EINLADUNGEN ODER BERICHTE VERGANGENER EINZELVERANSTALTUNGEN
Einladung zur Widerstandswerkstatt: 23. April 2005
1. Einleitung
2. Seminare "Widerstand organisieren! Bewegung von unten aufbauen!"
3. 17. Oktober, 18 Uhr bis ... offene Abende
4. Einladung zur Widerstandswerkstatt: 23. April 2005
5. Jugendbildungsseminar "Message from Utopia oder: Was kommt nach der Globalisierung?"
6. Das Neueste vom Presseskandal zum Jugend-Umwelt-Jahrmarkt
7. Seminar "Herrschaftskritik und globalisierungskritische Bewegung"
Einladung zu einem offenen Treffen des Austausches und der Entwicklung von Ideen politischer Projekte in und um Gießen
Der folgende Text stammt von einem Aktivisten aus der Projektwerkstatt, der im März und April 2005 in Gießen vor Gericht steht, weil die Stadt-Obrigkeit und ihre Helfershelfer ihn gerne hinter Gitter sehen wollen ...
Hallo und guten Tag,
zwei Monate werden in Gießen Prozesse gegen Menschen laufen, die mundtot gemacht werden sollen, weil sie die Eliten der Stadt offenbar zu sehr genervt haben. Die Rache für den bunten und kreativen Widerstand rund um die Wahlkämpfe der Jahre 2002 und 2003 sowie die Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Gießen mit ihren sozialrassistischen Zügen macht deutlich, dass die Herrschenden nicht gewillt sind, bei ihrer Politik des Sicherns von Privilegien für sich selbst und der Ausbeutung anderer offensive Kritik einzustecken. Weil das so ist, soll dieser Zeitraum juristischer Rachefeldzüge "von oben" genutzt werden, um deutlich zu machen, dass es Menschen gibt, die die herrschende Politik nicht hinnehmen. Es wäre ausgesprochen schön, wenn viele Menschen auf ihre Weise Protest kundtun und Alternativen organisieren. Ein Programm mit über 50 Veranstaltungen steht schon fest und ist unter www.projektwerkstatt.de/prozess einzusehen. Das aber muss nicht alles sein ...
Zudem sollte es weitergehen - und darum schlage ich zum Ende dieser Prozesswelle ein Treffen vor, dass so gestaltet ist, dass wir jenseits der üblichen Bündnislogiken und jenseits von Terminstress, Einteilungen nach Gruppen, Kleidung oder politischer Ideologie gemeinsam Ideen und Projekte für die Zukunft entwickeln und diskutieren können. Ich habe das Treffen "WiderstandsWerkstatt" getauft in Anlehnung an ein solches Treffen in Göttingen, welches ich miterlebt habe und gerne so oder ähnlich hier wiederholen möchte. Im Rahmen eines solchen Treffens könnten wir uns dort gegenseitig Fertigkeiten, Wissen, Diskussionsergebnisse, Tricks und Kompetenzen für eine widerständige Praxis vermitteln. Dadurch verschmelzen wir aber nicht zu einem konturlosen Bewegungsbrei - im Gegenteil. Indem viele linke bzw. politische Gruppen und Einzelpersonen ihre Erfahrungen zu einem gegenseitigen Austausch beisteuern, täten wir selbst erst einmal das, was u.a. ganz oben auf der To-Do-Liste stehen soll: Solidarische Aneignung von Wissen und Ideen - und zwar umsonst! Das Ergebnis eines solchen Prozesses ist dann so simpel wie auch hoffentlich bald spürbar: Die Handlungskompetenzen zur Selbstorganisierung und zum widerständigen Handeln jeder und jedes Einzelnen, die ihr/ihm für eine emanzipatorische Praxis zur Verfügung stehen, sind nach jedem Treffen größer als vorher. So hoffe ich jedenfalls ...
