Stiftung Freiräume

DIE DEN GENTECH-FILZ ORGANISIEREN: LOBBYVERBÄNDE INNOPLANTA, FGV, BDP, WGG UND ANDERE

Mehr Kungelrunden von Konzernen und Genehmigungsbehörden


1. InnoPlanta: Behörden, Parteien & Konzerne in einem Boot
2. Mehr Kungelrunden von Konzernen und Genehmigungsbehörden
3. Stell-dich-ein der Seilschaften: InnoPlanta-Forum

InnoPlanta e.V. ist nicht allein. Seine Initiative, mit dem als "Erprobungsanbau" getarnten Massenausbringen gentechnisch veränderter Maispflanzen wieder in die Fläche zu kommen, wurde von vielen Lobbyverbänden unterstützt: "Die im Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik e.V. (WGG), im Verband Deutscher Biologen und biowissenschaftlicher Fachgesellschaften e. V. (vdbiol) und in der Initiative Grüne Biotechnologie e.V. zusammengeschlossenen Wissenschaftler begrüßen den in sieben Bundesländern angelaufenen Erprobungsanbau von gentechnisch verändertem Mais." Auch damals war sichtbar, dass Argumente fehlten. Vorteile für Menschen konnten offenbar nicht benanntwerden, immer ging es nur um Hilfe "für den Wissenschaftsstandort Deutschland wertvolle Ressourcen, um sich im internationalen Kontext zu behaupten". Insgesamt ist die Zahl gentechnikfreundlicher Lobby- und Dachverbände aber sehr hoch - wenn auch nicht alle derart plakativ agieren wie InnoPlanta und sein Umfeld. Immer sind sie Schmelztiegel zwischen Konzernen, Behörden und Forschungszentren, wenn auch die Personenzusammensetzung manche Schwerpunkte setzt. So werben die landwirtschaftlichen Konzerne und Verbände im FNL für die Gentechnik - mit dem Bauernverbandspräsidenten an der Spitze! Mehr durch ForscherInnen dominiert werden WGG oder das Aachener Forum Bio- und Gentechnologie. Werfen wir ein paar Blicke in diese Konglomerate idealistischer Fortschrittsradikaler und knallharter ProfiteurInnen staatlicher Fördermittel. Fast überall kommen die konkreten Personen aus den verschiedenen Akteursgruppen der Gentechnik-Seilschaften. Durchführung, finanzielle Förderung und Kontrolle der Gentechnikanwendung sind also dort personell ein- und dieselbe Sache.

Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik (WGG)
Ein Abschnitt zum WGG befindet sich auf
Seite 20 der Broschüre "Organisierte
Unverantwortlichkeit" (Infoseite ++ PDF).

Jany - ein Name, der Spaß macht. Wo immer er auftritt, ist schnell gute Stimmung. Denn Jany nimmt kein Blatt vor den Mund. Er ist nicht unterwegs, um reich zu werden oder wenigstens, wie viele andere, mit dubiosen Förderanträgen den Kopf über Wasser zu halten. Nein: Jany ist Überzeugungstäter. Er glaubt an den Fortschritt. Als er auf einer Podiumsdiskussion Mitte der 90er Jahre an einem besetzten Feld gefragt wurde, ob er nicht eine Abnahme der Artenvielfalt angesichts des umfangreichen Einsatzes von Totalherbiziden befürchte, verneinte er fröhlich, denn die Gentechnik könne ja neue Arten erschaffen.
Jany legt nach, immer wieder strapaziert er die Toleranz seiner ZuhörerInnen oder LeserInnen, sich offensichtlichen Unsinn zu Gemüte zu führen. In einem Interview am 31.3.2010 tischte er gleich eine ganze Sammlung seiner bizarren Gedanken auf, z.B. zur Koexistenz, als dem Existenzrecht gentechnikfreier Landwirtschaft. Der sei "reiner Fundamentalismus", denn "wie überall im Leben müssen auch hier Kompromisse eingegangen werden". Argumentationsgehalt: 0. Über Antibiotika-Resistenzen geht Jany ebenso salopp hinweg. Es "konnte noch nie der horizontale Gentransfer von Antibiotika-Resistenzgene in transgenen Pflanzen durch den Verzehr der Pflanze über unsere Darmbakterien auf den Menschen oder direkt auf den Menschen festgestellt werden". Als ob es darauf ankäme. Die Resistenzen sind eine Gefahr, wenn sie auf Bakterien übertragen werden, nicht auf den Menschen. Aber auf die fachliche Qualität von Statements pro Agro-Gentechnik schauen zu wollen, stellt die falsche Frage. Agro-Gentechnik ist Ideologie. Deshalb fehlt auch in Janys Interview nicht die große Angst vor dem nationalen Niedergang: "Noch ist Deutschland in der Forschung mit an der Weltspitze, aber die Weiterentwicklung zu marktfreien Produkten erfolgt im Ausland. Wieder verliert Deutschland damit die Wertschöpfung! Deutschland leistet hier quasi Entwicklungshilfe für Amerika und China."

Im Original: Klaus-Dieter Jany
Interview in "Die freie Welt" am 31.3.2010 (Fehler im Original)
Bei einem großflächigen Anbau von transgenen Pflanzen, wobei aus vom Auskreuzungsverhalten abhängt, wird sich der vollständige Ausschluss nicht vermeiden lassen. Aber bereits heute werden Spuren bis zu 0,9% toleriert. Wie überall im Leben müssen auch hier Kompromisse eingegangen werden und Absicherung dieses Schwellenwertes von 0,9% wäre ein solcher. Wer allerdings kompromisslos auf eine vollständigen Ausschluss beharrt, wird über kurz oder lang „verlieren“. Der reine Fundamentalismus hat noch nie zur langfristigen-nachhaltigen Durchsetzung von Zielen geführt.
Gentechnik und ökologischer Landbau sind aus wissenschaftlicher Sicht nicht grundsätzlich unvereinbar, heute verhindern weltanschauliche Ansichten und gesetzliche Vorgaben ein Zusammenwirken. Es wäre wünschenswert mit den besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen neues Saatgut auch für den ökologischen Landbau zur Lösung von Problemen (z.B. Virusresistenz, Vermeidung von Kupferspritzmitteln) zu entwickeln. ...
Ebenso konnte noch nie der horizontale Gentransfer von Antibiotika-Resistenzgene in transgenen Pflanzen durch den Verzehr der Pflanze über unsere Darmbakterien auf den Menschen oder direkt auf den Menschen festgestellt werden. ...
Noch ist Deutschland in der Forschung mit an der Weltspitze, aber die Weiterentwicklung zu marktfreien Produkten erfolgt im Ausland. Wieder verliert Deutschland damit die Wertschöpfung! Deutschland leistet hier quasi Entwicklungshilfe für Amerika und China.


