Stereotyp gewohnheitsmäßig abgerufen; es genügt diesen Fanatikern und Zeloten der kapitalistischen Aufklärung nicht, die Auffassungen eines Noam Chomsky, Uri Avnery oder Moshe Zuckerman als ihrer Meinung nach falsch zu bezeichnen, sondern die unliebsamen Nichtarier müssen auch noch als "Vorzeigejuden" oder "Alibijuden" (O-Ton Bahamas) in bester "Stürmer"-Tradition heruntergemacht werden. Merke: Wer ein guter Jude ist, bestimmen die Bahamas; und wer kein guter Jude ist, der ist sowieso sein eigener Antisemit.
Das derart zusammengezimmerte Konstrukt ist so schief, schlecht identitätslogisch und durchsichtig identitätspolitisch, daß es nur durch permanente Dynamisierung und Eskalationslogik aufrecht erhalten werden kann. Folgerichtig haben sich Bahamas/ISF auf eine maßlose, sich ständig überbietende Hetzkampagne gegen alles und jedes kapriziert, was sich ihrem aus theoretischer Impotenz geborenen Wahn nicht unterordnet. Diese ekelhafte, vor keiner Koterei zurückschreckende Hetze ist Fleisch vom Fleisch der interkulturellen pseudo-religiösen Reaktion. Schaut euch diese Typen an: Jeder einzelne ein Savonarola-Verschnitt, jeder von denen hätte Karriere beim Opus Dei oder beim Ku Klux Klan machen können. In ihrem Machtrausch ergaunerter Definitionsmacht verschlucken sie sich vor denunziatorischer Lust. Von der theoretischen Innovation haben sie sich längst verabschiedet; da dümpelt nur noch die postivistische "Anwendung eines Corpus abgeschliffener, zur affirmativen Ideologie versteinerter Glaubenssätze, die sie bei der Konfirmation ihrer Kindersoldaten abfragen.
Das Fußvolk dieser intellektuellen Selbstmordsekte muß das Gehirn an der Garderobe abgeben. Nur so ist es zu erklären, daß wir es bei den Bahamas-Adepten immer häufiger mit entpersönlichten Zombis zu tun haben, die argumentativ nicht mehr erreichbar sind und autistisch ihre Kommandoerklärungen verkünden. Wer einmal in diesem Bann befangen ist, läßt den antideutschen Gurus offenbar alles durchgehen, was sonst anständigerweise niemand durchgehen lassen kann. Das Ferment dieser Konstellation ist die Angst. Wo der Antisemitismus nicht mehr als Ideologie aus bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen hergeleitet werden muß, sond ern als allgegenwärtige Denunziationsmöglichkeit abgerufen werden kann, steht jeder unter Verdacht außer den Mullahs der antideutschen Ideologie, die ihre eigenen antisemitischen Bedürfnisse an der israelischen Linken abreagieren können.
Weil der ideologiekritische Reduktionismus die antisemitische Zuordnung beliebig und universell gemacht hat, müssen die Gläubigen ständig zittern, beim kleinsten Versuch abweichenden Denkens in den Bannstrahl dieser Zuordnung zu geraten und exkommuniziert oder symbolisch verbrannt zu werden; und so nehmen sie allmählich eine Haltung des vorauseilenden Gehorsams ein, die ihnen das analytische Denken verbietet und sie zu einer sorgfältig ritualisierten, entmenschlicht-religiösen Sprache zwingt, in der im übrigen das Kapitalverhältnis mystifiziert statt analysiert und kritisiert wird. Nicht kritische Analyse ist im Dunstkreis dieses sehr deutschen Ungeistes mehr angesagt, sondern der blanke Gesinnungs- und Bekenntnisterror - gewissermaßen eine Art Robespierrescher "Tugendterror", der bekanntlich immer nur auf dem Schafott enden kann.
Die Positionen der Wert- und Abspaltungskritik demgegenüber sind klar: Eine Kritik des Antisemitismus ist nur möglich im Kontext einer radikalen Kapitalismuskritik anhand der konkreten historischen Situation, und eine antideutsche Kritik nur durch die Kritik der "deutschen Ideologie" anhand ihrer aktuellen Einbindung in den westlichen Gesamtimperialismus, während die regressive Affirmation von bürgerlicher Aufklärung und kapitalistischer "Zivilisation" zusammen mit der Kritik überhaupt auch die angebliche Kritik des Antisemitismus und die antideutsche Kritik dementiert. Das unbedingte Eintreten für die Existenz Israels ist nur möglich in kritischer Solidarität mit der israelischen säkularen Linken, während die Aufkündigung dieser Solidarität und der ideologische Schulterschluß mit dem reaktionären Likud-Regime gleichzeitig auch die Verteidigung der Existenz Israels dementiert.
