Sand im Getriebe

WAS WOLLEN DIE AGRO-GENTECHNIKER?

Aus einer Schrift der DFG ... mit Kommentaren


1. Herzlich willkommen zu einer Lektüre, die keinen Spaß machen wird
2. Broschüre "Organisierte Unverantwortlichkeit"
3. Wenn Gentechnik Häuslebauen wäre ...
4. Gute und böse Gentechnik?
5. Stichwort- und Personenverzeichnis
6. Fussnoten
7. Die Chronik des K(r)ampfes
8. Aus einer Schrift der DFG ... mit Kommentaren
9. Seilschaft im Fernsehen
10. Theoriebücher aus dem SeitenHieb-Verlag zum Thema und rundherum

Modernisierte Propanda (vor Jahren noch anders behauptet):
Interessanterweise benutzt man zur Herstellung transgener Pflanzen bestimmte Bakterien, die natürlicherweise in der Lage sind, bakterielle Gene in das Pflanzengenom zu übertragen – die Schlüsselmethode der Grünen Gentechnik ist also gleichsam „der Natur abgeschaut“. (S. 5)

Was davon zu halten ist:
Immerhin geben sie es jetzt zu. Früher haben sie immer Behauptung, es gäbe keinen natürlichen Gentransfer über Artgrenzen hinweg. Deshalb können sich Genveränderungen auch nicht von einer Art in die übrige Natur auskreuzen. Das sagten sie, obwohl sie genau die Tatsache, dass es doch geht, für ihre eigene Arbeit nutzten. Es waren also alles Lügner - seit mehreren Jahrzehnten!

Was wird entwickelt?
Hier kommt es vor allem darauf an, Sorten zu entwickeln, die beispielsweise resistent gegen bestimmte Krankheiten und Schaderreger oder auch gegen Herbizide sind, die ungünstigen Umweltbedingungen wie verstärkter Trockenheit oder hohem Salzgehalt trotzen. ... (S. 5)

Interessant! In der gleichen Broschüre steht einige Seiten weiter:
Die Toleranz gegen Herbizide ist die mit Abstand häufigste Eigenschaft gentechnisch veränderter Pflanzen. ... (S. 45)

Was davon zu halten ist:
Der erste Satz ist die Propaganda der nützlichen Gentechnikforschung. Auf Seite 45 wird das selbst gerade gerückt. Und tatsächlich geht es in erster Linie noch um anderes: Kombinationen mit Spritzmitteln einschließlich höherem Spritzmitteleinsatz, Patente, Saatgutkontrolle.

Propaganda-Sprüche
Die Gentechnik ist nur ein weiteres Verfahren zur Veränderung des Erbguts einer Pflanze, mit dessen Hilfe sich gezielt genetische Variation erzeugen lässt. So können vor allem monogen vererbte Eigenschaften zielgerichtet übertragen werden – ohne die Begleitung durch unerwünschte Nebeneffekte. (S. 19)
Fortschritt mit Turboeffekt ... (S. 22)
Durch den Einsatz biotechnologischer Verfahren wird das prinzipielle Vorgehen in der Sortenzüchtung nicht verändert. Neue Sorten entstehen auch weiterhin durch Schaffen von Ausgangsvarianten, Selektion von Sortenkandidaten und deren Prüfung unter praxisnahen Bedingungen, also im Freiland. ... (S. 23)
Alles scheint möglich ... (S. 28)
... künstliche Evolution ... (S. 31)
Wenn es durch intelligente Verfahren tatsächlich gelingt, Substanzen, die man bislang nur aus den endlichen fossilen Rohstoffen gewinnen oder mit hohem Energieeinsatz chemisch-synthetisch herstellen kann, künftig „auf sanfte Weise“ durch grüne Pflanzen produzieren zu lassen, dürfte dies der Umwelt in vielfacher Weise zugutekommen. ... (S. 61)

Was davon zu halten ist:
Die Sprüche verharmlosen die tatsächlichen technischen Vorgänge. Gentechnik ist pure Chemie - mit einer unglaublich hohen Streuung. Schon die Ausgangsidee, das ein Gen eine Eigenschaft steuert, ist inzwischen wissenschaftlich widerlegt. Wie genau die DNA funktioniert, ist gar nicht bekannt. Aber es wird mal auf Verdacht was hineingeschossen, um dann zu gucken, was passiert ist.