Überhaupt: Das fachliche Niveau - poltern ohne Hintergrundwissen. Jany weiß auch über Bienen so richtig Bescheid. Er äußerte sich am 11.5.2007 in einem Beitrag des WGG: "In ihrer natürlichen Umgebung sammeln Bienen Nektar und Blütenpollen, die zur eigenen Ernährung und der Ernährung der Brut dienen. Maisfelder sind dabei, solange Alternativen vorhanden sind, wenig attraktive Futterquellen (Trachtpflanzen)."95
Das ist Blödsinn: Eine Untersuchung aus der Schweiz zeigt, dass Mais sogar die Hauptversorgungspflanze der Bienen für Pollen ist - wenn er blüht. Offenbar zieht der hohe Eiweißgehalt der Pollen die Bienen an, während gleichzeitig das Angebot an anderen Bienenfutterpflanzen in agroindustriell geprägten Landschaften abnimmt. Aber Jany hätte ja auch gar kein Problem mit Bt-Mais im Honig. Am 22.5.2007 plädierte er für den Verkauf gv-Pollen verseuchten Honigs.

Können wir Janys Märchenstunden als munteren Beitrag für die blumige, aber an stichhaltigen Argumenten für die Agro-Gentechnik armen Diskussion einfach stehenlassen oder in die Sparte Belletristik einordnen? Leider nein, denn das Lachen erstarrt, wenn wir daran denken, wo Jany bis vor Kurzem gearbeitet hat - und auch damals schon seine Weisheiten verbreitete. Denn als er diese zitierten Passagen von sich gab und während er Jahr für Jahr durchs Land reiste als Protagonist der vermeintlich tollen Technik, war er Beamter einer staatlichen Behörde, die unabhängig die Qualität von Lebensmitteln prüfen sollte: Das Bundesamt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL), später in Max-Rubner-Institut umbenannt. Ein Beamter, der Kontrollaufgaben wahrnimmt, agiert in einem Lobbyverband zum gleichen Thema? Nun, selten ist das leider nicht - eher der Alltag.

Jany ist nicht allein. Er ist Vorsitzender eines ganzen Lobbyverbandes mit dem wohlklingenden Namen "Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik". Die produzieren zwar viele Texte - vor allem Jany selbst -, aber wissenschaftliche Expertise ist eher selten. Wissenschaft ist den Augen vieler ProtagonistInnen der reinen Lehre nichts als Werbung, die Institute längst PR-Agenturen und der Forscher ein Agent feststehender vorgefertigter Ideologie. Dem wird der WGG gerecht: "Information und Mitgestaltung der Meinungsbildung zum Thema Grüne Gentechnik ist eines der Hauptanliegen des WGG. Der Wissenschaftlerkreis will der Öffentlichkeit informative Einblicke in die Grüne Gentechnik vermitteln und eine offene Diskussion über deren Potenzial aber auch zu deren möglichen Risiken führen. Im Jahre 1998 als ein loser Zusammenschluss von Wissenschaftlern mehrerer Fachrichtungen gebildet, besteht der WGG seit dem Jahre 2000 als gemeinnütziger Verein." Seit einigen Jahren hat der WGG eine umfangreiche Sammlung einseitiger Pro-Gentechnik-Texte im Internet zusammengestellt.94 Vor allem von Jany kommen Stellungnahmen, die er über den WGG verbreitet. Vieles von dem, was er darin schreibt, ist mehrfach widerlegt.

Rechts: Von wegen "Diskussion ... zu deren möglichen Risiken" - die Linkliste des WGG ist völlig einseitig

Seine Strukturen legt der WGG hingegen nicht so gerne offen. So ist der aktuelle Mitgliederbestand unbekannt. Geklärt ist: Klaus-Dieter Jany führt den Vorsitz. Weiterer Vorständler ist Andreas Schier von der FH Nürtingen, dessen Versuchsfeld 2008 durch eine Feldbesetzung verhindert wurde und der daraufhin ziemlich böse Worte gegen solche Aktionen fand. Auch das MPI ist im Vorstand vertreten. Doch wer dem Verein darüber hinaus angehört, ist unbekannt. 1998 zählten Buhk (BVL), Schiemann (BBA, jetzt JKI), Sinemus (TU Darmstadt, jetzt Genius) und Lobbyzeitschrifts-Autor91 und späterer ZKBS-Experte Gerhard Wenzel zu den Mitgliedern - neben über 20 weiteren aus Universitäten, Forschungsanstalten und dem MPI Köln. Die Zusammensetzung zeigt die immer gleichen Namen der zentralen Gentechnik-Seilschaften um Buhk, Schiemann und andere.92
Seit 2010 ist Klaus-Dieter Jany "nur" noch Ehrenvorsitzender des WGG, bekam aber einen vermeintlich ehrenamtlichen Job bei der EFSA und wurde Vizepräsident für Forschung und Lehre an der Wadi- International University, Hwash-Homs (Syrien). Den Vorstand bilden nun:
  • Prof. Dr. Andreas Schier, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
  • Prof. Dr. Hans-Jörg Jacobsen, Institut für Pflanzengenetik in Hannover
  • Dipl. Ing. agr. Ursula Ross-Stitt, Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Golm
  • Prof. Dr. med. Kurt Widhalm, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und Leitender Oberarzt der Univ. Kinderklinik in Wien

Am 4.3.2009 griffen der WGG und über 1000 MitunterzeichnerInnen mit einem offenen Brief an die Landwirtschaftsministerin Aigner in die Debatte um ein Verbot der Grünen Gentechnik ein. Dabei lobten sie die Arbeit von ForscherInnen und Bundesinstitutionen zur Gentechnik und empfahlen der Ministerin, sich dort beraten zu lassen (Bericht auf Wissenschaftsportal am 7.4.2009). Damit aber lobten sie schlicht sich selbst. Zudem räumten sie öffentlich ein, dass die Bundeskontrollbehörden eine völlig einseitige Position hatten und haben: „Nach aktuellem Stand von Wissenschaft und Technik bergen sicherheitsbewertete und zugelassene transgene Pflanzen keine anderen Gefahren, als herkömmlich gezüchtete Pflanzen. Die Ihnen unterstellten Behörden bestätigen dies.“93 Nach zwei spektakulären Attacken auf die zentralen Genversuchs- und -werbefelder in Deutschland distanzierte sich der WGG von den Aktionen. Die Distanzierung wurde von etlichen VersuchsleiterInnen der vergangenen Jahre unterzeichnet, darunter Inge Broer (Uni Rostock), Karl-Heinz Kogel (Uni Gießen) und Angehörde der eigentlich neutralen ZKBS (Distanzierungs-Pressemitteilung im Wortlaut).

