Stiftung Freiräume

DIRECT-ACTION: FAKEN, FAKEN, FAKEN

Technische Tipps für Fakes


1. Einleitung
2. Technische Tipps für Fakes
3. Fakes auf Papier: Behörden
4. Fakes auf Papier: Firmen
5. Fakes auf Papier: Parteien
6. Fakes auf Papier: Weitere Beispiele
7. Faken im Internet
8. Die Rolle wechseln: Uniformen und andere Verkleidungen
9. Links

Also gut: Du hast eine Idee für ein Fake. Damit es einschlägt, muss es aber gut gemacht sein. Das Aussehen muss glaubwürdig sein. Hast Du Dir einen Absender ausgedacht, muss das Outfit zum Sinn passen. Benutzt Du den Namen einer vorhandene Organisation oder Institution, so sollte der Flugblatt, Plakat oder Briefpapier dem entsprechen, was diese auch benutzt. Um an dieses ranzukommen, kannst Du im Internet nach dort gespeicherten Dokumenten fahnden, d.h. solche, die nicht als Webseite gestaltet, sondern im Originallayout vorhanden sind – als Bild oder z.B. als PDF zum Downloaden. Geht das nicht so besuche die Gruppe oder schreibe sie unverfänglich an. Kurze Zeit später hast Du wahrscheinlich einen Briefkopf. Aber mach das unauffällig, denk Dir einen einfachen Grund aus (z.B. Interesse an Mitgliedschaft, Bitte um Aufnahme in Presseverteiler ...) und eine andere Adresse.
Unterschriften lassen sich so auch besorgen, viele sind auch im Internet. Ansonsten: Wer kennt schon eine Unterschrift – im Zweifel einfach irgendeine machen.

Arbeitsaufwand und -ablauf
Ein Fake zu erstellen, ist oft recht einfach - zumindest wenn Menschen dabei sind, die mit Layoutprogrammen umgehen können. Wird eine Pressemitteilung gefaked oder eine Internetseite, ist vor allem die Recherche wichtig, wie das funktioniert, damit die Empfängis die Sache auch glauben.
Fakes als Plakat oder Hauswurfsendung hingegen haben ihren Hauptarbeitsaufwand beim Verkleben oder Verteilen. Um mal ein paar Hinweise zu geben:
  • Eine gut organisierte Person schafft in einer 4-6-Stundenschicht in einer Einfamilienhaussiedlung 2000 bis 3000 Einwohner*innen, bei dichterer Bebauung (Mehrfamilienhäuser, Wohnblöcke, Hochhäuser) deutlich mehr.
  • Denkbar ist, in Zweierteams zu gehen (linke und rechts Straßenseite gleichzeitig).
  • Denkt Euch vorher die Route aus, die Ihr geht und nehmt einen Stadtplan oder Ausschnitt mit, damit Ihr möglichst an keiner Stelle zweimal vorbei kommt.
  • Für eine Stadt mit 100.000 Einwohnis braucht Ihr folglich ca. 10 Teams mit je zwei Leuten. Je nach Anteil von Single-Haushalten werden das ca. 40.000 Zettel werden.

Kosten meist nicht ganz zu vermeiden ...
Damit Fakes glaubwürdig rüberkommen, müssen sie ein bisschen schick aussehen. Auch wenn Ihr einen eigenen, guten Kopierer habt – aus Spurengründen ist das zumindest nicht anzuraten, wenn Ihr den Briefkopf anderer fälscht. Also wird etwas Geld an einen Copyshop gehen. Am besten immer auch andere Kopiervorlagen dabeihaben, damit Ihr die Vorlage austauschen könnt, wenn mal Papierstau ist und niemand was mitkriegen soll.

Was ist strafbar?
Je nachdem, was für ein Fake Ihr macht, ist es unterschiedlich strafbar. Wenn Ihr Euch Gruppen ausdenkt (siehe z.B. die „Initiative Sicheres Gießen“ oder das Bündnis „Mehr Sicherheit für Magdeburg“, die jeweils Law-and-Order-Politik durch Überidentifikation veralbern und verwirren sollten), ist strafrechtlich gar nichts dagegen einzuwenden. Dann wird es vermutlich auch keine Ermittlungen geben und Spuren sind egal. Es können höchstens zivilrechtliche Schäden geltend gemacht werden, wenn das Fake z.B. Veranstaltungen absagt u.ä. Fälscht Ihr Briefköpfe und Unterschriften, gilt das meist auch nur. Anders wird es, wenn AbsenderIn einE AmtsträgerIn ist. Das ist das Amtsanmaßung. Am härtesten bestraft wird Urkundenfälschung bei Fakes. Das ist dann der Fall, wenn das Fake als Urkunde verwendbar ist, z.B. als Fahrschein, Eintrittskarte oder Gutschein.

