Offener Raum

WAS DIE GENTECHNIK-BEFÜRWORTER*INNEN VERSPRECHEN UND WAS DAVON ZU HALTEN IST ...

Schwätzer, Hetzer, Bauernfänger


1. Einleitung
2. Mythos 1: Gentechnik hilft gegen Hunger und Armut
3. Mythos 2: Gentechnik hilft den Landwirt_innen
4. Mythos 3: Gentechnik schützt die Umwelt
5. Mythos 4: Gentechnik fördert Nahrungsqualität und Gesundheit
6. Mythos 5: Fortschritt, Arbeitsplätze und die gerettete Nation
7. Mythos 6: Alles unter Kontrolle - noch keine Schäden oder Unfälle
8. Mythos 7: Alles normal - Gentechnik ist auch nur Züchtung
9. Schwätzer, Hetzer, Bauernfänger
10. Links und Materialien

Sie inszenieren sich selbst als wissenschaftlich oder gar objektiv. Die Gentechnikkritiker_innen seien nur emotional, fortschrittsfeindlich oder unwissenschaftlich. Doch wer näher hinsieht, bemerkt das Gegenteil: Es sind die Befürworter_innen der Gentechnik, die mit platten Slogans, Polemiken und unbewiesenen bis längst widerlegten Behauptungen um sich schlagen. Oder was ist sonst davon zu halten, wenn eine der wichtigsten Pro-Gentechnik-Politiker_innen des Landes in der zentralen Festrede beim wichtigsten deutschen Gentechnik-Seilschaftentreffen den Satz raushaut: "Ein Ausländer, der die Voraussetzungen zur Einbürgerung erfüllt, muss eingebürgert werden, ob der zuständige Beamte dazu Lust hat oder nicht; ein Produkt, das die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt, muss zugelassen werden. Alles andere wäre politische Willkür, eine Abkehr vom Prinzip der Rechtsstaatlichkeit." Es kann doch nicht angehen, dass in Deutschland künstliche Pflanzen schlechter behandelt werden als Menschen aus anderen Ländern? Vielleicht sollte die Festrednerin einmal darauf aufmerksam gemacht werden, dass in Deutschland 100% aller Anträge auf GVO-Freisetzungen genehmigt und fast 100% aller Asylanträge abgelehnt werden ...
Damitniemand die derbe Niveaulosigkeit bemerkt, zetteln sie einen Propagandakrieg gegen die Kritiker_innen der Gentechnik an, in dem sie denen vorwerfen, was sie selbst auszeichnet: Wenig Argumente, viel Polemik.

Sachlich, wissenschaftlich ...
Das typische Argumentationsmuster ist ein Zwei- oder Dreischritt. Zunächst wird die Sachlichkeit betont, dann erfolgt mitunter noch ein Übergangsgedanke, um schließlich bei krass unsachlichen Forderungen, Positionen, Hetze oder Vorschlägen zu landen. Schauen wir uns das am Beispiel der Gentechnikfördererin und ehemaligen BASF-Mitarbeiterin Doris Barnett (SPD-MdB für Wahlkreis Ludwigshafen) an. Sie behauptet innerhalb von drei Sätzen zunächst, es sei ihr "wichtig, dass das Thema Pflanzenbiotechnologie sachlich diskutiert wird." Daher
interessiere sich sich "für die Forschung auf diesem Gebiet, um möglichst viele Informationen
zu sammeln, auf deren Grundlage dann diskutiert und entschieden werden kann.
" Ausgerechnet dieses Streben nach Sachlichkeit und Information sei dann "der
Grund, warum ich die Patenschaft für ein Versuchsfeld der 'Amflora'-Kartoffel in Brandenburg
übernommen habe.
" Eine Patenschaft für gentechnisch veränderte Pflanzen (die zudem zufällig einer Firma ihres Wahlkreises gehören, bei der sie früher selbst gearbeitet hat ...) als neue Sachlichkeit? Auch der kurz darauf folgende Hinweis, "eine
Verweigerung in Deutschland oder gar Europa wird diese Technologie nicht verhindern
", ist nicht gerade ein sachliches Argument, sondern eine standortpolitische Parole. Im April 2010 schaffte sie das auch im Zweischritt. Zunächst beschwerte sie sich, denn "die Art und Weise, mit der man hierzulande Stimmung macht, hat für mich wenig mit Sachlichkeit als vielmehr mit dem Spiel mit Ängsten zu tun." Und fügt direkt im Anschluss hinzu: "das ist meiner Meinung nach schädlich für den Industriestandort Deutschland."

Im Original: Fakten, Fakten, Fakten
Aus dem Munde von Doris Barnett (SPD-MdB)
Denn wer so naiv ist und sagt, die Forschung dürfe und solle natürlich hierzulande erfolgen, aber die Anwendung auf keinen Fall, der glaubt auch noch an den Nikolaus! Die Forschung geht doch dahin, wo auch ihr Ergebnis angewendet werden kann! ... Mich bedrückt das, weil ich der Meinung bin, wir hier in Deutschland haben sehr gute Standards, die wir gerade auch bei diesem sensiblen Forschungsgebiet zur Anwendung bringen sollten und die wir auch weiterentwickeln können. Sind wir aber „raus aus dem Spiel“, haben wir gar nichts mehr zu sagen und müssen das akzeptieren, was in anderen Ländern Standard ist.