Im Original: Personalia des (Ehren-)Vorsitzenden Jany, WGG
Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany (1. Vorsitzender)
Nelkenstrasse 36
D-76351 Linkenheim
Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany, geb. 1943, studierte Biologie, Chemie und Physik an der Universität Heidelberg, dort promovierte er 1972. An der Universität Stuttgart habilitierte er 1980 und erhielt die Lehrbefugnis für die Fächer Biochemie und allgemeine Biologie. Von 1986-1989 unterrichtete Prof. Jany an der Technischen Hochschule in Darmstadt. Er ist seit 1989 an der Bundesforschungsanstalt für Ernährung tätig und war dort von1992 bis Mitte des Jahres 2008 Leiter des Molekularbiologischen Zentrums (Ruhestand). Seit Sommer 2008 ist er Vorsitzender des Gremiums für Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, Enzyme, Aromastoffe und Verarbeitungshilfsstoffe (CEF) in der EFSA und zudem Vize-Präsident für Forschung und Lehre, Wadi-International-University, Syrien.
Außerdem ist Prof. Jany Mitglied verschiedener nationaler und internationaler Gremien (OECD, WHO) zur Sicherheitsbewertung neuartiger Lebensmittel und seit 2000 Vorsitzender des Vereins “Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik e.V.”

Auszug aus der Studie "Kontrolle oder Kollaboration" von Antje Lorch und Christoph Then
Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik e.V. (WGG)
  • Geschichte: Gründung August 1998 u.a. durch K.D. Jany und K. Ammann
  • Mitglieder: Jany (BfEL/MRI) ist 1. Vorsitzender. Es liegt keine aktuelle Mitgliederliste vor, aber 1998 zählten zu den Mitgliedern Ammann, Buhk (BVL), H.-G. Gassen (TU Darmstadt), Schiemann (BBA), Sinemus (TU Darmstadt, jetzt Genius), G. Flachowski (FAL), G. Sachse (BioAlliance), B. Stadler, G. Wenzel, W. Schuhmann sowie 20 weitere Mitglieder verschiedener Universitäten, Forschungsanstalten und dem MPI Köln.
  • Finanzierung: unbekannt
  • Aktivitäten: 2004: Offener Brief an Bundesregierung und Bundestag anlässlich der Neufassung des Gentechnikgesetz, um eine politische Beurteilung des Einsatz von Gentechnik zu verhindern. 2007: Offener Brief an Bundesregierung und Bundestag. Zahlreiche Texte v.a. von Jany zu zahlreichen Themengebietern der Gentechnik.

Aktivitäten
Gründung August 1998. 2004: Offener Brief an Bundesregierung und Bundestag anlässlich der Neufassung des Gentechnikgesetzes, um eine politische Beurteilung des Einsatz von Gentechnik zu verhindern. 2007: Offener Brief an Bundesregierung und Bundestag. Zahlreiche Texte v.a. von Jany zu zahlreichen Themengebieten der Gentechnik.
Die Mitgliederliste stammt aus dem Jahr 1998 - Aktuelleres ist nicht öffentlich:
  • Behörden: Klaus Jany (BfEL), Vorsitzender; Joachim Schiemann (JKI), Gerhard Wenzel (ZKBS), Hans-Jörg Buhk (BVL), G. Flachowski (FAL)
  • Forschung: Andreas Schier (Hochschule Nürtingen); Max-Planck-Institut
  • Ca. 25 weitere Mitglieder verschiedener Universitäten, Forschungsanstalten und dem MPI Köln
  • Ursula Ross-Stitt vom Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Golm ist Mitglied im Vorstand des Lobbyvereins Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik (WGG).

Gesprächskreis Grüne Gentechnik (GGG)
Ein Abschnitt zum GGG befindet sich auf
Seite 21 der Broschüre "Organisierte
Unverantwortlichkeit" (Infoseite ++ PDF):

Mit der marktschreierischen PR-Orientierung des Jany-geführten WGG oder der illustren Art von InnoPlanta, ihre Ideologie öffentlich kundzutun, können die meisten Lobbyverbände nicht mithalten. Für den Gesprächskreis Grüne Gentechnik gibt es sogar weder eine Webseite noch eine Mitgliederliste. Vieles beruht ausVermutungen in - unwidersprochenen - Veröffentichungen, die hier wiedergegeben werden.97 Er wurde 1997 wohl auf Initiative des Pharmaunternehmens Novartis gegründet, das damals auch noch über eine große Saatgutsparte verfügte, die später unter dem Namen Syngenta abgetrennt wurde. Kristina Sinemus (Genius) fungiert nach außen als Kontakt und organisiert den GGG. Auf der Webseite von Genius finden sich die wenigen verfügbaren Angaben zum GGG. Eine der wenigen weiteren Quellen zum GGG sind Interviews, die 1998 im Rahmen einer Forschungsstudie von den WissenschaftlerInnen Marion Dreyer und Bernhard Gill geführt wurden. Nach diesen Interviews waren auch die Vorläuferorganisationen des BVL (das Robert-Koch-Institut, RKI, und das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, BgVV) Mitglied im GGG. Als Kontaktadresse wird Kristina Sinemus genannt. "Der von Genius mitinitiierte und organisierte "Gesprächskreis Grüne Gentechnik" (GGG) ist ein Beispiel unserer erfolgreichen Netzwerk-Aktivitäten. Der GGG ist eine unabhängige Gruppe, die sich mit der Reglementierung, Verarbeitung und Vermarktung gentechnisch veränderter Pflanzen beschäftigt. Ihm gehören Vertreter aus Industrie, Handel, Verbänden, Wissenschaft und Forschung sowie freie Journalisten an." Der GGG forderte ein Zulassungssystem, das „streng nach wissenschaftlichen Kriterien ausgerichtet ist,“ und meldete sich 2004 mit einer Presseerklärung zu Feldzerstörungen zu Wort. Stellvertretend wurde dort Anton F. Böner zitiert, Präsident des Bundesverbandes des deutschen Groß- und Außenhandels (BGA). 2005 trat der GGG mit Kristina Sinemus als Mitorganisator eines InnoPlanta-Forums in Sachsen-Anhalt auf.

