Offener Raum

DIE DEN GENTECH-FILZ ORGANISIEREN: LOBBYVERBÄNDE INNOPLANTA, FGV, BDP, WGG UND ANDERE

InnoPlanta: Behörden, Parteien & Konzerne in einem Boot


1. InnoPlanta: Behörden, Parteien & Konzerne in einem Boot
2. Mehr Kungelrunden von Konzernen und Genehmigungsbehörden
3. Stell-dich-ein der Seilschaften: InnoPlanta-Forum

Über InnoPlanta findet sich ein Abschnitt
auf Seite 20 der Broschüre "Organisierte
Unverantwortlichkeit" (Infoseite ++ PDF)

Es gibt viele Lobbyverbände, doch keiner ist so schillernd wie InnoPlanta. Der lauteste Marktschreier pro grüner Gentechnik ist vielleicht auch der wichtigste. Denn hier sitzen sie alle zusammen: Die Konzerne - große wie kleine -, die ForscherInnen und ParteifunktionärInnen. In Vorstand und Beirat des Vereins sitzen sie einträchtig neben Beamten aus Behörden und Fördermittelvergabestellen. Dass im Vorstand einer solchen Plattform große Konzerne und kleine Firmen sitzen, die - mit Fördermitteln vollgepumpt - in den letzten Jahren ihr Glück als GentechnikerInnen versuchten, mag wenig überraschen. Was aber machen die Geschäftsführerin der regionalen Wirtschaftsförderung, der Vize des Landesbauernverbandes, ein Mitarbeiter des zum Bundesverbraucherministerium (z.Zt. Ilse Aigner, vorher Horst Seehofer und Renate Künast) gehörenden JKI und ein Landrat im Vorstand? Als wackere Streiter pro Gentechnik bekannt sind der ehemalige Wirtschaftsminister Horst Rehberger und der ehemalige Beamte der Bundesforschungsanstalt für Lebensmittel und Ernährung, Klaus-Dieter Jany. Insgesamt vereinigt Innoplanta rund 60 Partner aus Forschung, Wirtschaft, Finanzen und Politik. Einen weiteren Sitz im Beirat hat Jens Katzek, Chef des größten Finanziers der Agro-Gentechnik in Sachsen-Anhalt namens BIO Mitteldeutschland, bei dem Schrader auch schon einmal die Geschäftsf führte (als es noch Bioregion Halle-Leipzig-Management GmbH hieß) . Genius als Mitglied von InnoPlanta übernimmt das, was sie auch für Behörden und Finanzierungsprogramme machen: Die begleitende Propaganda. Unter den weiteren Mitgliedern finden sich die großen deutschen Player Bayer, BASF und KWS, daneben die Kleinstfirmen, die am Standort Gatersleben entstanden sind. Nicht alle gibt es noch, denn wenn die Staatsförderungen mal ausbleiben, ist schnell Schluss: Mitgliedsverband NovoPlant ging pleite und verschwand. SunGene wurde zu 100 Prozent von BASF übernommen. Bleibt noch der Landesbauernverband Sachsen-Anhalt, der hier mit InnoPlanta für die technologische Begleitung des Bauernsterbens wird, und das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), auf dessen Gelände InnoPlanta seine Büroräume hat.87 Und der Landrat sitzt in den Gremien, denn auch der Landkreis ist Mitglied bei Innoplanta. Das ist nicht ganz ohne, denn als Vereinspflicht ist allen Mitgliedern von InnoPlanta auferlegt, für die Gentechnik einzutreten ...

Bunter Werbeverein für die Agro-Gentechnik
Lautstärke ist bei InnoPlanta Alltag, Inhaltsreichtum hingegen selten. Die konkreten Aktionen sind mitunter eher von einer mitleidserregenden Niveaulosigkeit geprägt. Als 2006 die Kampagne "Gendreck weg!" zum fröhlichen und gemeinsamen Maispflanzen-Umtreten nach Badingen (nahe dem brandenburgischen Zehdenick) einluden, mobilisierten InnoPlanta und ihr Umfeld dagegen. Die Bundes-Jungliberalen standen mit "Kein Faustrecht"-Hemden in Deutschlandfarben am Wegesrand und beeindruckten mit Wissensdefiziten. Auf Nachfrage, ob nicht der bei Genversuchsfeldern ständig angewandte Sofortvollzug eine Art juristisches Faustrecht sei, wusste sich die uniformen Staatsgläubigen nicht anders zu wehren als mit der Behauptung, in Deutschlang gäbe es keine sofortige Vollziehung im Verwaltungsrecht. Na dann ...
Mit dabei war auch InnoPlantas Arbeitskreis AGIL. Die "innovativen Landwirte" sammelten Patenschaften für die von GentechnikgegnerInnen so bedrohten Maispflanzen. Mit dabei als PatInnen waren die Bundestagsabgeordneten Christel Happach-Kasan (FDP) und die 2009 zur Staatssekretärin im Umweltministerium (!) aufgestiegene Katherina Reiche (CDU). Ebenso hielten Angehörige von Bundesfach- und -aufsichtsbehörden die symbolische schützende Hand über das künstliche Leben - nämlich der schon erwähnte Jany vom BfEL und Christian Gienapp von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern.
Noch tiefer nach unten ging es am 17. und 19. April 2009. InnoPlanta rief zu Demonstrationen für die Gentechnik - in Üplingen vor den Toren des Gentechnik-Streichelzoos, wo selbst der deutschlandweit verbotene Bt-Mais MON810 mit Sondergenehmigung der Bundesbehörde im 2009 wachsen und für die Gentechnik werben sollte. Der war aber noch gar nicht ausgesät, als sich Uwe Schrader, einige wenige LandwirtInnen und vor allem recht junge VersammlungsteilnehmerInnen, die nach eigenen Angaben aus der Umgebung und aus der Hooligan-Szene Helmstedts stammten und für das Schilderhalten 45 bis 75 Euro einstrichen. Die Schilder waren erkennbar einheitlich gefertigt, also keine Kreationen derer, die sie in den Üplinger Himmel streckten. "Keine Anarchie!" und "Feldzerstörer raus!" war zu lesen. Sollte da ein kultureller Bruch zu Demonstrationen vermieden werden, die diese Klientel sonst üblicherweise besuchte? InnoPlanta-Chef Uwe Schrader war selbst vor Ort (siehe Foto links) und versuchte zu verhindern, dass "DemonstrantInnen" und die am zweiten Demotag anwesenden GentechnikgegnerInnen direkt ins Gespräch kamen. Auch er passte sich dem knöcheltiefen Niveau an und sprach gegenüber seinen SchilderhalterInnen über die GentechnikgegnerInnen als "Straftäter".


Oben: Bild aus der Presse von der Demo am 17.4.2009. Unten: Demo am 19.4.2009 (Fotos: Jörg Bergstedt)


Als im Frühjahr 2010 die Verunreinigung von Saatgut immer offensichtlicher wurde, befand InnoPlanta: "Skandalös sind nicht die möglichen Spuren von gv-Mais, skandalös ist, dass es noch immer keine Saatgutschwellenwerte gibt." Der Vorsitzende der InnoPlanta-Arbeitsgruppe AGIL, Karl-Friedrich Kaufmann, hetzte in einem Vortrag am 2.7.2007 in Magdeburg gegen den ökologischen Landbau (Folienauszug aus dem Vortrag):

-Kein Nachweis, dass Lebensmittel gesünder sind.
-Bis zu 50% geringere Flächenleistung
-Hoher Krankheitsbefall und Belastung (Mycotoxine, Phytophtera…)


AGIL sollte laut InnoPlanta-Geschäftsbericht 2006 (S. 6) ein "Gegengewicht zu den Öko-Landwirtschaftsverbänden" sein. Weitere Ziele:
"Etablierung eines Patenschaftssystems (Vertreter aus Politik und Forschung, u.a. MdB Katherina Reiche, MdB Peter Bleser, MdB Kristel Happach-Kasan, Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany) ... Gegenakivität bei der Feldzerstörungsaktion von „Gendreck-weg“ im Juli in Badingen/Gransee"

Im Original: Üplinger Erklärung: Verbot der Auskreuzung ist Skandal!
Innovative Landwirte wollen die Chancen der Pflanzenbiotechnologie nutzen, fordern eine umfassende Positivkennzeichnung und Saatgutschwellenwerte
Die jüngsten Fälle von möglichen Spuren von gentechnisch verändertem Mais in Saatgut überraschen nicht. Denn weltweit ist gv-Saatgut im Gebrauch und eine Nulltoleranz, wie sie bei Saatgut in Deutschland gilt, ist deshalb praktisch nicht möglich. Skandalös sind nicht die möglichen Spuren von gv-Mais, skandalös ist, dass es noch immer keine Saatgutschwellenwerte gibt. Um die globalen Realitäten endlich zu akzeptieren, Rechtssicherheit zu schaffen und weiteren wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden, sind Saatgutschwellenwerte dringend erforderlich. Bis dahin müssen im behördlichen Vollzug endlich Lösungen angewendet werden, um die offensichtliche Nachweisproblematik im „Mikrospurenbereich“ praxisgerecht und dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz folgend, zu behandeln.