Aufgabe und Logiken von Wissenschaften
Die Öffentlichkeit fürchtet eine mögliche Ausbreitung der Antibiotika-Resistenzgene. Dies wird in der Wissenschaft zwar diskutiert, aber nicht als relevant angesehen. ... (S. 32)

Wissenschaft ist Propaganda für das vorher (aus Interessen abgeleitete) Feststehende:
Aus der ablehnenden Haltung der deutschen und der europäischen Öffentlichkeit und Politik gegenüber der Grünen Gentechnik resultiert nicht nur ein deutlicher Wettbewerbsnachteil für die hiesige Landwirtschaft und Agrarforschung. Sie trägt auch international zu einer Hemmung der Technologieentwicklung bei. ...
Sowohl mit Blick auf die folgenden Generationen wie mit Blick auf die Entwicklungsländer lässt sich deshalb feststellen: Die Behinderung oder Blockade einer verantwortungsbewussten Erforschung und Nutzung der Grünen Gentechnik ist ungerechtfertigt und wird unsere Zukunftschancen verringern. (S. 94)

Was davon zu halten ist:
Dass sie sich Wissenschaft für die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen gar nicht interessiert, ist ein bemerkenswertes Eingeständnis.
Ein Verzicht auf Gentechnik würde für die Landwirtschaft eher einen Wettbewerbsvorteil bieten. Das zeigen die guten Verkaufsergebnisse bei Biolebensmitteln, gentechnikfrei gekennzeichneten Waren und der fairen Milch.

Haftung und Grenzwerte? Augen zu und durch ...
Auch Regelungen zu Haftungsfragen und zur Koexistenz wirken sich auf privatwirtschaftliche Entscheidungen aus. Verschuldensunabhängige Haftung und große Mindestabstände zwischen transgenen und konventionellen Pflanzen steigern die Unsicherheit und verteuern die Produktion, sodass der finanzielle Vorteil aus dem Anbau transgener Sorten schwindet. Diese Situation lässt sich derzeit in einigen europäischen Ländern beobachten und ist – zusammen mit der mangelnden Akzeptanz in der Bevölkerung – der wichtigste Grund dafür, dass in der Europäischen Union erst vergleichsweise wenige transgene Pflanzen angebaut werden. Niedrige Schwellenwerte im Rahmen der Kennzeichnung erhöhen zudem die Kosten der Segregation und machen den Anbau transgener Pflanzen für Nahrungszwecke ebenfalls unwahrscheinlicher. ... (S. 81)
Liegt der Anteil der gentechnisch veränderten Substanz bei mehr als 0,9 Prozent der Gesamtsubstanz, müssen auch diese Produkte gekennzeichnet werden. Dieser Grenzwert ist eine rein politische Festlegung. Er hat nichts zu tun mit einer potenziellen Gefährdung von Umwelt und Verbrauchern, denn die zugelassenen Sorten sind ja als sicher eingestuft worden (...), sodass sie ohne Gefährdung angebaut und verzehrt werden können. ... Mit diesem willkürlich festgelegten Grenzwert wollte der Gesetzgeber erreichen, dass der Verbraucher zwischen Produkten aus gentechnisch veränderten und gentechnisch nicht veränderten Pflanzen wählen kann. Eine völlige Freiheit von Anteilen aus gentechnisch veränderten Pflanzen, wie sie von einigen Verbänden gefordert wird, ist für die allermeisten Produkte ohnehin nach wie vor gegeben, weil von den meisten Kulturarten weder hier noch irgendwo auf der Welt gentechnisch veränderte Sorten angebaut werden. Das gilt zum Beispiel für alle Getreidearten, alle Gemüsearten und alle Obstarten mit Ausnahme der Papaya. ... (S. 83)

Was davon zu halten ist:
Mit den Grenzwerten ist das von Vorneherein ein schmutziger Trick, denn die Existenz der Grenzwerte zeigt schon, dass Gentechnikfreiheit auch in den Augen der GentechnikbefürworterInnen nicht möglich ist. So helfen sie sich mit dem Trick, dass als gentechnikfrei gilt, was nicht gentechnikfrei ist. Der letzte Satz im Zitat von S. 83 ("weil von den meisten Kulturarten weder hier noch irgendwo auf der Welt gentechnisch veränderte Sorten angebaut werden. Das gilt zum Beispiel für alle Getreidearten, alle Gemüsearten und alle Obstarten mit Ausnahme der Papaya") ist schlicht gelogen - und diese Lüge hat es in sich, weil sie sehr platt ist. Mais ist ein Getreide und wird flächig angebaut. Bekannt sind Versuchsfelder mit transgener Gerste und Weizen - alles Getreidearten. Ob sie sich schon verbreitet haben, ist schlicht nicht bekannt, z.T. auch weil Nachweise fehlen. Ein Getreide ist auch der Reis, dessen transgene Linie LL601 im Jahr 2006 weltweit dazu führte, dass konventioneller Reis verseucht wurde und aus den Ladenregalen genommen werden musste. Doch für die sogenannte Wissenschaft gibt es das alles gar nicht.

