Projektwerkstatt Saasen

DIRECT-ACTION-NETZWERK

Entgegnung von Jörg Bergstedt, Demo-Teilnehmer am 15.10.


1. Einleitung
2. Aufruf zur Gründung von Direct-Action-Gruppen überall sowie eines bundesweiten Netzwerks
3. Antwort von Ulrike Laubenthal, X1000mal-quer-Moderatorin
4. Entgegnung von Jörg Bergstedt, Demo-Teilnehmer am 15.10.
5. Weitere Diskussionsbeiträge
6. Protokoll des Gründungstreffens des Direct-Action-Netzwerks vom 23. -26.11. auf dem BÖT
7. Einladung zum Direct-Action-Camp 2003
8. Einladung zum Treffen für kreativen Widerstand (Trefükrewi) in Dresden vom 4. bis 7. Oktober
9. Schon wieder keine Spraydose da? Schafft eins, zwei, viele Direct-Action-Ecken
10. Bericht einer DA-Veranstaltung
11. „Alles ist Scheiße?“ ... oder: Es gibt keine Sachzwänge, außer wir akzeptieren sie!
12. Nein sagen - wichtig, nicht einfach!

> quer. Ich habe die Ereignisse in Philippsburg ganz anders erlebtund teile auch die dargestellte Vision nicht.
Hallo,
Deine Mail hat mich erreicht und ich antworte Dir - als Einzelperson, logisch. Ich gehe nicht auf den Ablauf ein. Meines Erachtens haben wir ihn ähnlich wahrgenommen, aber bewerten ihn anders (wenn sich Leute aus Orientierungslosigkeit (oder Langeweile?) am Ende eienr Demo hinsetzen, ist das keine Schienenblockade usw.).
Deine Spekulation, wer den DA-Aufruf geschrieben hat, verstehe ich gar nicht: Warum ist das wichtig?