Die Geschichte dieser „Plattform zur Unterstützung von Landwirten, welche die Vorteile moderner Pflanzenbiotechnologie nutzen wollen86
beginnt 1999. Ausgerechnet die rot-grüne Bundesregierung gibt Impuls und Millionen für die nach Mitte der 90er Jahre zweite Phase, die Agro-Gentechnik zwischen Wäldern und Wiesen zu verteilen - und dafür vor allem Behörden, Konzerne und Universitäten in einer Personal- und Förderpolitik mafiosen Ausmaßes praktisch gleichzuschalten. Innerhalb weniger Jahre entstand ein Geflecht, dass trotz überwältigender Ablehnung der Technik in der Bevölkerung sehr effizient die Ausbringung gentechnisch veränderter Pflanzen vorantrieb. Das freute die damaligen ProtagonistInnen in Sachsen-Anhalt - denn dorthin floss das Geld zunächst. Allen voran ein FDP-Mann, der eigentlich aus Saarbrücken stammte, aber 1990 als Wirtschaftsminister in den frisch einverleibten Osten geschickt wurde: Horst Rehberger. Er und sein Zöglich Uwe Schrader wurden zu den Protagonisten der Gentechnikförderung - zunächst in der Regierung, später als Lobbyisten.

Wie ein Jubelgesang lesen sich Text über die Förderpolitik pro Gentechnik in Sachsen-Anhalt - sowohl bei Rehberger selbst wie auch im marktradikalen High-Tech-Jubelblatt "Novo". Deren Chefredakteur sieht die "Sonne aufgehen" angesichts der Millionenspritzen für die von ihm so geliebte Gentechnik - einer von vielen Texten, die ihm 2009 den Journalistenpreis von InnoPlanta einbrachte. Ein Hand wäscht die andere ...

Im Original: Jubel über Gentechnik-Förderung
Thomas Deichmann, "Im Osten geht die Sonne auf", in: NOVO Nr. 67, Nov. 2003
Von Sachsen-Anhalt unterstützt wird auch das InnoRegio-Projekt "InnoPlanta" in der Region Nordharz / Börde - ein Verein, der im Mai 2000 gegründet wurde und auf den das Land sehr stolz ist, weil er beim InnoRegio-Wettbewerb des BMBF im Herbst 2000 sogleich den ersten Platz belegte und mit 20 Mio. Euro an Fördermitteln für den Zeitraum 2001-2006 die höchste jemals vergebene Prämie im InnoRegio-Wettbewerb erhielt. "InnoPlanta" vernetzt vor allem bereits existierende Kompetenzen der Region, die beispielsweise am weltweit renommierten Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben, der Bundesanstalt für Züchtungsforschung (BAZ) mit einem Sitz in Quedlinburg, der Universität in Halle, der Hochschule Anhalt in Berburg und einer Reihe lokaler Saatzuchtunternehmen wie der ZKW Züchtungsgesellschaft mbH in Wanzleben und der Nordsaat Saatzucht GmbH in Böhnshausen angesiedelt sind. InnoPlanta koordiniert die vielfältigen Projekte der Branche - darunter Forschungen an verbesserten Spargelsorten und die Züchtung von Kulturpflanzen mit neuen Inhaltsstoffen - und bindet sie in die Biotechnologie-Strategie der Landesregierung ein. Der Verein betreut derzeit 32 Einzelprojekte mit insgesamt 83 Partnern.

Aus Horst Rehberger, (2009): "Unterwegs" (S. 226)
Im Jahr 1999 hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung den InnoRegio Wettbewerb ausgeschrieben. Durch ihn sollte die Clusterbildung in den neuen Bundesländern vorangetrieben werden. Was lag näher, als im Raum Nordharz/Börde ein Konzept für die Weiterentwicklung der Biotechnologie zu entwickeln, mit dem man an diesem Wettbewerb teilnehmen konnte? Das geschah unter Federführung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Aschersleben (Evelyne Nettlau) und der BioRegion Halle-Leipzig GmbH (Dr. Uwe Schrader). Als Berater wirkte auch Rehberger bei der Erstellung des Konzeptes mit. Auf seinen Vorschlag hin wurde der InnoPlanta e.V. als Netzwerk zur Förderung der grünen Biotechnologie gebildet. In ihm haben sich Wissenschaftler, Saatzüchter, Pflanzenbiotechnologie-Unternehmen, kommunale Gebietskörperschaften und nicht zuletzt Landwirte zusammengeschlossen. Der InnoPlanta e.V. im Jahr 2000 als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. Er realisierte mit der Prämie von rund 30 Millionen Euro 38 Einzelforschungsvorhaben. Daraus entstanden eine Vielzahl von Patenten und Lizenzen in den beteiligten mittelständischen Unternehmen sowie zahlreiche Arbeitsplätze.

Wie konnte das passieren, dass eine rot-grüne Bundesregierung eine derart hohe Menge Geld für solch einen Zweck ausgibt? Wurden sie von Schrader, Rehberger & Co. über die wahren Ziele getäuscht? Nein - ganz im Gegenteil. Ein wichtiges Konzeptpapier für die "Biotechnologieoffensive Sachen-Anhalt" redete ungewöhnlichen Klartext. Es geht um mehr Profite, Wirtschaftskraft und Fortschritt um jeden Preis. Die späteren blumigen Versprechungen vom Kampf gegen den Hunger und umweltfreundliche Landwirtschaft waren noch nicht erfunden. Das Papier kann daher als Meilenstein gelten und viele teure Studien ersetzen, die umständlich nachweisen, dass z.B. durch gentechnisch veränderte Pflanzen weniger Spritzmittel eingesetzt werden müssen. Das genaue Gegenteil ist nicht nur der Fall, sondern war immer das Ziel - denn mit dem Verkauf der Gifte lässt sich Kasse machen. Das wussten die Gentechniker von Anfang an:

Im Original: Uwe Schraders Konzept
Aus: tti (Auftraggeber): "Konzeptpapier für die Biotechnologieregion Sachsen-Anhalt" (Fettdruck nicht im Original)
Der Weltmarkt für Pflanzenschutzmittel beträgt ca. 32 Mrd. $, wovon die Hälfte auf Herbizide, ein Viertel auf lnsektizide, 20% auf Fungizide und der Rest auf Nematozide etc. fällt. Biologische Pflanzenschutzmittel haben keine nennenswerte Bedeutung. Das Pflanzenschutzmittelgeschäft ist oligopolistisch strukturiert. 80% des Weltmarktes werden von 10 führenden Herstellern bedient. Das geringe Marktwachstum bei gleichzeitig hohen Entwicklungsaufwendungen führte zu einer Branchenrestrukturierung, in deren Verlauf Hoechst und Schering ihre Pflanzenschutzmittelaktivitäten 1994 in der AgrEvo zusammenschlossen. Die beiden Baseler Firmen Ciba-Geigy und Sandoz fusionierten 1996 aufgrund des Konzentrationsdruckes in der Pharmaindustrie zur Novartis, womit gleichzeitig der weltgrößte Pflanzenschutzmittelhersteller, Novartis Crop Protection AG, und der zweitgrößte Saatzüchter, Novartis Seed AG, entstanden. 1997 trennte sich das Pharmaunternehmen Eli Lilly von seinem agrochemischen Geschäft und gab es an seinen J.V.-Partner Dow Chemicals ab ( s. Tabelle "Führende Pflanzenschutzmittelhersteller").
Die Aussicht, in dem stagnierenden Pflanzenschutzmittelmarkt durch Anwendung der Pflanzenbiotechnologie Positionsverbesserungen zu erzielen, erklärt die für das Marktvolumen und die Profitabilität der Branche unerwartet hohe interne und externe F&E- Intensität. Die sich abzeichnenden Erfolge in der Einführung von transgenen Kulturpflanzen in Nordamerika, Argentinien und Brasilien haben der durch Übernahme und Fusion von Pflanzenschutzmittelherstellern erfolgten Marktkonsolidierung weiteres Momentum gegeben und zu einer regen Akquisitionstätigkeit der Unternehmen in die Biotechnologie- und Saatzuchtbranche geführt.