Ja, was den nun? Das absurde Herumgeeiere rund um die Koexistenzfrage
Bei landwirtschaftlichen Kulturen wie Raps, Soja und Mais ist ein Null-Prozent-Anteil allerdings Illusion angesichts des weltweiten Anbaus transgener Pflanzen auf vielen Millionen Hektar. Ein Null-Prozent-Schwellenwert widerspräche zudem der politisch gewollten Wahlfreiheit und Koexistenz beider Pflanzentypen, da sich weder Landwirt noch Verbraucher für gentechnisch veränderte Produkte entscheiden könnten. Deshalb wurde mit dem Anteil von 0,9 Prozent ein Grenzwert festgelegt, der beiden Seiten gerecht werden soll. ... (S. 83 f.)
Die erste Vorraussetzung für die Einhaltung des Schwellenwerts ist der transgene Anteil im Saatgut: Je höher dieser Anteil ist, umso schneller wird durch Einkreuzungen der Grenzwert von 0,9 Prozent erreicht. (S. 85)

Das ist soweit eine klare Aussage, dass Koexistenz nicht geht. Aber dennoch steht zwei Seiten weiter:
Grundsätzlich ist deren Koexistenz also möglich – und wird in Europa beim Mais auch schon erfolgreich praktiziert. (S. 87)

Was davon zu halten ist:
Koexistenz ist nur über den Trick der Grenzwerte möglich - und auch dort nur einige Zeit. Sonst würden nicht führende GentechnikbefürworterInnen die Erhöhung der Grenzwerte fordern. Sie wissen: Es wird sich überall hin auskreuzen und auch die Grenzwerte sind dann nicht zu halten. Der ehemalige Chef der DFG, Winnacker, war da nach seiner Pensionierung ehrlicher: "Für absurd hält Winnacker auch die Abstandsregeln bei GVO-Feldern. Die Maispollen würden doch kilometerweit fliegen." (top agrar am 22.7.2009)

Sogenannte Vorteile I: Gentechnik hilft gegen Hunger
Einer der Gründe, weshalb das Angebot derzeit der Nachfrage hinterherhinkt, ist die Tatsache, dass in den letzten Jahren zu wenig in Agrarforschung und Technologie investiert wurde. ... (S. 79)

Was davon zu halten ist:
Eine doppelte Lüge. Erstens hat Hunger nichts mit Nahrungsmittelmengen zu tun. Es gibt genug Lebensmittel auf der Erde - und zwar auch in den Regionen, in denen Hunger verbreitet ist. Hunger ist vor allem ein Phänomen ländlicher Regionen, weil die reichen Länder und die Metropolen alle Ressourcen wegnehmen - und zwar mit brutaler Gewalt. Kriege, Vertreibung, Ausplünderung, Umverteilung in die Überflussregionen, patriarchale Gesellschaftsordnung, Umweltzerstörung und die Vernichtung lokaler Ökonomien sind der Grund für den Hunger. Das lässt sich mit Gentechnik nicht verbessern.
Zweitens wird kaum an Ertragssicherung geforscht. Ganz im Gegenteil: Ein großer Bereich dient nur der Verknappung und Kontrolle von Saatgut (Patentierung, Terminatortechnologie - neu als "Confinement" bezeichnet und in Deutschland staatlich massiv gefördert!). Auch Kombinationen mit Spritzmitteln dienen nicht der Ernährungssicherung, sondern der Profitmaximierung und dem erhöhten Absatz von Pestiziden. Mehr dazu ...

