Gewaltfrage

G8: VORBEREITUNG AUF DEN GIPFEL 2007 MIT KRITISCHEN BLICKEN AUF DIE ORGANISIERUNG

Die Lage zu Beginn


1. Die Lage zu Beginn
2. Strategietexte zu Beginn
3. Die Vorbereitung: Einheit, Zentralität, Geschlossenheit
4. Welche Strukturen entstanden?
5. Die "Choreografie des Widerstands": Zentral, groß, mediengerecht
6. Der Kampf um die Definitionsmacht in Sachen "Aktionsformen": Gewalt - Ja oder Nein?
7. Gesammelte Bewertungen
8. Weitere Texte, Analysen und Berichte

Etwas Neues wird sichtbar ... im Sog der Einheitslinken-Parolen rund um die Gründung einer "neuen" linken Partei veränderte sich die Lage. In der G8-Mobilisierung hatten die Eliten der verschiedenen Strömungen innerhalb sozialer Bewegung von Beginn an engste Kontakte. Gleichzeitig wurde der Abstand zwischen Führungsgruppen und zu mobilisierenden Massen weiter vergrößert. Mehrere große Blöcke wurden sichtbar, allerdings jeweils nur verkörpert durch ihre Eliten sowie im Nachgang durch das tatsächliche schafherdige Hinterhertrotten der identitär verbundenen "Basis".

  • Noch Ende 2005 trafen sich in Hamburg ca. 200 Personen aus linksradikalen Gruppen, die klassisch autonomen, anti-imperialistischen oder nach Selbsteinschätzung selbstorganisierten Spektren angehörten. Hinsichtlich der Organisierungsform treffen vor allem AnhängerInnen von Konsenskultur aus verschiedenen Projekten, Gruppen und der BUKO sowie autoritäre Linke aus anti-imperialistischen, trotzkistischen Gruppen und der ÖkoLi aufeinander. Alle erheben deutlich den Hegemonialanspruch für das Bündnis. Einigkeit besteht weitgehend darin, dass es ein Bündnis mit einheitlichen Strukturen, Namen, Slogans usw. werden soll. Antihierarchische Stimmen und Vorschläge für eine Organisierung von unten gibt es selbst hier nur sehr vereinzelt. Internetseite dieser Organisierung ...
  • Zudem organisierten sich als neue formalisierte Strömung die ProtagonistInnen einer "interventionistischen Linken", die sich fortan auch neben dem Label ihrer jeweiligen Gruppe als "IL" vorstellten. Kern sind stark labelorientierte und seit Jahren mit Führungsanspruch nach außen und innen agierende Gruppen wie felS, ALB, die Zeitung "Fantomas" und AVANTI. Typisch für sie ist der unbedingte Wille zu Stellvertretung, Führung und verbindlicher Organisierung unter einheitlichen Labeln. Internetseite dieser Organisierung ...
    So liest sich das im Neuen Deutschland am 13.01.06:
    "Wir plädieren dafür", sagt Tanja Menze, die bei der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB) mitmacht, "erst mal mit allen zu reden und dann zu entscheiden." Gemeinsam mit Gruppen wie Libertad, FELS, medico international und der BUKO hat sich die ALB deshalb zur Interventionistischen Linken zusammengetan, um ein breiteres Bündnis auch unter Beteiligung von Gewerkschaften, Kirchen, NGOs und Linkspartei gegen den Gipfel der Acht auf die Beine zu stellen.
    Das einzige, was fehlt, ist der Hinweis, dass die Entscheidung längst in kleinen Zirkeln gefallen ist und Attac-Führer bei der Interventionistischen Linken mitmischen ... aber die zu mobilisierenden Herden werden wie üblich mit Nebelbomben beworfen ...
  • Auch die großen NGOs organisieren sich und starten z.T. eigene Kampagnen, siehe z.B. die Internetseiten zu G8 von Attac ...
  • Daneben bereiten AkteurInnen wie die Linkspartei, Gewerkschaften, kirchliche Gruppen ihre Aktivitäten vor. Insbesondere die Linkspartei darf aber wegen der zu großen Teilen erfolgreichen Vereinnahmungsstrategien des Jahres 2005 als selbst oder über ihren Ausleger Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) samt Tarnorganisationen als Teil aller Mobilisierungen zu betrachten sein.

Das Neue ist, dass all diese Mobilisierung nur auf dem Papier getrennt stehen. Hier hat sich ein Wandel ergeben, der sich aus dem Bedeutungsverlust politischer Inhalte und dem Bedeutungsgewinn der Macht- und Teilhabefrage im Konzert gesellschaftlicher Eliten begründen lässt. Sichtbar wird die Verzahnung der Eliten u.a. auch darin, dass einzelne Personen sogar Führungsrollen in schlicht allen Bündnissen spielen, z.B. der Attac-Führungsapparatschik Pedram Shayar.



  • Der Ort wird monatelang eingezäunt, in: Junge Welt 23.9.2006 (S. 2)
  • Neues Polizeigesetz in Mecklenburg-Vorpommern, in: Junge Welt, 21.8.2006 (S. 4)
  • Fahrradkarawanen wurden gestoppt, Camps durchsucht ... der Trick der Polizei: Sie sei auf der Suche nach bundesweit gestohlenen Fahrrädern ...

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