Projektwerkstatt Saasen

IST KOEXISTENZ MÖGLICH?

Die unvermeidbare Folge: Gentechnik im Essen


1. Einleitung
2. Das Drama der Koexistenz: Gewollt, unmöglich, deshalb trickreich umschifft
3. Bienen und horizontaler Gentransfer: Einfach vergessen?
4. Schnell und unkaputtbar: Raps
5. Mais überall ...
6. Soja & Tierfutter
7. Baumwolle
8. Weitere Pflanzen und Organismen
9. 2006: Ein Selbstbestäuber verteilt sich weltweit - der Reis LL601
10. Honig, Bienen, Imkerei
11. Die unvermeidbare Folge: Gentechnik im Essen
12. "Ich frage mich, was eigentlich noch alles passieren muss"
13. Schlimmer: Auskreuzung ist einkalkuliert oder sogar gewollt!
14. Infoseiten zum Thema

"Der Geist ist aus der Flasche"
Das Zitat stammt aus einem Urteil gegen Feldbefreier in Gießen. Das Gericht schickte sie für sechs Monate (!) in den Knast, weil ihr Widerstand gegen die Gentechnik sinnlos war, weil die Gentechnik nicht zu stoppen sei (Auskreuzung ...). Während des letzten Verhandlungstages, kurz vor dem Urteilsspruch, erreichte die Information den Gerichtssaal, dass erstmals gentechnisch veränderte Bestandteile in Bio-Produkten in einem Bioladen gefunden wurden. Die Aufregung im Saal war groß - das Gericht allerdings zog eiskalt seine Bestrafungsschau gegen diejenigen ab, die solche Auskreuzungen und Verunreinigungen verhindern wollten, in dem sie das einzig Richtige taten: Die Quellen zu stoppen.

Lebensmittel mit GVO
In Lebensmittelgeschäften sind zunehmend Produkte zu finden, die gentechnisch veränderte (gv) Bestandteile enthalten. Untersuchungen in fünf Bundesländern ergaben: Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) werden in der Lebensmittelproduktion eingesetzt. Die gute Nachricht: Es sind nach wie vor praktisch keine Lebensmittel auf dem Markt, die hauptsächlich aus GVO bestehen. Die schlechte: Etwa jedes vierte sojahaltige Nahrungsmittel enthält auch transgene Anteile. Diese Anteile liegen im Endprodukt in der Regel unter der europaweit geltenden Kennzeichnungsschwelle von 0,9 Prozent. Lebensmittelhersteller fürchten um ihre Umsätze und sind bemüht, eine Kennzeichnung ihrer Produkte zu vermeiden. Viele von ihnen haben die Rezepturen ihrer Produkte geändert, um Bestandteile auszuschließen, bei denen eine Verunreinigung mit GVO wahrscheinlicher ist. Aus gutem Grunde: VerbraucherInnen wollen, wie Umfragen wiederholt gezeigt haben, keine Gentechnik auf ihrem Teller.

Ein Viertel verunreinigt
Die Kontrollen werden in Deutschland unter der Regie der einzelnen Bundesländer durchgeführt. Sie fahnden nach GVO und daraus hergestellten Produkten - interessieren sich aber im Wesentlichen nur für die Einhaltung der Kennzeichnungspflicht. Im Jahr 2005 beispielsweise wurden in Bayern 387 sojahaltige Produkte getestet, von denen 136 (35 Prozent) gv-Bestandteile enthielten. In Berlin waren es 218 Proben, von denen 9 positiv getestet wurden. In Bremen wurde dagegen 2005 kein einziges sojahaltiges Produkt untersucht.
Das Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat in knapp 70 Prozent der 136 positiv auf transgene RoundupReady-Soja von Monsanto getestete Proben nur Spuren - Anteile unter 0,1 Prozent -gefunden. Bei 24 Proben lag der GVO-Anteil zwischen 0,1 und 0,9 Prozent und damit unter dem Grenzwert der EU. Anteile zugelassener GVO unterhalb des Grenzwertes von 0,9 Prozent sind dann nicht kennzeichnungspflichtig, wenn es sich um "zufällige, technisch unvermeidbare" GVO-Einträge handelt. "Zufälligkeit" und "Unvermeidbarkeit" müssen "überzeugend" darlegt werden, doch gibt es bis heute keine handhabbare Definition dieser Begriffe.

