Gewaltfrage

AUTONOMIE UND KOOPERATION: WO EIGENNUTZ UND GEMEINNUTZ SICH GEGENSEITIG FÖRDERN!

Der Weg zu Autonomie und Kooperation


1. Eigennutz und Gemeinnutz
2. Autonomie und Kooperation
3. Beziehungskisten: Auf die Art der Kooperation kommt es an
4. Voraussetzungen für „Autonomie und Kooperation“
5. Der Weg zu Autonomie und Kooperation
6. Links und Lesestoff

Es gibt viele Wege, sich Autonomie und Kooperation anzunähern. Das beginnt im Alltag der Einzelnen, die sich stärker selbst organisieren und so von den ständigen Zwängen lösen. Es endet in komplexen gesellschaftlichen Kooperationen oder der Organisierung in großen Einheiten, z.B. Netzwerken, die dennoch ein horizontales Nebeneinander vieler autonomer Teile bleiben. Einige wenige Aspekte seien beispielhaft benannt.

Beides: Utopie und kleine Schritte
Eine statische Gesellschaft kann nicht herrschaftsfrei sein, weil Menschen immer auf eine Verbesserung ihrer Lebensumstände dringen und der Austausch neue Ideen und Wünsche aufkommen lässt. Zudem erscheint Bestehendes oft erst in der kommunikativen Reflexion als verbesserungswürdig, herrschaftsdurchzogen oder zwanghaft. Eine wichtige Rolle spielt die Hoffnung auf ein besseres Leben. Seien die Träume, Wünsche oder Vorstellungen auch noch so vage, sie sind der utopische Rahmen, die Motivation für die Veränderung der Wirklichkeit. Ein Wille, der einer solchen Motivation entspringt, drängt auf seine sofortige Erfüllung. Folge sind die vielen kleinen Schritte der Verwirklichung.

Die Kombination aus beidem, aus dem träumerischen bis langfristig-entschlossenen Wollen grundlegender Veränderungen und dem Verwirklichen von Verbesserungen im Hier und Jetzt an den Stationen des Alltag, der abweicht von den Utopien, ist unerlässlich. Ohne das Nachdenken über eine bessere Welt und ein besseres Leben verkommen die Reaktionen auf erlebte Enttäuschung im Alltag zu zusammenhanglosen Handlungen, denen ein klares Ziel fehlt und für die deshalb auch kein Maßstab besteht, wonach sich ein Fortschritt im Sinne des besseren Lebens ausrichten kann. Verdrängung von Problemen, nur kurzfristig vorteilhafte Lösungen u.ä. stehen dann im Vordergrund. Im politischen Raum dominieren solche Forderungen, die besondere gesellschaftliche Härten vermeiden – aber im Ganzen keine Verbesserung bringen, oft sogar eine Verschärfung von Herrschafts- und Marktlogiken bedeuten würden (Siehe das Buch „Nachhaltig, modern, staatstreu?“, in dem Hunderte politischer Forderungen aus verschiedenen sozialen Organisationen darauf untersucht wurden, wieweit sie Herrschaft und Marktverhältnisse fördern. Das Ergebnis ist erschreckend, Populismus und Kurzfristerfolg überprägen die inhaltliche Qualität). Umgekehrt ist das praxislose Nachdenken über gesellschaftliche Utopien zwar geistig belebend, birgt aber zwei wesentliche Gefahren. Zum einen ist eine Theorie, die sich nicht in der Praxis erprobt und, aus den Erfahrungen gespeist, weiterentwickelt, meist auch qualitativ wenig gehaltvoll. Wesentliche Aspekte fehlen oder werden, da nie überprüft, als vage Annahmen mitgeschleppt. Zudem fehlt reinen Theoriediskussionen oft die gesellschaftliche Relevanz. Sie verbleiben in den Köpfen oder auf dem Papier. Beide Gefahren verstärken sich, weil reine Theoriediskussion vor allem Sache der Privilegierten ist. Das gilt heute sogar schon für die Debatte um Reformen. Bücher und Vorträge über gesellschaftliche Reformen, Redebeiträge auf Demonstrationen und Podien, Interviews und mehr stammen regelmäßig nicht von Betroffenen oder AktivstInnen politischer Gruppen, sondern aus etablierten Kreisen, die die Probleme, über die sie reden, gar nicht kennen dank hochdotierter, sicherer Staatsposten (Universität, Schule u.ä.), ähnlichen Absicherungen in Gewerkschaften, Kirchen oder (meist staatsgeförderten) NGOs bzw. dank ihrer hohen Bekanntheit und der daraus folgenden auch materiellen Absicherung durch Honorare usw.

Aktion
Wie immer bleibt auch hier zu sagen: Im stillen Kämmerlein können wir unsere kleine Welt nur ein wenig verändern - zu prägend sind die äußeren Bedingungen. Es lohnt daher immer, die gesellschaftlichen Bedingungen umzustürzen oder zumindest so zu verändern, dass für mich und andere die Handlungsräume größer werden.

Wolfi Landstreicher, zitiert in Gordon, Uri (2010): "Hier und jetzt", Nautilus in Hamburg (S. 64 f.)
Wir bekämpfen Ausbeutung und Herrschaft, weil wir nicht ausgebeutet und beherrscht werden wollen. In unserer eigennützigen Großzügigkeit erkennen wir an, dass unsere eigene Selbstverwirklichung nur in einer Welt möglich ist, in der jede und jeder Einzelne gleichen Zugang zu allem hat, was sie oder er zu ihrer oder seiner Verwirklichung als einzigartiges Wesen benötigt - darum die Zerstörung jeder Autorität, der gesamten gesellschaftlichen Ordnung, um die Möglichkeit zu allem zu eröffnen, was das Leben zu bieten hat.

Zum nächsten Text, dem fünften Text im Kapitel zur Theorie herrschaftsfreier Gesellschaft: Mensch - Natur - Technik

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