Im Original: GGG im Überblick
Aus der Studie "Kontrolle oder Kollaboration" von Antje Lorch und Christoph Then
Gesprächskreis Grüne Gentechnik (GGG)
  • Geschichte: Gründung 1997 auf Initiative von Novartis. Kontakt: Sinemus/Genius. Mitglieder: Keine Angaben über Mitglieder erhältlich, aber aus einem Interview von 1998 sind folgende Mitglieder bekannt: Novartis, Genius, BIOMitteldeutschland, die grossen Vermarktungsverbände der Lebensmittelindustrie (incl. Bundesverbände der Lebensmittelindustrie, der Futtermittelindustrie, der Bauern und der Ölmühlen), die [damaligen] Haupttechnologieanbieter AgrEvo, Monsanto, Novartis sowie Nestle, der Bundesverband des deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), aber auch mehrere Behörden (RKI, BgVV)
  • Finanzierung: unbekannt
  • Aktivitäten: Nach eigenen Angaben, Beschäftigung „mit der Reglementierung, Verarbeitung und Vermarktung von gv-Pflanzen“. Keine allgemein zugänglichen Informationen über Aktivitäten erhältlich. 2005: Mitorganisation des InnoPlanta-Forum.

Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter


Hier geht es ums Geld. Der BDP ist Industrievereinigung und Lobbyverband derer, die Pflanzen züchten und damit möglichst viel Geld verdienen und Marktmacht erzeugen wollen.

Im Original: Selbstdarstellung des BDP
Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V. (BDP) engagiert sich in der EU, im Bund und in den Ländern. Er bündelt die Interessen seiner 130 deutschen Mitglieder, bei denen es sich um landwirtschaftliche und gartenbauliche Züchtungs- und Handelsunternehmen handelt. Seit fast 60 Jahren ist der BDP die berufsständische Vertretung der deutschen Pflanzenzuchtunternehmen.

Als Melkkuh kommen vor allem die in Frage, die das Saatgut abnehmen oder - als Konkurrenz - auch selbst züchten könnten. Also vor allem die Bäuerinnen und Bauern des Landes. Patente, Nachbaugebühren und mehr sind die typischen Themen des Verbandes mit Sitz in Berlin.

Im Original: Kampf um Patente und Lizenzgebühren
Die Agrarwirtschaft steht vor großen globalen Herausforderungen, zu deren Lösung die moderne und leistungsfähige Pflanzenzüchtung einen wichtigen Beitrag leisten kann. Voraussetzung hierfür ist der starke Schutz des Geistigen Eigentums, der es den Züchtungsunternehmen ermöglicht, in Forschung und Entwicklung zu investieren.

Die Struktur mit vielen leistungsfähigen Unternehmen, die ständig verbesserte Sorten entwickeln, macht Deutschland zu einer der führenden Züchtungsnationen der Welt. Dem Schutz geistigen Eigentums kommt für die Sicherung dieser Leistungsfähigkeit eine besondere Bedeutung zu. ++ Quellen: Internetseiten des BDP, Zitat 1 ++ Zitat 2

Für die Patentanmeldungen hat der BDP seinen Mitgliedern eine eigene Serviceagentur zur Seite gestellt: "Die Gesellschaft für den Erwerb und die Verwertung von Schutzrechten (GVS) unterstützt die BDP-Mitglieder in Fragen rund um den Schutz des geistigen Eigentums."

Gentechnik ist ein Thema von vielen. Im Vorstand sitzt mit Philipp von der Bussche (KWS-Vorstandschef) nur ein Vertreter eines Gentechnikkonzerns, dazu weitere aus Firmen, die auch mit gentechnisch verändertem Saatgut experimentieren oder handeln. Die politische Position hier ist aber eindeutig - obwohl es gute Gründe für konventionelle Züchter geben könnte, vor einer unkontrollierten Ausbreitung der gv-Saaten Angst zu haben. Sie haben aber im BDP kein Gewicht - wie in anderen Dach- und Lobbyverbänden auch. Der BDP sieht sich als Überbringer der guten Nachrichten vom Durchmarsch der Gentechnik, die nur durch böse FeldbefreierInnen und die faktenferne Politik in Deutschland gefährdet sei. Sonst gäbe es nur Gutes zu vermelden: "Grüne Gentechnik setzt sich weltweit durch" und "Grüne Gentechnik auch in Europa etabliert" liest sich das auf den Internetseiten des BDP.
Angesichts der Probleme, die die Gentechnik ZüchterInnen bringen könnte, ist die einseitige Orientierung des BDP überraschend. Offenbar gibt es auch kaum innerverbandliche Probleme. Ganz im Gegenteil: Der BDP mischt regelmäßig auf sehr einseitigen Veranstaltungen mit - und zwar an vorderster Stelle. Zu im Gentechnik-Werbezelt auf den DLG-Feldtagen (Foto unten) und bei der dortigen Pressekonferenz am 20.6.2012. Beide Einladungen lagen auf der BDP-Internetseite.


Zudem sucht der BDP nach Wegen, die Vorgabe der Koexistenz zu umschiffen. Grenzwerte heißt das Zauberwort. Einerseits wird nach Wahlfreiheit gerufen - um die Gentechnik anwenden zu dürfen. Andererseits wird das Problem, dass bei Anwendung der Gentechnik keine Wahlfreiheit mehr existiert, mit schmutzigen Tricks gelöst. Gentechnikfrei soll sein, was nicht allzuviel Gentechnik enthält. Gentechnikfreiheit kann es nicht geben, weil sich gentechnische Veränderungen in der Natur selbständig ausbreiten - das weiß auch der BDP. Als 2010 vielfach verunreinigtes Maissaatgut auftauchte, forderten mehrere Lobbyisten auf Initiative des BDP: "Der aktuelle Fall von vermeintlichen Spuren einer gentechnischen Veränderung in konventionellem Saatgut der Firma PIONEER HI-BRED zeigt erneut, dass Schwellenwerte für Saatgut dringend erforderlich sind. Umweltverbände fordern stattdessen das Unmögliche: Wer dem Verbraucher 100%ige Reinheiten verspricht, täuscht ihn vorsätzlich." (Pressemitteilung am 11.6.2010 ++ der BDP hatte schon einige Tage vorher allein eine ähnliche Pressemeldung herausgegeben)