Eine riesige Anschubfinanzierung der Bundesregierung brachte die Agro-Gentechnik wieder ins Rollen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Nach Jahren der Pause oder nur geheimgehaltener gv-Pflanzenaussaaten ging von den InnoPlanta-Millionen ein Impuls für neue Felder aus. Das Ende der Gentechnikfreiheit mittels Auskreuzungen rückte wieder in den Bereich des Möglichkeiten. Als "Erprobungsanbau" wurde 2004 der Wiedereinstieg getarnt. In einem Konzeptpapier dazu vom 4.2.2004 hieß es: "Die Anbauinitiative hat zum Ziel, Tools und Regeln zu finden, wie die wirtschaftlichen Interessen aller Landwirte optimal gewahrt werden können. Es geht nicht um die Sicherheit der Futter- und Lebensmittel." Neben Gentechnikkonzernen wie Monsanto und Pioneer, die Saatgut und finanzielle Unterstützung beisteuerten, war auch der Initiatorenverein des AgroBiotechnikums, FINAB, beteiligt. Hinzu kamen weitere Firmen: „An Kommunikationsmaßnahmen bzw. hierfür notwendigen finanziellen Mitteln beteiligten sich darüber hinaus Bayer CropScience, BASF Plant Science, Syngenta und die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB).89 Der Werbegag zog - einige Jahre später mündete die "Erprobung" in die kommerzielle Zulassung von gv-Mais. Zwischendurch, nämlich 2007, wurden weitere Zuschüsse des BMBF eingesammelt:88
  • Universität Halle für Maisversuch: 112.456 €
  • IPK für 5 Versuche mit Weizen, Gerste und Rüben: 1.518.164 €
  • SunGene für Raps-/Weizenversuche: 381.968 €
  • Strube Saatzucht für Rübenversuche: 248.198 €
  • Humboldt-Universität Berlin für Experimente an Ölpflanzen: 346.548 €

Auch sonst sind die Verbindungen von Staat und Lobbyverein eher eng. Laut InnoPlanta-Geschäftsbericht 2007 (S. 9) fand "das 7. InnoPlanta Forum ... am 19. September 2007 in der Landesvertretung Sachsen-Anhalt in Berlin statt."

Im Original: Aus einem Bericht über die Arbeit von InnoPlanta
Zusammenfassend lässt sich die Biotechnologiepolitik (in Deutschland) beschreiben erstens als eine Förderpolitik, der es um die Entwicklung einer Schlüsseltechnologie zwecks internationaler Wettbewerbsfahigkeit und Standortsicherung der deutschen Wirtschaft geht und die sowohl von staatlichen Akteuren bewusst forciert als auch von in die Biotechnologie involvierten wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren maßgeblich strukturiert und durchgesetzt wurde und wird, und zweitens als eine Regulierungspolitik, die die rechtlichen Rahmenbedingungen der Nutzung neuer Biotechnologien etabliert und die mit der Gentechnik verbundenen Konflikte reguliert und kanalisiert. (S. 121) ...
Vor dem Hintergrund der bislang vor allem in den USA forcierten Nutzung der grünen Biotechnologie, den wahrgenommenen Perspektiven ihrer vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten (vgl. Kern 2002, Menrad et al. 1999, 2003) und den vested interests ihrer Promotoren in Agrochemie und Teilen der "Landwirtschaft" war und ist mit einer dauerhaften Be- und Verhinderung der grünen Biotechnologie nicht zu rechnen, zumindest solange es zu keinem von den Kritikern der Gentechnik befürchteten gravierenden, ihr zugerechneten Unfall kommt. Allerdings könnte die grüne Gentechnik auch, wie am Ende von Kapitel 3.1 skizziert, immer noch aus ökonomischen Gründen scheitern, etwa infolge kostentreibender Kennzeichnungs- und Trennungsvorschriften in Verbindung mit Handelskonflikten um die Zulässigkeit von Importbeschränkungen und -regelungen gentechnisch veränderter Futter- und Lebensmittel (vgl. Bemauer 2003, Paarlberg 2003, Young 2001).
Entsprechend gewannen Bemühungen, die Entwicklung und Nutzung der grünen Biotechnologie auch in Europa wieder verstärkt voranzutreiben, in den letzten Jahren zunehmend an Gewicht. So beklagte die EU-Kommission in 2003, dass die EU auf dem Feld der Biotechnologie international den Anschluss zu verlieren drohe, wobei die Lage u.a. bei der grünen Gentechnik besorgniserregend sei. Umgekehrt spielten die diversen, vor allem in den 1990er Jahren durchgeführten Diskursprojekte im Bereich der grünen Biotechnologie überwiegend eine nur symbolpolitische Rolle (Akademie für Technikfolgenabschätzung 1995, Behrens et al. 1997a, 1997b, BMVEL 2002, Daele et al. 1996, Dally 1997, Kaiser 2000, SchellISeltz 2000, JossIDurant 1995, TeknologiNaenet 1992, UK National Consensus Conference 1994, Zimmer 2002). Es ging und geht inzwischen nur mehr um die Regulierung und Standards der absehbaren Nutzung der grünen Biotechnologie, wie sie in den Auseinandersetzungen um Zulassung, Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit (in den entsprechenden EU-Verordnungen und nationalen Regelungen), Biopatente, Haftungsregelungen und Koexistenz zum Ausdruck kommen. (S. 135f.) ...
Biotechnologische Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die den Staat durchaus als aktiven Mitspieler im Technikgeneseprozess ausweist, konkretisiert sich in erster Linie als flankierende Unterstützung der biotechnologischen Innovations- und Kommerzialisierungsdynamik und ist integraler Bestandteil von Standortpolitik - und sie wird ... auch von den staatlichen Akteuren selbst so begriffen."
Mit Blick auf das auf die Pflanzenbiotechnologie ausgerichtete Netzwerk InnoPlanta ist dabei festzuhalten, dass regionale Technologie-Cluster zu einem wichtigen Bestandteil nationaler Innovationssysteme und zu einer wesentlichen Voraussetzung ihrer internationalen Wettbewerbsfahigkeit geworden sind. „Auf die Etablierung von Spitzenregionen orientierte staatliche Förderinitiativen haben sich zu einem wichtigen neuen Element nationaler Biotechnologiepolitiken entwickelt und maßgeblich zu ihrer Formierung und Stabilisierung beigetragen." (Dolata 2002: 248). (S. 142)


Seilschaft durch und durch ...
InnoPlanta ist durch und durch Seilschaft. Verknüpfungen gibt es zuhauf - allein Vorstand und Beirat des Vereins sind ein Sammelbecken aller Akteursgruppen. Die Internetseiten von InnoPlanta und des Green-Gate-Internetportals werden von der gleichen Person verwaltet.90 Innoplanta-Mitgründer Thomas Leimbach wurde später Präsident des Landesverwaltungsamts Sachsen-Anhalt (taz, 7.9.2010) - immerhin die Kontrollbehörde für Gentechnikversuchsfelder. Das ist von Bedeutung, denn InnoPlanta-Vorsitzender Uwe Schrader ist gleichzeitig Initiator, Ex-Geschäftsführer und heutiger "ehrenamtlicher Beirat" der BioTechFarm mit vielen solcher Felder in Üplingen. Rechnen scheint dort keine besondere Stärke zu sein, obwohl Uwe Schrader inzwischen seine Geschäftsführungsposition an Kerstin Schmidt abgegeben hat - und die ist immerhin Mathematikerin. Vielleicht sind solche Leute nötig, um eine 77-prozentige Zustimmung der Bevölkerung zur Agro-Gentechnik ausrechnen zu können. Welche Formel dabei angewendet wurde, ist eines der vielen ungelösten Rätsel. "Nur 13 Prozent waren anderer Meinung" als das Bejubeln der Agro-Gentechnik, veröffentlichten sie im April 2010 in einer Presseinformation.

Im Original: InnoPlanta-Pressemeldung vom 22.4.2010
Eine aktuelle, Ende März veröffentlichte Eurobarometer-Umfrage beschäftigt sich mit „Europäer, Landwirtschaft und die Gemeinsame Agrarpolitik“. Dazu wurden knapp 27.000 Bürger in allen EU-Mitgliedstaaten befragt, darunter 1522 in Deutschland. Dabei wurden sie auch um ihre Meinung zu der Aussage gebeten: „Die Europäische Union sollte seine Landwirtschaft ermutigen, die Fortschritte in der Biotechnologie für sich zu nutzen.“ EU-weit stimmten 36 Prozent dieser Aussage „vollständig“ zu, weitere 41 Prozent tendierten zu einer Zustimmung. Nur 13 Prozent waren anderer Meinung, 10 Prozent wollten sich nicht festlegen. Mit 77 Prozent an starken oder überwiegenden Zustimmungen lag Deutschland im Durchschnitt der Ergebnisse aus allen 27 Mitgliedstaaten.


