Stiftung Freiräume

SCHAFFT EINS, ZWEI, VIELE DIRECT-ACTION-ECKEN

Schon wieder keine Spraydose da?


1. Einleitung
2. Schon wieder keine Spraydose da?
3. Beispiele aus den vergangenen Jahren
4. Das Beispiel „Offene Presseplattform“ - selbstorganisiert, kreativ, eine unter vielen

Drei Straßen weiter wird ein besetztes Haus geräumt. Der Protest deiner WG beschränkt sich darauf, der Polizei ein paar Parolen entgegen zu rufen. Eigentlich hattet ihr sogar ein paar gute Ideen – aber der Baumarkt war schon geschlossen. Das zurückbleibende Gefühl von Ohnmacht ist ,hausgemacht'. Denn neben mentalem Know-How und Übung in direkter Aktion hängt spontane Handlungsfähigkeit auch davon ob, ob hilfreiche Materialien verfügbar sind. Angesichts dieser einfachen Erkenntnis verwundert es, dass es in politischen WGs oder Zentren oft schon an den grundsätzlichsten Utensilien mangelt, um auf Unvorhergesehenes schnell reagieren zu können.

Fast alles kann zum Aktionsmaterial werden, abhängig von deinen Ideen – daher nur ein paar Beispiele, was ständig verfügbar sein sollte: Eddings, Plakate, Trillerpfeife, Seifenblasen, Wasserbomben und -pistolen, Konfetti und Parfüm (z.B. zur „Dekoration“ von PolizistInnen), Bettlaken und Spraydosen (für schnell hergestellte Transpis), Mars-TV (ein als Fernsehbildschirm ausgeschnittenes Transparent), Aufkleber und Einleger (z.B. für Produkte in Läden), Achter-Vierkantschlüssel (Werkzeug, um in Zügen und Bahnhöfen an Sprechanlagen zu gelangen, Türen zu öffnen usw.), Flugblätter, Kreide, Sekundenkleber, Hassi (zur Maskierung), Handschuhe, Verkleidungen, Megaphon, Kleister, Pinsel und vieles mehr.

Ein erster Schritt könnte sein, in deiner Wohnung, WG oder anderen Räumlichkeiten eine Kiste mit Aktionsmaterialien zusammen zu stellen oder eine Ecke dafür zu reservieren. Für größere Sammlungen bieten sich Kellerräume an; sind diese von außen begehbar und gibt es mehrere Schlüssel, kann auch eine Gruppe von Menschen darauf zugreifen. Wenn es überall in deiner Stadt solche kleinen Ecken gäbe, könnte das die Protestkultur beleben – vor allem dann, wenn die unterschiedlichen Menschen miteinander kooperieren. Die einzelnen Orte können je nach Interesse ganz unterschiedliche Schwerpunkte setzen: vom Chemielabor über Sabotage-Keller bis hin zur Verkleidungs-Ecke (z.B. für verstecktes Theater).

Eine mögliche Weiterentwicklung sind Direct Action Plattformen – das sind Orte, wo Aktionsutensilien von allen gleichberechtigt genutzt werden können. Dort könnten auch Rechner mit E-Mail- und Fax-Presseverteilern untergebracht werden, damit Aktionen auch gegenüber Medien kommuniziert werden können. Denkbar ist auch, Arbeitsplätze für bestimmte Tätigkeiten einzurichten (Schablonen-Tisch, PC zum spurenfreien Erstellen von Texten usw.). Besser als private Räume dürften für eine Direct Action Plattform politische oder soziale Zentren mit durchgehenden oder mindestens regelmäßigen Öffnungszeiten sein. Vorteile: Viele Menschen können die Plattform nutzen, um Aktionen vorzubereiten. Zudem erschwert es die öffentliche Zugänglichkeit, Einzelne zu kriminalisieren, weil unklar bleibt, welche NutzerInnen was getan haben – gerade dann, wenn richtig viel abgeht.

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