Keinerlei Informationen lassen sich den BDP-Internetseiten über ein Gremium entlocken, dass in den Seilschaften deutscher Gentechnik aber recht wichtig sein dürfte: Der Informationskreis Gentechnik - ein Gremium der Vernetzung mit den VersuchsbetreiberInnen und anderen AnwenderInnen, die draußen die gv-Saat in die Erde bringen. Dass er existiert, ist unstrittig:
  • In einer parlamentarischen Anfrage an die Bundesregierung, was diese zum Schutze der Genversuchsfelder tue, antwortete diese am 4. Juli 2001, es bestünden "intensive Kontakte zu den versuchsdurchführenden Firmen und zu dem vom Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) initiierten 'Informationskreis Gentechnik'".
  • In einer Liste der Ämter und Aktivitäten der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft wird für Dr. Martin Müller aufgezählt: "Mitglied des Informationskreises Biotechnologie und Gentechnik des BDP (Bund Deutscher Pflanzenzüchter)"
  • Im Finanzantrag (Aufstockung 2008) der Universität Gießen an den PTJ Jülich für ihre vermeintliche Sicherheitsforschung mit transgener Gerste werden Fahrten zu dem Informationskreis des BDP in Höhe von 3.000 Euro benannt (siehe rechts).
  • In einer Bundestagsdrucksache wird der Informationskreis schon im Jahr 2001 erwähnt (Nr. 14/6499). Die Frage 47 lautete: "Was unternimmt die Bundesregierung, um die deutsche Wirtschaft vor der Manipulation und Zerstörung gentechnischer Freilandversuche durch Gentechnikgegner zu schützen?". Die Antwort: "... Ferner bestehen intensive Kontakte zu den versuchsdurchführenden Firmen und zudem von Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) initiierten "Informationskreis Gentechnik."

Drei Schwerpunktthemen treiben die Lobbyisten bei der Agro-Gentechnik um. Da sind zum einen die Patente und der Schutz des vermeintlichen geistigen Eigentums der Firmen, die neue Pflanzen entwickeln - klar: Der BDP vertritt die Profitinteressen seiner Mitglieder. Das überrascht also nicht. Auch das zweite Thema passt ins Portfolio eines Interessensvertreters derer, die mit Saatgut Geld machen wollen - auch wenn es wieder die typische Situation aller Dach- und Lobbyverbände ist, dass in den Spitzen die Agro-Gentechnik einseitig befürwortet wird, während es unter den Mitgliedsfirmen etliche geben dürfte, die bei einer weiteren Auskreuzung und damit dem Wegbrechen des gentechnikfreien Saatgutmarktes in erhebliche Schwierigkeiten kommen würden. Halten sie von sich aus die Klappe oder werden sie mundtot gemacht? Jedenfalls kämpft der BDP nicht nur wie ein Löwe dafür, dass Gentechnik verwendet werden darf, sondern auch dafür, dass legalisiert wird, dass diese Gentechnik dann auch bisher gentechnikfreie Bereiche verseuchen darf. Dabei gibt der BDP offen zu, dass Koexistenz gar nicht möglich ist: "Landwirtschaft ist kein geschlossenes System!" Je mehr GVO in die Umwelt kommen, desto mehr wird auch alles andere durchmischt. Sagt der BDP! Vor zwei Jahren hätte der das noch als unsachliches Geschwätz emotionaler Technikfeinde abgetan. Doch der Erkenntnisgewinn führte beim Züchter-Bundesverband nicht zu einer Kehrtwende politischer Forderungen, sondern zum Gegenteil. Wenn ohnehin alles verseucht wird, müssen auch die Gesetze daran angepasst werden: Bitte höhere Grenzwerte, so die Forderung!

Im Original: Für Schwellenwerte, die Gentechnik ermöglichen
Aus dem Faltblatt "Saatgutschwellenwerte"
Landwirtschaft ist kein geschlossenes System! Je mehr der Anbau von GVO’s in Europa und weltweit zunimmt und je intensiver der Handel mit GVO-Pflanzenmaterial betrieben wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit von Einträgen in konventionelles Saatgut. ...
Der BDP fordert die Bundesregierung auf, sich für die Festlegung praktikabler Saatgutschwellenwerte einzusetzen ...


Aus dem Kapitel "Mais" im BDP-Geschäftsbericht 2009/10 (S. 27)
Die hohe Zahl der Verdachtsfälle 2009 trotz aller Bemühungen der Unternehmen und die ständig steigenden Anbauflächen mit gentechnisch veränderten Pflanzen weltweit machen deutlich, dass eine verbindliche und pragmatische Regelung für einen Vollzugsschwellenwert für das zufällige Vorhandensein von zugelassenen bzw. sicherheitsbewerteten, aber in der EU noch nicht zugelassenen Events im Saatgut angewendet werden muss.

Auffällig wird der BDP regelmäßig mit niveaulosen Ausfällen gegenüber GentechnikgegnerInnen. ...

Der BDP ist nicht nur selbst Knoten im Geflecht der Gentechnik-Seilschaften, sondern organisiert auch neue Knoten, z.B. das Innovationsforum Pflanze - ein reiner PR-Gag, um unter klangvollem Namen mal wieder die üblichen politischen Forderungen stellen zu können.