Aus einer Pressemitteilung von InnoPlanta über das InnoPlantaforum 2006
Was passieren würde, wenn in Deutschland und Europa auf die Gentechnik verzichtet würde, skizzierte Dr. Horst Rehberger, Beiratsvorsitzender des InnoPlanta e.V.: „Dann wird die Welt über uns und unsere Ängstlichkeit hinweggehen. Damit dies nicht passiert, sollten wir die Chancen der Gentechnik für eine innovative und wettbewerbsfähige Landwirtschaft nutzen.“

Barnett ist nicht allein - so argumentieren fast alle Befürworter_innen der Gentechnik, wenn sie Sachlichkeit fordern. Gerade die Standortpolitik ist weit verbreitet, ebenso antiamerikanische Ressentiments, Sorgen um deutsche Firmen und Arbeitsplätze oder die angebliche Forschungsfreiheit. Das alles sind politische Ideologien, aber keine Argumente. Wer in den Papieren der Gentechniklobbyisten und -konzerne wühlt, wird aber entdecken, dass die Unsachlichkeit der Befürworter_innen Absicht und gewählte Strategie ist. 1997 verfaßten die PR-Agentur Burson Marsteller für die Gentechnikkonzerne ein Strategiepapier. In dem heißt es: Wenn es Europa-Bio gelingen soll, den Übergang zu einer effektiven öffentlichen Stimme zu vollziehen, muß eine Verlagerung von einer sachfragenorientierten Kommunikation hin zu einer auf 'Geschichten' gestützten Kommunikation stattfinden." Dann folgt der praktische Vorschlag zur bevorzugten Verwendung von "Symbolen, die Gefühle wie Hoffnung, Befriedigung, Fürsorge und Selbstwert erwecken".
Ein schönes Beispiel für den Ideologiekampf unter dem Deckmantel der Sachlichkeit bietet die FDP-Bundestagsabgeordnete Judith Skudelny in einem Brief vom 31.3.2010. Wie üblich bekräftigt sie, ihre Regierung stände "für Aufklärung und Wissenschaftlichkeit und für eine Versachlichung der emotional geführten Debatte". Und dann geht es emotional und ideologisch richtig zur Sache: "Mit der fundamentalen Ablehnung einer weltweit etablierten Züchtungsmethode werden wir den zukünftigen Aufgaben nicht gerecht werden können". Selbsttausendfach widerlegte Mythen werden bemüht: "Die künftigen globalen Herausforderungen wie die Ernährung von bald neun Milliarden Menschen ... erfordern den Einsatz dieser inzwischen bewährten Züchtungsmethode".

Im Original: Dichtung und Hintergründe an Beispielenusblenden
Aussagen der Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard, in: Zeit-Wissen 4/2009 - und was davon zu halten ist ...
"Die neue Bundesregierung muss sich klar zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln bekennen. Sie sollte sich von Vernunft leiten lassen, nicht von Ideologie"
Wer in den Debatten die Beiträge von Befürworter_innen und Kritiker_innen der Gentechnik liest, wird auf beiden Seiten differenzierte Argumente und pauschal-ideologische Beiträge finden. Argumente und gute Quellenarbeit ist aber vor allem auf Seiten der Gentechnikbefürworter_innen sehr selten geworden. Der Text von Nüsslein-Volhard ist ein typisches Beispiel dafür.
"Um den Nahrungsbedarf einer wachsenden Weltbevölkerung zu decken, müssen wir die landwirtschaftlichen Erträge steigern."
So sieht Ideologie aus. Das scheinbare Argument suggeriert, dass Hunger eine Folge von Nahrungsmittelmengen ist. Das ist falsch. Es werden genügend Nahrungsmittel erzeugt, diese aber sind für viele Menschen in Folge von Krieg, Patriarchat, Vertreibung, Bürgerkriegen, Exporten nach Europa und andere Industrienationen sowie Verfütterung für den Fleischmarkt dort nicht mehr erreichbar. Würden überall die Menschen selbstbestimmt das Land ihrer Regionen bebauen können, gäbe es keinen Hunger, denn die Produktionsmöglichkeiten reichen - wie Weltagrarbericht und FAO-Zahlen ganz offiziell immer wieder aussagen.
"Entweder zerstören wir dazu Natur und machen unberührte Flächen urbar. Oder aber wir setzen die grüne Gentechnik ein, um unsere Äcker ergiebiger zu machen und weniger Pflanzenschutzmittel zu versprühen."
Auch hier fehlen alle Quellen. Mehrere Untersuchungen haben schon gezeigt, dass der Einsatz von Spritzmitteln beim Einsatz gentechnisch veränderter Sorten nach einiger Zeit wieder steigt und sogar das Vor-Gentechnik-Niveau überschreiten kann. Verheerender aber ist, dass Gentechnik die Industrialisierung der Landwirtschaft und die Mechanisierung des Landbaus fördert, d.h. im Ergebnis werden riesige Agrarflächen zunehmen. Was totalherbizid-bespritzte Riesenfelder mit Naturschutz zu tun haben sollen, erklärte Nüsslein-Volhard nicht.
"Sie schüren Ängste und behaupten, die Deutschen wollten keine Gen-Lebensmittel. Das stimmt nicht! Die Menschen wollen gesundes und preiswertes Essen, und das kann sehr gut aus gentechnisch gezüchteten Sorten produziert werden."
Es ist sinnvoll, alles mit Skepsis zu betrachten - auch Umfragen zur Akzeptanz von Gentechnik. Aber einerseits der anderen Seite ideologisches Denken vorzuwerfen und dann selbst ohne auch nur eine Quelle zu behaupten, die Menschen wollten Gentechnik, ist ein bemerkenswerter Widerspruch, der zeigt, dass hier eigene Ideologie hinter der Kritik an ideologischem Denken verschleiert wird.
"Bisher hat es keinen nachweisbaren Schaden für Mensch und Umwelt gegeben"
Seit Beginn der Gentechnik wird über gesundheitliche und ökologische Folgen gestritten. Je nachdem, für was es Fördermittel gibt oder wer den Auftrag bezahlt, kommen sehr unterschiedliche Ergebnisse heraus. Unstrittig aber ist, dass Gentechnik die Abhängigkeit von Bäuerinnen und Bauern erhöht und die Koexistenz gentechnikfreier Landwirtschaft unmöglich macht. Das ist ein Schaden für Menschen - auch wenn Nüsslein-Volhard in ihrer ideologischen Betrachtung solche Argumente nicht wahrnimmt.
"Wenn wir den Anschluss in der Pflanzenzüchtung nicht verlieren wollen, brauchen wir dringend Genehmigungsverfahren, die weniger restriktiv sind."
Die deutschen Genehmigungsbehörden sind in der Hand der Gentechnikbefürworter_innen. Bislang sind 100 Prozent aller Anträge auch genehmigt worden. In den Fachkommissionen und Geldvergabestellen sitzen die Betreiber_innen der Versuchsfelder und genehmigen sich selbst ihre Anträge und Gelder. Überwachung von Gentechnik findet praktisch gar nicht statt (siehe Broschüre "Organisierte Unverantwortlichkeit").
"Und wir müssen diejenigen hart bestrafen, die in Nacht-und-Nebel-Aktionen unsere Felder verwüsten."
Der Ruf nach harter Strafe ist die Sprache der Ideologen - und so verrät sich Nüsslein-Volhard in diesem Satz gleich zweimal als solche. Das zweite ist die Formulierung "unsere Felder". Allzu deutlich wird hier die klassische Konfliktfigur aufgebaut: Das Böse bedroht uns alle. Das es vor allem um Profit und Karriere Weniger auf Kosten Vieler geht, soll so verschleiert werden.