Das Entscheidende: "Horizontalität"
Ich möchte auf einem solchen Treffen (am liebsten aber immer!) anderen Menschen "horizontal" begegnen, d.h. es gibt keine wichtigeren und unwichtigeren Menschen. Alle handeln für sich, sie sind als Menschen da und vereinbaren mit anderen Menschen Workshops, Gesprächsrunden und daraus folgend hoffentlich mehr: Projekte, Aktionen ... Es soll auf dem Treffen auch keine Organisationsgruppe geben, niemanden, der etwas steuern will oder kann. Ab der ersten Minuten sind die, die das Treffen vorbereiten, TeilnehmerInnen wie alle anderen auch.
Mögliche Themen
Direct Action, Stadtpolitik von unten, Selbstorganisation und und und ...
Die Themen und Inhalte des vorgeschlagenen Treffens hängen davon ab, was alle besteuern. Dabei kann es um jegliche Form von Direct Action, aber auch die vielen Aspekte der Selbstorganisation gehen. Denn widerständige Praxis meint nicht nur, wie und mit welchen Mitteln wir in Aktionen oder aus Alltagssituationen heraus auf den verschiedenen Ebenen gegen Zwänge, Übergriffe oder anti-emanzipatorische Institutionen direkt vorgehen. Genauso wichtig ist es auch, jenseits der herrschenden Modelle eine Praxis zu entwickeln, wie wir hierarchiekritisch und solidarisch miteinander umgehen können und dabei diejenigen Probleme im Blick haben, die wir als Systemfehler bekämpfen. Der Aufbau neuer Projekte, Treffpunkte, die gemeinsame Nutzung von Material und Räumen sowie die kooperative Organisierung im Alltag (Essen, Kleidung, Kultur und mehr) sollten unser Thema sein - ganz praktisch.
Und das alles im Open Space
Für solch ein Treffen möchte ich Räume vorschlagen, in denen viel Platz ist - auch und gerade für Unterschiedliches. Praktisch schlage ich für das erste Treffen die Projektwerkstatt in Saasen vor, falls es weitergeht (was ich hoffe) eignen sich auch z.B. die Alte UB oder das Nordstadtzentrum. Vielleicht beginnt mit dem ersten Treffen ein Prozess, in dem solche "Werkstätten des Ideenschmiedens" noch einige Male mehr stattfinden - dann vielleicht im Wechsel zwischen geeigneten Räumlichkeiten wie Alte UB, Nordstadtzentrum und die Projektwerkstatt in Saasen. Es liegt dann an uns, einen solchen Raum nach unseren Ansprüchen zu nutzen. Der Ablauf wird so wenig wie möglich verregelt oder in unnötig starre Strukturen gegossen. Ein vorher fertiges Programm, geladene ReferentInnen usw. gibt es nicht. Statt dessen sollten wir bei der Durchführung der Treffen auf Transparenz, Vielfalt und vor allem auf unsere Interessen und Fähigkeiten setzen. Konkret heißt das: Wenn Leute Workshops anbieten, Fertigkeiten vermitteln, eine Ausstellung usw. machen wollen, dann tun sie das einfach. Und wenn Leute irgendwo mitmachen oder etwas ausprobieren wollen, dann tun sie das auch einfach. Wichtig ist nur, dass alle wissen, wo wann was angeboten wird. Dazu wird es am Ort des Geschehens an verschiedenen Stellen Infowände geben, an denen alles Wichtige festgehalten werden kann. Auf diese Weise können wir sowohl die Interessen jeder und jedes Einzelnen, als auch die zur Verfügung stehende Zeit und die Nutzung der Räume koordinieren. Bringt also mit, was Euch interessiert oder interessant für andere scheint.
WiderstandsWerkstatt
Samstag, 23. April 2005, 12-20 Uhr
In der Projektwerkstatt in Saasen
Der folgende Text stammt von einem Aktivisten aus der Projektwerkstatt, der im März und April 2005 in Gießen vor Gericht steht, weil die Stadt-Obrigkeit und ihre Helfershelfer ihn gerne hinter Gitter sehen wollen ...