Sonderfall Wappen und Hoheitszeichen
Laut Wikipedia
Die Verunglimpfung des Wappens der Bundesrepublik Deutschland oder eines Bundeslandes wird gem. § 90a StGB bestraft (Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole), irreführende Werbung mit einem Wappen nach § 16 UWG.
Die unbefugte Benutzung des Wappens des Bundes oder eines Landes sowie der Dienstflagge des Bundes oder eines Landes stellt eine Ordnungswidrigkeit dar (§ 124 OWiG). Das Bundesverwaltungsamt kann die Benutzung des Bundeswappens genehmigen.
Die widerrechtliche Nutzung eines Wappens zur Kennzeichnung von Waren oder Dienstleistungen wird gem. § 145 MarkenG durch das Bundesamt für Justiz geahndet.

Spuren
Bei hohen Auflagen strafrechtlich relevanter Fakes werdet Ihr eine Druckerei Eures Vertrauens suchen müssen oder ganz anonym via Internet irgendwo weit weg den Druckauftrag abwickeln. Da das Spuren im Netz hinterlässt, kann es nützlich sein, dass mit weiteren, legalen Aufträgen zu kombinieren.
Sonst: Nutzt öffentlich zugängliche Kopierer, damit später höchstens nachvollziehbar ist, wo kopiert wurde, aber nicht von wem. Ihr könnt einfach am Ende den fertigen Kopienstapel aus dem Kopierer nehmen und zuhause den oberen und unteren Zettel vernichten. Die anderen Zettel sind von Euch nie berührt worden. Anschließend nur noch mit Handschuhen arbeiten - beim Verteilen, wenn Handschuhe auffallen würden, reichen auch klarsichtige oder hautfarbene Überzüge über die drei Finger, mit denen Ihr jeweils das Papier aus der Tasche zieht und in den Briefkasten werft.
Schlau ist, zwei ungefähr gleich aussehende Taschen mitzuhaben, zum Beispiel zwei Umhänge-Stoffbeutel. In einem ist das Fake, im anderen ein anderer, harmloser Flyer. Sollte es zu einer Störung kommen oder Ihr den Verdacht haben, gleich kontrolliert zu werden, könnt Ihr die eine Tasche unauffällig versteckt ablegen und mit der anderen weiterverteilen. Wurdet Ihr beobachtet, kann sich die Person sicherlich an eine Tasche erinnern, aber nicht, ob es zwei waren.
Mindestens bei den strafrechtlich relevanten Fakes solltet Ihr nicht nur Spuren auf den Fakes vermeiden und das Original, Korrekturausdrucke usw. konzentriert vernichten, sondern auch alles auf dem Computer. Im Prinzip reicht ein gutes Wipe-Programm, wenn Ihr den Überblick behaltet, z.B. alle dazugehörigen Dateien in einem Extra-Ordner speichert und dann alles auf diese Art killt. Nicht einfach nur löschen, dass hilft gar nichts. Wipe-Programme können auch kostenfrei heruntergeladen werden, z.B. über www.direct-action.siehe.website.

Downloads

Einsatzmöglichkeiten
Es gibt endlose Einsatzbereiche für Fakes ... von Ankündigungen auf dem Briefpapier anderer, von Stellungnahmen erfundener Gruppen oder PolitikerInnen – oder von realen. Mensch kann Mächtige ihre Politik oder Industriebosse ihre Entlassungen erklären lassen, kann BürgerInnen zu unsinnigen Unterstützungsaktionen für eine dadurch thematisierte Politik auffordern oder einfach Pizza zur Staatskanzlei bzw. Preisausschreiben-Anrufe in ein Parteibüro bestellen. Viele solcher Ideen sind auf www.direct-action.siehe.website und in der dort ausleihbaren Direct-Action-Ausstellung gezeigt. Hier soll es um etwas anderes gehen ...
Generell kann in verschiedene Stoßrichtungen von Fakes unterschieden werden.
  • Behördenschreiben oder amtliche Plakate, die unbescholtene Bürger_innen mit kafkaesker amtlicher Willkür verunsichern. Diese greifen die Rechtmäßigkeit von staatlichen Institutionen an.
  • Schreiben, die Handlungen provozieren, die bestimmten taktischen Interessen nützen, z.B. als Infohotline deklarierte Privatnummer des Vorstandsvorsitzenden einer Firma angeben, die dick im Atomgeschäft ist o.ä.
  • Fakes, die die Exklusivität von Räumen oder Handlungen angreifen, indem fingierte Eintrittskarten oder Einladungen für Nobelveranstaltungen oder Jet-Set-Restaurants verteilt werden.
  • Als sehr spaßig können sich gefälschte Werbeflyer von Warenhäusern erweisen, die angeblich zu einem Free-Shopping-Day/ Kaufen ohne Knete einladen.

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