Bio-Food mit GVO?
GVO-Bestandteile werden derzeit hauptsächlich in soja- und maishaltigen Produkten gesucht. Darunter fallen bei Soja: Mehle, Granulate, Flocken, Schrot, Fertiggerichte mit Fleischersatz aus Soja, Tofu, Babynahrung und sojahaltige Getränke. Bei den maishaltigen Lebensmitteln sind dies Maismehle, -grieße, Cornflakes und Maischips. Außerdem - in weitaus geringerem Umfang - Papaya, Raps und Raps-Kuchen aus Ölmühlen, Milch, Tomatenprodukte, Senf- und Mungobohnen-Erzeugnisse - und auch Reis.
Die Untersuchungen des LGL ergaben, dass auch bei Bio-Lebensmitteln die Anzahl der gvBefunde über die letzten Jahre zugenommen hat. Bei neun Prozent der 2005 untersuchten soja- und maishaltigen Produkte konnten GVO-Anteile in Spuren nachgewiesen werden. 2004 waren davon erst drei Prozent der Bio-Proben betroffen.

Besonders schlimm: Verunreinigt mit illegalen GVO
Wie der diesjährige Skandal um die Kontamination von Lebensmitteln mit nicht zugelassenem transgenen Reis von Bayer gezeigt hat, können Anteile eines speziellen GVO in Nahrungsmitteln nur dann aufgespürt werden, wenn das Gesuchte bekannt ist. Für in der EU nicht zugelassene GVO sind in der Regel jedoch keine Vergleichsproben verfügbar. Sie sind erst im Verlauf eines Zulassungsverfahrens verpflichtend. So kam es wiederholt zu Verunreinigungen mit illegalen GVO, bei denen Tests zunächst nicht möglich waren, so auch bei dem transgenen Bayer-Reis LL601, der über mehrere Jahre unbemerkt in der Warenkette kursierte. Von den weltweit im Freiland getesteten GVO wird aber nur ein Bruchteil in der EU für die Herstellung von Lebens- und Futtermitteln zugelassen. Die Kontrollen beschränken sich bisher jedoch für gewöhnlich auf die zugelassenen GVO. Damit die Behörden ihrer Aufgabe aber sachgemäß nachkommen können, müssten von jedem GVO, der an irgendeinem Ort der Welt freigesetzt worden ist, Kontrollproben bei staatlichen Stellen vorliegen und auf entsprechende Nachfragen bereitgestellt werden.

Auch 0,9 Prozent nicht unumstritten
Zudem ist es wichtig, dass die Formel "zufälliges und technisch nicht zu vermeidendes Vorhandensein von genetisch veränderten Lebensmitteln und Futtermitteln" mit Substanz gefüllt wird. Dazu gehören strikte Regeln bei Anbau, Transport und Verarbeitung sowie verlässliche Kontrollen. Die Grenze von 0,9 Prozent, selber alles andere als unumstritten, muss ein technischer Puffer bleiben, der nur in sehr engen Grenzen angewendet werden darf. Sie darf kein Grenzwert für ein neues Recht auf Kontamination sein.
Verbraucherinnen und Verbraucher müssen wissen können, was auf ihren Tellern landet. Lebensmittelhersteller sollten diesen Wunsch ernst nehmen und ihrerseits darauf achten, dass es nicht zu einer schleichenden Kontamination von Nahrungsmitteln mit GVO kommt.


Im Original: Keine Chance mehr!?
Firma Taifun wechselt Etikettierung von "ohne Gentechnik" auf "gegen Gentechnik"!
Bislang stand auf unseren Produkten „Ohne Gentechnik“ und unsere Kunden gingen davon aus, dass diese Aussage zu 100% stimmt. Das damit verbundenen Kontrollsystem ist Teil unserer Qualitätsarbeit und es hat uns in der Vergangenheit mit großem Stolz erfüllt, dass wir uns so klar äußern konnten. Tatsächlich hat sich nun aber in den letzten 12 Monaten etwas verändert. Nicht quantifizierbare Spuren tauchen inzwischen in Form von GVO-Stäuben überall in unserer Umwelt auf. Diese nicht mengenmäßig messbaren Spuren (kleiner als 0,1 %) finden wir nun teilweise auch schon in unseren Sojabohnen. Mittlerweile waschen wir sogar unsere Sojabohnen vor der Verarbeitung, um diese Stäube zu vermeiden. Es ist aber wie bei der legendären Nadel im Heuhaufen – es ist unmöglich jede Bohne zu untersuchen und somit ist eine 100% Garantie nicht mehr möglich. Wir können 99,9% Gentechnikfreiheit garantieren. Auf den Rest haben wir trotz aufwändigster Kontrollmaßnahmen keinen Einfluss.

