Alltagsalternativen

SOZIALE FRAGEN: DIE SCHERE ZWISCHEN ARM UND REICH WIRD GRÖSSER!

Buchvorstellungen zum Themenbereich


1. Gesundheitsthemen und -politik
2. Buchvorstellungen zum Themenbereich

Karl H. Beine/Jeanne Turczynski
Tatort Krankenhaus
(2017, DroemerKnaur in München, 256 S., 19,99 €)
Schon der Untertitel erzeugt Grusel: „Wie ein kaputtes System Misshandlungen und Morde an Kranken fördert“. Dann folgen seitenweise Berichte, die sich wie Krimis sind, aber gut recherchiert wirken und deshalb wohl abbilden, was hinter der Fassade der Gesundheitsfürsorge an Abgründen vorhanden ist. Die These des Buches ist klar und nachvollziehbar: Hier sind zwar Einzeltäter_innen am Werk, aber ihr Handeln resultiert aus den Verhältnissen im Gesundheitswesen.

Hans Wehrli u.a. (Hrsg)
Der organisierte Tod
(2015, Orell Fueslli in Zürich, 296 S., 19,95 €)
Eine Vielzahl gesellschaftlicher Gruppen diskutiert leidenschaftlich über die Frage, ob Sterbehilfe gerechtfertigt ist und wie es mit der Selbstbestimmung am Lebensende aussieht. Das Buch lässt aus dieser Vielzahl jeweils zwei Personen (einmal auch drei) zu Wort kommen – konsequent aufgeteilt in eine Pro- und eine Contra-Position. Justiz, Polizei, Betroffene, Angehörige und viele weiteren haben jeweils einen solchen zweier Block. So schafft das Buch einen guten Einblick in die Debatte.

Herbert Pelzl
Keine unnötigen Operationen!
(2008, R.G. Fischer in Frankfurt, 116 S., 10,80 €)
Das Buch listet Fälle und Gründe auf, in denen überflüssigerweise an Menschen herumgeschnippelt wird. Das Spektrum reicht von übertriebener Angst bei Chirurgen, die lieber einmal mehr als einmal weniger operieren (z.B. bei entzündetem Blinddarm oder Rachenmandeln), bis zu Wünschen von Patient_innen (z.B. Kaiserschnitt). In einem Kapitel werden Tipps gegeben, wie bei anstehenden Operationen verfahren werden kann.

Gaby Guzek
Patient in Deutschland
(2008, Humboldt in Hannover, 224 S., 14,90 €)
Ein Buch voller Zahlen und Hintergrundinformationen: Aus einer eher schulmedizinischen, aber kritischen Perspektiven werden Gesundheitspolitik, Gerüchte und Nachrichten aus Arztpraxen, Krankenkassen usw. kritisch hinterfragt. Immer wieder finden sich Beispielberichte aus der Praxis in den Kapiteln - die Empörung der zitierten Betroffenen und der Buchautorin sind unübersehbar. Die Grenze des Buches ist bei der grundsätzlichen Akzeptanz von Schulmedizin und wirtschaftlicher Effizienz deutlich zu spüren. Insofern ist das Werk nur eine Teilkritik der Verhältnisse.

Sven-David Müller
Gesundheitsrisiko Heilfasten
(2009, Schlütersche in Hannover, 96 S., 12,90 €)
Das Buch ist eine notwendige Gegendarstellung zum Klamauk um das Fasten. Präzise und anschaulich werden die gesundheitlichen Gefahren zusammengetragen sowie, sehr praktisch, Alternativen für all die benannt, die Heilfasten als Weg zum Schlank- oder Gesundwerden (bzw. -bleiben) ansehen. Ihnen sei das Buch empfohlen als Anregung - aber auch mit der Warnung, die für alle Pro-Fasten-Bücher auch gilt: Wohlbefinden und Gesundheit sind Definitionssache und hängen vor allem davon, wie sich ein Mensch fühlt, hängen lässt oder willensstark ist usw. Das wird im vorliegenden Buch in den Hintergrund gedrängt - schade eigentlich. Denn der wichtigste Grund gegen die Heilslehre Fasten ist, dass es alles nur Glaubensfragen sind - und sie deshalb auch wirken können wie jedes Ritual, was nutzlos ist, wenn es nicht den eigenen Willen bestärken würde, der die eigentliche Kraft ist. Der bräuchte das Tamtam rundherum nicht. Aber es muss auch nicht schaden ...

Maximilian E. Helmholdt
Mensch, hilf Dir selbst!
(2006, R.G. Fischer in Frankfurt, 93 S., 9,90 €)
Es gibt viele Gründe, an der Schulmedizin oder zumindest ihrem Anspruch auf Wahrheit zu zweifeln. Nicht erst die Skandale um Korruption bei Organtransplantationen und Operationen zum Geldverdienen zeigten, dass unter kapitalistischen (wie unter anderen Herrschafts-) Bedingungen alles zur Gefahr für Mensch und Umwelt wird. Doch Kritik und Gegenentwürfen brauchen trotzdem mehr als bloße Beschreibungen und Behauptungen. Das vorliegende Buch ist eine Art Zusammenfassung des „großen Gesundheits-Konz“ – wenn auch (zum Glück) oder die ständigen, vornehmlichen weiblichen Nacktbilder. Ein Buch frei von Quellen und Hinweisen, woher das dargestellte Wissen stammt, kann nur die erreichen, die glauben wollen. Skeptischen Blicken hält von Beginn an so nicht stand.