Und was machen Grüne, Umwelt-, Bioanbauverbände & Co.?
Die hielten lange die Klappe. Die Auseinandersetzung mit den den Protogonisten der Agro-Gentechnik unterbleibt. Mitmischen tun sie aber dort nirgends - nur ab und zu sind sie blöd genug, sich in Propagandaveranstaltungen einbinden zu lassen. In Einzelfällen nimmt das bizarre Formen an. So besuchte die grüne Bundestagsabgeordnete Cornela Behm am 7. September 2009 ausgerechnet das Seilschaftentreffen InnoPlanta-Forum. Behm wusste, dass ein Gentechnikkritiker vom Treffen ausgeschlossen wurde. Der und andere AktivistInnen standen vor dem Tor und protestierten. Behm fuhr mit ihrem Kleinauto voller Grünen-Aufkleber wortlos durch sie hindurch und winkte bei der Abfahrt im Vorbeifahren aus dem Fenster. Während sie stundenlang tapfer als Übungspartner der Gentechniklobby zur Verfügung stand, schenkte sie dem GentechnikkritikerInnen ein kurzes Winken im Vorbeifahren. Auch das ist eine Form des politischen Statements. Im Protest vor dem Tor fanden sich 2009 und 2010 weder Grünen- noch UmweltverbandsvertreterInnen. Seit 2011 sind sporadisch Grüne zu sehen. Ab 2012 thematisierten sie die Agrogentechnik und ihre Hintergründe auch im Landtag.

Im Porträt:
InnoPlantachef Uwe Schrader (ehem. Vorsitzender, jetzt Geschäftsführer
Die niedlichste Story von Uwe Schrader als Zögling des FDP-Übervaters Rehberger erzählt Letzterer selbst - etwas freundlicher als mündlich übermittelte Augenzeugenberichte, die selbst aus Kreisen der FDP für Uwe Schrader wenig vorteilhaft ausfallen. Danach soll Uwe Schrader schlicht der Kofferträger von Rehberger gewesen sein, der seinen Aufstieg genau dieser Anbiederung bei den Führungspersonen verdankt. Aber lassen wir erstmal Horst Rehberger sprechen:

Im Original: Horst Rehberger über Uwe Schrader
Es gibt Menschen, mit denen man sich von der ersten Begegnung an versteht. Ohne zu wissen, warum. Man hat eben, so heißt es, die gleiche Wellenlänge. Uwe Schrader gehört für mich dazu. Trotz eines Altersunterschieds von 21 Jahren haben wir uns sofort verstanden. 1991 begegneten wir uns zum ersten Mal. Er war Vorsitzender des FDP-Keisverbandes Oschersleben und lud mich dorthin ein. Natürlich sagte ich zu. Inzwischen sind fast 17 Jahre ins Land gegangen. Auch in diesem Falle ist es kaum noch möglich, all die Begegnungen und politischen Veranstaltungen zu zählen, auf die wir gemeinsam zurückblicken. In den Jahren 2002 - 2006 war er als wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Magdeburger Landtag mein „Gegenpart". Wäre das schön, wenn man immer einen solchen „Gegenpart" hätte! Seit 1999 verbindet uns über die politische Leidenschaft hinaus die Leidenschaft für die Grüne Biotechnologie und die Grüne Gentechnik. ... Nach meinem Ausscheiden aus dem Ministeramt übernahm ich deshalb 2006 den Vorsitz im Beirat des InnoPlanta e.V. Gatersleben. Der Verein ist ein Netzwerk zur Förderung der Grünen Biotechnologie, in dem sich Wissenschaftler, Saatzüchter, Pflanzenbiotechnologie-Unternehmen, Landwirte und kommunale Gebietskörperschaften zusammengeschlossen haben. Er wurde 1999 auf meinen Vorschlag hin gegründet und ging ein Jahr später als Sieger aus dem InnoRegio-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hervor. So standen für Forschung und Entwicklung rund 30 Millionen Euro zur Verfügung. Damit hat der Verein 38 Einzelforschungsvorhaben realisiert. Heute mausert er sich zu einer gemeinsamen Plattform innovativer Landwirte aus der ganzen Bundesrepublik. Vereinsvorsitzender ist Uwe Schrader. Mit ihm bin ich inzwischen in Europa unterwegs, um auch außerhalb Deutschlands die trotz aller Widerstände rasch wachsende Zahl zukunftsorientierter Landwirte EU-weit zusammenzuführen. Die Überzeugung eint uns: Technologiefeindlichkeit, Verzagtheit und Angst dürfen auch im 21. Jahrhundert das Handeln von uns Europäern nicht bestimmen! ++ Quelle: "Unterwegs" , S. 243 f.

Uwe Schrader hat beides hinter sich: Eine Funktionärskarriere im Agro-Gentechnik-Business und eine Parteikarriere in der FDP. Zunächst studierte er nach dem Abitur von 1980 bis 1985 Biologie. Nach einem Forschungsstudium (1985–88) erlangte er seinen Doktortitel und arbeitete dann zwei Jahre als Assistent an der Universität Jena. Danach ging es dort weiter, wo Uwe Schrader auch heute wohnt und agiert: In der Börde zwischen Magdeburg und Harz, 1990–94 war er Mitarbeiter bzw. Amtsleiter im Landkreis Börde, danach fünf Jahre Referent im Wirtschaftsministerium des Landes Sachsen-Anhalt. Von 1999 bis 2002 war er Geschäftsführer der Bioregion Halle-Leipzig GmbH (Wikipedia).

Uwe Schrader trat 1990 der FDP bei und war Gründungsmitglied der Jungliberalen Aktion (JuliA) in der DDR. Er ist seit 1991 Kreisvorsitzender der FDP im Bördekreis, seit 1996 Mitglied im FDP-Landesvorstand und seit 2000 Mitglied im Kreistag des Bördekreis. Er wurde 2002 zum Abgeordneten im Landtag Sachsen-Anhalt gewählt. Er war dort in der 4. Legislaturperiode wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion und Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er betreut als Abgeordneter den Bördekreis und Halberstadt. Bei den Wahlen zum Landtag von Sachsen-Anhalt im Jahre 2006 verfehlte Schrader knapp den Wiedereinzug über die Landesliste seiner Partei. Nach dem Rückzug von Prof. Dr. Paqué aus der Landespolitik zog Uwe Schrader zum 1. April 2008 wieder in den Landtag ein. 2011 verfehlte die FDP die 5%-Hürde, so dass auch Uwe Schrader aus dem Landtag ausschied.

Horst Rehberger
Eine der schillerndsten Figuren ist der FDP-Mann Horst Rehberger. Als zweimaliger Wirtschaftsminister des Landes Sachsen-Anhalt sorgte der eigentlich aus Saarbrücken stammende Rechtsanwalt (also ein typischer "Wessie", der den "Ossies" den Kapitalismus beibringen/-biegen sollte) dafür, dass die Landesregierung die Gentechnik ordentlich förderte. Er ist damit einer der Motoren der zweiten Aufbauphase der Agrogentechnik, beginnend mit dem Startsignal der Anschubförderung für InnoPlanta 1999.

Im Original: O-Töne von Horst Rehberger
Aus einem anwaltlichen Schreiben vom 19.7.2013 zum Prozess um die Feldbefreiung in Gatersleben
Abschließend sei mir gestattet, darauf aufmerksam zu machen, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des weltweit renommierten Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben das anmaßende und kriminelle Verhalten der Beklagten schockierend finden. Wie kommen Hausfrauen und Bauern ohne jede wissenschaftliche Qualifikation dazu, die Grundrechte der Wissenschaftler aus Art. 5 GG und das Eigentum einer wissenschaftlichen Einrichtung massiv zu verletzen und die Arbeit eines ganzen Jahres zu zerstören?