Die prowestlichen Fanatiker der antideutschen Bekenntnis-Sekte von Bahamas/ISF sind nicht deswegen zu bekämpfen, weil sie den heruntergekommenen völkischen Antiimperialismus kritisieren, sondern weil sie diese Kritik völlig delegitimieren durch ihre Parteinahme für die kapitalistische Weltpolizei. Sie sind nicht deswegen radikal zu kritisieren, weil sie den antisemitischen Mob bekämpfen, sondern weil sie diesen Kampf sabotieren durch ihre Inflationierung des Antisemitismus- und Faschismusbegriffs. Nicht ihre Kennzeichnung der postpolitischen Palästinenser-Kommandos als perspektivlose Mordkollektive ist absurd, sondern die Verherrlichung des israelischen Rechtsradikalismus und religiösen Fundamentalismus als Vorschein des Kommunismus.
Wer die Auseinandersetzung mit einer tatsächlich gefährlichen ideologischen Entwicklung (auch in Teilen der Linken) als privaten Claim einer identitätspolitischen Goldader einzäunt, ist dafür haftbar zu machen, daß die radikal kritische Thematisierung dieser zerstörerischen und selbstzerstörerischen Tendenz blockiert wird. Wenn die existentielle Krise der sozialen Emanzipation nur noch als Bühne von Selbstbehauptung und Distinktionshuberei dient, wird sie für die eitle Nabelschau einer verschworenen deutschen Gemeinschaft von notorischen Selbstdarstellern mißbraucht. Deshalb muß es gerade im Namen einer Kritik des völkischen Antiimperialismus und einer Bekämpfung des antisemitischen Mobs darum gehen, die Kleriker der Bahamas-Sekte möglichst zu isolieren, sie zu boykottieren und aus der linken Debatte auszugrenzen, um den Schaden zu minimieren, den sie sowieso anrichten.

Im Original: Bedingungslos paranoid
Im Sumpf diverser „Anti“-Sektierer (Autor: K.W. Pfoertner)
Wir leben in seltsamen Zeiten. Während sich der öffentliche Diskurs immer hektischer in völkischer S- und M-Rhetorik ergeht („Soziale Einschnitte“, „Soziale Grausamkeiten“, „einschneidende Reformen“), so als seien wir ein einig Volk von Masochisten, die geil bis unter die Zehennägel auf ihre Domina mit dem Operationsmesser („chirurgische Schnitte“) warten, um im Namen der „Arbeit“ die Profitrate zu retten, laufen in politischen Subkulturen, die sich als noch links oder als nicht mehr links verstehen („postpolitisch“), noch bizarrere Vorgänge ab, die auf eine neue Konjunktur von Verschwörungstheorien hindeuten. Mathias Bröckers‘ bei 2001 erschienenes Buch Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11. 9. erlebte im September 2002 allein sieben Auflagen (!), und auch wenn uns Bröckers erklären will, es gehe ihm um eine „kritische Konspirologie“, können das andere noch entschieden besser, z. B. diejenigen, die man landläufig als die „Antideutschen“ bezeichnet.
Die Beweggründe der Antideutschen mit ihrem „Zentralorgan“ Bahamas lassen sich im Wesentlichen im drei Sätzen zusammenfassen:
1. Bedingungslose Solidarität mit dem Überlebenskampf des Staates Israel.
2. Eine antiimperialistisch-antisemitisch-islamfaschistische Phalanx will unter dem Vorwand des „Selbstbestimmungsrechts des palästinensischen Volkes“ in Wirklichkeit Israel vernichten.
3. Es besteht eine geheime Affinität zwischen den „Volksdeutschen“ und den „Islamfaschisten“, beide haben letzten Endes die gleichen Intentionen und werden von denselben Phantasmen angetrieben.

