Gewaltfrage

THEORIE FÜR ANARCHIE. EIN UPDATE

Emanzipation: Der Mensch im Mittelpunkt


1. (Neue) AnarchistInnen braucht das Land!?
2. Herrschaftsanalyse modernisieren
3. Wissensbasierte Radikalität
4. Emanzipation: Der Mensch im Mittelpunkt
5. Das neue Subjekt: Alle, aber unterschiedlich
6. Strategie für die Anarchie
7. Seiten zur Anarchie auf www.projektwerkstatt.de und anderswo

Emanzipation heißt, die Geschehnisse, Beziehungen und Verhältnisse aus dem Blickwinkel der einzelnen Menschen und ihrer freien Zusammenschlüsse zu betrachten - und eine Politik zu betreiben, die diesen maximale Freiheiten und Handlungsmöglichkeiten gibt, ohne Privilegien und Benachteiligungen. Alle Menschen sollen wählen aus allen Möglichkeiten, aber sich frei und ihrer Eigenart entsprechend entscheiden, was sie wollen.


Anarchie ist die radikalste Form der Emanzipation
Anarchie will Emanzipation überall. Nichts soll übrig bleiben außer den Menschen und ihren freien Zusammenschlüssen. Das setzt in jedem Fall das Ende aller Herrschaft in allen Formen voraus, d.h. auch die Überwindung von Zurichtungen, Zwängen, Rollen und allen Formen der Fremdsteuerung, das Aus aller nicht gleichberechtigt beeinflussbaren Normen und Diskurse und ein Ende jeder Stellvertretung und Vereinnahmung. Hinzu kommt die Aneignung von und Schaffung gleicher Handlungsmöglichkeiten, denn der Zugriff auf alles Wissen, alle Produktionsmittel und Ressourcen muss für alle Menschen gleich möglich sein. Wer wann was nutzt oder - bei Wissen und kopierbaren Ressourcen - sich aneignet, ist Sache der Einzelnen und ihrer freien Vereinbarungen. Damit die gleichen Handlungsmöglichkeiten auch tatsächlich bestehen, sind Zugangserleichterungen nötig, wenn Menschen aufgrund von Sprache, Handicaps, Alter oder aus anderen Gründen sonst geringere Chancen hätten. Schließlich wäre Anarchie eine Welt, in der viele Welten Platz haben. Insgesamt, in allen großen Subräumen der Gesellschaft und in möglichst vielen weiteren sollte gelten, dass sie alle eine interne Vielfalt ermöglichen, innerhalb derer sich die Menschen wiederum unterschiedlich organisieren können. Eine Anarchie muss immer so beschaffen sein, dass in ihr fünf Gleichgesinnte auf freier Vereinbarung einen König wählen und für sich monarchisch leben dürfen. Darum muss die Anarchie den Gesamtrahmen stellen, denn in der Anarchie ist die Monarchie als Subraum möglich. Umgekehrt nicht.

Anarchie ist aber nicht die einzige Form der Emanzipation
Es wäre nun aber schädlich, wenn aus dem Willen zur Radikalität ein Alleinvertretungsanspruch oder per se ein konkurrierendes Verhältnis zu anderen politischen Richtungen erwachsen würde. Die stete Analyse und Demaskierung von Herrschaftsverhältnissen ist ein notwendiges Merkmal der Anarchie, aber es gibt andere Richtungen, die in Teilbereichen nach emanzipatorischen Ideen streben oder Vorschläge für einzelne Verbesserungen machen. Das widerspricht der anarchistischen Idee nicht, wenn diese auch immer darüber hinausstrebt und sinnvollerweise das auch benennt, um Akzeptanz für die weitere Entwicklung zu schaffen.
Kollektive Identitäten, Stellvertretung und Vereinnahmung sind Formen hierarchischer Organisierung und müssen daher auf Widerspruch von AnarchistInnen treffen. Der Verzicht auf sie kann horizontale Kooperation zudem vereinfachen, da sie einem Kontakt sonst im Wege steht und die Zeit gespart werden kann, die das Ringen um optimale Präsenz der eigenen Label in der Öffentlichkeit regelmäßig vergeudet.

Freie Kooperation zwischen Menschen, aber auch zwischen frei gewählten Gruppen ist projekt- und themenbezogen. Sie können auch eingegangen werden, wenn in anderen Themenfeldern keine Übereinstimmung besteht. Wie die Binnenstrukturen einer Welt, in der viele Welten Platz haben, ist auch die Frage von Bündnissen und Kooperationen ein wilder Dschungel des Eingehens und Beendens von Kontakten und Zusammenarbeit.

Aus Fromm, Erich (1985): "Über den Ungehorsam", dtv München
Der humanistische Sozialismus ist ein System, in dem der Mensch das Kapital und nicht das Kapital den Menschen beherrscht; in dem der Mensch seine Lebensumstände und nicht die Lebensumstände den Menschen beherrschen; in dem die einzelnen Mitglieder der Gesellschaft planen, was sie produzieren wollen, anstatt daß die Produktion sich nach den Gesetzen der unpersönlichen Mächte des Marktes und des Kapitals mit dem ihnen eigenen Bedürfnis nach maximalem Profit richten. ... (S. 89)
Sozialismus muß radikal sein. Radikalsein heißt an die Wurzel gehen; und die Wurzel ist der Mensch. Heute sitzen die Dinge im Sattel und reiten den Menschen. Der Sozialismus möchte den Menschen, den ganzen, schöpferischen, wirklichen Menschen wieder in den Sattel heben. (S. 103)


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