Hetzen, hetzen, hetzen
Bleibt zu erwähnen, dass die Selbstinszenierer_innen der Sachlichkeit und Faktenorientierung auch beim Dreindreschen auf ihre Kritiker_innen jedes Maß verlieren und verbohrt-ideologisch ihre Pfründe und Fördermillionen verteidigen. Gentechnikkritiker_innen werden wahlweise als "Gurus", "Scharlatane" oder "Angstrompeter"(Maxeiner/Miersch) diffamiert, gedanklich in Steinzeitkostüme verpackt oder einfach als dumm hingestellt. Aktionen gegen Genversuche sind "irrational und unfassbar" oder schlicht "Affentheater" (Prof. Kogel, Gießen). Wer nicht für die Agro-Gentechnik ist, sei "Bodensatz in unserer Gesellschaft" (Prof. Jacobsen, Hannover). Endlose Ketten solcher Sätze und Wörter produziert die Phrasendreschmaschine, die Wissenschaftler_innen, Konzerne und Lobbyverbände der Agro-Gentechnik bei ihren öffentlichen Äußerungen darstellen. Um sich auf die Argumente der Kritik gar nicht einlassen zu müssen, verweigerte der Braunschweiger Versuchsleiter Tebbe den Besuch einer kritischen Veranstaltung mit dem bemerkenswerten Hinweis auf den Referenten: "Der kommt gar nicht von hier". Einsicht in seine Akten, die er entsprechend dem Umweltinformationsgesetz gewähren muss, verweigert er einer gelernten Gärtnerin rechtswidrig mit dem Hinweis: "Sie verstehen die sowieso nicht". Ein anderer spricht einer Agenda-Gruppe gleich das ganze Recht auf Meinung ab: "Ist Ihr Verein eigentlich demokratisch legitimiert?" (Prof. Jacobsen, Hannover).
In der Hitliste dümmlicher Sprüche ganz vorne liegen die immer wieder- meist quellenlos - lancierten Umfrageergebnisse, dass unter dem Menschen mit höherem Bildungsgrad die Zustimmung zur Agro-Gentechnik überwiegt und es folglich nur an guter Bildung fehle. Seltsamerweise kommen solche Sprüche genau aus den Kreisen, die ständig Bildungsabbau betreiben und eine breite Grundbildung durch ihre Neigung zu Eliteförderung und gesellschaftlicher Spaltung verhindern. Doch das wirre Feuerwerk an öffentlichen Angriffen hat ohnehin wenig Zusammenhang. Im Mangel an eigenen Argumenten wird nach dem Motto 'Angriff ist die beste Verteidigung' eine reine Ideologieschlacht geliefert, während gleichzeitig Sachlichkeit gefordert wird. Aber eigentlich sei die Debatte sowie überflüssig: Das Gerede über Auskreuzung z.B. anlässlich der Verunreinigungen von Maissaatgut einschließlich Vertuschungsstrategie in niedersächsischen Behörde sei einfach nur das "Aufblasen von Nichtigkeiten" (Maxeiner/Miersch).