Hallo und guten Tag,
zwei Monate werden in Gießen Prozesse gegen Menschen laufen, die mundtot gemacht werden sollen, weil sie die Eliten der Stadt offenbar zu sehr genervt haben. Die Rache für den bunten und kreativen Widerstand rund um die Wahlkämpfe der Jahre 2002 und 2003 sowie die Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Gießen mit ihren sozialrassistischen Zügen macht deutlich, dass die Herrschenden nicht gewillt sind, bei ihrer Politik des Sicherns von Privilegien für sich selbst und der Ausbeutung anderer offensive Kritik einzustecken. Weil das so ist, soll dieser Zeitraum juristischer Rachefeldzüge "von oben" genutzt werden, um deutlich zu machen, dass es Menschen gibt, die die herrschende Politik nicht hinnehmen. Es wäre ausgesprochen schön, wenn viele Menschen auf ihre Weise Protest kundtun und Alternativen organisieren. Ein Programm mit über 50 Veranstaltungen steht schon fest und ist unter www.projektwerkstatt.de/prozess einzusehen. Das aber muss nicht alles sein ...
Zudem sollte es weitergehen - und darum schlage ich zum Ende dieser Prozesswelle ein Treffen vor, dass so gestaltet ist, dass wir jenseits der üblichen Bündnislogiken und jenseits von Terminstress, Einteilungen nach Gruppen, Kleidung oder politischer Ideologie gemeinsam Ideen und Projekte für die Zukunft entwickeln und diskutieren können. Ich habe das Treffen "WiderstandsWerkstatt" getauft in Anlehnung an ein solches Treffen in Göttingen, welches ich miterlebt habe und gerne so oder ähnlich hier wiederholen möchte. Im Rahmen eines solchen Treffens könnten wir uns dort gegenseitig Fertigkeiten, Wissen, Diskussionsergebnisse, Tricks und Kompetenzen für eine widerständige Praxis vermitteln. Dadurch verschmelzen wir aber nicht zu einem konturlosen Bewegungsbrei - im Gegenteil. Indem viele linke bzw. politische Gruppen und Einzelpersonen ihre Erfahrungen zu einem gegenseitigen Austausch beisteuern, täten wir selbst erst einmal das, was u.a. ganz oben auf der To-Do-Liste stehen soll: Solidarische Aneignung von Wissen und Ideen - und zwar umsonst! Das Ergebnis eines solchen Prozesses ist dann so simpel wie auch hoffentlich bald spürbar: Die Handlungskompetenzen zur Selbstorganisierung und zum widerständigen Handeln jeder und jedes Einzelnen, die ihr/ihm für eine emanzipatorische Praxis zur Verfügung stehen, sind nach jedem Treffen größer als vorher. So hoffe ich jedenfalls ...
Das Entscheidende: "Horizontalität"
Ich möchte auf einem solchen Treffen (am liebsten aber immer!) anderen Menschen "horizontal" begegnen, d.h. es gibt keine wichtigeren und unwichtigeren Menschen. Alle handeln für sich, sie sind als Menschen da und vereinbaren mit anderen Menschen Workshops, Gesprächsrunden und daraus folgend hoffentlich mehr: Projekte, Aktionen ... Es soll auf dem Treffen auch keine Organisationsgruppe geben, niemanden, der etwas steuern will oder kann. Ab der ersten Minuten sind die, die das Treffen vorbereiten, TeilnehmerInnen wie alle anderen auch.
Mögliche Themen
Direct Action, Stadtpolitik von unten, Selbstorganisation und und und ...
Die Themen und Inhalte des vorgeschlagenen Treffens hängen davon ab, was alle besteuern. Dabei kann es um jegliche Form von Direct Action, aber auch die vielen Aspekte der Selbstorganisation gehen. Denn widerständige Praxis meint nicht nur, wie und mit welchen Mitteln wir in Aktionen oder aus Alltagssituationen heraus auf den verschiedenen Ebenen gegen Zwänge, Übergriffe oder anti-emanzipatorische Institutionen direkt vorgehen. Genauso wichtig ist es auch, jenseits der herrschenden Modelle eine Praxis zu entwickeln, wie wir hierarchiekritisch und solidarisch miteinander umgehen können und dabei diejenigen Probleme im Blick haben, die wir als Systemfehler bekämpfen. Der Aufbau neuer Projekte, Treffpunkte, die gemeinsame Nutzung von Material und Räumen sowie die kooperative Organisierung im Alltag (Essen, Kleidung, Kultur und mehr) sollten unser Thema sein - ganz praktisch.