Aus einem offenen Brief am 18.2.2009 der Firma Taifun
Es ist nicht leicht mit der Bezeichnung „ohne Gentechnik “ umzugehen. Wir haben darüber diskutiert und die Erfahrung gemacht, dass viele Kunden von 100%iger Gentechnikfreiheit ausgehen. Auch mit der uns vorgeschlagenen Aussage: Ohne Einsatz von Gentechnik, weil Bio, sind wir nicht richtig zufrieden. Hier hätten wir zwar die Möglichkeit bei einer Nachfrage klarzustellen, dass nicht wir für die im Produkt auftretenden Spuren verantwortlich sind, die Spuren wären damit aber immer noch präsent. Wir halten das Thema: Gentechnische Spuren, die nicht mehr vollständig auszuschließen sind, einfach für zu heikel, um es mit einer nicht näher erklärten Formulierung loszulassen. Deshalb geben wir derzeit auf den Etiketten nur unsere Haltung zur Gentechnik wieder (gegen Gentechnik) und veröffentlichen auf einer speziellen Internetseite und mittels Flyern weitere und tiefere Informationen dazu.

Aus "Die Gentechnik ist schon fastüberall", in: Badische Zeitung, 4.1.2009
Fast zehn Jahre lang hat der Freiburger Bio-Tofu-Hersteller Life Food seine Produkte mit dem Label "Ohne Gentechnik" ausgezeichnet. Damit ist Schluss – weil letztendlich keine Gentechnikfreiheit mehr garantiert werden kann.... In Baden-Württemberg wiesen im vergangenen Jahr 39 Prozent der amtlichen Sojaproben Spuren von gentechnisch veränderten Organismen auf – so viele wie noch nie. ... Rechtlich gar kein Problem. Produkte mit der Aufschrift "Ohne Gentechnik" dürfen sogar bis zu 0,9 Prozent gentechnisch veränderte Organismen enthalten. ... Diese Vorgehensweise hält Life Food für Etikettenschwindel – den sich nicht länger unterstützen möchte. Viele Kunden kauften Bioprodukte, weil sie gentechnisch veränderte Lebensmittel gänzlich ablehnten, sagt Wodtke. Aber genau dies sei nicht mehr möglich.


Die Gentechnik kommt überall durch, d.h. der Plan der Gentechnikmafia klappt: Einfach weitermachen, bis alles versucht ist
Aus "Keine Garantie für gentechnik-freie Lebensmittel" auf der Internetseite der WAZ am 29.5.2009
Lebensmittelhersteller können gentechnik-freie Ware nicht mehr garantieren ... Die Gentechnik hat auf Schleichwegen Einzug in den Lebensmittelhandel gehalten. „Auf dem langen Weg vom Feld auf den Teller kommt es an zahllosen Stellen zu Verunreinigungen, die eigentlich niemand haben wollte”, stellt das Verbrauchermagazin Öko-Test in seiner neuesten Ausgabe fest. Das Blatt hat die Qualität von Schokoaufstrichen und Senf unter die Lupe genommen und dabei auch nach gentechnisch veränderten Zutaten gesucht. Tatsächlich wurden die Tester fündig. Fünf Senfsorten und zwei Nuss-Nougat-Cremes wiesen Spuren von manipuliertem Raps oder Soja auf. Darunter befinden sich bekannte Marken wie Löwensenf Extra oder Nusspli von Zentis, aber auch Produkte von Aldi Nord und Lidl. Dabei wollen die Hersteller gar keine Gentechnik in ihren Produkten. ...
Die Experten von Öko-Test glauben auch nicht an eine absichtliche Beimischung der von den Verbrauchern mehrheitlich abgelehnten Zutaten. Vielmehr halten sie die Verbreitung der Genpollen in der Landwirtschaft für unkontrollierbar. „Einmal angebaut, ist die Ausbreitung des künstlich veränderten Gen-Materials nicht mehr zu stoppen”, warnt der Chefredakteur des Magazins, Jürgen Stellpflug. ...
Der aktuelle Test bestätigt vorangegangene Untersuchungen. Baden-Württembergs Lebensmittelkontrolleure fanden bei jeder dritten Sojaprobe gentechnisch verändertes Material. Öko-Test hatte zuvor bereits in Babynahrung, Maischips Schokolade und Knabbergebäck ungewollte Zutaten entdeckt.