Aus einem anwaltlichen Schreiben vom 10.6.2014 in gleicher Sache
Anlass fur den anhängigen Rechtsstreit ist die dreiste Anmaßung der sechs Beklagten, irn Wege des Faustrechts und damit in krimineller Art und Weise das Gnindrecht der Forschungsfreiheit der Wissenschaftler des Klägers im Falle des Winterweizen-Freisetzungsversuches außer Kraft zu setzen und dabei auch einen großen materiellen Schaden anrichten zu dürfen. Keiner der Beklagten ist selbst ein studierter Biologe oder gar Wissenschaftler. Die Beklagten bilden sich vielmehr ein, indem sie Ammenmärchen glauben und Angstparolen folgen, besser als jeder Wissenschaftler sach- und fachkundig Fragen der Gentechnik beurteilen zu können und sich deshalb über Recht und Gesetz hinwegsetzen zu dürfen.


Rehberger schreibt zwar selbst Bücher und packt dort einiges an Unterstellungen und Beschimpfungen rein - gleichzeitig zog er aber als Anwalt per Verbotsklage und mit Strafanzeigen gegen seine Kritiker*innen zu Felde. Witzig: In eins seiner Bücher verpasste er dem Autor von "Monsanto auf Deutsch" eine Widmung ...

Als Anwalt engagierte sich Horst Rehberger bzw. seine Kanzlei mehrfach:

Rechts: Ideologische Ergüsse und Hungermythen in einem offenen Brief des FGV (Unterzeichner: Horst Rehberger) an die katholische Kirche (12.6.2012) ++ größer durch Klick

In der FGV-Broschüre "Grüne Gentechnik - Das Vokabular des Schreckens", die sich mit den (in der Tat oft oberflächlichen Slogans der Umwelt-NGOs und Grünen auseinandersetzt, aber der Einfachheit halber auf Quellenangaben gleich ganz verzichtet, schrieb Horst Rehberger das Vorwort – und verzichtet dabei nicht auf die üblichen Nazi-Vergleiche: „Dass die Sprache gerade von totalitären Systemen als Kampfinstrument eingesetzt wird, ist bekannt. Wer in einem kommunistisch regierten Land als „Klassenfeind“ eingeschätzt wurde, war in der Öffentlichkeit ebenso erledigt wie ein „Volksschädling“ in faschistischen Systemen. Greenpeace & Co. haben daraus offenbar viel gelernt.

In seiner Biographie ließ Rehberger den Goldesel, d.h. das Land Sachsen-Anhalt und anderer Förderer, beschreiben (siehe oben).

Im Original: Horst Rehberger, Gründer und Beiratschef von InnoPlanta
Aus "Gentechnik ist Alltag" von Horst Rehberger, als Essay in: Die Welt, 17.12.2012
Immer mehr Bundesländer nennen sich "frei von Gentechnik". Dabei ist diese schon längst allgegenwärtig. Zum Glück - denn wir brauchen sie, um Hunger und Krankheiten zu bekämpfen. ...
Würden alle Lebensmittel, die mit Gentechnik in Berührung gekommen sind, aus den Regalen der Einzelhändler verbannt, wäre eine Hungersnot in den "gentechnikfreien Regionen" programmiert. ... Eine tolle Strategie, für die sich diese Länderregierungen da entschieden haben. Wäre es nicht klüger, etwas mehr auf die Wissenschaft zu hören und statt auf Ängste lieber auf ehrliche Information und Vernunft zu setzen?

Die Welt stellte Rehberger so vor: "Der Autor ist ehemaliger Wirtschaftsminister von Sachsen- Anhalt und stellvertretender Richter am Verfassungsgerichtshof des Saarlandes. Er arbeitet derzeit wieder als Rechtsanwalt." Seine Lobbyämter verschwieg die Zeitung.

Horst Rehberger bezieht auch zu anderen Themen klar Meinung. So ist er ein Befürworter der Atomkraft - und seine Argumentation ist auch da bemerkenswert ideologisch. Durch die Reaktorkatastrophe in Fukushima sei ja niemand gestorben, Bahnfahren sei viel gefährlicher, Atomkraft diene dem Klimaschutz und auch Biokost hätte Restrisiken (alles in einem Text vom 1. März 2013). Und er ist alles andere als ein Saubermann. Seine gespielte Empörung über StraftäterInnen unter GentechnikkritikerInnen verschleiert sein eigenes Verhältnis zu illegalem Verhalten. Denn Rehberger neigt nicht nur dazu, der von ihm gehätschelten Gentechniklobby Vorteile zu verschaffen, sondern auch sich selbst, seiner Partei usw.
  • Rehberger und andere Westpolitiker importierten nicht nur westlichen Kapitalismus von oben herab ins Ost-Bundesland, sondern füllten sich die eigenen Taschen. Der Spiegel nannte sie "Raffkes", in: "Alles ausgegeben", Spiegel 47/1995 (20.11.1995) ++ Späterer Strafprozess, in: Die Welt, 30.8.1996 ++ Rehberger zweites Mal Minister - und wieder ..., in: "Harsche Kritik an Wirtschaftsminister Rehberger", MZ am 23.7.2004
  • Strafanzeige gegen Horst Rehberger (SR Online, 15.7.2010)

Reinhard Szibor
Szibor kein Unbekannter der Gentechnikpropaganda. Er schreibt viel und an vielen Orten – von Leserbriefen in Tageszeitungen über Lobby- und seine eigenen Seiten im Internet bis zur progentechnischen Kirchenzeitung für Mitteldeutschland.

Im Original: O-Töne von Rheinhard Szibor
Aus dem Beitrag "Gentechnik und Kirchen", im gemeinsamen Teil mitteldeutscher Kirchenzeitung (nur diese einseitige Sicht wurde veröffentlicht!) und aus Ergänzungen von Reinhard Szibor im Internet
Bei der gentechnischen Veränderung einer Pflanze gibt es einen gezielten Eingriff an nur einer Stelle und dort wird eine gut analysierte Gensequenz eingebaut. ...
Ich bin kein Verfechter der Kernenergie. Aber: Wenn Sie mal die Toten und gesundheitlich Geschädigten durch Unfälle und Katastrophen in Atomanlagen zusammenzählen, dann sind das wenige Prozent von der Anzahl der Opfer, die früher im gleichen Zeitraum durch die Nutzung der Kohle zu beklagen waren. So schlimm Tschernobyl und Fukushima auch sind, man muss die Realitäten und die Relationen sehen. Um die enormen Probleme unserer Welt zu lösen, brauchen wir auch neue Technologien! ...
Weil alle sechs Sekunden auf der Welt ein Mensch an Hunger stirbt. Und weil die konventionelle Züchtung ausgereizt ist und kaum noch einen Zuwachs an Erträgen und an Ertragssicherheit bringt. Wir brauchen jetzt im Blick auf den Klimawandel dringend Pflanzen, die gegen Trockenheit resistent sind. Frau Käßmann hat es auf dem Dresdener Kirchentag auf den Punkt gebracht. Sie fragte, was wohl wäre, wenn jährlich 2,2 Millionen Kinder in Westeuropa an Mangel- und Unterernährung stürben? Dann wären wir alle sehr aufgeregt und würden nichts unversucht lassen, die Situation zu ändern. ...
Das Auskreuzungsproblem ist ein reales, aber es wird total überzogen dargestellt, zumal es bisher kein belegtes Beispiel dafür gibt. ...
Der Leiter des Biotech-Institutes von der Universität Nairobi/Kenia James Ochanda bringt es auf den Punkt: “Die Anti-Gentechnik-Kampagne sagt weiterhin zu uns Afrikanern: „Esst diese Gen-Früchte nicht – und sterbt jetzt.“ Im Übrigen habe ich den ganzen Schwachsinn, den sie laufend zitieren, gelesen und habe deshalb das Memorandum geschrieben.
Was das „push and pull system“ betriff, wird es jeder vernünftige Mensch prima finden, wenn es funktioniert. Niemand behauptet, dass für die Lösung der Probleme nur die Gentechnik in Frage kommt. Ob es ich durchsetzt und ob es auf andere Kulturen und Landstriche übertragbar ist, wird sich zeigen. Mich würde es freuen. Übrigens erinnern Sie mich sehr an die DDR Zeiten. Karl Eduard v. Schnitzler hat uns auch immer gesagt, wir bräuchten keine anderen Botschaften zu sehen bzw. zu lesen als die seinen und wenn wir die reinen Lehren von Marx, Engels und Lenin verinnerlichen, reicht das. Die Schriften (bzw. Sendungen) des Klassenfeindes brächten uns nur den rechten Weg ab. Nun, da ich für Sie der Klassenfeind bin, sollten Sie auch mein Memorandum und an der Schriften die ich zu Aufklärung empfehle auch nicht lesen. Behalten sie nur Ihre Scheuklappen auf, da können Sie wenigstens ruhig schlafen während in Afrika gestorben wird. Mit Christentum hat das aber nichts zu tun.