Sogenannte Vorteile II: Spritzmittel sparen
Toleranz gegen Herbizde - oder: Befreit von aller Konkurrenz (S. 44)
Verglichen mit vielen anderen Herbiziden gilt Glyphosat als umweltfreundlich: Es ist biologisch relativ schnell abbaubar und für Mensch und Tier nicht toxisch, weil diese den betroffenen Syntheseweg, den sogenannten Shikimatweg, gar nicht besitzen. ... (S. 44)
... die Insektenresistenz transgener Pflanzen ermöglicht eine erhebliche Reduktion des Gebrauchs von Insektiziden, die Herbizidtoleranz den Einsatz vergleichsweise umweltschonender, relativ schnell abbaubarer Herbizide. ... (S. 59)

Interessant! In der gleichen Broschüre steht einige Seiten weiter:
In den USA hat die Herbizidtoleranz von Sojabohnen auch zu einer geringfügigen Reduktion in der eingesetzten Herbizidmenge geführt. In Argentinien und Brasilien hingegen wurde der Herbizideinsatz durch die transgene Technologie deutlich ausgedehnt. ... (S. 73)

Was davon zu halten ist:
An vielen Orten nimmt der Spitzmitteleinsatz zu. Das ist aber gar keine Panne, sondern das Ziel. Ganz offen begründete Uwe Schrader, Chef des Lobbyverbandes InnoPlanta, in einem Konzept zum Aufbau der Agro-Gentechnik in Deutschland im Jahr 1999 den Sinn der Agro-Gentechnik mit der "Aussicht, in dem stagnierenden Pflanzenschutzmittelmarkt durch Anwendung der Pflanzenbiotechnologie Positionsverbesserungen zu erzielen". Mehr dazu ...

Top kontrolliert - durch die EU- und deutschen Behörden!
Gentechnisch veränderte Pflanzensorten werden daher in einem langwierigen und extrem aufwendigen Prozess geprüft und dann durch nationale und europäische Behörden bewertet. Erst wenn festgestellt wurde, dass die transgene Pflanze keine anderen Risiken für Mensch und Umwelt birgt als die bisher genutzte konventionelle Ausgangspflanze, kann sie auf Antrag europaweit in Verkehr gebracht werden. ... (S. 61)

Was davon zu halten ist:
Unsinn! Die Genehmigungsbehörden sind eng verflochten mit den Konzernen und Lobbyverbänden, in der Fachkommission zur Bewertung der Gefährlichkeit von Genversuchsfeldern sitzen die, die die Felder anlegen. Mehr dazu ...

Darum: Keine Gefahren!
Oft befinden sich Antibiotika-Resistenzgene auf sogenannten mobilen genetischen Elementen (wie auch das nptIIGen) und werden vor allem unter Selektionsdruck häufig zwischen den Mikoorganismen ausgetauscht. So birgt ein möglicher horizontaler Gentransfer von Antibiotika-Resistenzgenen aus transgenen Pflanzen auf Bakterien aufgrund der Seltenheit des Ereignisses und unter Berücksichtigung der Häufigkeit der Resistenzgene keine erkennbaren Gefahren. ... (S. 67)

Was davon zu halten ist:
Bemerkenswerterweise wird hier doch eine Aussage zu Antibiotikaresistenzen getroffen. Weiter oben wurde die Frage noch als nicht relevant abgetan. Wie auch immer: Das ist äußerst unwissenschaftlich, wie hier argumentiert wird. Weil etwas selten ist, ist es nicht gefährlich? Deutlich wird hier eher, dass ideologisch argumentiert wird, wenn Argumente fehlen. Und das ist in der Agro-Gentechnik auf BefürworterInnenseite fast immer der Fall.

Bislang keine unvorhergesehen Effekte? Und das geht auch so weiter ...
So ist trotz der riesigen Anbauflächen bis heute kein einziger Fall bekannt, in dem eine derart bewertete Pflanze nichtvorhersehbare Eigenschaften gezeigt oder ihr Anbau Folgen gehabt hätte, die über das hinausgehen, was man von herkömmlich gezüchteten Pflanzen kennt. ... (S. 91)
Diese spezifischen Risiken sind mit entsprechenden Maßnahmen und Sicherheitsstandards durchaus beherrschbar. Die Furcht vor unabsehbaren Folgen gentechnischer Veränderungen an Pflanzen hat sich als überzogen erwiesen. ... (S. 92)

Was davon zu halten ist:
Schlicht gelogen. Schon die allererste Freisetzung in Deutschland (1990 mit Petunien in Köln) war ein großer Lacherfolg. Die Pflanzen hatten andere Farbkombinationen als erwartet und angekündigt. Möglicherweise ging davon keine Gefahr aus. Aber die Behauptung, es sei nichts Unvorhergesehenes passiert, ist schlicht gelogen.
Ansonsten ist vieles auch nicht einzuschätzen. An den meisten Forschungsfeldern wird Forschung nur simuliert, d.h. niemand prüft tatsächlich, was mit den Pflanzen dort passiert und welche Wirkungen sie haben. Zudem werden die Akten über die Versuchsfelder widerrechtlich unter Verschluss gehalten.