Innovationsforum Pflanze
Maßgeblich ist der BDP in einem weitern Netzwerk, das alle AkteurInnen der Agro-Gentechnik verbindet: Das Innovationsforum Pflanze, das mit den "Petersberger Thesen" eine gemeinsame politische Position veröffentlichte, die erneut ganz typisch für die Lobbypositionen sind. Damit gentechnische Verseuchungen die Risikotechnik nicht aufhalten, sollen Grenzwerte her, die Hindernisse ausräumen - sagt These 10: "Produktzulassungen müssen auf wissenschaftlicher und gesetzlicher Basis erfolgen. Sie müssen beschleunigt werden, um den Unternehmen ein schnelles ' Return on Investments' zu ermöglichen und für Landwirtschaft und Verbraucher innovative Produkte zur Verfügung stellen zu können. Dazu zählt auch die Festlegung praktikabler Saatgutschwellenwerte für das unbeabsichtigte Vorhandensein von GVOs in Saatgut." Das alles soll dem Profit dienen - dank Patenten: "Die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Schutz geistigen Eigentums müssen so ausgestaltet sein, dass sie zum einen den Zugang zu Innovationen für darauf basierende Weiterentwicklungen ermöglichen und zum anderen einen effektiven Schutz gewährleisten." Und wem dient das alles? Nicht der Umwelt, nicht den LandwirtInnen, sondern: Deutschland! Sagt These 11: "Diese wissensbasierte Bioökonomie wird die Agrarwirtschaft global wettbewerbsfähiger machen, die Rohstoffbasis für die Industrie zukunftssicherer gestalten und die Innovationskraft Deutschlands langfristig sichern."
Der illustre Kreis, der solche Thesen verfasst, ist ein weiterer Treffpunkt von GentechnikanwenderInnen in Universitäten, MitarbeiterInnen von Behörden, VertreterInnen privater Unternehmen aus der Pflanzenzüchtung und der Lobbyverbände. Im März 2009 fanden sie sich auf dem Petersberg in Bonn zum Innovationsforum Pflanze zusammen und verabschiedeten die „Petersberger Thesen zur Zukunft der Pflanzenforschung”. Nach Darstellung in einer Pressemitteilung des Bundes Deutscher Pflanzenschützer (BDP) vom 8.4.2009, dessen VertreterInnen zu den UnterzeichnerInnen der Thesen zählen, sind die Petersberger Thesen „Richtschnur für Administration, Wissenschaft und Wirtschaft zur Zusammenführung der entsprechenden Wissenschaftsgebiete und Wirtschaftsbranchen.” Unklar bleibt, in welchem Rahmen die WissenschaftlerInnen, WirtschaftvertreterInnen und MitarbeiterInnen der Verwaltung in Bonn zusammenkamen, wer eingeladen hatte beziehungsweise wurde, und mit welcher Autorität die Unterzeichner ausgestattet waren. Anwesend waren Thomas Altmann und Andreas Graner vom IPK, ForscherInnen vom Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie, vom Forschungszentrum Jülich und von Fraunhofer-Institut, FirmenvertreterInnen von KWS, Bayer und weiteren Züchtern, Prof. Friedt, der an der Uni Gießen gv-Pflanzenversuche durchführt, Frank Ordon vom überall in den Seilschaften mitwirkenden Julius-Kühn-Institut und der Präsident des BDP, Kartz von Kameke. Bemerkenswert ist zudem, dass Begriffe wie „Grüne Gentechnik” strikt vermieden wurden.

Richtig spaßig wird es, wenn mensch sich die internen Gremien des BDP anschaut. Da gibt es sogar eine "Arbeitsgruppe Ökologischer Landbau". Laut BDP-Geschäftsbericht2009/10 (S. 47, siehe auch rechts) sitzen dort 12 Personen, alles Männer. Vorsitzender ist Dr. Reinhard von Broock aus Bergen. Da sitzt die KWS Tochter Lochow-Petkus GmbH und betreibt einen Öko-Saatguthof. Von Broock ist klarer Verfechter der Agro-Gentechnik. In einem Beitrag zum Diskurs "Grüne Gentechnik" des zuständigen Ministeriums BMELV am 7. und 8. Mai 2002 in Mayschoß schrieb er unter anderem, der Einsatz von Totalherbiziden in Verbindung mit gentechnisch veränderten Pflanzen "erlaubt die Abkehr vom 'sauberen Acker' und lässt Kräuter neben der Kulturpflanze zu". Da Züchtung nach seiner Auffassung die Biodiversität erhöhe, sieht er bei gentechnischen Methoden "keinen Hinweis darauf, wie sie den Einfluss der Züchtung auf die Biodiversität verändern könnten." Denn "an den Prinzipien der Pflanzenzüchtung ändern gentechnische Methoden nichts."
Von Broock ist nicht die einzige seltsame Person in einem Ökolandbau-Arbeitskreis. Der nächste in der Liste, Axel Altenweger, arbeitet auch bei der KWS Lochow-Petkow, ebenso Erhard Ebmeyer. Dr. Carl Bulich agiert für einen Tochterverein des BDP, nämlich die Gemeinschaft zur Förderung der privaten Pflanzenzüchtung e.V. (GFP). Das ist quasi ein PR-Verein im PR-Verein. Ebenfalls mehrfacher Funktionär im Netz des BDP ist Gisberg Gley. Er wird als Ehrenmitglied geführt und war ab 1997 Vize-Chef des BDP. Zum 65. Geburtstag bescheinigte ihm der BDP, er "setzte sich stets leidenschaftlich für die Entwicklung und praktische Umsetzung der Biotechnologie und Gentechnik ein." Praktische Umsetzung dieser Gentechnik-Leidenschaft fand er aber nicht nur unter dem Deckmantel Öko-Landbau beim BDP, sondern "entscheidenden Einfluss übt er als Mitglied des Genbankbeirates des Institutes für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) bei den Weichenstellungen für den Erhalt und die Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen aus". So wird auch personell klar, warum neben diese empfindliche Stelle, wo Saatgut unverändert erhalten bleiben soll, mehrfach Genversuchsfelder gelassen wurden.
Der Rest stammt vor allem aus Saatzuchtunternehmen. Mindestens für zwei weitere (SES und Norika) lassen sich Aktivitäten auch mit der Gentechnik nachweisen.

Gesellschaft für Pflanzenzüchtung (GPZ)
Im aktuellen Vorstand (Stand: 2010) ist Prof. Dr. Chris-Carolin Schön vom Lehrstuhl für Pflanzenzüchtung der WZW Weihenstephan als Präsidentin und - wen wundert's? - ein JKI-Funktionär, bei der GPZ als geschäftsführender Vizepräsident tätig, nämlich Frank Ordon.

Weitere Vorstandsmitglieder sind Gerhard Wenzel, TU Weihenstephan (war 2008 und 2009 amtierender Vizepräsident), Prof. Dr. Christian Jung von der Universität Kiel und Dr. Erhard Ebmeyer aus Bergen-Wohlde. Damit sind etliche keine Unbekannten. ... sitzen gleichzeitig in der ZKBS, die als - eigentlich unabhängige - Fachkommission Freisetzungen von gentechnisch veränderten Pflanzen begutachtet ...

Auch unter den Ehrenmitgliedern finden sich alte bekannte: Andreas Büchting, Aufsichtsratschef von KWS, und Ulrich Wobus vom IPK in Gatersleben, der die dortigen Genversuchsfelder neben der Saatgutbank zu verantworten hatte. Noch besser die Fördermitgliederliste. Sie reicht von den großen Konzernen wie BASF Plant Science Holding GmbH, KWS Saat AG, Monsanto Agrar Deutschland GmbH, Pioneer Hi-Bred, Northern Europe GmbH und Syngenta Seeds GmbH über den Lobbyverband Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V. bis zu Saatzüchtern, die auch Gentechnik nicht verschmähen, wie die Friedrich Strube Saatzucht KG.
Die Liste der Arbeitsgemeinschaften fällt ebenso eindeutig aus. Wo immer Gentechnik ein Thema ist, finden sich auch deren AnwenderInnen in führenden Posten - wie etwa Prof. Friedt der Uni Gießen. Beunruhigend: Auch hier ist wieder einer der beiden Chefs der Genehmigungsbehörde BVL dabei: Detlev Bartsch (Quelle: Datenblatt zur Person bei der EFSA).


