Offener Raum

FREIE FAHRT FÜR FREIE MENSCHEN: § 265A STGB STREICHEN! NULLTARIF IM ÖPNV!

Eine kleine Geschichte ...


1. Schwarzstrafen: Einleitung
2. "Schwarzfahren" als Aktion
3. Eine kleine Geschichte ...
4. Zum Begriff "Schwarzfahren"
5. Buchvorstellungen zum Themenbereich

Frei erfunden von Daniel Berg (Übersetzung aus dem Polnischen)

Schwarzfahren als Therapie?
Interview mit dem Psychologen Bartek Tomaszewski

D. B.:
Herr Tomaszewski, man hört ja in der letzten Zeit von den unterschiedlichsten therapeutischen Ansätzen: Pferdetherapie, Delphintherapie, Märchentherapie, Bibeltherapie. Von Ihnen ist nun bekannt, dass Sie mit ihren Patienten in Breslau systematisch schwarz fahren. Was steckt dahinter?

B.T.:
Zu mir kommen vor allem junge Menschen, die an ADHS leiden. Das heißt, sie haben Probleme damit, sich für längere Zeit zu konzentrieren und dadurch Ziele, also Erfolgserlebnisse zu erreichen.

D.B.:
Und dagegen hilft schwarz fahren?

B.T.:
Erfolgreiches Schwarzfahren erfordert Aufmerksamkeit und das konzentrierte, systematische Beachten einiger Spielregeln. Jede Fahrt wird in der Realität mit eingesparten 3 Zloty belohnt. Immerhin. Meine Erfahrung mit den jungen Menschen zeigt: Erfolgreiches Schwarzfahren stärkt die Konzentrationsfähigkeit, das Selbstwertgefühl und macht Spaß.

D.B.:
Wie bereiten Sie ihre Patienten auf das Schwarzfahren vor? Und wie läuft es ab?

B.T:
Meine jungen Patienten bekommen zunächst eine kleine Schulung, in der sie lernen, was man beachten musst. Danach geht es los.

D.B.:
Fahren Sie zusammen mit den Patienten?

B.T.:
Selbstverständlich unternehmen wir die ersten Fahrten gemeinsam. Anfangs fahren wir nur wenige Haltestellen in Peripherie-Bussen, wo nicht kontrolliert wird. Die Patienten haben die Aufgabe, die einsteigenden Fahrgäste aufmerksam zu beobachten und gegebenenfalls zu reagieren.

D.B.:
Was muss ein erfolgreicher Schwarzfahrer beachten?

B.T.:
Es sind eine Reihe von Regeln. Ganz wichtig ist zunächst, immer eine Fahrkarte griffbereit zu halten und in der Nähe des Entwerters zu stehen. Für den Fall, dass Kontrolleure einsteigen. Es ist wichtig, keinerlei Risiko einzugehen. Wenn man Zweifel hat, lieber abstempeln oder aussteigen.

D.B.:
Woran erkennt man Kontrolleure?

B.T.:
Hauptsächlich erkennt man Menschen daran, dass sie keine Kontrolleure sind. Das sind ca. 90 Prozent. Junge Menschen, alte Menschen, Frauen mit Einkauftaschen, Männer mit Tüten, Menschen, die sich nach dem Einsteigen setzen oder nach einem Platz suchen. Da bleiben nicht mehr viele Kandidaten übrig. Wichtig ist, besonders auf Männer zu achten. Denn meiner Erfahrung nach ist immer ein Mann dabei. Die meisten kennt man nach einiger Zeit. Wenn man einen neuen Kontrolleur sieht (in der Bahn oder an der Haltestelle, wo er Personendaten aufnimmt) ist es wichtig, nicht wegzulaufen. Das präge ich auch immer meinen Patienten ein.

D.B.:
Was meinen sie damit?

B.T.:
Der erfolgreiche Schwarzfahrer wird aktiv, wenn er einen Kontrolleur sieht. Er schaut ihn sich näher ran. Er schleicht gewissermaßen um ihn herum und versucht sich das Gesicht und die Kleidung einzuprägen. Ist der Kontrolleur „gescannt“, stellt er in der Zukunft keine Gefahr mehr da.

D.B.:
Aber ich nehme doch an, dass sie bei ihren Fahrten mit den Patienten vorher heimlich ein Ticket kaufen oder eine Monatskarte haben?

B.T.:
Nein, auf gar keinen Fall! Ich gehe das volle Risiko mit den Patienten. Keine faulen Tricks.

D.B.:
Fahren Sie auch privat schwarz?

B.T.:
Ich bin seit vielen Jahren passionierter Schwarzfahrer.

D.B.:
Wie oft wurden sie erwischt?

B.T.:
Kein Mal.

D.B. Können sie das Schwarzfahren mit ihrem Gewissen vereinbaren?

B.T.:
Im Grunde nicht, aber ich kann damit leben. Ich versuche es als Spiel zu sehen, sozusagen als kleinen Adrenalinschub im Alltag.

D.B.:
Kommt die Schwarzfahrtherapie auch für andere Menschen in Betracht?

B.T.:
Ich habe gute Ergebnisse mit Menschen mit Sozialphobie und Angststörungen erzielt. Ich möchte aber jeden dazu ermuntern, wenigstens ab und zu schwarz zu fahren. Das stärkt das Konzentrations- und Boebachtungsvermögen in ruhigen, ja fast langweiligen Zeiten. Wer weiß, ob nicht irgendwann mal wieder andere Zeiten kommen. Viele Menschen heute schlafen mit offenen Augen. Aufmerksamkeitstraining kann nicht schaden.

D.B.:
Was raten sie Anfängern?

B.T.:
Steigen Sie in Busse/Bahnen, die entweder sehr voll oder sehr leer sind. Diese sind unattraktiv für Kontrolleure. Fahren Sie Sonntags oder abends nach 21 Uhr; fahren Sie in Bussen/Bahnen, die in der Peripherie verkehren; steigen Sie ein paar Haltestellen vor der Endstation ein. Passen Sie besonders auf an Haltestellen, wo viele Bahnen/Busse halten (Knotenpunkte). Das sind die Umsteigepunkte der Kontrolleure. Gönnen Sie sich ab und zu eine Fahrkarte und genießen Sie die Fahrt!

D.B.:
Herr Tomaszewski, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

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