Auf Kritik dort reagierte er wie folgt:


Reinhard Szibor als neuer Reformator a la Martin Luther?
Zitate von der Seite www.gen1-28.de (benannt nach dem göttlichen Auftrag in der Genesis = Schöpfungsgeschichte, die Erde untertan zu machen)
Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: "Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde und macht sie euch untertan“.
Mit dieser Bibelstelle weisen namhafte Theologen - auch im Zusammenhang mit dem Gärtnerauftrag in Gen 2.15 den Vorwurf zurück, Grüne Gentechnik sei ein unerlaubter Eingriff in die Schöpfung. ...
Auf dieser Seite finden Sie Aufsätze und Artikel, die Hintergrundinformationen und Erklärungen zum Thema Grüne Gentechnik liefern. Es sind überwiegend Beiträge des Betreibers dieser Website (Prof. Reinhard Szibor) und solcher Autoren, die aus seiner Sicht einen konstruktiven Beitrag um die Diskussion leisten. Gentechnikkritische Beiträge von Parteien und NGOs sind hier nicht vorgesehen. ...
Auf diesen Seiten werden deutliche Gegenpositionen zum Mainstream bezogen und es wird gezeigt, wie versucht wird, führende Persönlichkeiten unserer Kirche zum Engagement für ein wissenschaftskonformes Handeln zu bewegen. ...
GVO-Anbau unter Berücksichtigung der guten fachlichen Praxis ist fast immer umweltfreundlicher als die konventionelle Parallele. Aber angesichts der Tatsache, dass im statistischen Mittel alle 6 Sekunden ein Mensch an Hunger oder Fehlernährung stirbt, und sich die Hungersituation noch verschärft, können wir die Sache nicht dem Selbstlauf überlassen und dem Treiben der GG-Gegner, die eine Verzögerung oder sogar einen Stop anstreben, tatenlos zusehen. Die Kirchen dürfen ihre Gestaltungsmöglichkeiten nicht durch eineBlockadehaltung aus der Hand geben, vielmehr müssen sie sich dafür einsetzen, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht! ...
Mit der Diffamierung von Wissenschaftlern und Produzenten gentechnisch veränderten Saatgutes verstößt die EKD sogar gegen das 8. Gebot und beschädigt ihre eigenen Grundfesten. ...
Grüne Gentechnik taugt nicht zur Hungerbekämpfung - das ist ein Slogan von „Brot für die Welt“ (BfdW). Der ist so offensichtlich falsch, dass man denken könnte, man muss sich eigentlich nicht damit beschäftigen. Aber das wäre ein Trugschluss, denn er gehört im Kontext des hier diskutierten Themas zu den meistzitierten Sprüchen und wird von einer Mehrheit der Bevölkerung nicht hinterfragt (auch nicht von der EKD) und unreflektiert gebetsmühlenartig wiederholt. Es gibt kaum ein Anti-Gentechnik-Forum ohne diesen Spruch. ...
Wo Strukturen, eigene Auffassungen und Vorlieben wichtiger zu sein scheinen als der Auftrag Jesu an seine Kirche, ist Reformation nötig und heilsam. Letzteres ist nach meiner Auffassung und nach Meinung anderer Wissenschaftler hinsichtlich des Umgangs mit der Welternährungsproblematik und der Grünen Gentechnik eingetreten. ...
Buchempfehlung: „Die Angst der Woche“ ... Es ist ganz besonders auch für Pastorinnen und Pastoren zu empfehlen, die Dankgebete und Fürbitten formulieren. Das Buch zeigt, dass sich die Schlagzeilen, die Lebensmittelkatastrophen, wie die vermeintlichen Dioxin-, Nitrofen – und Gentechnik-"Verunreinigungs"-Skandale thematisieren, wohl eher Skandale des Journalismus und der Politik in Deutschland dokumentieren. Dort kann man weder mit naturwissenschaftlichen Fakten und noch mit Grenzwerten angemessen umgehen und verbreitet unnötig Angst und Schrecken. ...
Die Antigentechnik-Szene ist weitgehend von Menschen mit blindem Hass und Irrationalität durchsetzt. Für Aktionsbündnisse wie „Gendreck weg“ und Greenpeace- Aktivisten sind kriminelle Handlungen (sogenannten „Feldbefreiungen“), bei denen durch Ökovandalismus Versuchsflächen zerstört und Schäden (Steuermittel) in erschreckendem Umfang angerichtet werden, gang und gäbe ...
Ins Bild passt auch, dass sich seit einiger Zeit in die Protestaktionen gegen die wissenschaftliche Veranstaltung Innoplanta-Forum, ökofaschistische Gruppen einmischen, ohne dass sich die Mitdemonstranten aus demokratischen Parteien (BündnisGrüne) und christlich ausgerichteten Gruppen davon distanzieren. ...
Diese Links verweisen auf Websites, die nach Meinung des Autors einen positiven Beitrag zur Diskussion um die Grüne Gentechnik leisten. Nicht verlinkt ist die Flut von gentechnikkritischen Seiten der NGOs. Diese dominieren beim Googlen ohnehin die Ergebnisse. Die Aufgabe zu unterscheiden, welche davon ernstzunehmende Argumente hervorbringen und welche nur im Dienste der Angstindustrie agieren, wäre nur durch sehr viel Arbeit zu lösen. Die kann hier nicht erbracht werden. Darum mag die Auswahl etwas einseitig sein.
www.pflanzen-forschung-ethik.de
www.gruenevernunft.de/
www.transgen.de/home/
www.ttn-institut.de/
www.wgg-ev.de/index.html
www.gute-gene-schlechte-gene.de/
www.goldenrice.org/
www.gatesfoundation.org/Pages/home.aspx
www.krause-schoenberg.de/start.html


