Alltagsalternativen

8 TAGE U-HAFT IN STAMMHEIM

Was geschieht draußen? ...


1. Kurzfassung
2. Ansichten und Innenansichten aus dem Knast
3. Verhaftet ...
4. Ab zur Bullizei ...
5. Allein ...
6. U-Haft ...
7. Stammheim ...
8. Zelle 49 ...
9. Knastleben ...
10. Knast als Heimat ...
11. Frauen ...
12. Ganz unten ...
13. Was geschieht draußen? ...
14. Den Prozeß machen ...
15. Und weiter ...
16. Vielen Dank ...
17. Spätere Nachträge
18. Reaktionen auf der Hoppetosse-Mailingliste
19. Weitere Reaktionen

Auf dem Polizeirevier konnte ich nicht telefonieren – Brille und Papiere hatte ich nicht. Der EA (Rechtshilfe bei Aktionen) wurde informiert von anderen, das hatten wir vorher geregelt und hätte auch gereicht, wenn nicht die Geschichte mit der Hauptverhandlungshaft gekommen wäre. Doch nun war nichts mehr möglich. Am zweiten Tag in Stammheim gab ich einen Antrag an den Sozialdienst im Knast ab mit der Bitte auf ein Telefonat und Kontakt z.B. zu Rechtsanwaltis. Bis Dienstag, wo der Prozeß lief, hatte ich nicht einmal eine Antwort. So saß ich 8 Tage ohne jeglichen Außenkontakt in Stammheim.
Was ging draußen vor? Die acht Tage waren auch Tage des Spekulierens. Zu den Aktionen gegen das Atomforum hatten sich zwei Zusammenhänge beteiligt: Ein Bündnis von NGOs, informellen Eliten in Anti-Atom-Zusammenhängen und der hierarchistischen Ökologischen Linken. Von ihnen ausgegrenzt waren AkteurInnen, die sich „von unten“ organisieren wollten, Hierarchien ablehnten und kreative Widerstandsformen trainierten. Zu letzteren zählte ich mich auch. Die formalen Strukturen waren aber im Bündnis, so auch die Rechtshilfe. Würde sie mich unterstützen, obwohl sie mich nicht mochten? Gibt es Solidarität oder nur Kampf und Ausgrenzung zwischen Gruppen? Und was machen die Menschen, die wie ich Organisierung von unten und kreative Widerstandsformen lieben? Es gibt von diesen in Deutschland nur sehr wenige, Pfingsten standen auch andere Treffen an, die Tage danach sollten Aktionen gegen den Bush-Besuch in Berlin laufen.
Ich hätte verstanden, wenn die wenigen Menschen, die in Deutschland antihierarchische Politik machen, es nicht geschafft hätten, Aktionen von draußen zu organisieren. Wissen konnte ich das nicht, nur einmal bekam ich eine Tageszeitung in die Hand, in der kurz berichtet wurde, was an Aktionen gegen das Atomforum weiterlief. Viel war das leider nicht.
Erst als ich wieder draußen war, erfuhr ich, was geschah. Das Bündnis hatte tatsächlich kaum reagiert. Als ich am Tag der Freilassung im Internet guckte, war auf deren Seite www.antiatomforum.de nichts zu finden von Verhaftungen und meinem Prozeß. Beim Prozeß war auch niemand von denen da ...
Aus den Kreativ-Widerstandskreisen wurde dagegen einiges versucht, aber es waren nur wenige, die agieren konnten. Und einige, die für den Prozeß was zusagten, sprangen dann auch noch ab. Am Ende waren es fünf Menschen, die im Prozeß agierten, andere waren aus Solidarität immerhin gekommen oder hatten einen Rechtsanwalti besorgt ...

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