Selbstkritische Einsprenksel oder Konkurrenz zwischen Forschung und Konzernen? Die Frage der Patente:
Die ärmsten Länder wären schlecht beraten, starke Patente auf Pflanzentechnologien zuzulassen, weil diese die Möglichkeit des Nachbaus unterbinden, das Saatgut verteuern und den Zugang der Landwirte zu neuen Technologien erschweren würden. ... (S. 80)
Dennoch kann ein umfassender Patentschutz auch die Forschung behindern und zur Konzentration auf Technologie- und Saatgutmärkten beitragen. Für den Schutz geistigen Eigentums muss deshalb ein gesunder Mittelweg gefunden werden. (S. 81)

Was davon zu halten ist:
Bei Patenten geben sich die GentechnikforscherInnen seit jeher uneinigt. Denn bei ihrer Interessenslage kollidieren zwei Ziele: Möglichst viel Geld für Forschungen (d.h. für sich und die eigenen Institute) und unbeschränkte Möglichkeiten zum Forschen ohne jegliche Haftung. Patente können Geld bringen - aber auch Geld kosten und Möglichkeiten einschränken. Denn wenn eine Pflanze patentiert ist, können die ForscherInnen mit der nicht einfach weiterexperimentieren. So sind die Stellungnahmen zu Patenten seitens der Forschung widersprüchlich und unklar. Um emanzipatorische Ziele geht es dabei nicht - vielmehr beweist die Widersprüchlichkeit, dass die Interessen in den herrschenden Eliten nicht einheitlich sind, sondern sich auch konkurrierend gegenüber stehen können. Die DFG bleibt deshalb neutral bis unbestimmt.

Ist Gentechnik etwas Neues?
Schutzrechte und Monopole, ökonomische Nachteile für ärmere Länder und Beeinträchtigungen jener Landwirte, die gentechnisch veränderte Pflanzen nicht nutzen wollen oder können – auch die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte, die heute vielfach als Argumente gegen die Grüne Gentechnik ins Feld geführt werden, sind ihr letztlich nicht anzulasten. Denn nicht die Technik an sich ist gut oder böse, sozial, gerecht oder unmoralisch – diese Kategorien betreffen allein den Umgang mit ihr. Das gilt für die Gentechnik genauso wie für andere Techniken auch. (S. 91)

Was davon zu halten ist:
Im Prinzip ist dieser Satz richtig. Aber er hätte weitergehen müssen. Denn in der Tat ist es nicht die Technik selbst, sondern das, was mit ihr gemacht wird, was die Risiken und Nebenwirkungen erzeugt. Doch dass nur für Profit- und Machtinteressen geforscht und angewendet wird, ist kein Zufall, sondern logische Folge der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Der Satz der DFG auf Seite 91 hätte also auch so lauten können: Die Gentechnik selbst trägt nicht die Schuld daran, als Waffe zur Erzeugung von Hunger und Abhängigkeit eingesetzt zu werden. Sie ist auch nicht das einzige Mittel, welches so eingesetzt wird. Notwendig ist also eine Veränderung der Gesellschaft, unter anderem die Abschaffung kapitalistischen Wirtschaftens und staatlicher Herrschaft.

Die Auszüg stammen aus der Broschüre "Grüne Gentechnik", Informationsschrift der DFG. AutorInnen waren:
Professor Dr. Inge Broer, Universität Rostock
Dr. Roger Jürgen Busch, Hermann-Schlittgen-Straße 3, 83512 Wasserburg
Professor Dr. Christian Jung, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Dir. u. Professor PD Dr. Frank Ordon, Julius Kühn-Institut (JKI)
Professor Dr. Matin Qaim, Georg-August-Universität Göttingen
Professor Dr. Barbara Reinhold-Hurek, Universität Bremen
Professor Dr. Uwe Sonnewald, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Professor Dr. Andreas von Tiedemann, Georg-August-Universität Göttingen
Redaktion: Dr. Caroline Möhring, Schevenstraße 59, 01326 Dresden
Projektleitung: Dr. Patricia Schmitz-Möller, DFG


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