Im Original: Hetze gegen die Kritiker_innen
Kommentar der Marktradikalen Ex-Ökos Dirk Maxeiner und Michael Miersch in: Die Welt, 2.7.2009
Gurus der Gentechnikgegner Vandana Shiva und Percy Schmeiser ... Die beiden genießen bei ihren Anhängern Kultstatus, gelten jedoch unter Wissenschaftlern als Scharlatane. Wer sich eingehender über die Inderin und den Kanadier informiert, stellt fest, dass sie in ihren eigenen Ländern ungefähr so bedeutend sind wie hierzulande der Vorsitzende des Rohkost-Vereins in Hinterpfuiteufel. Doch in Deutschland werden sie auf jedes Podium gehievt, wo sie seit Jahren die gleichen, längst widerlegten Behauptungen über Grünen Gentechnik abspulen.
Prof. Christoph Tebbe, Versuchsleiter beim Maisversuch in Braunschweig (2008 bis 2010) zu Besucher_innen einer kritischen Veranstaltungen (April 2009):
Zu einer Person, die die gesetzlich garantierte Akteneinsicht haben wollte: "Sie verstehen die sowieso nicht"
Über den Referenten: "Der kommt gar nicht von hier"
Über vermeintliche Schäden durch Feldbesetzer_innen: "100.000 Euro" . Später stand in einer Presseinformation des Betreibers: "400 Euro"

Hetzen gegen "emotionale" Gegner_innen, Werben für eigene "Sachlichkeit" ... und dann nur noch platte Sprüche
Aus NNN am 29.6.2009 über ein Gentechnik-Seminar an der Uni Rostock (Lehrstuhl von Prof. Inge Broer)
Dr. Heike Mikschofsky forscht an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät. Am Sonnabend hat die junge Wissenschaftlerin Interessenten zu einem Workshop zur Gentechnik eingeladen. "Mein Ziel ist es, statt von einem emotionalen zu einem kritischen, aber sachlichen Diskurs anzuregen", schildert Mikschofsky ihre Beweggründe. ...
"Viele wissen gar nicht, was Gentechnik ist", sagt Mikschofsky. "Es steckt zum Beispiel ganz viel DNA in einer Banane." ... Die Gentechnik spiele heute eine zentrale Rolle. "Bei unserem Lebensstandard ist sie nicht mehr wegzudenken", sagt Mikschofsky. ... "Alle Produkte des Alltags kommen auf die eine oder andere Weise mit gentechnischen Verfahren in Berührung."
Zur Frage der Gefahr sagt Mikschofsky: "Die Gentechnik ist doch nur ein Verfahren - das allein kann nicht gefährlich sein." Die Produkte, die dadurch entstehen, muss man bewerten. Sie vergleicht es mit dem Buchdruck. "Die Methode selbst ist nicht riskant, aber man kann gefährliche Bücher machen." ... Durch die Züchtung mittels Gentechnik greife man nicht anders in die Natur ein, als der Mensch es sowieso macht. ... Wer sich generell gegen diese Technologie in der Landwirtschaft entscheide, versperre sich gegen Fortschritt im Allgemeinen. "Beim Handy wusste man vorher auch nicht genau, ob es gefährlich ist oder nicht."

Statt auf Argumente einzugehen: Polemik pur
Aus "Forscher aus Überzeugung", in: FR 11.7.2009 (Hessen D3)
Karl-Heinz Kogel, Genosse, Alt-68er und respektabler Vizepräsident der Gießener Universität, findet das alles so "irrational und unfassbar", dass er die Augen verdreht. "Da hat sich ein Sumpf Autonomer gebildet, die unsere Arbeit massiv bekämpfen." Mit Greenpeace mag er noch debattieren. Die "Politclownerien" von Bergstedt dagegen seien "unter aller Kritik". "Affentheater" nennt er die Aktionen, die viele Mitarbeiter des Instituts aber durchaus als "psychische Bedrohung" empfunden hätten. Dass Experimente bewusst zerstört werden, sei in der Wissenschaft nicht vorgesehen.

Umweltminister Frank Kupfer auf Kanal8:
Hoffentlich sind die selbsternannten Retter von Mensch und Umwelt zu Fuß nach Pillnitz gelaufen, waren mit einem Fell bekleidet und haben die 270 Bäume mit dem Faustkeil abgehakt. Das ist nämlich die Konsequenz aus Fortschrittsfeindlichkeit. Hätte die Menschheit niemals Neues gewagt, dann würden wir heute noch wie Affen auf dem Bäumen herumturnen.
Und auf agrarheute: "Sind also als nächstes die Apotheken und Krankenhäuser dran?" fragte er provokativ.

Bericht über ein Interview mit demehemaligen DFG-Boss Winnacker (top agrar am 22.7.2009)
„Auch Viren lassen sich nicht kontrollieren. Ich frage mich nur, was soll sich da ausbreiten? Die Gene sind alle aus der Natur genommen. Außerdem arbeiten Bauern jetzt schon mit genetisch verändertem Saatgut, ohne das sie gar nicht die nötige Ausbeute erzielen könnten. Wir müssen auch mit den Verbrauchern ehrlich sein: Fast jedes T-Shirt, das wir heute tragen, ist aus gentechnisch veränderter Baumwolle.“ Für den Forscher ist es daher wichtig, dem Verbraucher klar zu machen, wo die Gentechnik heute schon steht und das es kein Zurück mehr gibt.
Für absurd hält Winnacker auch die Abstandsregeln bei GVO-Feldern. Die Maispollen würden doch kilometerweit fliegen. So wie es heute in Deutschland mit der Gesetzgebung zugehe, würden alle Forscher und Firmen abgeschreckt, „am Ende bleibe nur Monsanto übrig, und dann beschwert man sich, es gebe ein Monopol“.
Als Beispiel nennt der ehemalige Generalsekretär des Europäischen Forschungsrates noch Kanada. Dank GVO hätten die Landwirte dort 350 000 t weniger Herbizide gebraucht.