Bahamas aus Berlin und die Initiative Sozialistische Forum aus Freiburg im Breisgau sind die theoretischen Speerspitzen der Antideutschen. Sie verstehen sich als Erben der Kritischen Theorie, in Sonderheit Adornos und Horkheimers. Sie beharren auf bedingungsloser Negativität (z. B. einer ihrer Haupttheoretiker, J. Bruhn) im Sinne einer verschärften Variante der „bestimmten Negation“ bzw. der „negativen Dialektik“ Adornos. Während jedoch Adorno den „totalen Verblendungszusammenhang“ vorwiegend auf dem Felde der Kunst bekämpft sah und ansonsten eher die Ausweglosigkeiten des spätbürgerlichen Intellektuellen verkörperte (deswegen war er ja auch über den Aktionismus der 68er so entsetzt), entschlagen sich die Antideutschen total der Praxis, mit einer entscheidenden Ausnahme freilich: sie wollen „bedingungslos“ und „uneingeschränkt“ alle Manifestationen dessen bekämpfen, was man als das „antizionistisch-antiamerikanische Syndrom“ bezeichnen könnte. Ihre Feinde sind vorwiegend der „Islamfaschismus“ und alle Sympathisanten, die vorwiegend aus dem Umfeld der Antiimperialisten stammen sollen. „Deutschland“ steht grundlegend im Verdacht, zur Volksgemeinschaft mutieren zu wollen, dagegen zu kämpfen, sind (fast) alle Mittel recht. Die islamfaschistisch-antiimperialistisch-volksgemeinschaftlichen Versuche, die „zionistisch-amerikanische Weltverschwörung“ zu eliminieren, werden als Endlösungsstrategien gewertet, um eine „negative Aufhebung des Kapitals auf kapitalistischer Grundlage“ zu erreichen. So weit, so gut.
Dieser Deutungsversuch der „großen Frontlinien“ der heutigen politischen wie geostrategischen Kräfteverhältnisse klingt zunächst einmal recht plausibel, mit dem terroristischen Massenmord am 11. September 2001 als schlagendstem Beweis. Nur, wenn man sich das Ganze mal im Detail anschaut, ergeben sich eine Reihe von Ungereimtheiten und Fragen, die auch alle rhetorischen Künste der Bahamas-Redaktion nicht hinweg zu erklären vermögen.
In seinen Neun Thesen über Verschwörungen und Verschwörungstheorien (S. 64-66) schreibt Bröckers als These 9: „Um sich gegen Skepsis und Zweifel zu immunisieren, haben Verschwörungstheorien eine seltsame Schleife eingebaut:
Jede Kritik an ihnen wird automatisch zum weiteren Beweis für die Realität der unterstellten Verschwörung. Dieses Immunsystem teilen moderne Verschwörungstheorien mit ihrem historischen Vorgänger, der Dämonologie des Mittelalters: Wer die Anwesenheit des Teufels bestreitet, ist selber von ihm besessen.“ (S. 66). Auch wenn ich Bröckers‘ ausufernden Assoziationsketten in so Manchem nicht zu folgen vermag, so enthält diese Beschreibung doch einen rationalen Kern: um sich gegen behauptete Weltverschwörungen zur Wehr zu setzen, scheint man gezwungen zu sein, Gegenverschwörungen zu erfinden. So ist auch alsbald jedes Mittel Recht und jeder Verbündete (und sei es auch der herbei Halluzinierte, um ein Lieblingswort der Bahamas-Autoren zu verwenden) billig, der die Gegenverschwörung zu unterstützen scheint, und angesichts der Bedrohungslage braucht man auch nicht mehr so genau hinzuschauen, mit wem man sich da einlässt.
