Stiftung Freiräume

WAS DIE GENTECHNIK-BEFÜRWORTER*INNEN VERSPRECHEN UND WAS DAVON ZU HALTEN IST ...

Einleitung


1. Einleitung
2. Mythos 1: Gentechnik hilft gegen Hunger und Armut
3. Mythos 2: Gentechnik hilft den Landwirt_innen
4. Mythos 3: Gentechnik schützt die Umwelt
5. Mythos 4: Gentechnik fördert Nahrungsqualität und Gesundheit
6. Mythos 5: Fortschritt, Arbeitsplätze und die gerettete Nation
7. Mythos 6: Alles unter Kontrolle - noch keine Schäden oder Unfälle
8. Mythos 7: Alles normal - Gentechnik ist auch nur Züchtung
9. Schwätzer, Hetzer, Bauernfänger
10. Links und Materialien

„Wir brauchen das Geständnis der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds, all der großen Stiftungen, und aller Regierungen, dass wir es seit 30 Jahren alle vermasselt haben, einschließlich mir während meiner Präsidentschaft. Wir haben es vermasselt. Wir lagen falsch damit zu glauben, dass Nahrung wie jedes andere Produkt im internationalen Handel ist. Und wir müssen alle zurück zu einer umweltbewussteren, nachhaltigen Form der Landwirtschaft.“ Ex-US-Präsident Bill Clinton in einer Grundsatzrede für den Welternährungstag am 23. Oktober 2008

Wer in hiesigen Gefilden der Agro-Gentechnik frönt, redet meist nicht gern über Sinn und Unsinn ihrer tollen Erfindungen und Forschungen. Viel leichter scheint es, über andere zu hetzen statt eigenes Verhalten zu begründen. Nicht immer geschieht das so primitiv wie auf der vom Chef-Lobbyisten Uwe Schrader organisierten Demonstration für die Agro-Gentechnik am 17. und 19. April 2009, als nichts zu finden war außer Schilder mit Sprüchen wie "Keine Anarchie!" und "Feldzerstörer raus!". Täglich dreschen Schrader, Jany, Happach-Kasan und die weniger lauten Protagonist_innen der fördermittelsichernden Technik über vermeintlich aus der Urzeit stammender Angst und Technikfeindlichkeit, wähnen wie Menschheit zurück auf den Bäumen (wo sie nie herkamen) und fürchten vor allem um die Vormachtsstellung Deutschlands in der Welt. Zwischen ihren oft schwallartigen Reden voller Phrasen, Ideologien und Hetze predigen sie penetrant eine Sachlichkeit, die bei ihnen aber wenig oder gar nicht vorkommt.
Gelingt es doch einmal, Gentechnikbefürworter_innen dazu zu bewegen, Gründe für ihre Tatendrang pro Gentechnik zu benennen, so benennen sie scheinbare Vorteile bis Heilsbotschaften, sich sich aber schnell als Mythen demaskieren - darunter der heldenhafte Einsatz gegen den Hunger oder der Schutz der Umwelt. Solcher Unsinn ist zwar zigmal widerlegt, und wird auch von einigen Gentechnikbefürworter_innen verworfen, wenn ihnen in hellen Minuten mal der Geist wichtiger ist als das Geld. Aber die Legenden halten sich penetrant. Ebenso gebetsmühlenhaft vorgetragen wird die Behauptung an den meisten Felder, diese dienten der Sicherheitsforschung und Deutschland müsse zum Schutze von Umwelt und Gesundheit die Techniken der anderen überprüfen, um Schaden abzuwenden. Mitmachen, um etwas abzuwenden, ist schon für sich ein seltsames Argument. Aber es stimmt auch nicht: Versuchsfelder werden in Deutschland als Sicherheitsforschung deklariert, um Fördermittel und Akzeptanz zu ergaunern. Tatsächlich ist fast alles Lüge, wie das Kapitel zur Forschung zeigt.
Was aber könnten die Gentechnikakteur_innen sonst machen bei unangenehmen Fragen - wenn nicht lügen? Eine Variante wäre Ehrlichkeit. Also etwa so wie Inge Broer 2006 im WDR. Die gab offen zu, sie mache "hauptsächlich Forschung in der Gentechnik, weil es dafür Geld gibt". Auch Stefan Rauschen, Versuchsleiter eines Feldes der RWTH Aachen, gab in einem Interview 2009 zu, dass er angesichts der hohen Fördersummen, die es für ihn als Wissenschaftler der Biologie nur für die Agro-Gentechnik gäbe, nur noch die Wahl zwischen Gentechnik und Taxifahren hätte. Doch mit solchen Aussagen wäre die öffentliche Debatte kaum zu gewinnen. So versuchen sogenannte Forscher_innen, Lobbyist_innen und Pro-Gentechnik-Politiker_innen, die Debatte mit platten Gegenangriffen abzuwenden, auf nebulöse Expert_innendialoge über chemische Formeln zu verlagern oder über die Rettung der Welt mittels Manipulationen am Erbgut zu schwadronieren. Dann kommen sie doch wieder auf den, "die Heilsversprechen der Gentechnikindustrie", die Ute Sprenger im Auftrag des BUND als "gewaltige PR-Blase aus Heilsversprechen" bezeichnete, um zu tarnen, was sie eigentlich wollen - das "Kerngeschäft absichern: den Absatz von Agrochemikalien". Selbst Top-Wissenschaftler_innen entblöden sich nicht, diese frei in Theken- oder PR-Runden frei erfundenen Behauptungen über die Wunderwirkung der manipulierten Tiere und Pflanzen ständig neu vorzubringen. Offenbar herrscht beständige Ebbe an guten Argumenten, doch der klamme Geldtopf von Instituten und Firmen zwingt zu Bastelarbeiten an der DNA.
Da aber die mangelnde Qualität von Argumenten angesichts der Hilflosigkeit der Agro-Gentechnik-Anwender_innen kein Grund ist, diese nicht zu benennen, lohnt es sich, Aussage für Aussage einem Realitäts-Check zuzuführen. Für alle liegen längst eindeutige Studien vor. Doch nötig sind die nicht. Denn ein Blick auf Aussagen der Gentechniklobby und -konzerne zeigt, dass sie selbst wissen und immer gewusst haben, immer wieder gezielt Lügen zu verbreiten. Raps kann gar nicht auskreuzen, Gerstenpollen gibt es in der Luft nicht, zwei Drittel der Bevölkerung sei für die Agro-Gentechnik und mehr wird behauptet. Zudem werden kritische Argumente gar nicht wahrgenommen. Inge Broer bestätigte das in einem Interview mit dem Laborjournal am 18.10.2011: "Inhaltliche Gegenargumente kenne ich von der Aktivistenseite nicht." Stattdessen ist in internen Papieren zu lesen, dass z.B. ein erhöhter Spritzmittel- bzw. Düngereinsatz sogar das Ziel der Einführung der Gentechnik war. Eigentlich nicht überraschend, denn daran verdienen sie das richtig große Geld. Es war und ist naiv, mit denen um den richtigen Weg zu weniger Leid für Millionen von Menschen und den Schutz der Umwelt zu diskutieren, die an Hunger, Krankheit und Umweltzerstörung verdienen.