Aus"Was der Bauer nicht kennt" von Sebastian Beck in der Süddeutschen Zeitung am 30.6.2009 über eine gentechnikkritische Veranstaltung
Grusel-Show im Powerpoint-Format ...
Doch rationales Abwägen und Differenzierung spielen ohnehin keine Rolle mehr, wenn es um grüne Gentechnik geht. Wissenschaftler und die große Mehrheit der Bevölkerung stehen sich in dieser Frage unversöhnlich gegenüber: Die Diskussion sei extrem emotional und so aggressiv wie nie zuvor, sagt eine Mitarbeiterin von BASF. In den Labors des Unternehmens wurde unter anderem die Stärkekartoffel Amflora entwickelt. Selbst Umweltschützer halten ihren Anbau für ökologisch unbedenklich, behalten diese Erkenntnis aber lieber für sich. ...
"Wenn wir nicht alle Wissenschaftsorganisationen hinter uns hätten, dann wären wir absolut frustriert", beschreibt Kogel die Lage. So aber ist er trotz aller Anfeindungen optimistisch: "Die Wahrheit setzt sich immer durch." ... Die wissenschaftliche Literatur jedoch, die spreche "überwältigend eindeutig" für die Gentechnik und die Unbedenklichkeit der bisher zugelassenen Pflanzen. Das gilt nach Ansicht von Kogel auch für den Bt-Mais MON810, dessen Anbau in Deutschland jetzt untersagt wurde. Kogel hat sich die Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich durchgelesen, auf die sich Landwirtschaftsministerin Aigner bei ihrem Verbot berief: "Für das normale Ökosystem sind die Ergebnisse völlig irrelevant", fasst er sie zusammen. ... Auch Kogel sieht die gravierenden Folgen der weltweiten Landwirtschaft.
Deshalb habe er schon immer für eine Synthese aus Biolandbau und
Gentechnik plädiert. Das wäre ein echter Sprung nach vorne, glaubt er.


Gepaart mit unglaublicher
Arroganz ...

Aus einer Antwort des hannoverGEN-Chefs, Prof. Jacobsen, auf einen kritischen Brief (Schreiben vom 1.2.2010)
Durch was, wenn nicht durch ein ideologisch verengtes Bestreben, "etwas Gutes tun zu wollen", ist Ihr Verein eigentlich demokratisch legitimiert? ... es scheint einen Bodensatz in unserer Gesellschaft zu geben, der Faktenresistenz für eine Tugend hält. ...Abschließend: Selbstverständlich werden wir Ihrer bizarr anmutenden Aufforderung nicht nachkommen, empfehlen Ihnen aber, mal die website ... aufzusuchen, dann können Sie noch ganz viele drollige Briefe schreiben. Mit freundlichen Grüßen, H.J. Jacobsen
Bericht darüber im Blatt des "objektivsten Journalisten Deutschlands" (InnoPlanta-Preis 2009), Thomas Deichmann

Gentechnik - erklärt für Kinder im Volksfreund am 24.2.2010
Im Genmais MON 810 zum Beispiel steckt ein künstliches Gen. Es sorgt dafür, dass der Mais ein bestimmtes Gift herstellt, das eigentlich aus einem Bakterium stammt. Es wirkt gegen den Maiszünsler. Die Raupen dieses Schmetterlings knabbern gern an Maispflanzen rum. Das schadet den Pflanzen und die Bauern können weniger Maiskolben ernten. Mit dem Genmais passiert das nicht.

Auskreuzung als "Nichtigkeit"
Ex-Öko und Jetzt-Neoliberaler Michael Miersch kommentiert in "Die Welt" (9.6.2010) die Vermischung von Mais mit gv-Mais:
Greenpeace veranstaltet großes Getöse um 0,1 Prozent Genmais, der im Saatgut einer Norddeutschen Firma enthalten ist. Die Körner wurden in mehren Bundesländern von den Landwirten ausgesät. Es sei der „größte Gentechnik-Saatgut-Skandal in Deutschland“. Das gehört zum Geschäft, wenn man durch Angstmachen Spendengelder eintreibt. Aber müssen Politiker bei dieser Show mitmachen?
„Eine ziemliche Sauerei“, sekundiert Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus, der Mais müsse vernichtet werden. Dabei weiß er genau, dass dieser Mais weder der Umwelt noch der menschlichen Gesundheit schadet und bereits von Millionen Menschen in aller Welt gegessen wird. Auch in der EU ist die betreffende Sorte schon seit dem Jahr 2004 zugelassen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit stellte fest, dass es keine wissenschaftlichen Bedenken gegen die Nutzung als Lebens- und Futtermittel gibt. Nur die politische Entscheidung der Mitgliedstaaten, über die Genehmigung steht noch aus.
Die angebrachte Reaktion gegenüber den Greenpeace-Aktivisten wäre also, sie höflich zu fragen, ob sie sonst keine Sorgen haben. Wenn es der Organisation wirklich um die Umwelt ginge, gäbe es einiges für sie zu tun. Denn es gibt tatsächlich einen großen Mais-Skandal in Deutschland. Er findet vor unser aller Augen statt und hat schwerwiegende Folgen für die Natur – doch nichts mit Gentechnik zu tun.
Der Biogas-Boom hat dazu geführt, dass heute 30-mal mehr Mais Angebaut wird als vor 50 Jahren. In den großen Monokulturen kann fast nichts außer Wildschweinen leben. Die Bestände vieler Feldvögel sinken rapide. Es ist die größte und folgenreichste ökologische Veränderung der Landschaft seit Jahrzehnten. Aber die Angstrompeter haben keine Zeit für Ökologie, weil sie mit dem Aufblasen von Nichtigkeiten zu beschäftigt sind.
Bitte, liebe Greenpeace-Aktivisten, schickt die Bilder vom Verbrennen des bösen Gen-Maises den Fischern im Golf von Mexiko. Damit die auch einmal sehen, was für schreckliche Probleme Deutschland hat.