Den Haupttext der FGV-Broschüre "Grüne Gentechnik - Das Vokabular des Schreckens" schrieb Reinhard Szibor. Zunächst bietet er die die übliche Hetze, in der der Kritik jegliche Sachlichkeit abgesprochen wird: "Wie kann es sein, dass der „Bio“-Boom unvermindert anhält und „bio“ weiterhin als gesund und empfehlenswert gilt, auch wenn Ergebnisse in Bezug auf deren Inhaltsstoffe keine Gesundheitsvorteile im Vergleich zu konventionell hergestellten Lebensmitteln zeigen? Wie kann man es erklären, dass Gv-Pflanzen, ja selbst Produkte von Tieren, die lediglich Gv-Soja oder Gv-Mais gefressen haben, in Deutschland und anderen EU-Ländern Ängste auslösen? Klar ist wohl, dass es hier nicht um rationale Abwägungen von Vorteilen und Risiken geht, sondern dass viele andere Dinge zusammen kommen. Grüne Gentechnik (GG) dient offenbar als Projektionsfläche für alle Ängste und allen Frust dieser Welt."
Dann zeigt sich Szibor als anti-demokratisch und Anhänger der Idee von Wahrheit: "Als Demokrat kann man sich kaum dagegen wehren, wenn eine große Mehrheit etwas beschließt. Naturwissenschaftler waren allerdings kaum dabei, obwohl es hier um ein Thema ging, das naturwissenschaftlichen Sachverstand erfordert. ... Natürlich kann man auch demokratisch darüber abstimmen, welchen Wert die Erdbeschleunigung haben soll oder wie lang die Umlaufzeit der Erde um die Sonne ist. Aber welchen Sinn sollte das haben? Naturwissenschaftliche Wahrheit ist etwas anderes. Man misst und stellt Fakten auf ganz undemokratische Weise fest und vertritt diese, notfalls auch gegen Mehrheiten." Das Wahrheit eine religiöse und keine naturwissenschaftliche Kategorie ist, scheint Szibor gänzlich unbekannt. Überraschend ist das nicht: Szibor ist klerikal orientiert und begründet sein Eintreten für die Gentechnik mit dem (Vermeintlich) göttlichen Auftrag, sich die Erde untertan zu machen (siehe seine Seite www.gen1-28.de). Ganz in dieser Tradition wirbt er offen für ein autoritäres Vorgehen: "Demokratie ist eben eine gute Sache und wer daran zweifelt, ist selbst dann ein Schuft, wenn die Demokratie auf einem Feld stattfindet, auf dem sie nichts zu suchen hat ..."
Und - klar - die Nazivergleiche, unter GentechnikideologInnen ja schon seit Jahren verbreitet, dürfen nicht fehlen: "Der Anti-Gentechnik-Kampf wird ganz wesentlich auf dem Gebiet der bewussten Sprachirreführung geführt und bisher auch gewonnen. Denn NGO-Campaigner haben genau gelernt, wie man mit Sprache in die Irre führt und das umkämpfte Sachgebiet mit den eigenen Begriffen dominiert. Möglicherweise wurde die Schrift von Victor Klemperer zur LTI (Lingua Tertii Imperii, die Sprache des Dritten Reichs), als Handlungsanleitung verwendet?"
Längere Abschnitte widmet Szibor den seiner Meinung nach nicht neutralen (sollten sie wohl auch nicht sein) Begriffen von Verunreinigung oder gar Verseuchung: "Die Gen-Verseuchungsunterstellung ist idiotisch und einigermaßen gebildeten Menschen fällt die gezielte Panikmache auf. Aber sie ist dennoch wirksam. Ähnlich, wenn auch etwas subtiler, ist es mit den Begriffen „Kontamination“ und „Verunreinigung“, die sich mit der erwähnten „Verseuchung“ abwechseln." Von dort legt er eine direkte Spur zum Terrorismus: "Von Begriffen wie „Genverunreinigung“ ist es dann auch nicht mehr weit bis zu „Gendreck“, und somit sind auch die Benutzer und Rezipienten solcher Diffamierungen anfällig für eine offene oder klammheimliche Unterstützung terroristischer Aktionen wie die Feldzerstörungen, die im Jargon der „Gendreck-weg-Bewegung“ „freiwillige Feldbefreiung“ genannt werden." Sofort schaltet sich bei Szibor, obwohl selbst erkennbar Anhänger autoritärer (nur eben anderer) Gesellschaftsformen, die Unpassende-Vergleiche-Funktion im Kopf an. Diesmal muss die Berliner Mauer herhalten: "Dabei ist der demagogische Inhalt von „Befreiung“ durchschaubar, der Zusatz „freiwillig“ erschließt sich überhaupt nicht und wird auch nirgends erklärt. Zwar ist es richtig, dass bisher kein Wissenschaftler oder innovativer Landwirt zur Teilnahme am Vandalismus gezwungen wurde, aber das Wort „freiwillig“ enthält in Wahrheit keine Information, sondern nur Demagogie, die zur Imageverbesserung gedacht ist. Vorbild für die „Feldbefreier“ sind wohl Aktionen, wie es sie in der Zeit unmittelbar nach dem Bau der Berliner Mauer gegeben hat. Damals wurde von den DDR-Bürgern verlangt, „freiwillig“ auf den Empfang westdeutscher oder Westberliner Fernsehsendungen zu verzichten. Wo das nicht fruchtete, „befreiten“ Aktivisten der kommunistischen Jugendorganisation FDJ die Dächer von Antennen, die erkennbar auf Westempfang gerichtet waren."
Szibor regt sich darüber auf, dass "Gentechnik" auf den Begriff "Gen" verkürzt wird - womit er sachlich recht hat. Denn natürlich ist "Genmais" kein wissenschaftlich sinnvoller Begriff. Dumm nur, dass Szibor auf Seite 10 jammert, dass das Propagandaprogramm "HannoverGen" nicht mehr mit Steuergeldern vollgepumpt wird. Da fällt ihm die seltsame Verkürzung plötzlich nicht mehr unangenehm auf.
Zum Abschluss holt Szibor noch einmal die Faschismusvergleichskeule raus: "Es verwundert nicht, dass die totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts Wissenschaft und Innovation in bestimmten Bereichen behindert haben. Wissenschaftler, deren Erkenntnisse nicht in das ideologisch geprägte Weltbild der Obrigkeit passten, waren an Leib und Leben gefährdet. Auch hier gab es zunächst sprachlich eine Einordnung des Unerwünschten. Die Nationalsozialisten unterschieden zwischen „Jüdischer Physik“ und „Deutscher bzw. Arischer Physik“ und bedienten sich dabei sogar der Hilfe von linientreuen Wissenschaftlern. Viele der genialsten Physiker verließen Deutschland, andere entkamen nur durch Glück den Mordorgien der Nazis. Johannes Stark (Abb. 6) prägte u. a. den Begriff „weißer Jude“ für nichtjüdische, „arische“ Vertreter der Relativitäts- und Quantentheorie wie Max Planck und Werner Heisenberg. Das war eine besonders effiziente und bequeme Methode, um eine ungeliebte Wissenschaft abzuwürgen. ... längst geben sich ökoterroristische Gruppen mit den staatlich verhängten Restriktionen für die Wissenschaft nicht mehr zufrieden. Sie wollen eine Rückkehr zu Verhältnissen, wie sie Lyssenkow unter Stalin durchsetzen konnte. Während rechtsextreme Tendenzen in unserem Lande erfreulicherweise von allen Parteien konsequent zurückgewiesen werden, zeigt man keine Berührungsängste zu verfassungsfeindlichen linken Gruppen, wie sie in Abb. 9 dargestellt sind. Grünenpolitiker wie Dorothea Frederking (MdL Sachsen-Anhalt) treffen sich, wie hier in Üplingen (Sachsen Anhalt), mit diesen Gruppen zu gemeinsamen Demonstrationen." Offenbar gehören solch ideologie-triefende Absätze dazu, um als Angehöriger der deutschsprachigen Gentechniklobby zu definieren - wohlgemerkt, mit dem propagandistischen Anspruch, es handele sich bei solchen Ausführungen um "Sachlichkeit" oder gar "Wissenschaft".
Den furiosen Abschluss bildet dann eine Bildunterschrift. Hier zeigt Szibor wahre geistige Größe. Das Foto zeigt eine Aktion vor dem InnoPlanta-Forum. Ein Demonstrant trägt ein Schild "Todesstrafe für Genfeldschänder". Das Schild war Teil einer satirischen Aktion gegen die Hetze der GentechniklobbyistInnen gegen FeldbefreierInnen. Doch Szibor verstand in seiner hetzerischen Denke die Ironie gar nicht und verpasste dem Bild die umgekehrte Interpretation: "Abb. 9 Extremistische Gruppen fordern die Todesstrafe für Gentechnik-Forscher."
Bleibt noch ein abschließender Hinweis: Fast alle Zitate der GentechnikgegnerInnen sind ohne Quellenangabe. Sie reduzieren sich zudem auf die Slogans, wie sie z.B. auf bunten Werbezetteln mit Spenden- oder Wahlempfehlung von Grünen oder NGOs stehen. Anspruchsvolle Texte zur Kritik etwa an Patenten, Terminatortechnologie oder käuflicher Wissenschaft sind von Szibor gar nicht erst ausgewertet worden. Dafür garniert er seine Broschüre mit Fotos von Führern aus dem Dritten Reich oder der DDR. Das ist jetzt wissenschaftlich?



Leserbrief von Reinhard Szibor:


  • Entlarvung per Fake-Flugblatt: Die enge Gentechnik-Werkekooperation zwischen Kirche und dem Mathematik-Professor Szibor wurde 2012 mit einem gefälschten Flyer karikiert

Doppelt hält besser: Zweit-Verein FGV
2010 trat dann ein neuer Lobbyverein an die Öffentlichkeit - mal wieder mit dem Vorsitzenden Schrader. Aber er war nicht allein, sondern das neue FGV wirkt geradezu wie ein Dachverband der Seilschaften.



Die Internetseite www.gruenevernunft.de wird von Klaus Minol gehalten. Der ist Hauptperson der Darmstädter Gentechnik-Seilschaften um die PR-Agentur Genius und des ISBR. Als Vorsitzender wurde Uwe Schrader gewählt.