Aus der Studie von Ute Sprenger
Während die Firmen im Vordergrund eine gewaltige PR-Blase aus Heilsversprechen aufbauen, entwickeln sie im Hintergrund Pflanzen, die ihr Kerngeschäft absichern: den Absatz von Agrochemikalien. Denn alle „six gene giants“ sind ihrer Herkunft nach Chemieunternehmen, alle erwirtschaften den größten Teil ihres Umsatzes mit Pestiziden.

Aus GM-Watch Nr. 339: 1.200 wissenschaftlich fundierte Studien zeigen negative Auswirkungen von GVO
Der glühende GVO-Befürworter David Tribe hat eine vielzitierte Liste von mehr als 600 Studien publiziert, die seiner Meinung nach „die allgemeine Sicherheit und gesundheitliche Unbedenklichkeit“ von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln unter Beweis stellen. GMO Free USA hat daraufhin eine Aufstellung mit mehr als 1.200 Studien veröffentlicht, in der negative oder potenziell negative Auswirkungen von GVO und den entsprechenden Pestiziden aufgeführt sind.


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Kommentare

Jörg Bergstedt am 04.06.2019 - 11:29 Uhr
Danke für den Kommentar - aber trägt Eulen nach Athen. Die Kritik an der Agrogentechnik war zumindest in "unseren" Kreisen immer eine an den Bedingungen, unter denen diese Technik entwickelt und verwendet wird. Das steht auch schon auf diesen Seiten, nämlich unter "Herrschaftskritische Warnung" auf www.projektwerkstatt.de/index.php?domain_id=22&p=12912.

Sollux am 03.06.2019 - 22:33 Uhr
Es gibt keine einzigen Hinweis darauf, dass Gentechnik in irgendeinerweise per se schädlich wäre.

Das heißt nicht, dass diese Technologie nicht missbraucht werden kann oder Fehler praktiziert werden können. Im Gegenteil: Man kann bekanntlich alles ins Schlechte verkehren und toxisch werden lassen.

Per se ist an Genmanipulation nichts auszusetzen.


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