Bei der pro-israelisch-proamerikanischen Gegenverschwörung wird so getan, als sei die heutige Weltlage eine ähnliche wie vor oder während des 2. Weltkriegs. Nur Marx hat ja gesagt, alles spiele sich zweimal ab, einmal als Tragödie, einmal als Farce, und wenn man sich dieses Apercu einmal auf der Zunge zergehen lässt, dann fällt dies auch auf diesen Analogieschluss zurück. Hitler verfügte über ein Territorium und eine staatliche Armee, aber worin bestehen die Bataillone von Al Queida, um ein berühmtes Stalin-Wort zu paraphrasieren? In Wirklichkeit ist es doch so, dass die USA als Schutzmacht Israels und im „Kampf gegen den Terrorismus“ praktisch einen Gegner hat, der kein ebenbürtiger sein kann. Hier kämpfen nicht Armeen auf „gleicher Augenhöhe“ gegeneinander. Mehr als Nadelstiche, und seien es noch so mörderische, kann Al Queida oder sonstige islamistisch-terroristische Gruppierungen den USA nicht versetzen. Die Situation Israels ist zweifellos eine andere, aber hier geht es vorwiegend um die USA: es ist der Kampf gegen einen unsichtbaren, seltsam ungreifbaren Feind, den man zwar in Afghanistan oder Irak vorübergehend verorten kann, aber letzten Endes bleiben diese Verortungen unbefriedigend: darum ist es ja auch ein „war that never ends“, ein Krieg, der niemals beendet werden kann. Die neoliberale Weltrevolution, die in den letzten zwanzig Jahren von den herrschenden Eliten betrieben wurde, fällt auf diese zurück: daraus sind deterritorialisierte, eigentümlich unstrukturierte Gewaltmärkte und -gruppen entstanden, die international operieren und nicht mehr imstande oder willens sind, ins Weiß des gegnerischen Auges zu blicken. Sie sind feige, rücksichtslos oder selbstmörderisch, je nach dem, sie spiegeln lediglich den Nihilismus der neoliberalen Weltrevolution wider. Eine Supermacht kann zwar überall und nirgends Gegenschläge ausführen, so viele und so oft sie will und die „irregulären Kämpfer“ nach Guantanamo deportieren, so viele und so häufig es nötig scheint; nichtsdestoweniger, diese Hydra ist „auf dem Felde“ nicht zu besiegen. Paradigmatisch ist die Figur des „Schläfers“ in diesem auch symbolischen Krieg: jetzt ist es ja gerade der anscheinend Unauffällige, der Angepasste, der (arabische) Sohn aus besseren Kreisen, der urplötzlich sich als Todfeind entpuppt: der Schatten aus dem Hinterhalt, der nicht mehr zwischen Schuldigen und Unschuldigen, Beteiligten und Unbeteiligten unterscheidet und ein Zerstörungswerk anrichtet, dem man sich praktisch nicht erwehren kann. Die „Lösung“, Alles und Jeden für verdächtig zu halten („Neighbour Watch Program“, „Rasterfahndung“ usw.), führt nur zu neuen Absurditäten, in eine universale Paranoia, die niemals zur Ruhe kommt. Die Monsterbabies, die der Westen im Kampf gegen den Kommunismus selber schuf, fallen nun auf ihn zurück, Gegenverschwörung hin, Gegenverschwörung her. Der Islamismus ist in letzter Instanz nichts Anderes als der Zerrspiegel dessen, was der Westen von sich abspaltete oder als schmutzig, aber unvermeidlich einstufte. Die „islamistisch-antizionistische“ Verschwörung ist Fleisch vom Fleische der „Dialektik der Aufklärung“, der neoliberalen Revolution und der Flaschengeist des kalten Krieges, der nun gegen den wütet, der ihn aus der Flasche entließ.
Im Grunde ist die antideutsche Gegenverschwörung einem zutiefst undialektischen Denken verhaftet, das die Ambivalenzen der Weltlage gegen falsche Eindeutigkeiten austauscht.
Selbst Adorno/Horkheimer waren da schon vor knapp sechzig Jahren weiter. Der Kampf gegen den Nationalsozialismus bedeutete für sie keineswegs, Amerika-hörig zu werden, wie es die Antideutschen tun. Sie sahen sehr wohl die Schattenseiten, ja die totalitären Tendenzen im Mutterland der ökonomischen Freiheit selbst: „Hollywood“ als „Massenbetrug“. Sie nannten Hiroshima und Auschwitz im gleichen Atemzug, ohne beide in Eins zu setzen. Es ist keineswegs illegitim, nach den gemeinsamen Wurzeln von Atombombe, Konzentrationslager und Gulag zu fragen, eben den Strukturen der „abendländischen Welt“. Adorno/Horkheimer beendeten ihre Reflexion eben nicht da, wo die Antideutschen bloß noch ihre „Negativität“ zelebrieren und dabei erstaunlich „positiv“ werden, eben als Möchtegern-Airforcepiloten ihr „Fuck Saddam“ auf die Bomben zu pinseln, wenn man sie nur ließe. Beklagte man noch die „Kollateralschäden“ im Kosovo-Krieg und bedauerte die zivilen serbischen Opfer, so werden die „Kollateralschäden“ in Afghanistan plötzlich legitim, damit die Männer sich wieder rasieren und die Frauen sich wieder auf die Straße trauen dürfen - wenn sie denn nicht im Bombenhagel der Air Force „aus Versehen“ zerfetzt worden sind.
