Offener Raum

PRO AUTORITÄRE STRUKTUREN: HIERARCHIEN IN GRUPPEN, NETZWERKEN UND BÜNDNISSEN SIND GEWOLLT!

Umgang mit autoritären Strukturen in linken Zusammenhängen:


1. Offene Befürwortung zentraler bzw. hierarchischer Strukturen
2. Texte zu Grenzen, Ausgrenzungen, Streitkultur, Debatte und Beliebigkeit
3. Umgang mit autoritären Strukturen in linken Zusammenhängen:
4. Repressionsschutz als Repression
5. Links und Lesestoff
6. Gegenentwürfe

Aus einem Mail der Hoppetosse - Mailingliste:
Debatte um Organisationsformen von unten
Die Beliebigkeit hier halte ich für falsch. Ich bin gegen Ausgrenzung, aber für Streit und Diskussion. In "linken" Zusammenhängen gibt es eine satte Mehrheit (zumindest in Deutschland) einer autoritären Linken. Das dabei immer auf Linksruck gedeutet wird, lenkt davon ab, daß das Phänomen eher der Allgemeinzustand ist. Die Forderung nach meinem Rauswurf aus der Liste und der absolute Skandal des Rauswurfs der Projektwerkstatt aus dem Inihaus in Bad Oldesloe (noch dazu im Kungel mit dem Staat/Agenda) sind keine Aktionen von Linksruck, sondern von autoritären linken Gruppen, die oftmals antihierarchische Slogans schwingen. Intransparent, Kungel und Filz, Kader, Mehrheitsabstimmungen oder Vetodiktatur, informelle Zirkel, finanzielle Abhängigkeiten - all das ist Alltag!
Zur Zeit tun wir einfach so, als wäre das alles nicht so schlimm. Nochmal formuliert: Ich bin gegen jegliche Ausgrenzungen, die sich nicht aus politsichen Positionen oder konkret diskriminierenden Verhalten begründet. Aber ich kann nicht einsehen, daß wir einfach so locker hinnehmen, daß weiter die politischen Zusammenhängen in unserem eigenen Umfeld unreflektiert aus autoritären Strukturen bestehen.


Auch die Auseinandersetzung um das Januartreffen hat gar nix bewirkt.

Ich finde es wichtig, daß wir uns offen als Diskussionszusammenhang einer Bewegung von unten begreifen und klar Position dafür beziehen - Kritik ohne Ausgrenzung (statt Ausgrenzung ohne AUseinandersetzung, wie es die autoritäre linke Mehrheit betreibt - gegeneinander und auch gegen Teile von uns, wenn es paßt).

Ich finde nicht, daß Hoppetosse alles und jedes ist. Ich möchte keinen Alleinvertretungsanspruch haben. Aber die autoritäre Scheiße, die in der deutschen Linken abläuft, möchte ich nicht unreflektiert stehen lassen. ICH WILL ETWAS ANDERES ... möchte es entwickeln, möchte mich reiben, reflektieren, eigene Dominanzen benennen, überwinden, kreativen Widerstand aufbauen.

Im Original: Aus der Hoppetosse - Mailingliste
Zentrale Strukturen gibt es, weil ...
  • jemand oder Leute es so wollen.
  • aus Tradition (weil es mal früher Leute so wollten und alles ein bißchen erstarrt ist bzw. andere Gründe), so schätzte der Mensch Linksruck selbst ein
  • weil Bewegung/Widerstand von unten nicht funktioniert, z.B. aufgrund einer beeindruckend Unfähigkeit zur Selbstorganisierung von Basisgruppen. So schätze ich mal die Projektwerkstatt hier ein, die ja irgendwie auch eine Zentrale für vieles ist - und ohne den energischen Zugriff in Abläufe hinein so manche Aktion, Zeitung, Buch, Broschüre, Internetseite usw. der letzten Zeit nicht funktioniert hätte (diese Beschreibung trifft noch auf viele andere Projekte zu - aber ich wollte mal eine Kritik an mir selbst als Beispiel benennen.
Einige zentrale Strukturen aller drei Typen (gibt es noch mehr?) vertuschen ihre Zentralität ... was es nciht einfacher macht.
Was ich an diesem Gedankengang so spannend finde, ist folgendes: Ich finde, die Debatte um die Skandalösität der Existenz und Wirkungsweise von Zentralen steht zu sehr im Mittelpunkt. Zwar finde ich die Kritik richtig und wichtig (und mische ja kräft mit ;-), aber eine Überwindung zentraler Strukturen führt nicht zu einer Bewegung/Organisierung von unten, denn solange der Punkt 3 fehlt, werden immer irgendwelche Leute aus Idealismus und Willen zur Veränderung Dinge an sich reißen (siehe Genua-Zeitung ... im Zweifel mache ich die halt ziemlich allein - das ist dann zwar immerhin transparent, aber selbst das könnte ich noch ändern, ohne daß jemand sich groß beklagen würde ... leider).
Das Hauptaugenmerk muß daher auf die systematische Organisierung von Basis-Zusammenhängen hin zu einer eigenständigen Handlungsfähigkeit führen. Sie überwindet alle drei Formen der Zentralität. Handlungsfähige Basisgruppen entscheiden selbstverständlich über ihre Aktionen - ob sie selbst was machen, wo sie überregionale Aktionen mittragen, welche Kontakte sie mit anderen Gruppen haben usw.
In zentralen Strukturen haben z.B. die Kontakt miteinander, die den gleichen Namen haben, der gleichen Organisation angehören. Es ist ein bißchen wie eine Familie. Selbstbestimmte Basisstrukturen halten Kontakt, mit wem sie wollen - wo eine Debatte spannend ist, wo es thematisch paßt, wo eine gemeinsame Aktionsidee besteht usw. Das wäre eher eine Wahlverwandtschaft.
Aktuell sind „linke“ Bewegungen eher familiär orientiert. Es wird Zeit für eine Pubertät.


Aus: Michael Wilk, 1999: Macht, Herrschaft, Emanzipation, trotzdem-Verlag (S.130)
PC=Politicalcorrectness-, das richtige politische Verhalten. Begriff aus dem angloamerikanischen Raum, mit in meinen Augen dann zweifelhafter Wirkung, wenn er die Auseinandersetzung über Verhalten, auf die Erfüllung von Verhaltenskodizis reduziert.

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