Statt einzuschreiten, machen die hochverfilzten Verbraucherschutzbeamten wieder das Bekannte: Abwiegeln!
„Etwa bei Futtermitteln wird zunehmend Gentechnik eingesetzt. Es gibt Anträge auf Zulassung von Futtermitteln in Brüssel. Es sind keine Risiken zu erwarten”, sagt ein Sprecher des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).


Aus "Gen sogar in Bio-Produkten", in: Junge Welt, 11.6.2007 (S. 5)
Bioprodukte können künftig Spuren gentechnisch veränderter Pflanzen enthalten, ohne daß dies angegeben werden muß. Das wollen die EU-Agrarminister dem Nachrichtenmagazin Focus zufolge diese Woche in der neuen EU-Öko-Verordnung festlegen. Ware, die etwa durch Pollenflug kontaminiert ist, muß demnach ab 2009 erst ab einem Schwellenwert von 0,9 Prozent eine Kennzeichnung tragen. Auch sollen veränderte Zusatzstoffe wie Vitamine erlaubt sein.

Gentechnik landet unbemerkt auf dem Teller
Die meisten Verbraucher lehnen Genfood ab - und verzehren doch tagtäglich manipulierte Nahrung.Von Martina Hahn
In hiesigen Supermärkten sind die gentechnisch veränderte Tomate und der Gen-Salatkopf verboten. Doch die Gen-Lobby macht Druck: Sie will die sogenannte Grüne Gentechnik in der Landwirtschaft ausbauen - vor allem im Osten der Republik.Das zu novellierende Gentechnikgesetz könnte dazu beitragen, dass Gentechnik zunehmend Einzug auf deutschen Äckern - und damit Tellern - hält. Das Kabinett will noch im Juli die künftigen Anbau-Regeln beschließen. Umweltschützer und Biobauern laufen dagegen Sturm: Sie befürchten, dass Material vom Gen-Feld in die Lebensmittelkette gelangt. Erstaunlich ruhig bleibt bislang der Verbraucher - wohl auch, weil er nicht weiß, was Gentechnik im täglichen Brot für ihn bedeutet. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was will der Verbraucher?
Drei von vier Verbrauchern lehnen gentechnisch veränderte Körner oder Tomaten auf ihrem Teller ab. Martin Leube, Laborwissenschaftler bei der Bayer-Tochter CropScience in Potsdam, wirft etlichen genkritischen Kunden allerdings Scheinheiligkeit vor: "In Umfragen sind immer alle bereit, Bio zu kaufen und Gentechnik zu verteufeln, um dann doch zum Discounter zu laufen" - und nicht nur dort Nahrung zu kaufen, die Substanzen aus gentechnisch veränderten Organismen (GVO) enthält.

Was will die Industrie?
Food-Designer und der stagnierende Lebensmittelhandel könnten mithilfe von Genkniffen neue Produkte kreieren: die Kartoffel mit eingeschleustem Impfstoff beispielsweise. Oder eine Knolle, die Stärke für Zeitungspapier und Einkaufsbeutel liefert. Denkbar sind fettarmer Käse, Joghurt mit nie dagewesener Geschmacksrichtung, die Kiwi ohne Allergene oder der Vitaminreis gegen Altersblindheit - "Verbraucherwünsche, welche die klassische Züchtung nie hervorbringen könnte", wirbt Steffen Kurzawa von CropScience. Solche Produkte haben Forscher längst im Labor parat - und testen sie auch auf so manchen Versuchsfeldern.

