Laienverteidigung

VEREIN FÜR DAS DEUTSCHTUM IM AUSLAND

Mittel und Wege der Einflußnahme


1. Das Millionen-Spiel
2. Hintergründe
3. Mittel und Wege der Einflußnahme
4. Alter Name, alte Sitten

Ende 1881 gründete sich der ?Allgemeine Deutsche Schulverein", gab sich den Zusatz ?zur Erhaltung des Deutschtums im Ausland" und nannte sich 1908 in ?Verein für das Deutschtum im Ausland" (VDA) um. Kaum einer anderen Organisation gelang es wie dieser, in einer nahezu lückenlosen Kontinuität, von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik über das Dritte Reich bis heute, als Ideologieschmiede einen hohen Einfluß auf die jeweiligen Regierungen zu haben.

Gleichfalls diente und dient der VDA als scheinbar ?privater Verein" zu offiziösen nebenaußenpolitischen Aktivitäten der deutschen Regierungen der betroffenen Epoche, stets eng verknüpft mit dem Auswärtigen Amt. Diese Aktivitäten waren von Anfang an finanzieller wie agitatorischer Natur und nicht nur geprägt von wirtschaftlichen Interessen. Dem VDA-Hauptausschuß gehörten in den 20er Jahren Spitzen der deutschen Industrie an: Carl Duisberg, Vorsitzender des Aufsichtsrates der IG-Farben und des Reichsverbandes der Deutschen Industrie, Ernst von Borsig, Mitinhaber der gleichnamigen Firma und Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände, Albert Vögler von den Stahlwerken in Düsseldorf und Max Schlenker, erster Geschäftsführer des ?Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und in Westfalen".[3]

Stets lag dem Handeln der Organisation, eine pangermanistische, kolonialistische und revisionistische Motivation zu Grunde, gespickt mit einem mehr oder weniger offenkundigen Rassismus. Nach der Kaiserzeit, zu Beginn der Weimarer Republik, entstand im VDA der Plan, alle Deutschen in einer Weltorganisation zusammenzufassen. Im Jahrbuch des VDA 1922 ist zu lesen, nach welchen rassischen Merkmalen, nämlich ?Länge und Form der Gliedmaßen und vor allem des Beckens", Menschen als ?A. Indogermanen und Arier" zu erkennen sind. Deren erste Untergruppe seien die ?Germanen", deren dominierende Gruppe wiederum mit 100 Millionen Menschen die Deutschen. Dabei lebten lediglich 66 Millionen in Deutschland und Österreich, aber weitere 34 Millionen in der ?Tschechoslowakei, Polen, Südslawien, Rumänien, Frankreich, Italien, Estland, Lettland, Rußland, Schweiz, Luxemburg, Ungarn, Nord- und Südamerika".[4]

Geschickt gelang dem traditionsreichen Verein, eine feste Einbindung in deutsche Auslandspolitik zu erreichen und diese quasi als Fels in der Brandung der Geschichte über alle historischen Wendepunkte des 20. Jahrhunderts hinweg zu retten. Wie dieses Machtspiel vonstatten ging, ist, an hier natürlich nur stark verkürzt wiedergegebenen Beispielen zu erahnen: Keine zwei Wochen nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 (43,9 % der Stimmen entfielen auf die NSDAP) bat der VDA-Hauptausschuß Reichskanzler Adolf Hitler telegrafisch, ?neben unserem ersten Ehrenvorsitzenden Hindenburg als zweiter Ehrenvorsitzender an die Spitze unserer volksdeutschen Bewegung zu treten". Nicht zufällig kam es zu diesem Ansinnen, denn führende Funktionäre der einflußreichen Organisation waren ideologische Weggefährten und mit öffentlichen Erklärungen u.a. in den VDA-Mitgliederzeitschriften Wegbereiter der NSDAP. Dies geschah schon zu Zeiten, als Hitler noch im Gefängnis in Landsberg ?Mein Kampf" schrieb und die Partei keine nennenswerten Stimmergebnisse erzielte.[5] Bereits Ende der zwanziger Jahre gehörte der VDA zu den bedeutendsten Massenorganisationen der Weimarer Republik: mehr als 2 Millionen Mitglieder, 3.000 Orts- und 5.000 Schulgruppen. Der VDA stand mit 8.000 Schulen in Verbindung und hatte 400 Vertrauensleute mit 120.000 Anschriften in aller Welt.[6] Während des 3. Reiches verlor der VDA keinen Einfluß, ganz im Gegenteil: ?Für die Volkstumsarbeit jenseits der Grenzen ist ausschließlich der VDA zuständig", mahnte Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß 1939 in einer geheimen Anordnung die Partei und ihre Untergliederungen. Heß weiter: ?Allein zuständig für diese Aufgabe ist die Volksdeutsche Mittelstelle und als deren getarntes Werkzeug der VDA ..."[7]

Noch 1945 auf die Verbotsliste der NS-Organisationen gesetzt, wurde der VDA gerade mal zehn Jahre später als ?Gesellschaft für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland" neu gegründet. Wegen der Verwendung des ?NS-belasteten Namenskürzels VDA" gab es anfänglich noch Einwände, u.a. des Auswärtigen Amtes. Dennoch trat die Gesellschaft unter gemeinsamem Vorsitz des früheren Reichskanzlers Dr. Hans Luther und Dr. Fritz Berthold (näheres im Kapitel Hintergründe) wieder mit dem Kürzel auf und bekannte alsbald mit einer entsprechenden Zeile auf dem Briefpapier: ?Gegründet 1881 als Allgemeiner Deutscher Schulverein". Am 13. Februar 1957 schrieb der einstige VDA-Führer Hans Steinacher (näheres im Kapitel Hintergründe)einen Brief an den Münchener Rechtsanwalt Fritz Berthold: ?Soweit ich sehe, hat der neue VDA in München schon dadurch einen nicht mehr gutzumachenden Geburtsfehler, daß sein Vorstand durch Zusammenstehen von einigen prominenten, rein politisch hervorgetretenen Persönlichkeiten besteht. (...) Damit erinnert die Methode der Besetzung des Vorstandes mich in peinlicher Weise an versuchte Methoden der NSDAP (...)". 1959 wurden der umstrittene ehemalige Präsident des Bundesverwaltungsgerichtshofs Hans Egidi und das früher als Abgeordneter im Prager Parlament sitzende Hauptleitungsmitglied der nationalsozialistischen Sudetendeutschenpartei Dr. Hans Neuwirth, (näheres im Kapitel Hintergründe) zu Vorsitzenden gewählt. Daraufhin verließ eine ganze Reihe der Gründungsväter des neuen VDA den Verein. Sie begründeten dies mit der Unterwanderung durch ?rechtsstehende Persönlichkeiten" aus den ?Altherrenreihen" des NS-Vereins ?Verband Deutscher Studentenschaften". Der sozialdemokratische Pressedienst formulierte: ?Die Vorstellungen der Leute, in deren Hände der Verein geraten ist, erinnern an gestern." [8]

Der VDA war zum Sammelbecken für Ewig-Gestrige geworden. In der Vertriebenenzeitschrift ?Deutscher Ostdienst" vom 20. April 1967 heißt es: ?Eine mittelbare Verbindung zwischen den Landsmannschaften der Vertriebenen und dem VDA besteht." und ?Der neue und gegenüber seiner großen Weimarer Zeit mit ihrem weitgehendem Verständnis staatlicher Stellen heute kleine und bescheidene VDA muß seine Mittel auf ganz wenige Brennpunkte konzentrieren, um mit einigen hunderttausend Mark Wirkungen zu erzielen." [9]

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