Und das alles im Open Space
Für solch ein Treffen möchte ich Räume vorschlagen, in denen viel Platz ist - auch und gerade für Unterschiedliches. Praktisch schlage ich für das erste Treffen die Projektwerkstatt in Saasen vor, falls es weitergeht (was ich hoffe) eignen sich auch z.B. die Alte UB oder das Nordstadtzentrum. Vielleicht beginnt mit dem ersten Treffen ein Prozess, in dem solche "Werkstätten des Ideenschmiedens" noch einige Male mehr stattfinden - dann vielleicht im Wechsel zwischen geeigneten Räumlichkeiten wie Alte UB, Nordstadtzentrum und die Projektwerkstatt in Saasen. Es liegt dann an uns, einen solchen Raum nach unseren Ansprüchen zu nutzen. Der Ablauf wird so wenig wie möglich verregelt oder in unnötig starre Strukturen gegossen. Ein vorher fertiges Programm, geladene ReferentInnen usw. gibt es nicht. Statt dessen sollten wir bei der Durchführung der Treffen auf Transparenz, Vielfalt und vor allem auf unsere Interessen und Fähigkeiten setzen. Konkret heißt das: Wenn Leute Workshops anbieten, Fertigkeiten vermitteln, eine Ausstellung usw. machen wollen, dann tun sie das einfach. Und wenn Leute irgendwo mitmachen oder etwas ausprobieren wollen, dann tun sie das auch einfach. Wichtig ist nur, dass alle wissen, wo wann was angeboten wird. Dazu wird es am Ort des Geschehens an verschiedenen Stellen Infowände geben, an denen alles Wichtige festgehalten werden kann. Auf diese Weise können wir sowohl die Interessen jeder und jedes Einzelnen, als auch die zur Verfügung stehende Zeit und die Nutzung der Räume koordinieren. Bringt also mit, was Euch interessiert oder interessant für andere scheint.
Was ist Open Space?
- Wer hat Interesse, über die Grenzen von bestehenden Gruppen hinweg sich auszutauschen und konkretes Handeln zu entwickeln und zu vereinbaren?
- Wen stören die ganzen Gruppeninternas, ideologischen Grabenkämpfe, Ausgrenzungen und ständigen Labels statt kreativen Aktionen auch - und wer hat Lust, Alternativen dazu zu entwickeln?
- Wer hat vielleicht aus den genannten oder weiteren Gründen auch gar keine Lust, in einer der bestehenden politischen Gruppen fest mitzuwirken (kann ich verstehen ...), aber würde in einem offenen Prozess mitmischen wollen?
- Und wer hat Lust auf ein gutes erstes Treffen, wo weitere Menschen hinzustossen und neue Ideen spinnen können. Vielleicht entstehen neue Ideen daraus, Pläne für Projekte oder für ein nächstes Treffen. Im Hinterkopf habe ich auch die Hoffnung, dass irgendwann ein dauerhafter offener Anlaufpunkt in Gießen entsteht - ein Haus oder ähnliches mit vielen offenen Räumen, Umsonstladen, Werkstätten und mehr, wo Menschen sich horizontal begegnen und alle das tun können, wozu sie Lust haben - ohne Dominanzen, Vereinsmitgliedschaften, Schlüsselgewalt usw. Aber das ist vielleicht erst mal Zukunftsmusik, denn zur Zeit fehlen noch die Menschen, die auf so etwas Lust haben ... und auch das Haus oder die Etage, die uns jemand stiftet.
Jörg aus der Projektwerkstatt (Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen, Tel. 06401/903283, joerg@projektwerkstatt.de
- Infos zur Projektwerkstatt in Saasen und Anfahrtsbeschreibung
- Dokumentiert: Die WiderstandsWerkstatt in Göttingen (Herbst 2004)