Wo ist Gentechnik drin?
Noch verkauft der Bäcker keine Weizenbrötchen aus gentechnisch verändertem Saatgut. Unverarbeitete Lebensmittel wie die Gen-Erbse gibt es auf dem hiesigen Markt nicht. Die EU hat nur drei gentechnisch veränderte Lebensmittel - und daraus hergestellte Zutaten - zugelassen: Soja, Mais und Raps.
Anders liegt der Fall bei verarbeiteten Lebensmitteln: Etwa die Hälfte der Produkte, die wir verspeisen, sind während der Herstellung mit gentechnisch veränderten Substanzen in Kontakt gekommen - ohne dass der Verbraucher das je erfährt.
Beispiel Aufbackbrötchen: Das Weizenmehl stammt zwar nicht aus Gen-Saatgut. Aber häufig setzen Bäcker dem Teig Enzyme zu, damit er haltbarer wird - und diese können durchaus aus dem Labor stammen. Gekennzeichnet werden muss das nicht: Das Enzym wird ja nur "mithilfe" von GVO hergestellt, aber eben nicht "aus" einem GVO. Das heißt: Es trägt nicht das veränderte Genom in sich.
Und so spielt Gentechnik bereits bei vielen verarbeiteten Lebensmitteln eine Rolle - unter anderem bei Schokolade, Speiseeis, Margarine, Bonbons, Bier, Käse, Vitamintabletten aus dem Röhrchen, im russischen Wodka, in Soßen, im Pudding oder im - mit Soja-Öl marinierten -Salat. Viele Aromen, Vitamine und Süßstoffe werden nur noch im Labor hergestellt - aus GVO-Rohstoffen wie Maiskörnern und Sojabohnen. Oder mithilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen. Diese Stoffe landen dann in Säften, in Coca Cola Light oder im Erdbeer-Fruchtjoghurt.

Wie erkennt man Genfood?
Seit 2004 müssen verarbeitete Lebensmittel in der EU, die aus GVO bestehen, sie enthalten oder daraus hergestellt werden, mit dem Hinweis "enthält gentechnisch veränderte Organismen" gekennzeichnet werden - aber nur, wenn der GVO-Anteil der einzelnen Zutat über 0,9 Prozent liegt. Das kritisiert Thilo Bode von der Verbraucherorganisation Foodwatch. Konkret heißt das: Der Kunde erfährt nicht, ob der Wein durch ein Enzym aus GVO zum Vergären gebracht worden ist. Rapsöl hingegen muss gekennzeichnet werden, wenn das Öl aus GVO-Raps gepresst wurde.

Welche Lücken gibt es?
Als "größte Lücke" bezeichnet Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg, dass die Kennzeichnungspflicht nicht für Eier, Wurst oder Steaks von Schweinen oder Hühnern gilt, die mit GVO-Pflanzen gefüttert wurden - und das, obwohl Gen-Mais und Gen-Soja zu 80 Prozent im Futtertrog landen.
Damit, wettert Foodwatch-Chef Bode, habe der Verbraucher "keinerlei Wahlfreiheit". Wie Bode fordert auch Klaus-Dieter Jany von der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel eine klare Kennzeichnung von tierischen Produkten: "Wir wissen ja nicht, ob Milch von Kühen, die mit transgenem Futter aufgepäppelt worden sind, ein Risiko birgt." Einzige gentechnikfreie Zone ist derzeit der Bio-Laden: Dort ist der Einsatz von Gentechnik verboten. (Quelle: Süddeutsche Zeitung im Juli 2007)


Der Traum der GentechnikerInnen: Gentechnikfreiheit unmöglich machen!
Offen zugegeben: Propaganda soll vermitteln, dass es Gentechnikfreiheit nicht mehr gibt!
Aus Ulli Kulke, "Mut zur Gentechnik", in: Die Welt, 30.10.2009
Erkennen die Menschen erst, was alles mithilfe der Gentechnik heute schon entsteht, könnten sich die Vorbehalte bald schon relativieren.