Und noch ein Ex-Öko: Greenpeace-Gründer Patrick Moore am 22.2.2004
Die heutige biotechnologische Forschung, die weltweit in Laboren und Feldforschungsprojekten
durchgeführt wird, ist ausnahmslos zum Vorteil des Menschen und seiner Umwelt. Jedes einzelne
Forschungsprojekt will einen Beitrag zur Verbesserung der weltweiten Ernährung und menschlichen
Gesundheit leisten, den Einsatz synthetischer Chemikalien verringern und die Erträge von Forst- und
Landwirtschaft erhöhen. ...
Ein humanitäres Produkt wie Golden Rice, der ein harmloses Narzissen-Gen im Reiskorn trägt, birgt
keine Risiken; und doch drohen Greenpeace-Aktivisten der Landwirtschaft damit, genetisch
veränderte Reispflanzen vor Ort zu zerstören. ...
Dass es den Befürwortern der Gentechnologie bis heute nicht gelungen ist, die Debatte für sich zu
entscheiden, liegt vor allem an ihrem verhaltenen Auftreten. Während Umweltaktivisten mit harten
Bandagen kämpfen, weist die Biotech-Fraktion sanftmütig auf den Nutzen der neuen Technologie
für Gesundheit und Umwelt hin. Doch eine Politik weicher Bilder und verhaltener Sprachregelung
ist keine geeignete Strategie, um den Verbrauchern die von Greenpeace und anderen
Umweltverbänden geschürte Angst vor "Frankenstein-Nahrung" zu nehmen. Eine
Werbekampagne, die drastische Bilder von blinden Kindern in Afrika zeigt, auf die Problematik des
Vitamin-A-Mangels, die Vorzüge von Golden Rice und die verantwortungslose Blockadepolitik von
Greenpeace hinweist, ist vorstellbar. Gleiches gilt für einen Werbespot, der mit grafischen Mitteln
deutlich macht, wie es im konventionellen Pflanzenanbau zu Bodenerosion und Schlackebildung
kommt, während der Anbau genveränderter Sojabohnen die Böden erhält.
Was wäre, wenn eine weithin bekannte Persönlichkeit, die großes öffentliches Ansehen genießt,
die Schirmherrschaft über eine solche Werbekampagne übernähme? Würde das nicht zwangsläufig
Einfluss auf die öffentliche Meinung nehmen? Die Interessenvertreter der Biotechnologie müssen
ihre Öffentlichkeitsarbeit von Grund auf überdenken und ihr Anliegen in den Medien deutlicher
artikulieren. Denn erst dann wird sich im Kampf um die Köpfe und Herzen der Menschen das Blatt
zu Gunsten der richtigen Sache wenden.

Christel Happach-Kasan (FDP-MdB) im Interview der taz, 30.8.2010
Fragen Sie mal die Leute, ob wir Dihydrogenmonoxid verbieten sollen. Dann sagen exakt die 70 Prozent, die gegen Gentechnik sind: Wir müssen Dihydrogenmonoxid verbieten. Warum? Weil kein Mensch weiß, dass Dihydrogenmonoxid Wasser ist. Das bedeutet: Wir brauchen mehr Aufklärung über die Gentechnik in der Landwirtschaft.

Terrorismusvorwürfe
Wissens-Ressorleiter Andreas Sentzer von der ZEIT zu Feldbefreiungen: "Ökoterror". Reinhard Szibor von der Universität Magdeburg nannte in einem Leserbrief Feldbefreiungen "Terrorismus" und schon allein die verbale Gentechnikkritik "terrorismusfördernde Hasskampagnen".

Nazivergleiche
2011 kamen Vergleiche der Kritik an der Gentechnik mit Judenverfolgung und Bücherverbrennung in Mode (siehe Presseinformation dazu und Text auf der Lobbyseite). Das hatte schon 2009 die FAZ begonnen, die sich am 19.4.2009 positiv auf den US-Wissenschaftler Henry Miller bezog, der die Kritik an der Gentechnikforschung mit dem Feldzug der Nationalsozialisten gegen "entartete Kunst" verglich. Die FAZ damals: "Miller zieht Parallelen zur "Entarteten Kunst" des Nationalsozialismus, der damals avantgardistische Künstler vertrieb. Der Vergleich ist nicht abwegig".
2011 waren dann alle Hemmungen gefallen und die Ideolog_innen im Mantel der Wissenschaft polterten mit Nazivergleichen und Terrorismusvorwürfen los ...
NFU-Präsident Peter Kendall war gezwungen, seine unbedachten Kommentare zu verteidigen, in denen er einen Mann, der wegen Behinderung des Gentech-Weizentests verhaftet worden war, mit „nationalsozialistischen Bücherverbrennern“, die im Deutschland der 1930er Jahre Texte, welche nicht der Naziideologie entsprachen, zerstörten. Kendall schränkte seine Äußerungen nach einem Interview bei BBC Radio und einem Twitter-Sturm, in welchem er beschuldigt wurde „die Grenze überschritten“ zu haben und „auf Schlagzeilen aus“ zu sein, ein.

