Gewaltfrage

ZWANGSPSYCHIATRIE STILLLEGEN! AKTIONEN, ENTHÜLLUNGEN, GEGENSEITIGE HILFE

Berichte


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  • Filme von Aktionen und Redebeiträgen auf Demos gegen die Zwangspsychiatrie

Protestkundgebung zum Hessichen Maßregelvollzugsgesetz
Demo gegen Zwangsmedikamentierung, Fixierung und Isolation in hessischen Psychiatrien:
Donnerstag, 12.3.2015, um 13 Uhr 13 Uhr am Wiesbadener Rathaus unweit der Bannmeilengrenze

Im Original: Der Pressetext zur Demo
Weg mit der unmenschlichen Zwangsbehandlung!
Betroffene und Unterstützer_innen wollen am 12. März in Wiesbaden gegen Zwangsmedikamentierung, Fixierung und Isolation in hessischen Psychiatrien demonstrieren

Ein Ende des perspektivlosen Dauereinsperrens, keine Zwangsbehandlungen und die Wahrung des medizinischen und informationellen Selbstbestimmungsrechts fordern Betroffene von psychiatrischen Zwangsmaßnahmen und ihre Unterstützer_innen von der Landesregierung Hessen. Diese diskutiert zur Zeit ein neues Maßregelvollzugsgesetz, in dem die Bedingungen von Inhaftierungen in Folge strafrechtlicher Verurteilungen neu festgelegt werden sollen. Dazu findet am 12. März um 14 Uhr in Wiesbaden eine Anhörung im Landtag statt. Eine Stunde vorher startet eine Demonstration, mit der gegen eine Fortsetzung der bisherigen Praxis von Zwang, Isolation und Entmündigung protestiert werden soll. Treffpunkt ist um 13 Uhr am Rathaus der Stadt unweit der Bannmeilengrenze.
Eingeladen werden sollen auch die fachlich zuständigen Mitglieder der Landtagsfraktionen. Um 13.30 Uhr soll ihnen ein Forderungskatalog für das neue Maßregelvollzugsgesetz und die in Kürze ebenfalls anstehenden Beratungen für weitere Psychiatrisierungsgesetze überreicht werden. Darin werden unter anderem die „volle Anerkennung der Patient_innenverfügungen“, „Internetzugang, Wahrung des Postgeheimnisses, uneingeschränktes Telefon- und Besuchsrecht“ sowie ein „uneingeschränktes und jederzeitiges Akteneinsichtsrecht“ verlangt. Zentraler Punkt ist das Ende aller Zwangsbehandlung: „Keine Fixierungen, Zwangsmedikamentierungen und Isolierungen in oder durch die psychiatrischen Anstalten!“ steht unmissverständlich in der Forderungsliste. Solche Praxen seien verfassungswidrig und verstießen gegen die UN-Behindertenkonvention, die von Deutschland ratifiziert worden sei. „Der aktuelle Entwurf der hessischen Regierung ist ein Bruch dieser Rechtsvorgaben, er ist also nicht nur unmenschlich, sondern auch illegal“, benennt der Anmelder der Demonstration, Jörg Bergstedt aus der Projektwerkstatt in Reiskirchen-Saasen, das Motiv der Aktion. „Der Chef der wichtigsten forensischen Psychiatrien in Hessen sagt selbst in seinem Lehrbuch zum Maßregelvollzug, dass die Programme zur Behandlung psychischer Probleme in Freiheit besser gelingen als in Gefangenschaft. Es ist daher unverständlich, dass die Regierung weiter auf Freiheitsentzug und Zwang setzt“. Bergstedt hofft nicht nur auf viele Mitstreiter_innen und kreative Einlagen bei der Demo zur Anhörung in Wiesbaden, sondern er will mit Betroffenen und Unterstützer_innen auch bei weiteren Aktionen die Kritik an den geschlossenen Psychiatrien lautstark nach draußen tragen. „Zwangspsychiatrien sind die blindesten Flecken dieses Landes – noch schlimmer als die ebenso unmenschlichen Gefängnisse. Es wird Zeit, dass mehr Menschen hinter diese Kulissen gucken und sich dafür einsetzen, dass Patient_innen nicht wie Dreck behandelt und einfach nur verwahrt werden!“
Informationsseite zur Kritik an Psychiatrien: www.anti-zwangspsychiatrie.siehe.website
Der Forderungskatalog wird in Kürze veröffentlicht, den Landtagsfraktionen übermittelt und am 13.30 Uhr, d.h. vor der Anhörung, auf der Versammlung öffentlich verlesen. Hierzu werden die Landtagsfraktionen eingeladen.
Kontakt wegen Psychiatrie- und Knastkritik: K.O.B.R.A., c/o Projektwerkstatt, Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen, 06401-903283, kobra@projektwerkstatt.de ++
Interview dazu mit Jörg Bergstedt, in: Junge Welt, 25.2.2015 (S. 8)