Aus der Internetseite der GPZ


Im Original: Selbstdarstellung der GPZ
Die Gesellschaft für Pflanzenzüchtung wurde 1991 in Göttingen gegründet. Sie entstand als wissenschaftliches Forum der Pflanzenzüchtung nach der Wiedervereinigung Deutschlands aus einer Arbeitsgemeinschaft der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften und einer entsprechenden Vereinigung in der ehem. DDR. Ihre Mitglieder sind Wissenschaftler und in wissenschaftlichen Bereichen der Züchtungsforschung und der Saatzuchtwirtschaft Tätige im deutschen Sprachraum.Die Gesellschaft für Pflanzenzüchtung veranstaltet alle zwei Jahre an wechselnden Orten einen wissenschaftlichen Fachkongress. Sie lädt in regelmäßigem Abstand zu allgemeiner Diskussion und Demonstration wissenschaftlicher Arbeiten in 19 verschiedenen Arbeitsgruppen ein. Diese Treffen sind gleichermaßen methodischen Fragen, z.B. aus Biometrie und Bio-informatik, Züchtungstheorie, Cytogenetik, Biotechnologie und Genomanalyse, Krankheitsresistenz, Leistungs- und Stressphysiologie, wie spezifischen Objektproblemen, z.B. bei Getreide, Mais, Rüben, Kartoffeln, Ölsaaten, Futterpflanzen und Gräsern, Gemüse, Zierpflanzen und Gehölzen, gewidmet. Zur Nachwuchsförderung vergibt die Gesellschaft den Kurt von Rümker-Preis; sie führt Seminare zur Schulung von Saatzuchttechnikern durch. Sie pflegt in gemeinsamen Veranstaltungen den interdisziplinären Austausch mit benachbarten Fachgesellschaften und Forschungsinstitutionen, insbesondere mit ihrer "Muttergesellschaft", der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften, mit der sie auch gemeinsame Arbeitsgemeinschaften, wie die AG 'Sorten- und Saatgutwesen' und die AG 'Ertrags- und Streßphysiologie', verbinden.

Arbeitsgruppe "Geschichte der Pflanzenzüchtung" der GPZ
Noch ein Knotenpunkt - und wieder treffen sie aus allen Richtungen aufeinander. Eine Internetseite der GPZ informiert "... über die von einer Arbeitsgruppe (Vorsitz: Dr. E. Brecht, Bürgermeister) begonnene Erarbeitung eines Memorandums zur Errichtung eines 'Science Center Pflanze' in der Welt-Kulturerbe-Stadt Quedlinburg. Neben Vertretern der BTU Cottbus (Architektur), des IBA-Büros Dessau und der Stadt Quedlinburg gehören dieser AG aus Fachkreisen an: Prof. Wobus (IPK Gatersleben), Prof. Ordon, Prof. Schiemann, Dr. Schumann (JKI Quedlinburg), Dr. Katzek (BIO Mitteldeutschland), Prof. J. Rimpau (Rat f. nachhaltige Entwicklung Berlin), W. von Rhade (NORDSAAT Böhnshausen), Dr. Meinel (Heimburg) und Prof. W. Rimpau (Berlin)."

Über die Ziele des Science Centers heißt es bei der GPZ verschleiernd: „Es könnte ein Ort der Geschichte der wissenschaftlichen Archive und historischen Objekte, der Kommunikation über Ernährung und der Produktion von Nahrungsmitteln … sein.“ Ein Blick auf die andere Seite vermittelt aber längst Klartext. So wurden nach einer Presseinfo der Stadt Cottbus vom 13.9.2007 "20 Arbeiten zum Entwurf eines Science Centers für grüne Gentechnik in Quedlinburg" an der Uni ausgestellt. Denn "Quedlinburg braucht eine neue Perspektive, die über den nur auf die Vergangenheit fixierten Status als Welterbe-Stätte hinausgeht. Eine solche Perspektive soll ein Science Center für grüne Gentechnik in Quedlinburg bieten, dessen Gestaltung Aufgabe der Diplomanden ist. Gentechnische Veränderung von Pflanzen zur Steigerung der weltweiten Erträge bei der Produktion von Nahrungsmitteln und die Frage nach natürlichem Wachstums- oder Schrumpfungshilfen für Pflanzen sind Themen, die in der öffentlichen Diskussion stehen und einen hohen Aufklärungsbedarf haben."

Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie
Die VAAM ist ein Zusammenschluss von ca. 3000 Mitgliedern. "Die VAAM-Jahrestagung, mit ca 1200 Teilnehmern, wird immer mehr zu dem wichtigsten Treffpunkt in der Mikrobiologieszene", sagt der Verein selbst. Die großen Gentechnikkonzerne sind mit im Boot: "Die Sponsoren der VAAM-Promotionspreise sind zur Zeit: BASF, Bayer Schering, Evonik Degussa, New England Biolabs, Sanofi-Aventis", heißt es auf der vereinseigenen Internetseite. Christoph Tebbe vom staatlichen Forschungsinstitut, gleichzeitig einer der vier deutschen VertreterInnen bei der EFSA-GMO-Arbeitsgruppe, ist dort Mitglied.

Arbeitskreis Deutsche In Vitro Kulturen (ADIVK)
Dieser selten öffentlich auftretende Kreis ist nach eigener Darstellung "eine Sondergruppe im Zentralverband Gartenbau e.V." Wer in die Liste seiner Mitglieder guckt, erspäht einen ziemlich alle Teile verbindender Knoten deutscher Gentechnikseilschaften. Bundes- und Landesfachbehörden, darunter mehrfach das hochverfilzte Julius-Kühn-Institut, das IPK und etliche gentechnikbetreibende Universitätsinstitute sitzen dort neben den für Deutschland typischen Kleinfirmen, KWS und Syngenta. Die Arbeitsgruppe "In Vitro Züchtung" leitet Prof. Max-Bernhard Schröder, zudem ist er Kontaktadresse für den Förderpreis, der für In Vitro Arbeiten (= im (Reagenz-)Glas) an Pflanzen vergeben wird. Im Hauptberuf arbeitet er an der weitgehend staatlichen Forschungsanstalt Geisenheim. Schwerpunkt seiner Lehrveranstaltungen dort ist ein "Modul Biotechnologie der Pflanzen", gemeint vor allem bei Wein und in der Weinherstellung. Zudem ist er laut DENIC Halter der Internet-Propagandaseite www.gruene-biotechnlogie.de, die allerdings inzwischen offline ist.
Die Jahreshauptversammlung im September 2010 in Hannover hatte zwei Ansprechpartner, darunter der als lauter Propagandist bekannte Hannoversche Professor Jacobsen. Das Tagungsprogramm zeigte Einseitigkeit:


Aus der Tagungseinladung zur Jahrestagung der ADIVK


Gesellschaft für Pflanzenbiotechnologie
Weiter im Reigen der vielen Knotenpunkte deutscher Agro-Gentechnikseilschaften. Der als Gentechnikpropagandist rührige Prof. Jacobsen aus Hannover ist denn auch selbst Chef einer solchen Connection im Netz der Behörden, Firmen und ForscherInnen. Der von ihm geleitete Verein heißt "Gesellschaft für Pflanzenbiotechnologie". Im Vorstand sitzen auch JKI und einige Universitätsleute, früher auch IPK und die Saaten-Union. Die Gesellschaft war an der Tagung der ADIVK beteiligt (siehe oben).

Deutsches Maiskomitee e.V. (DMK)
Mais ist dank des MON810 das zentrale Thema der Agro-Gentechnikdiskussion. Die in intensiven Plantagen angebaute Pflanze ist aber schon deutlich länger ein Symbol der Industrialisierung von Landwirtschaft. Monokulturen, Massentierhaltung, Biosprit - das und mehr ist eng mit dem Mais verbunden. Das nun soll ausgebaut werden - findet das Deutsche Maiskomitee: "Ein vollkommen neues und vielversprechendes Feld für weitere Züchtungsfortschritte liegt mit der Entwicklung und Nutzung von bio- und gentechnologischen Methoden vor uns. Diese Methoden ermöglichen sowohl neue Techniken zur Beschleunigung der Generations- bzw. Züchtungszyklen als auch die Entwicklung von neuen und bislang im Mais nicht vorhandenen zusätzlichen Eigenschaften." Das DMK, trotz erkennbarer reiner Industrielobbyarbeit gemeinnützig, will dem gv-Mais zum Durchbruch verhelfen und bemüht die gleichen Gedankengänge wie viele andere Lobbyisten auch:

  1. Auskreuzung ist nicht zu verhindern.
  2. Wir brauchen Grenzwerte, die die totale Verseuchung erlauben.
  3. Nur das ist Wahlfreiheit.
  4. Lasst uns alle sachlich sein!

Im Original: Deutsches Maiskomitee auf seinen Internetseiten
Gentechnik als Bestandteil der Maiszüchtung
Die Anwendung der Bio- und Gentechnik in der Pflanzenzüchtung hat auch in Deutschland mittlerweile festen Fuß gefaßt. Vorbehalte und Bedenken gegen den Einsatz der Gentechnologie seitens der Öffentlichkeit sind ernst zu nehmen. Es muß jedoch verhindert werden, daß die Anwendung der Gentechnik aus ideologischen Gründen behindert wird. Der Dialog muß ehrlich und glaubwürdig geführt werden um den volkswirtschaftlichen Gesamtnutzen zu erfassen.
Durch jüngste politische Entscheidungen ist der Anbau gentechnisch veränderten Maises in Deutschland verboten worden.
Die gegenwärtige unbefriedigende Situation leidet vor allem unter dem fehlenden Rechtsrahmen zur Kennzeichnung von Lebensmittelprodukten (Novel-Food) auf der Basis von plausiblen Schwellenwerten.


Eine interessante Konstellation gibt es im Vorstand: Per Amt gehört der Vorsitzende der Abteilung Mais im Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter auch dem Vorstand des Deutschen Maiskomitees an. Im Vorstand sitzt zudem mal wieder ein staatlicher Agrarforscher, der eigentlich unabhängig sein sollte: Prof. Dr. Christian Gienapp, Direktor der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit Sitz in Güstrow.
Der jährlich ausgeschriebene DMK-Förderpreis für Hochschulabsolventen und Nachwuchswissenschaftler offenbart die Orientierung auf Profitinteressen. "Ziel ist die möglichst kurzfristige praktische Umsetzbarkeit der dabei gewonnenen neuen Ergebnisse und Innovationen in einzelbetriebliche oder gesamtwirtschaftliche Nutzenvorteile."

Und immer mehr davon ...
Fast alles ist ideologisch, vieles dreist, manches klingt verzweifelt. Die Millionen für Propaganda und pseudowissenschaftliche Ergüsse erreichen die Köpfe nicht. Umfragen zur Agro-Gentechnik bleiben stabil. Die Reaktion: Felder mit autoritären Mitteln auch gegen den Willen der Bevölkerung durchsetzen und noch mehr Gehirnwäsche - denn anders lassen sich die PR-Strategien der GentechniklobbyistInnen wohl kaum bezeichnen. Es wird weitere Lobbyverbände geben - offen sichtbar oder getarnt. Es wird darauf ankommen, ihre Tricks zu durchschauen. Ihre Inhaltsleere verstecken sie hinter der Kritik an der vermeintlichen Inhaltsleere der Gentechnikkritik. Sie inszenieren sich als Gegner ideologischer Debatten und fordern eine sachliche Diskussion. So fällt nicht gleich auf, dass sie es vor allem sind, die genau so agieren. Argumente für die Agro-Gentechnik benennen sie nicht. Offenbar ist ihnen selbst klar, dass es keine gibt - außer der Macht über Land und Saatgut. Aber das werden sie so offen nicht zugeben. Es bleibt ihnen also nur die alte Kriegsstrategie: Angriff ist die beste Verteidigung.



Filz in der Deutschen Forschungsgemeinschaft (wichtiger Geldgeber)


Vorstand des Institut für Agrobusiness mit Firmen-, Behörden- und Lobby-Leuten

Und wieder der Blick auf die gentechnikkritikschen Parteien und Verbände:
Die sind in den meisten Lobbyverbänden nicht dabei. Nur für das Forum Bio- und Gentechnologie gilt das nicht ganz. Denn deren AkteurInnen stammen zum Teil aus der Umweltbewegung. Nur vermutet werden kann das für einige der RWTH-Leute, denn es ist kein Geheimnis, dass viele BiologInnen, die heute als WissenschaftlerInnen arbeiten, zu Zeiten studiert haben, als "Öko" angesagt war. Klar ist das aber für das TransGen-Team, z.B. Gerd Spelsberg. Deren Vergangenheit liegt in der Verbraucherinitiative. Die hat sich erst vor kurzem endgültig von dem zur Propagandaplattform mutierten Internetseite www.transgen.de losgesagt.

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