Auf TransGen: Inhaltsleeres Lamentieren der Gentechnikseilschaften
Sie schimpfen
über die vermeintliche Unsachlichkeit der Kritiker_innen und behaupten ihre eigene Sachlichkeit. Während aber imBuch, in der Broschüre, auf den Internetseiten und im Vortrag zu den Seilschaften präzise alles belegte, werfendie Seilschafter_innen das Gegenteil vor - allerdings pauschal, diffamierend und mit null Belegen. Mit ihren Beleidigungen zeigen sie nur deutlich, dass sie keine Argumente haben. Auszüge aus den Debatten auf TransGen:
"ich bin gerade über folgende Veranstaltungsanzeige gestolpert und dachte mir, es könnte für den Ein oder Anderen von Interesse sein. In zwei Veranstaltungen wird der Held der Anti-Gentechnik-Gemeinschaft, Jörg Bergstedt, in der Heimat von Karl Heinz Bablok über die "Seilschaften" zwischen privater und öffentlicher Forschung im Bereich Grüne Gentechnik predigen. (sorry für diese Formulierung)"
und
"Agent-Orange-Verschwörungsgefasel eines Straftäters" (Anmerkung des Beschimpften: "Der Satz zeigt, dass der Schreiberling nicht einmal hingeguckt hat; Agent Orange stammt ja von Monsanto - und ich kämpfe ja gerade gegen die einseitige Betrachtung immer nur dieser Firma an; aber die Gentechnik-Seilschafter_innen handeln halt ständig nach der Methode: Ohne Wissen pöbelt es sich leichter")
und
"Der Bergstedt ist nicht einfach „Straftäter“, sondern „verurteilter Straftäter“ – ein halbes Jahr Gefängnis ohne Bewährung. Durfte er aber im offenen Vollzug verbringen, d.h. er durfte tagsüber nach Hause und an seinem Buch schreiben (das wurde als „Arbeit“ anerkannt) , nur die Nächte hatte er im Knast zu verbringen." (auch hier eine Anmerkung des Beschimpften: "Es gilt Gleiches wie oben. Selbst in den simpelsten Dingen liegen sie schief: Ich durfte nämlich nicht tagsüber "nach Hause" - welches Zuhause eigentlich? - sondern habe das Buch im Knast geschrieben ... also wenn ich so schlampig recherchieren würde wie die, wäre mein Buch längst verboten")
und
"Kasperle-Theater"

Aus der ZEIT Online und tagesspiegel, am 18.1.2012
Am 18.1.2012 hat die Wochenzeitung „Die ZEIT“ einen Niedermetzler gegen Gentechnik-Kritiker_innen verfasst. Auszüge: „die Gegner der Pflanzen-Biotechnik waren mächtiger. Nun ist die Saat der Angst aufgegangen. … Bald ist der deutsche Acker genfrei, … In der Kampagne gegen die Grüne Gentechnik haben nicht Argumente gesiegt, sondern eine irrationale Technik- und Wissenschaftsfeindlichkeit.“ Solche Zeilen sind pure Kampfideologie. Es fängt an mit der absurden Behauptung, deutsche Äcker seien „genfrei“ (soso, „WISSEN“-Redaktion) und nimmt ansonsten die Hunderten von Studien, Texten und Recherchen nicht zur Kenntnis, die von Gentechnikkritiker_innen stammen – von denen zudem nicht einmal alle (mich eingeschlossen) grundsätzlich gegen die Gentechnik sind, sondern die aktuellen Ziele und Methoden kritisieren. Richtig absurd und ideologisch wird es aber erst, wenn dann haufenweise kritische Kommentare zensiert werden mit dem Argument: „Entfernt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen und beteiligen Sie sich nur wenn Sie einen konstruktiven Beitrag zur Diskussion leisten wollen. Danke, die Redaktion.“ Nach diesen Maßstäben hatte der Hauptartikel wegzensiert gehört.

Pöbeln und Nationalstolz (wer bei Deutschlands Vergangenheit nur an "Land der Dichter und Denker" denkt ...)
Jürgen Zywitzki, Geschäftsführer des Bauernverbandes Nordharz e.V., im InnoPlanta/AGIL-Newsletter 2/2012
Aus dem Land der Dichter und Denker, der genialen Wissenschaftler und Ingenieure ist eine Gesellschaft (meist gut situierter) Bedenkenträger und Verhinderer geworden, die als Ersatz für die nicht mehr vorhandenen Existenzängste neue Phobien entwickelt. ... Unser Land darf nicht den Anschluss an weltweite Entwicklungen verlieren.

