Projektwerkstatt Saasen

PLÄDOYER FÜR VIELFALT, SELBSTORGANISATION UND AUTONOMIE

Gründe für „Bewegung von unten“


1. Einleitung
2. Gründe für „Bewegung von unten“
3. „Von unten“ ist das Gegenteil von Unorganisation
4. Abgrenzungspunkte
5. Zitate und Videoclips zu horizontalen Organisierungen, offenen Räumen ...
6. Links und Lesestoff

1. Aktionsfähigkeit lokal bis global
Hierarchische Formen schwächen die Handlungsfähigkeit der einzelnen Teile. Eine solche politische Strategie ist an der existierenden, zentralistischen Mediengesellschaft orientiert. Zugunsten großer Einzelevents und –strukturen (überregionale Zeitungen, Kundgebungen) wird die flächige Handlungskraft vernachlässigt. Das ist falsch. Die Handlungsmöglichkeiten im überregionalen Rahmen sind zu großen Teilen ausgeschöpft. In Dörfern und Stadtteilen dagegen findet emanzipatorischer Protest nicht statt, obwohl hier die Auswirkungen von Unterdrückung und Ausbeutung, von Kapitalismus und Diskriminierung am deutlichsten sind: Zerschlagung von selbstbestimmter Alltagsorganisation, im Bildungs- oder Konsumbereich, in sozialen Fragen oder im Umweltschutz. Zudem bestehen lokal Chancen, sich gegen herrschenden Strukturen durchzusetzen: Angriffe auf konkrete Firmen oder Behörden, Blockaden oder Streiks, eine Zeitung im Betrieb, Stadtteil oder Dorf, ein selbstbestimmtes Zentrum dort kann Wirkung haben, Menschen ansprechen. Der derzeitige Stil politischer Bewegung setzt auf Massenmobilisierung, während die Teile des Ganzen schwach sind.

2. Kreativität und Spontanität - überall, zu allen Themen, auf verschiedene Art
Das Gegenbild einer zentralistischen Organisation sind viele Gruppen, die (unter vielen Namen über bisherige Grenzen hinweg) ihre Ideen, Aktionsformen und Themen umsetzen. Die einen agieren in Betrieben, die anderen besetzen Genfelder, wieder andere greifen (Abschiebe)Knäste an oder organisieren Solidarität gegen Repression. Die Vielfalt ist gut, denn auch die Menschen, die wir ansprechen wollen, sind unterschiedlich – daher brauchen wir Viele Strategien, um alle zu erreichen. In zentralistischer Logik kommt es zu Spaltungen, in einer „Bewegung von unten“ ist die Unterschiedlichkeit Grundlage. Daraus entsteht die Möglichkeit, daß immer wieder andere Gruppen die Hauptrolle spielen, je nachdem, welche Aktionsformen gerade am sinnvollsten sind oder welche Themen gefragt sind.

3. Langfristig bessere Handlungsmöglichkeiten
„Bewegung von unten“ scheint nur auf den ersten Blick schwieriger. Leider setzt sich oft der Hang durch, zu Großereignissen zentral gesteuert eine Massenmobilisierung zu versuchen – z.B. bei der Prag-Mobilisierung in Deutschland: Fast nix vor Ort, Masse statt Klasse. Entsprechend hat in Deutschland kaum jemand etwas von den Protesten mitbekommen. Besser wäre es gewesen, während und nach den Aktionen in Prag auch in vielen Städten und Regionen zu Aktionen gekommen, in den eigenen Medien (die es geben muß!) zu berichten usw.

4. Emanzipatorische Ansprüche durchsetzen, wo immer es geht
Letztlich ist auch ein Grund, daß unsere emanzipatorischen Ziele immer und überall gelten. Es ist nicht einsichtig, daß wir genau dort, wo wir den größten Einfluß auf das Geschehen haben (innerhalb unserer Zusammenhänge, in den geschaffenen Freiräumen, Projekten und Aktionen), plötzlich der Meinung sind, daß die Ziele nicht gelten: Abbau von Hierarchien, antisexistische, antirassistische bzw. umfassend antidiskriminierende Praxis, Autonomie der Einzelnen und der Einzelgruppen – all das ist immer richtig! Also auch und gerade intern. Es muß uns nicht schwächen, ganz im Gegenteil.


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