Wobei ich allerdings in jedem Fall bleibe: x1000 ist organisiert. Sie hatten vorher überlegt, was sie machen wollten. Am Ort des Geschehens zeigte sich aber ziemliche bis totale Handlungsunfähigkeit und auch eine Unfähigkeit der Bezugsgruppen zum eigenständigen Handeln. Genau das werfe ich x1000 vor: Es ist eine Struktur zum Abtrainieren des eigenen Denkens und Handelns.
Die Durchorganisierung mit dem Manipulationsinstrumentarium Moderation verunmöglicht den Menschen und Bezugsgruppen, in unvorhergesehenen Situationen zu handeln. Unvorhergesehen war an der Polizeikette nicht, daß es da Auseinandersetzungen geben wurde, sondern daß es es 10 Entschlossenen tatsächlich gelangt, die Kette zu sprengen. DerRest hätte nur noch weitergehen brauchen. Das hat er nicht getan. Es war aber Beschluß, so weit zu gehen, wie es geht! In beiden Plena!!! Das war auch vorher schon klar. Hat nur niemand dran geglaubt. Dann setzt Ihr Euch hin ans Ende einer Demo, um hinterher sagen zu können, Ihr hättet die Schienen blockiert. Das ist doch keine Aktionsfähigkeit!
Ein Stück weiter hinten, kurz vor dem Beginn der Rheinschanzinsel,blockierten derweil ca. 50 Leute, die Bezugsgruppen vonx-tausendmal Quer, die Schienen. In Oberhausen wurde derweil dasCamp aufgebaut und gekocht. An den Schienen drohte die Polizei mitRäumung uns Ingewahrsamnahme.
Nein, nein, nein. Während die Möglichkeit bestand, weiter auf den Schienen zu gehen in den Bereich, wo dann auch Wiesenflächen daneben wären, gab es keine Räumungsandrohungen u.ä. gegen x1000. Das ist jetzt schlicht eine falsche Darstellung. Ob Ihr Euch noch viel später hingesetzt habt, als ohnehin alle Chancen vertan waren, weiß ich nicht. Finde ich auch nicht relevant.
Das hört sich für mich schon nach der vorher moniertenDominanzstruktur an:
Natürlich sind vorbereitete Gruppen dominant gegenüber orientierungslosen. Ziel ist, die Zahl der vorbereiteten und dadurch handlungsfähigen ständig zu erhöhen. Das schafft Dominanzstrukturen nicht ab, aber vermindert sie kontinuierlich. X1000 macht das Gegenteil: Durch den Aufbau eines Apparates (als wir nach Philippsburg kamen, sprangen da doch längst die schick gekleideten Oberfuzzies rum, posierten vor der Presse und zogen eine Kundgebung mit beschissenen Redebeiträge von ausgesuchten RednerInnen durch) wird ohnehin alles, was wichtig ist, schon vorweggenommen. Der Rest wird in Bezugsherden aufgeteilt mit Zwangsmoderation usw. Wo soll da noch eigenständiges Denken und Handeln, ein Vorbereiten in der Gruppe wachsen?
Wo bleiben die mit ihren Ängsten, und wie können sie ihre Stärkeneinbringen, wenn es keine Bezugsgruppen, sondern nur kurze Plenbagibt?
Es ist nicht möglich, vor der Bullenkette Plena u.ä. zu machen, um mit den Ängsten umzugehen. Diese Pseudopsychologie und -demokratie organisiert x1000, um ihre harten Hierarchien- und Manipulationsmechanismen zu verdecken. Ich würde eher sagen: Es muß klar gemacht werden, daß so etwas vorher laufen muß. Echte Bezugsgruppen mit Vertrauen der Menschen zueinander entstehen nicht vor einer Polizeikette.
Wir müssen das vermitteln. Wer das aber nicht will, kann nicht vor der Polizeikette einfordern, daß jetzt alle anderen auch nicht handeln dürfen.
die wichtige Aufgaben in der Organisation der Aktionen für dienächsten Tage hatten und nicht einfach im Gewahrsam verschwindenkonnten.
Cool. Das ist ja eine richtig offene Begründung für die Einteilung in wichtige und unwichtige Leute, pro Hierarchie. Fußvolk draußen und Oberfuzzies im Hotel halt. So habe ich x1000 wahrgenommen - viel schlimmer als gedacht. Und dieser Satz bestätigt das eindrucksvoll
Meine 70jährige Mutter war auch dabei.
Das sind alles Scheißklischees. Vorne an der Bullenkette haben einige recht alte Leute die Versuche unterstützt.
Das Durchbrechen der Polizeiketten und Besetzen derGleise konnte niemals eine gemeinsame Aktion aller werden.
Die Bullenkette gab es nach kurzer Zeit nicht mehr.
Übrigens: wenn wir so toll organisieret wären, wie es hierphantasiert wird, dann stünden da evtl. auch mehr als 30PolizistInnen.
Wo ist das Argument? Hilflose Verteidigungsrhetorik? Selbst wenn: Behauptet x1000 nicht auch, daß es ein Ziel ist, Öffentlich Protest sichtbar und den Castor möglichst teuer zu machen? Jetzt, wo es paßt, plötzlich andersherum? Hast Du eigentlich klare Ziele?
Was soll denn das heißen, Eid auf Gewaltverzicht und Strukturen?Wir können uns doch vorbereiten und im eigenen Stil durch einePolizeiabsperrung gehen,
Ich habe noch nie den Gewaltverzicht von x1000 kritisiert. Ich finde den zwar falsch, aber ist eben Auffassungssache. Ich kritisiere aber die krass-hierarchischen und bevormundenden Strukturen und den Eid auf Gewaltverzicht.
Unsere Strukturen zum gewaltfreien Umgangmiteinander können dabei ebenfalls nur helfen.
Eure Sturkturen sind hierarchisch und manipulierend. Die Gewaltfreiheit ist das Thema, unter dem eine ziemlich zentralistische Organisation aufgebaut wird - deren Mehrheit noch nicht einmal davor zurückscheut, eine Agentur zur eigenen Koordination zu beauftragen (aber zum Glück gab es 4 Vetos).
sinnvoll halten und sich durch solche Maßnahmen auch in der Aktionnicht sicherer, sondern unsicherer fühlen.
Wie: Wenn Wasserwerfer nicht mehr weiterfahren können, fühlt Ihr Euch unsicherer als wenn sie Euch wegspritzen?
damit nur Sachen laufen, die für alle akzeptabel sind.
Warum muß das sein? Dann würde ich Euren Rauswurf verlangen, weil Euer Vorgehen für mich nicht akzeptabel ist. Aber ich mache bei Euer Aktion ja auch nicht mit. Eine Aktion kann sehr wohl sehr vielfältigt sein, d.h. aus vielen Teilen bestehen. Und für Euch wäre es eher gut, wenn andere die wasserwerfer lahmlegen. Oder warst Du bisher immer nur Funktionärin und hast so ein Ding noch nicht abgekriegt.
Wie schon oben gesagt: In der Aktion kannst Du überhaupt nur dann diskutieren, wenn handlungsfähige Aktionsgruppen da sind. Die entstehen aber nciht während der Aktion.
Wie soll das denn aussehen bei der Gründung dieses Netzwerkes -wird es da ein Plenum geben? ;-)
Natürlich gibt es Plena. Aber im optimalen Falle hat das genau nichts mehr zu sagen. Denn: "von unten" bedeutet, daß der zentralste Teil am wenigsten zu entscheiden hat.
"Wir können auch anders!"
Das war gut zu sehen ...

Gruß ... Jörg
(Streit ist keine Ausgrenzung, daher freue ich mich über die Diskussion)

Hinweis: Der Briefwechsel dauerte noch länger an.

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