Offener Raum

SYMBOLFIGUR AUS DER ZEIT DER BAUERNKRIEGE

Wer ist dieser 'Freundeskreis Ulrich von Hutten'?


1. Das Treffen des 'Freundeskreises Ulrich von Hutten'
2. Wer ist dieser 'Freundeskreis Ulrich von Hutten'?
3. Das Verbot von Schlüchtern
4. Kein Verbot im Landkreis Hersfeld-Rotenburg
5. Die Prominenz der extremen Rechten
6. Das Treffen der 'volkstreuen Verbände'
7. Keine geschlossene Veranstaltung
8. Der Protest der Einwohner
9. Der Verfassungsschutz

Diese Gruppierung wurde 1983 von Lisbeth Grolitsch und Otto Ernst Remer gegründet. Remer zog sich allerdings bald aus der aktiven Arbeit des Vereins zurück. Die Mitglieder des Freundeskreises werden durch den Vorstand berufen. Anderen Interessierten steht nur die Fördermitgliedschaft offen. So wie der historische Hutten die Interessen des Adels vertrat, so will die heute nach ihm benannte Organisation die Elite sammeln. Einer Elite aber kann man nicht beitreten. In sie kann man nur nach erfolgter Leistung aufgenommen werden. Die Elite ist es, die darüber entscheidet, wer zur Elite gehört. Personell überschneidet sich der Freundeskreis mit der "Deutschen Kulturgemeinschaft" (DKG) und der "Notgemeinschaft für Volkstum und Kultur" (NG), zwei weitere Gruppierungen, die durch personelle Überbleibsel der NS-Zeit geprägt werden.[3] Der Freundeskreis gibt zweimonatlich die Zeitschrift "Huttenbriefe für Volkstum, Kultur, Wahrheit und Recht" mit einer Auflagenhöhe von einigen hundert Exemplaren unter der Schriftleitung von Lisbeth Grolitsch heraus.[4]

Für die Autoren der Huttenbriefe ist das eigene Volk der "höchste Wert". Sie verschreiben sich der "geschichtlichen Wahrheit", das meint hier: ihrer mit dem Etikett "Wahrheit" behängten Vorstellungswelt. Sogenannte Richtigstellungen der Geschichte finden sich nahezu in jeder Ausgabe. So lautet die Überschrift eines Artikels in den Huttenbriefen z.B.: "Das Wannsee-Protokoll, die Fälschung des Jahrhunderts". Das Blatt bemüht sich immer wieder, völkische und rassistische Positionen scheinbar wissenschaftlich zu begründen. Die eigenen Ansätze des Freundeskreises Ulrich von Hutten werden als die einzig möglichen ausgegeben.[5]

Selbst eher konservative Historiker sehen hier den Namen Ulrich von Huttens mißbraucht. Der schweizer Schriftsteller und Hutten-Forscher Franz Rueb zum Beispiel stellte unmittelbar vor dem Treffen in Niederaula sein neues Buch zu Ulrich von Hutten vor. Die Frankfurter Rundschau zitiert ihn: "Rueb sieht in dem ,Freundeskreis' eine neonazistische Organisation, ,die den Namen Ulrich von Huttens auf hämische und widerlichste Weise mißbraucht'. ,Diese Herrschaften machen es sich sehr einfach', sagte Rueb in einem Gespräch mit der Frankfurter Rundschau und betonte, daß der Hutten von damals ,auf heute nicht übertragbar ist, vor allem nicht reduzierbar' sei. Der fränkische Rittersohn (...) habe für die Befreiung des deutschen Volkes gekämpft. ,Die Nazis und Neonazis wollen eine deutsche Nation zur Unterdrückung anderer Länder und Völker, das ist der wesentliche politische Unterschied', so Rueb gegenüber der Rundschau."[6]

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