Alltagsalternativen

BILDUNG(SKRITIK)

Direktes Handeln in der Schule


1. Im Unialltag nicht abstumpfen
2. Direktes Handeln in der Schule
3. Beispiele und Ideen
4. Links zur Bildungskritik

„In der Schule lernt man fürs Leben, nicht für die Lehrer!“ Leider stimmt dieser Satz, denn die Hauptaufgabe der Schule ist nicht die Wissensvermittlung, sondern die Konditionierung der Schülis auf ein herrschaftskonformes Leben. Deshalb sind Herrschaft und Autorität in der Schule deutlich spürbar. Doch das macht Schule spannend: Es gibt viele Möglichkeiten, Unterdrückung zu thematisieren, um aus jeder Schulstunde eine Aktion zu machen.

„Thomsen! Die Vokabeln für heute!“ „Äh, also...“ „Wie, Sie haben sie nicht gelernt?“ „Äh doch, aber...“ „Aber Sie können sie nicht! Das ist nicht gelernt! Thomsen, Thomsen, was soll ich mit ihnen nur machen! Ständig zu spät, und dann ihre Haare! Aber ihr Bruder ist ja auch nix geworden. So Lena, zeigen sie diesem Sauhaufen hier mal, wie das geht!“

Wege aus der Hilflosigkeit
Eine typische Situation, die zeigt, wie Schülis in scheinbar ausweglose Situationen gedrängt werden. Die erste Reaktion darauf ist häufig Empörung in der Pause, eventuell wird noch die „VertrauenslehrerIn“ eingeschaltet. Das führt dann meistens zu nichts, weil die typischen Beschwerdeinstanzen (Schülivertretung, „Vertrauenslehris") keine Durchsetzungsmöglichkeiten haben. Selbst an meiner Schule, wo die SV-Heinis echt bemüht waren, aus ihrer systemimmanenten Handlungsunfähigkeit auszubrechen, ist dies kaum gelungen. Der einzige Punkt, wo das klappte, war die Schülizeitung, in der Fälle wie oben gnadenlos ausgewalzt und mit allen Klopperkommentaren von Schulleitung, Lehris etc. veröffentlicht wurden. Dies führte allerdings nicht zu weniger Herrschaft, sondern lediglich zu Privilegien: Nur der individuelle Handlungsspielraum für die Zeitungsheinis erweiterte sich. Daran zeigt sich, dass Schülizeitungen gut und wichtig für Gegenöffentlichkeit sind, aber nicht per se bessere Verhältnisse schaffen. Und SV-Menschen müssen schon sehr frech und abgebrüht sein, um ihren Job so wenig ernst zu nehmen, das sie damit ernsthaften Widerstand leisten, und nicht nur die tolle demokratische Fassade der Schule schönen.

Wieder handlungsfähig werden
„Thomsen! Sie sind schon wieder 3 Minuten zu spät!“ „Ja, aber natürlich. Es gibt in meinem Leben ja auch mehr, als mich sinnlos anschreien zu lassen.“ Haben Sie die Hausaufgaben!“ „Aber Herr Meier, sie wissen doch, das ich aus Prinzip keine Hausaufgaben mache, weil ich Dinge verstehen möchte, und nicht nur sinnlos auswendig lerne.“ „Und äh letzte Stunde, wo waren sie da?“ „Am Strand in der Sonne. Wann ich Latein lerne, kann ich mir aussuchen, wann die Sonne scheint, leider nicht.“ „Äh ja, dafür gibt es jetzt aber einen Strich!“ „OK, wenn sie sich dann besser fühlen. Sie dürfen das nächste Mal aber gerne mitkommen. Am Strand ist genug Platz für alle.“

Repression in Kommunikation wandeln
Solchen Gesprächsansätzen liegt zugrunde, dass sie Absurditäten thematisieren, die sonst auch vorhanden sind, aber wie selbstverständlich hingenommen werden. Und damdurch, dass mensch diesen Herrschaftsquatsch thematisiert, läuft gleichzeitig die Repression ins Leere. Erst recht passiert dies, wenn mensch auch noch Repression einfordert: „Machen Sie jetzt einen Strich? Wird davon der Unterricht besser? Bringt Ihnen das Spaß?“ „Ist ihre Note - nicht meine! Die Note sagt nix über meine Fähigkeiten aus, aber sehr viel über Ihre.“ etc. Die Möglichkeiten in der Schule Herrschaft und Repression zu thematisieren, sind schier unendlich.

Unterdrückungsmaßnahmen thematisieren
Ein weitere spannender Ansatz ist die Thematisierung konkreter Unterdrückungsmaßnahmen. Zum Beispiel im Unterricht demonstrativ sein Frühstück auspacken, mit Serviette, Kaffeetasse, Besteck und darauf warten, dass die Leerkraft zu pöbeln anfängt. Dann fragen, warum es sinnvoll sei, nicht zu essen, wenn mensch Hunger habe. „Dann können Sie sich nicht auf den Unterricht konzentrieren!“ „Mit Hunger bin ich aber noch weniger in der Lage, mich zu konzentrieren.“ „Aber wenn das Alle machen würden!“ „Dann könnten alle viel besser lernen! Zumal ich nicht sehe, dass Frühstück den Unterricht behindert, sondern erst Ihr Ausrasten den Unterricht unterbrochen hat.“ Und dann lässt sich wunderbar einsteigen in generelle Herrschaftskritik, weil ja offensichtlich sei, dass das Essverbot dem Unterricht schade und nur zur Disziplinierung diene.

Zu Risiken und Nebenwirkungen
Lehris sind unter ihrer Charaktermaske Menschen! Nie vergessen! Es geht nicht darum, einem Menschen seinen Beruf zur Hölle zur machen, sondern Herrschaft zu thematisieren. Bitte immer eine Grenze zwischen Menschen platt machen und Herrschaftskritik ziehen. Und zu viele Schulis sind Radfahrer. Egoistische kleine fiese Radfahrer, die nach oben buckeln und nach unten treten. Nix tun sie lieber als auf schwache Menschen einzuprügeln (mobben). Dies zeigt sich leider auch an als gesellschaftlich „schwach“ konstruierten Lehris, die im Unterricht oft mit gnadenlosem Psychoterror überzogen werden. Das darf durch herrschaftskritisches Handeln nicht gestärkt werden. Vielmehr muss es immer Ziel sein, Schwächere zu stützen, Herrschaft zu thematisieren und abzubauen, statt eine neue Gewaltsituation aufzumachen.

Beispiele und Ideen

Text aus dem Direct-Action-Kalender 2006

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