Proteste an Vitosklinik und Zulieferdiensten (Polizei, Gerichte ...) in Gießen

Aktion zum Gedenktag der Psychiatrie-Toten am 2.10.2019
Mit knapp 10 Beteiligten schafften wir mit unserer Aktion im Rahmen des bundesweiten Gedenktages zu Psychiatrie-Toten am 2. Oktober 2019 etwas ziemlich Auffälliges. Mit Lautsprechern, viel Kreide, etlichen Transparenten und über die Fußgänger*innenzone verteilten Menschen mit Flyern, die auch viele Gespräche führten, erregten wir einige Aufmerksamkeit. Die Medien waren sehr gut vertreten (HR Radio/Fernsehen, HessenCam und beide Tageszeitungen).
Berichte über die Aktion:

Im Original: Was ist Krankheit?
Gießener Anzeiger am 23.7.2014 ++ Seite mit Artikel als PDF
DEMONSTRATION Kritiker rücken Einweisungsprozedere in den Blickpunkt / Für freiwillige Strukturen
GIESSEN - (jc). Mehr als zwei Monate ist es nun her, dass der Kreistagspolitiker der Linken, Dennis Stephan, von der zweiten Strafkammer des Landgerichts Gießen freigesprochen wurde. Die Spuren, die seine unrechtmäßige Einweisung in die Zwangspsychiatrie nach sich zogen, konnte man auf dem Gelände der Gießener Vitos-Klinik nachvollziehen. Beim fünften Demozug über das Grundstück der Einrichtung protestierten Kritiker unter dem Motto „Zwangspsychiatrie abschaffen“ gegen die Maßnahme der psychiatrischen Zwangsbehandlung.
Unter der Führung von Jörg Berg-stedt zogen die Teilnehmer mit Lautsprecherwagen und Transparenten über das Klinikgelände und hinterließen mit Kreide ihre Forderungen und Kommentare. Unter ihnen befand sich auch die Psychologin Andrea Jacob, die ehemalige Vorsorgebevollmächtigte Stephans. „Gegen Zwangspsychiatrien sind wir schon lange. Aber die forensischen Kliniken in Hessen in den Fokus zu nehmen, hat der Dennis Stephan-Prozess hervorgerufen“, so Bergstedt. Der detaillierte Blick hinter die Kulissen habe ihn zutiefst erschreckt und seinen Entschluss, für die „eingesperrten“ Menschen der Psychiatrien auf die Straße zu gehen, gefestigt. „Es ist für niemanden gut, eingesperrt zu werden.“
Und dass er nicht der Einzige ist, der diese Auffassung vertritt, zeigten die rund 20 Teilnehmer, die sich trotz des drückend heißen Wetters um ihn geschart hatten. Vor allem ehemalige Patienten und Betroffene finden sich unter ihnen. „Die Tatsache, dass es Zwangsstrukturen gibt, schafft auch ein Problem bei den freiwilligen Strukturen“, erklärte Bergstedt. Wenn man Menschen gegen ihren Willen einsperren könne, müsse man auch keine Qualität bieten. Seiner Meinung nach hätte die Schließung der Zwangspsychiatrien einen erheblichen Attraktivitätszuwachs bei den freiwilligen Einrichtungen zur Folge: „Erstens werden Ressourcen wie Geld und Personal frei und zweitens müssen die Einrichtungen dann einfach attraktiver werden, damit die Leute zu ihnen kommen und sich auch helfen lassen wollen.“


Pressetext zum Gedenktag der Psychiatrietoten am 2.10.2019 in Gießen
Mahnwache am Kugelbrunnen
Gießener Aktivist*innen und Betroffene beteiligen sich am bundesweiten Aktionstag der Psychiatrie-Toten am 2.10.