Demo "Wir haben es satt" = PEGIDA?
Kommentar vom FAZ-Ressortchef Natur/Wissenschaften, Joachim Müller-Jung, in: FAZ am 22.1.2014
Die Großdemonstration zum Start der Grünen Woche in Berlin war das Pegida der Wissenschaft. Wut statt Vernunft, das hat auch dieser Marsch von Zehntausenden gegen Gentechnik, Intensivlandwirtschaft und Freihandelsabkommen gezeigt, ist ein lautes und ergo probates Mittel der Öffentlichkeitsarbeit. ...
Nun kann man den Menschen sehr wohl ihre Meinung und ihre Verschwörungstheorien lassen, ohne gleichzeitig die Politik aus ihrer Verantwortung für die Wahrheit zu entlassen. Denn sie treibt damit ein doppeltes Spiel auf dem Rücken der Wissenschaft. Der Präsident der Royal Society, Nobelpreisträger Paul Nurse, hat die politische Rede gegen unpopuläres Wissen kürzlich als einen Mangel an Führungsstärke bezeichnet. Es ist mehr: die Feigheit vor den Fakten und die Kapitulation vor der Demagogie. Eine Bankrotterklärung der Aufgeklärten.


Unterstellungen und Aufklärung
Die Gentechnikbefürworter_innen unterstellen den Kritiker_innen ständig Angstmacherei, ideologisches Gerede usw. Dabei haben sie selbst längst untersucht, welche Argumente der Kritik vorgetragen werden. In einer Studie des TTN, einer als wissenschaftliches Institut getarnten Lobbystelle von evangelischer Kirche und Universität München pro Agrogentechnik, wurde untersucht, welche Kritiken wie oft genannt werden. Das Ergebnis stellen sie in einer Grafik dar, wo die Größe des Wortes zeigt, wie oft das Argument genannt wurde. Die Grafik sieht so aus:


Ideologie und Verblendung
Bei näherer Betrachtung der meisten Pro-Gentechnik-Texte fällt die Dominanz einer Begründung auf. Sie wird permanent wiederholt und als Argument in den Kontext geforderter Sachlichkeit gestellt. Dabei ist der Grund rein ideologisch. Es geht um die Position von Deutschland als Standort im internationalen Wettbewerb. Das ist Nationalismus und damit Ideologie. Dass Deutschland vorne sein soll, entbehrt jeglichen Sachargumentes, denn es fehlt im jeder Inhalt. Sonst wäre es ja positiv, wenn Deutschland beim Anzetteln besonders zerstörerischer und mörderischer Kriege, bei der Anzahl industriell vernichteter Menschen oder Waffenlieferungen weltweit an erster Stelle oder zumindest ganz vorne platziert ist.

Im Original: Fakten, Fakten, Faktenusblenden
Aus einem Interview mit dem BDP-Geschäftsführer Carl-Stephan Schäfer auf Agrarticker am 20.6.2012
Wir müssen weiterhin über den Nutzen der Gentechnik aufklären und klar machen, dass sie, außer im Anbau, überall präsent ist, unter anderem in Nahrungs- und Futtermitteln. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob wir es uns als Forschungs- und Wirtschaftsstandort Deutschland leisten können, uns vom weltweiten Technologiefortschritt abzukoppeln.

Aus der Festrede von Wolfgang Clement auf dem InnoPlanta-Forum am 7.9.2009:
Deutschland wird sich jedenfalls nur dann als eine der stärksten Volkswirtschaften der Welt behaupten können, wenn wir auf den zukunftsträchtigen Feldern von Wissenschaft und Wirtschaft auch künftig eine international führende Rolle einnehmen. In der Biotechnologie wie auch auf anderen Feldern von Wissenschaft, Forschung und Entwicklung - nehmen Sie nur die Atomenergie, die CO2-freie Kohleverbrennung oder, um eine ganz andere Disziplin anzusprechen, die Stammzellforschung - ist dies zur Zeit nicht gewährleistet. So setzen wir die Zukunftsfähigkeit unseres Landes auf’s Spiel!

Wer lügt und betrügt da?
Alle. Die Konzerne ebenso wie die Forscher_innen, Behörden Hand in Hand mit den Lobbyverbänden. Parteien bilden Abgründe und Sümpfe ebenso wie die Macher_innen an den Hauptstandorten. Mitunter genügen auch Blicke, wer da mit wem kungelt oder wer an anderen Orten welche Positionen vertritt oder politische Freund_innen unterstützt. Beeindruckend haben z.B.Thomas Deichmann, Michael Miersch und Dirk Maxeiner, Namen dubioser Publizist_innen, gemeinsam? Einerseits agieren sie mit plattesten Veröffentlichungen. Andererseits kommen sie von der ursprünglich anderen Seite, d.h. aus ökologischen oder antikapitalistischen Strömungen und Projektenzu ihren heutigen Positionen. Miersch und Maxeiner betreiben mit Henryk M. Broder zusammen ein Internetprojekt. Letztere verteidigte Ende August 2010 den SPD-Rassisten Thilo Sarrazin, als dieser behauptete, es gäbe spezifische Juden- und Baskengene. Sein O-Ton: "Sarrazin hat Recht, man könnte ihm allenfalls vorwerfen, dass er in seiner Analyse nicht weit genug geht.“ Die Mischung ist krude, denn pro Sarrazin äußerten sich auch der CSU-Europagegner Gauweiler, Peter Sloterdijk, Ralph Giordano („Sarrazin hat vollkommen recht“), Hans-Olaf Henkel, Necla Kelek, Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) und der Chef vom Dienst beim FOCUS-Magazin, Michael Klonovsky. Letzterer pflichtet Sarrazin nicht nur bei, sondern wütet in seinem Artikel „Das Gott-Wort der Guten“ nicht weniger grausig. (Recherche: Teidelbaum, Mail vom 30.8.2010).

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