O sancta simplicitas! George Bush jun., der Säulenheilige der Antideutschen? Was man in jeder x-beliebigen US-amerikanischen Zeitung nachlesen kann, nämlich dass der berüchtigte Bush-Clan, dessen Familienmitglied Bush jun. ist, mit buchstäblich jedem Geschäfte macht, soll plötzlich nicht mehr erwähnt werden dürfen, weil dies „antiamerikanisch“ sein könnte? Die Bushs haben Geschäfte mit den Nazis und mit der Bin Laden Group gemacht, die waren in dieser Hinsicht nie besonders wählerisch. Und was die USA allgemein und nicht bloß die Bushs betrifft, so soll ein Land, wo mehr Menschen im Gefängnis sitzen als zu den schlimmsten Zeiten der Sowjetunion, wo hinter China die meisten Hinrichtungen stattfinden (u. a. eine Rekordzahl an Hinrichtungen zu der Zeit, als Bush jun. Senator in Texas war) und wo Zehnjährige mit Hand- und Fußfesseln vor den Richter geschleppt und minderjährige Geisteskranke zum Tode verurteilt werden, solch ein Land soll man als „zivilisatorischen Lichtbringer“ abfeiern? Es gibt gute Gründe dafür, das US-amerikanische Rechtssystem als „lausig“ zu bezeichnen wie Däumler-Gmelin es tat; aber Bush ist deswegen kein Hitler, sondern einfach ein Reaktionär mit christlich-fundamentalistischen Einsprengseln. Big Pretzel is watchng you.
Es ist einfach törichter Unfug, zu behaupten, es gäbe keinen Imperialismus mehr, bloß weil der Begriff durch die Anti-Imps diskreditiert wurde. Denkt euch einen neuen Namen aus, meinethalben „Empire“, aber das Phänomen existiert dennoch. Nun bringt es nichts, auf „den“ US-Imperialismus zu schimpfen, der der Europäer ist auch um kein Jota besser. Es geht darum, die Strukturen zu analysieren, das inner- und binnenimperialistische Beziehungsgeflecht zu entwirren, die imperialistische Konkurrenzverhältnisse zu enttarnen. Es geht des Weiteren nicht darum, die „spekulativen Blutsauger“ zum Abschuss freizugeben, sondern darum, in der Tat die Strukturen des internationalen Finanzkapitals und deren Wirkungsmechanismen zu durchschauen: spekulative Angriffe auf Währungen und Devisenreserven und plötzliche Kapitalflucht können schlecht bestreitbare katastrophale Konsequenzen für ganze Nationalökonomien haben, wie die diversen Börsen-Krisen der letzten Jahre (Mexiko-, auch Tequilakrise genannt, Russland- und Asienkrise) zur Genüge aufgezeigt haben. Aber das Alles ficht die „Erkenntnistheorie“ der Bahamas nicht an, Kollateralschäden, nicht wahr? Da ist sogar George Soros weiter.
Die Kritik von Waren- und Denkform kann die knallharte politökonomische Analyse nicht ersetzen, auch wenn uns dies Bahamas und ISF mitunter zu suggerieren scheinen. Kritik der Denkform ist nötig, das ja, aber das ist nur ein Standbein. Vor allem sollte das Eine nicht auf das Andere reduziert werden. Unfreiwillig sind sich Bahamas und Krisis darin einig, dass nur denkerisches Däumchendrehen im negativen Vakuum die „Kritik“ aufrechterhalten kann; der utopische Moment wurde erfolgreich vertrieben. Und die „zivilisatorischen“ Bomben schmeißen bekanntlich die Anderen. 


Was bleibt?
Jeder Nationalismus ist scheiße. Und jeder Glaube an höhere Instanzen - ob Götter oder der Gemeinwille des Volkes. Ob islamistische Führer zum Mord an Schriftstellern aufrufen oder israelische Parlamentsabgeordnete zum Mord an Friedensaktivisten, ist kein Unterschied. Die Alternative ist nicht der Wechsel des Staates, den mensch toll findet, sondern die Ablehnung jeder Form von Herrschaft.

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