Vertuschung
  • 2006 weigerte sich Monsanto, die Ergebnisse der Forschungen zur Schäden durch MON810-Mais herauszurücken! Mehr hier ...
  • Im Oktober 2006 lief die Zulassung von MON810-Mais ab. Aber nichts geschah, bis im Frühjahr wieder ausgesät wurde. Dann wurde Monsanto mitgeteilt, dass erstmal Schluss ist. Die Öffentlichkeit wurde gar nicht informiert, der Mais blieb auch auf den Feldern. Mehr siehe oben ...

Im Original: Es kommt schlimmer
Kommentar "Duftmarken" von Stephan Börnecke in der FR, 1.12.2006 (S. 3)
Der Normalbürger wird kaum noch erfahren können, welcher Bauer mit der Gentechnik operiert und welcher nicht. Auch die relativ hoch angesetzte Haftungsgrenze dürfte zu einer Erhöhung der gentechnischen Grundbelastung in Feldfrüchten führen.

Aus Stephan Börnecke, "Gen-Soja durch die Hintertür", in: FR 8.7.2008 (S. 15)
Mit einem Trick versucht die EU-Kommission, die Einfuhr von Gen-Soja, das mit nicht genehmigten gentechnisch veränderten Partikeln kontaminiert ist, doch zu gestatten. An den politischen Gremien wie Agrarministerrat oder EU-Parlament vorbei will die Generaldirektion Gesundheit unter Hinweis auf unsichere Analysemethoden eine neue Nachweisgrenze von 0,1 Prozent einführen. Bisher gab es keine Grenze. Selbst geringste Spuren von in der EU unerlaubten Genpflanzen sind illegal. Es gilt eine "Null-Toleranz".
Das könnte sich nun ändern. In einem der Frankfurter Rundschau vorliegendem Papier der Kommission heißt es, die neue Grenze könne von den Mitgliedsstaaten auf Grund einer angenommenen Bandbreite der Testergebnisse sogar verdreifacht, also auf 0,3 Prozent angehoben werden. Aktueller Anlass für EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou, die "Null-Toleranz" abzuschaffen und geringe Verschmutzungen mit nicht genehmigten Gen-Konstrukten zu dulden, sind Neuentwicklungen der Saatgutkonzerne Monsanto, Syngenta und Pioneer. ...
0,1 oder 0,3 Prozent: Das klingt wenig, könnte in der Praxis aber erstaunliche Konsequenzen haben. So wären durch den Federstrich der EU verschiedene Gentechnik-Skandale nachträglich legalisiert. Die hatten in den letzten Jahren auf Grund von Rückruf-Aktionen dreistellige Millionenschäden verursacht. Allein Edeka und Aldi mussten nach Einschätzung von Branchenkennern einen Schaden von zehn Millionen Euro hinnehmen, nachdem aus den USA mit dem illegalen Gen-Konstrukt LL 601 verseuchter Reis in die Regale geraten war. Dieser Reis, der weder in Europa noch in den USA zugelassen war, stammte aus den amerikanischen Laboren von Bayer CropScience und war unbeabsichtigt auf den Markt geraten.


  • Eckpunktepapier als Vorbereitung eines entschärften, industriefreundlichen Gentechnikgesetzes (PDF)

Hinzu kommt, dass in etlichen Fällen die Nutzung von Gentechnik im Produktionsprozess der Lebensmittel gar nicht benannt werden muss - es folglich auch keine Grenzwerte gibt, wenn das gentechnik veränderte Material nicht direkt ins Essen gelangt.
Im März 2011 kam das BfR mit einer überraschenden Aussage um die Ecke: Gentechnische Bestandteile in Futtermitteln können sehr wohl in den späteren tierischen Produkten, z.B. Milch, landen. Das war jahrelang bestritten worden - jetzt wird es lapidar mitgeteilt. Außerdem noch fantasiert das BfR, dass das ja alles schon lange bekannt sei ...

Aus dem Rundschreiben des Deutschen Raiffeisenverbandes vom 23.3.2011:
Die BfR-Stellungnahme untermaiert noch einmal, dass der Übergang von DNA aus Futterpflanzen in Organe und Gewebe von Tieren ein natürlich und unbedenklicher Prozess ist. ... Obwohl bislang weltweit noch keine gentechnisch veränderte DNA aus Futterpflanzen in der Milch von Kühen nachgewiesen werden konte, sollte aufgrund der fortschreitenden Sensitivität der Analysemethoden für die Zukunft damit gerechnet werden.


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