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MENSCH - NATUR - TECHNIK

Was ist Natur?


Was ist Natur? · Technik als Heilsbringer? · Wissen(schaft) & Fortschritt

Philosophisches Wörterbuch, Kröner: "Natur"
Natur ist das, was jedem Seienden von seinem Entstehen her wesentlich ist. Daher wird mit Natur bezeichnet sowohl das ursprüngliche Wesen, der Kern einer Sache wie die Gesamtheit der vom Menschen unangetasteten Dinge.

Eine Natur nach diesen Definitionen gibt es nicht. Sämtliches Leben auf diesem Planeten steht in einer wechselseitigen Beeinflussung, auch wenn manches - gemessen an menschlichen Lebenszeiten - so langsam verläuft, dass es als unveränderbar wahrgenommen wird. Insbesondere der Mensch selbst steht dank seiner umfassenden Kommunikationsmöglichkeiten (Sprache, Geschichtsschreibung usw.) ab Zeugung unter dem Einfluss der äußeren Geschehnisse und wird dadurch geformt. Eine reine "Natur" nach obiger Definition hat ein Mensch also nicht.
Gleiches gilt für die Erde als Ganzes. Alles ist vom Menschen inzwischen überformt worden - und sei es "nur" durch den globalen Eintrag an künstlichen Stoffen über die Atmosphäre.

Philosophisches Wörterbuch, Kröner: "Naturphilosophie"
Gesamtheit der philosophischen Versuche, die Natur zu deuten und zu erklären, sei es unmittelbar aus dem Naturerleben heraus, sei es mit Hilfe der grundsätzlichsten Erkenntnisse der Naturwissenschaften, und zwar zum Zwecke der Zusammenfassung und Vereinheitlichung unseres gesamten Wissens von der Natur, der Klarstellung der naturwissenschaftlichen Grundbegriffe (Substanz, Materie, Kraft, Raum, Zeit, Leben, Entwicklung, Naturgesetz), der methodologischen Erkenntnis der Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten des Naturgeschehens.

Mensch-Natur-Verhältnis
Aus Frigga Haug (2018): "Selbstveränderung und Veränderung der Umstände" (S. 27f)
Die qualitativ neue, spezifisch menschliche Existenzweise beginnt dort, wo Anpassungsleistungen nicht mehr an die Umwelt vollzogen werden, sondern umgekehrt, Umwelt den Menschen angepasst wird, wo also Natur der Natur des Menschen unterworfen wird. Dies geschieht nicht einfach über den Gebrauch von Gegenständen in werkzeugartiger Weise, wie lange angenommen wurde, weil dies bei höheren Tierarten auch schon vorkommt, sondern über den planenden systematischen Einsatz von Werkzeugen, also in der Auffassung von Werkzeugen als Mittel für einen verallgemeinerten Zweck. »Damit sind auch die Voraussetzungen für tradierende Weitergabe und Vervollkommnung, gemeinschaftliche Produktion und gemeinschaftlichen Gebrauch der Werkzeuge, also die gesellschaftliche Werkzeugherstellung gegeben. « (Holzkamp 1973) Die Vergegenständlichung der allgemeinen Zwecksetzung in den Werkzeugen ermöglicht die Akkumulation von Erfahrung, die Ablösung des Erfahrungsschatzes von der Begrenzung durch die unmittelbare Eltern-Kind-Folge. Damit ist der Weg zu einer vorläufig unabsehbaren Höherentwicklung der menschlichen Gattung gegeben und eine andere, nicht phylogenetische, sondern gesellschaftlich-historische Form der Entwicklung und Existenzsicherung. Zugleich zeigt sich, dass also die Produktion des menschlichen Lebens von vornherein gesellschaftlich erfolgt. Im geplanten Eingriff in die Natur, der die Existenz der Gattung und davon abhängig, wenn auch vielfach vermittelt, die des Einzelnen sichert und der durch stets verbesserte Werkzeuge die Erfahrungen von Generationen verarbeitet, setzen sich die Menschen zueinander ins Verhältnis. Diese Unterwerfung der Natur unter die Bedürfnisse des Menschen ist die Arbeit; sie entsteht von vornherein als Zusammenarbeit. Die Tatsache, dass der Mensch nicht nur sich selber der ihn umgebenden Natur anpasst wie alle Lebewesen, sondern dass er umgekehrt die Natur zunehmend nach seinen Bedürfnissen verändert, weist ihn als ein Wesen aus, welches als einziges über artspezifische biologische Potenzen gesellschaftlicher Tätigkeit verfügt. Für den Einzelnen wird es durchschnittlich notwendig, zur eigenen Existenzerhaltung sich die historisch kumulierte Erfahrung anzueignen, so sind die Tätigkeiten nicht nur kooperativ durch die gleichzeitig erfolgende Zusammenarbeit, der durch Werkzeuge vermittelte menschliche Umgang mit der Natur setzt die Vergesellschaftung der Menschen auch in der Vergangenheit voraus. ...
Wahrhaft menschliche Beziehungen entstehen dort, wo die Einzelnen sich zusammentun, um die Welt wohnlicher einzurichten.

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