Sonia Mikich
Enteignet
(2013, C. Bertelsmann in München, 351 S., 19,99 €)
Bekanntheit hilft heute auch nicht mehr gegen den übermächtigen Mechanismus in dieser Gesellschaft – dem Zwang, profitabel zu sein. Die Journalistin Mikich hat das selbst erlebt, als sie im Krankenhaus zu einer bloßen Nummer wurde. Handeln und Entscheidungen der Ärzt_innen und des Personals waren von wirtschaftlicher Effizienz und von dem Streben geprägt, Behandlungen so durchzuführen, dass Geräte und Räume optimal ausgelastet sind und maximal viel Geld abgerechnet werden kann. Mikich erzählt ihre eigene Geschichte und hat dann viele weitere recherchiert. Das Buch schockiert, ist aber doch weder neu noch überraschend. Vielleicht dient es als Lektüre an manchen Krankenbett, während drumherum der Wahnsinn des Kapitalismus weitergeht. Protestlos – versteht sich.

Karina Becker u.a.
Handbuch Gesundheit & Beteiligung
(2. Auflage 2014, VSA in Hamburg, 286 S., 19,80 €)
Das Buch schafft einen Überblick über mitspracheorientierte Instrumente für den Gesundheitsschutz in Betrieben, z.T. auch in Behörden. Bestandserfassungen z.B. mit Fragebogenaktionen werden ebenso vorgestellt wie die Integration sogenannter „prekärer Beschäftigtengruppen“ oder Aspekte des Datenschutzes. Die ersten Kapitel dienen den rechtlichen und sonstigen Grundlagen des Gesundheitsschutzes. Das Buch richtet sich sowohl an hauptamtliche Beauftragte wie auch an Betriebsratsmitglieder oder das Firmenmanagement.

Jürgen Margraf/Wolfgang Maier (Hrsg.)
Pschyrembel
(2. Auflage Walter de Gruyter in Berlin, 999 S., 44,95 €)
Pschyrembel steht für eine bewährte Form medizinischer Wörterbücher im De Gruyter Verlag. Die Themenbereiche „Psychiatrie, Klinische Psychologie und Psychotherapie“ waren dabei ein Spätstarter – die erste Auflage erschien erst 2009. Das dicke Buch (tatsächlich genau 999 Seiten mit Inhalt) ist dennoch bereits eine profunde Sammlung von mehr als 2000 Fachbegriffen, jeweils mit englischer Übersetzung und Verweisen auf weiterführende Definitionen. Als Nachschlagewerk ist es daher tatsächlich eine Art Markenzeichen.

Bernice S. Elger u.a.
Ethik und Recht in Medizin und Biowissenschaften
(2014, Walter de Gruyter in Berlin, 299 S., 49,95 €)
Die Kapitel des Buches stehen für die großen, umstrittenen Fragen der Techniken, die in der Gesellschaft oft heiß diskutiert werden. Vorgeburtliche Untersuchungen, Organtransplantation und Stammzellforschung, die gentechnische Veränderung von Pflanzen und Tierversuche gehören dazu, aber auch interne Fragen der Wissenschaft wie Fehlverhalten im Labor oder Wirtschaftlichkeitsüberlegungen versus Qualität. Jedes Kapitel beginnt mit einem Fallbeispiel, was die Sache anschaulich macht, die Themensetzung aber auch eingrenzt. Es folgen jeweils Kapitel zur ethischen Beurteilung und zu rechtlichen Fragen, getrennt in schweizer, österreichisches und deutsches Recht. Der sehr sachliche bis trockene Sprachstil nimmt den Themen ein Stück der Brisanz, die in ihnen wohnen. Hilfreich wäre gewesen, die verschiedenen Positionen darzustellen statt eine vermeintlich objektiv abgeklärte Position zu beziehen. Speziell zur Psychiatrie enthält das Buch ein Kapitel zu Zwangseinweisungen und eines zum Umgang mit Patientenverfügungen. Mehrere weitere medizinische Kapitel berühren auch psychiatrisches Handeln.

Angst zur Freiheit
(1992, Denkmalfilm in München, DVD mit 90min)
Ohne kommentierende Stimme begleitet die Kamera verschiedene Menschen, die ganz unterschiedliche Formen von Angst erleben und damit umgehen müssen. Die einen zieht das Abenteuer an – ob beim Bungeespringen oder in der Geisterbahn. Die anderen werden die Angst nicht los und stehen unter Zwängen, die den Alltag prägen. In den Geschichten werden schlaglichtartig Ursachen, Muster und Auswege sichtbar – aber immer nur als Teil eines Mosaiks von Reportage und Deutung.
Bestellung und weitere Informationen unter www.denkmal-film.tv.

Ihr gutes Recht als Patient
(3. Auflage 2013, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, 200 S., 9,90 €)
Für einen erträglichen Preis enthalten Leser_innen eine umfassende Sammlung guter Tipps im Dschungel von Arztpraxen und Krankenhäusern. Es geht um Datenschutz und das Recht auf Aufklärung, Honorare und Leistungsansprüche, Patientenrechte und ihre Durchsetzung. Die Kapitel sind mit kleinen Infokästen durchsetzt, die auch ein kurzes Hineinlesen ermöglichen.

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