Der 2. Oktober wurde vom Bundesverband der Psychiatrie-Erfahrenen zum Gedenktag der Psychiatrie-Toten benannt. Seit 19 Jahren erinnern Betroffene und Unterstützer*innen an diesem Tag an die wenigen sichtbaren und mehr unsichtbaren Toten in und durch Allgemeinpsychiatrien, Forensiken und Heimen. Erstmals beteiligen sich in diesem Jahr auch Gießener Betroffene an dem Gedenken, der mit einem Protest gegen die Verhältnisse in den geschlossenen Anstalten und Heimen verbunden ist. Menschen, die aus eigener Erfahrung, Erzählungen oder Beschäftigung mit dem Thema um das Leid durch Fixierung, Absonderung, Zwang zur Einnahme nebenwirkungsreicher Medikamente und jahrelanges Einsperren wissen, sind eingeladen, sich der der Aktion anzuschließen. Sie beginnt am Dienstag, den 2. Oktober um 15 Uhr am Gießener Kugelbrunnen oder in der Nähe, von dort soll es dann ab 17 Uhr einen Marsch zur Vitos-Klinik in der Licher Straße geben. Mehrere Betroffene haben ihre Teilnahme an der Gießener Aktion bereits zugesagt, für die auch überregional geworben wird.

Aus dem bundesweiten Aufruf:
„Hinter Schweigepflicht, Datenschutz und nicht veröffentlichten Statistiken, in bester Kooperation mit der Justiz, und im Zu- bzw. Wegschauen der Politik, werden Tode durch Psychopharmaka, medizinische Behandlungsfehler, unterlassene Hilfeleistungen, Gewalttaten und Suizide im und durch den institutionellen Rahmen versteckt und vertuscht. Suizide werden perse selten im Zusammenhang mit Psychiatrie und Psychopharmaka verhandelt. Im Gegenteil legitimieren sich Zwangsbehandlung mit der Behauptung, vor „Eigengefährdung“ zu schützen. Fakt ist, dass die Suizidrate nach Klinikaufenthalten und/oder Psychopharmaka-Einnahmen rapide ansteigt und Suizide ebenfalls in Kliniken stattfinden. Giftige Medikamente wirken auf ihre Weise, mit heftigsten und tödlichen Nebenwirkungen. Eine gewaltsame Einweisungs-, Absonderungs- und Fixierungs-Praxis fordert ebenfalls Tote. Alleine in Bremen, Hamburg, Heidelberg und Lübeck verstarben seit 2017 mindestens sechs Menschen an Gewaltsituationen in Allgemeinpsychiatrien und Forensiken.“


Flyer am 2.10.2019

Proteste an weiteren Zwangspsychiatrien und Einrichtungen in Hessen

Aktionen überregional

Königslutter: Kleine Demo gegen Zwang und Gewalt in Psychiatrien
Am Freitagnachmittag (24. Juli) demonstrierten in Königslutter zirka fünfzehn Personen gegen Zwangsmaßnahmen in Psychiatrien. Sie riefen "Psychiatrie geht auch zwangfrei!" und "Für die Freiheit! Für das Leben! Zwangsanstalten das Handwerk legen!", verteilten Flugblätter mit ihren Forderungen und diskutierten mit Passant*innen auf ihrem Demonstrationszug vom AWO Psychiatriezentrum (APZ) über die Innenstadt zum Kaiserdom. ++ Genauerer Bericht mit Fotos

Treffen, Verabredungen, Nachrufe

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