Screenshot der denic-Abfrage als pdf


Zweites Bild: Ankündigung eines Treffens des FGV. Ort ist der Verband Chemischer Industrie, die Terminankündigung stammt von einer Seite der SPD-Bundestagsabgeordneten Doris Barnett. Die war auch bei Vorbereitungstreffen dabei und schrieb folgenden Bericht: "Dann gleich wieder zurück ins Büro, weil ich gegen 13:30 Uhr abgeholt werde für eine Sitzung in Frankfurt. In einem kleinen Kreis von Experten überlegen wir, wie die Diskussion um Biotechnologie, insbesondere die Grüne Gentechnik und die Nano-Technologie , so verständlich und zugänglich gemacht werden kann, dass man endlich mal sachlich und ohne Polemik das Für und Wider dieser Zukunftstechnologien besprechen kann. Ich habe große Befürchtungen, dass wir gerade dabei sind, die Spitzentechnologie –und wir sind hier weltweit führend- aus unserem Lande zu jagen. Anschließend haben alle die Gegner natürlich keine Bedenken, die Produkte bzw. Ergebnisse bei uns zuzulassen. Oder habe ich schon jemals die Aufforderung zum Verbot von Argentinischem Rindfleisch gehört, weil die Rinder dort mit genverändertem (also eiweißreichem) Sojaschrot gefüttert wurden? Na ja, manchmal denke ich, dass sich eine solche Haltung nur ein Land und eine Gesellschaft leisten kann, das im Überfluss lebt und genug Geld hat, sich alles zu leisten. Eigentlich haben wir es einfach, denn gerade in unserer Region können wir uns leicht informieren und auch mit Fachleuten diskutieren, weil die Forschungseinrichtungen ja vor unserer Haustüre liegen." Schon am 18. November 2009 liefen solch ein Treffen in Frankfurt, mit Barnett: "Am Nachmittag ging es dann nach Frankfurt zur Versammlung des 'Forums Grüne Vernunft', das sich u.a. mit der Grünen Gentechnik auseinandersetzt."
Die gentechnikfreundliche SPDlerin, die dem Treffen beiwohnte, stammt stammt der BASF-Stadt, hat ihren Wahlkreis dort und arbeitete früher in der Rechtsabteilung von BASF. Sie sitzt im SPD-Stadtvorstand von Ludwigshafen und im Landesvorstand, ist Naturfreunde-Landeschefin und bei der Siedlergemeinschaft BASF-Notwende. Im Bundestag sitzt das BASF-Sprachrohr im passenden Ausschuss für Wirtschaft und Technologie und ist stellvertretende Sprecherin der Arbeitsgruppe Wirtschaft & Technologie in der SPD-Bundestagsfraktion. Passend zu solchen Geflechten ist sie stellvertretende Sprecherin der "Global Panel Foundation" - die laut Wikipedia nicht viel anderes macht als Seilschaften zu organisieren: "Die Global Panel Foundation ist eine meist aus dem Hintergrund agierende internationale Gruppierung von Vertretern aus den Bereichen Public Policy, Wirtschaft und Wissenschaft. Ihr Ziel ist es, die internationale Kooperation in Hinblick auf Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse zu fördern. Hierzu organisiert sie Public Policy Luncheons und Dinners, Studentenforen und Initiativen. Zweck dieser Veranstaltungen ist es, ihren Teilnehmern einen Rahmen zu bieten, sich über Problemstellungen und Verfahrensstrategien aktueller gesellschaftlicher Fragen auszutauschen."

Im Original: Forum Grüne Vernunft
Presseinfo "Neues Bündnis will Gegendemos pro Gentechnik organisieren", auf: topagrar, 8.7.2010 und beim ZDS am 6.7.2010
Als neuer Zusammenschluss zur Förderung der Biotechnologie in der Landwirtschaft hat sich das „Forum Grüne Vernunft“ (FGV) gegründet, um offensiv und rational über die Gentechnik im Bereich der Pflanzenzüchtung aufzuklären. „Unser Ziel ist es, das Negativimage der grünen Gentechnik mit Aktionen und sachlichen Argumenten abzubauen“, unterstrich der Vorsitzende Dr. Uwe Schrader auf der Auftakt-Pressekonferenz vergangene Woche in Berlin. Die Chancen dieser Technologie sollten auch in Deutschland genutzt werden können. Ansonsten laufe man Gefahr, den Anschluss bei dieser wichtigen Zukunftstechnologie zu verpassen.
Im Gegensatz zu anderen Initiativen will das Forum verstärkt mit Aktionen auf die Thematik aufmerksam machen. Bereits im August sei mit Aktivitäten zu rechnen. Das Forum werde Fürsprecher und Initiativen unterstützen und lokale, regionale sowie überregionale Gruppen aufbauen, kündigte Schrader an. Illegale Feldbesetzungen und Feldzerstörungen wolle man bekämpfen, dafür seien auch Gegendemos vor Ort denkbar. Das Forum Grüne Vernunft will daher insbesondere Privatpersonen als Fürsprecher und Unterstützer der Grünen Gentechnik mobilisieren.


FGV praktisch: Sprüche aus der Klamottenkiste
Deutschland und Europa laufen Gefahr, den Anschluss bei dieser wichtigen Zukunftstechnologie zu verpassen. (ZDS-News, 8.7.2010)

Zitate der Internetseite des FGV (seit Agust 2010 online)
Ziele und Aufgaben
Das Forum Grüne Vernunft wurde gegründet, um offensiv und sachlich über die Grüne Gentechnik aufzuklären. Das Forum will insbesondere Privatpersonen als Fürsprecher und Unterstützer der Grünen Gentechnik mobilisieren.
Das Forum Grüne Vernunft

  • organisiert Aktionen, um über die Grüne Gentechnik zu informieren
  • unterstützt Fürsprecher und Initiativen der Grünen Gentechnik und wird lokale, regionale und überregionale Aktionsgruppen aufbauen
  • will einem breiten Publikum Informationen zur Grünen Gentechnik zugänglich machen
  • setzt sich für eine rationale Auseinandersetzung mit der Grünen Gentechnik ein und liefert stichhaltige Argumente gegen weitverbreitete, aber irreführende und wissenschaftlich nicht haltbare Aussagen gegen die Grüne Gentechnik
  • wendet sich entschieden gegen illegale Feldbesetzungen und Feldzerstörungen
Daten und Fakten zur Grünen Gentechnik

  • Der Anbau von gv-Nutzpflanzen führte von 1996 bis 2008 zu einer Erhöhung der Lebensmittelproduktion um 167 Millionen Tonnen
  • Im gleichen Zeitraum konnten durch den Anbau von gv-Nutzpflanzen 356 000 Tonnen Pflanzenschutzmittel eingespart werden
  • Der reduzierte Verbrauch fossiler Brennstoffe durch geringeren Maschineneinsatz beim Anbau von gv-Nutzpflanzen bewirkte allein 2008 die Einsparung von 14,4 Milliarden kg CO2
Mitmachen
Sie sind unzufrieden mit der einseitigen Berichterstattung zur Grünen Gentechnik, die die Potenziale dieser neuen Technologie nahezu unberücksichtigt lässt? Sie wollen aktiv den Dialog zur Grünen Gentechnik mitgestalten? Sie suchen Kontakte zu Unterstützern und Aktionsforen in Ihrer Nähe?
Hier sind Sie genau richtig! Werden Sie Unterstützer des FGV und beteiligen Sie sich an der Planung, Organisation und Durchführung von Aktionen zur Gentechnik in Ihrer Region.

Gleichzeitig "sachlich" und einseitig!
Auszug aus dem Werbeflyer "Wir setzen auf grüne Vernunft" des FGV
Das Forum Grüne Vernunft wurde gegründet, um offensiv und sachlich über die Grüne Gentechnik aufzuklären. Das Forum will insbesondere Privatpersonen als Fürsprecher und Unterstüzter der Grünen Gentechnik mobilisieren.



Screenshots der Internetseite des Forum Grüne Vernunft(oben)
Screenshot der Genius-Internetseite (Referenzliste): Die Macher von Genius sind ein wichtiger Knotenpunkt in den Gentechnik-Seilschaften (trotzdem gelten sie als Fachinstitution, Klaus Minol ist sogar als Fachbuchautor für renommierte Verlage aktiv)



Eine der ersten Demonstrationen führte das FGV am Amtsgericht Aschersleben durch, als dort die Weizen-FeldbefreierInenn von 2008 (Aktion in Gatersleben) vor Gericht standen. Doch besonders gelungen wirkte der Auftritt nicht: "Rechts steht die Gegendemonstration, organisiert von einem Gentechnik-Lobbyverein. Missmutig machen sie Demo-Dienst nach Vorschrift. Sie sind während ihrer Arbeitszeit abgestellt, um Contras zu geben ...", schreibt der Spiegel in der Ausgabe 48/2010 (S. 154).
Als Mitglieder der FGV outen sich auf dessen Internetseite neben den bekannten Größen Uwe Schrader, Horst Rehberger und Klaus Ammann auch Kerstin Mönch vom BDP, Iris Wolf, seit 2003 Ressortleiterin für den Bereich Innovation/Technologie im Vorstandsbereich 1 Gesamtleitung/Globalisierung/Industrie der IG BCE in Hannover (und SPD-Mitglied) sowie Dr. Jürgen Cremer, Abteilungsleiter im Pflanzenschutzamt Halle für die Pflanzenschutzmittelprüfung und das Versuchswesen.
  • Zu den wichtigsten Personen Uwe Schrader, Horst Rehberger und Reinhard Szibor siehe oben

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