Offener Raum

FREIE MENSCHEN IN FREIEN VEREINBARUNGEN
THEORIE & PRAXIS DER HERRSCHAFTSFREIHEIT

Herrschaft ist nicht neutral - sie verlockt und verstärkt sich!


1. Herrschaft ist nicht neutral - sie verlockt und verstärkt sich!
2. Was spricht gegen Herrschaft - und was für eine herrschaftsfreie Welt?

Teil 2: Warum ist Herrschaftsfreiheit sinnvoll?
Der vierte Beitrag in der Reihe des Hirnstupsers zu Demokratie und Herrschaftsfreiheit ist der zweite zur Herrschaftsfreiheit. Er stellt die Frage, ob bzw. warum Herrschaftsfreiheit überhaupt sinnvoll ist. Immerhin fühlen sich die meisten Menschen in Fremdbestimmung wohl. Das aber hat genau den Grund, warum der Mensch eigentlich besser in eine herrschaftsfreie, dynamische Welt passt. Denn was er von seiner Biologie her mitbringt, wäre geradezu verschwendet in einer statischen, durch Normen geprägten Welt.


Hirnstupser - politische Analyse und Nachdenktexte
Hirnstupser am 8.7.2020: Was ist und wie wirkt Herrschaft? Neutrale Machtausübung ist unmöglich!
Nein, es gibt kein Entrinnen: Wer sich auf die Logiken von Herrschaft und Machtpositionen einlässt, wird durch diese geformt. Denn zum einen sind da Erwartungshaltungen derer, die Privilegien und Einflussmöglichkeiten verteilen durch Beförderung, Wahl, Vererbung oder Eroberung. Das hierarchisch organisierte Umfeld bildet ein enges Korsett, aus dem auszubrechen schwer bis unmöglich ist. Wer über Herrschaftsmittel verfügt, trägt diese in sich und mit sich. Waffen, Drohpotentiale, Befehlsgewalt, Abhängigkeiten, Titel und Ämter – das lässt sich ebenso wenig einfach abschütteln wie die gesellschaftliche Vorprägungen, durch die Menschen nach Herkunft, Geschlecht, Alter oder Bildungsgrad kategorisiert und mit unterschiedlicher Gestaltungsmacht ausgestattet werden.
Zum anderen wirkt Herrschaft von innen. Wer über Machtmittel verfügt, handelt funktional, diese auch anzuwenden. Schon das Wissen um die unterschiedliche Verteilung der Macht bestimmt den zwischenmenschlichen Umgang. Die in der Hierarchie oben stehende oder mit besonderen Durchsetzungsmitteln ausgestattete Person muss diese Privilegien nicht einmal bewusst nutzen und kann sich sogar wünschen, dass die Vorteile nicht bestehen würden – es nützt nichts. Schon das Wissen um die Unterschiede bestimmt zwischenmenschlichen Kontakt. Tatsächlich aber verfallen fast alle Menschen den Verlockungen der Macht. Wer über privilegierte Mittel verfügt, eigene Ideen und Pläne zu verwirklichen oder einfach das, von dem mensch glaubt, dass es die bessere Lösung ist, wird diese nutzen, wenn es sonst nicht klappen oder deutlich schwerer würde. Eine Waffe zu haben, ist daher ein Grund, sie auch einzusetzen. Eine Armee zu befehligen, kann der Grund sein, einen Krieg auch anzuzetteln. Gehen sich zwei Menschen auf die Nerven, wird die Person, die das Hausrecht innehat, dazu neigen, dieses zu nutzen. Gibt es nicht genug zu essen für alle, werden die, die Eigentum oder andere Rechte an den Lebensmitteln haben, diese wahrscheinlich für sich sichern. Die Liste ließe sich unendlich lange weiterführen. Sie gilt auch in politischer Bewegung. Organisationen mit überlegenden Pressekontakten, Arbeitsmaterialien oder Hauptamtlichenstäben werden diese für ihre Zwecke einsetzen. Es schadet der Sache, sie anderen nicht zur Verfügung zu stellen, die am gleichen Strang ziehen. Aber es nützt der Organisation, oft auch der handelnden Person, die von der Organisation materiell abhängt. So ist Herrschaft stets etwas, was aus sich selbst heraus entsteht und sich verstärkt. Denn es ist funktional, die Mittel der Macht zu nutzen, wenn sie da sind. Das wird jeden Menschen dazu drängen, sich herrschaftsförmig zu verhalten – so wie jede Regierung, auch eine marxistische, die einmal eroberte Macht nutzen und ihr verfallen wird, ebenso Firmen immer nach Profit streben. Auch deren Chef*innen und Mitarbeiter*innen sind nicht von Natur aus böse, sondern es ist funktional, sich so zu verhalten. Ändern würde sich das erst in einer Welt, in der es funktional ist, zu kooperieren und andere Menschen in ihrer Selbstentfaltung zu fördern statt auszunutzen. Wer in die Welt der Macht einsteigt und meint, darin die alten Ideale erhalten zu können, hat schon verloren. Wundern wir uns also nicht weiter, warum Menschen, die mit Idealen in Parteien, Ämter, NGOs einsteigen, Firmen gründen oder in Revolutionen die Macht ergreifen, einige Jahre (manche: Tage oder Monate) später von den Verhältnissen und Verlockungen abgeschliffen und angepasst sind. Das war zu erwarten. Wer das nicht will, darf sich nicht darauf einlassen. Das wäre ohnehin besser, wenn Menschen – gerade die mit Wissen und Erfahrung – dem System nicht als Rädchen dienen, an welcher Stelle auch immer.

Frei gesprochen - als Beitrag auf Youtube und als Podcast:



Herrschaft verstärkt sich selbst
Wer im Besitz von Herrschaftsmitteln ist, handelt funktional, sie auch einzusetzen. Allein die Möglichkeit, dieses zu tun, schafft schon einen Unterschied in der Begegnung mit Menschen, die nicht über gleiche Mittel verfügen. Spätestens im Konfliktfall besteht die Neigung, ein Potential auch zu nutzen - egal ob es sich dabei um eine Waffe, mehr Geld, andere Privilegien oder Drohungsmöglichkeiten per Gesetz, Uniform, Robe usw. handelt. Daher ist es nicht überraschend, dass Menschen, die Machtmittel erlangen, diese auch machtförmig einsetzen. Missbrauch und Gebrauch von Macht sind dasselbe.

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