Gewaltfrage

SACHSPENDEN, TAUSCHEN, „DEALEN“
MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN

C. Was woher?


Einleitung · A. Voraussetzungen · B. Schnorren und Sachspenden · C. Was woher? · D. Schenken, Klauen, Teilen · Links

  • Neue technische Geräte, Büromaterial: Sie sind nur selten „wertlos“ bzw. werden, wenn nicht mehr ganz das aktuelle Modell, verschrottet oder umgebaut, um den Markt für das jeweils Neueste freizuhalten. Am ehesten wären die Herstellerfirmen eine Quelle für Geräte als Spende oder z.B. schadhafte, veraltete, Rücknahme- oder Vorführgeräte).

    Altgeräte: HändlerInnen, die Geräte zurücknehmen. Privathaushalte. Dienstleistung, Firmen, Behörden usw., die ihr technisches Equipment erneuern und das alte rauswerfen, Recyclingfirmen oder Arbeitslosen-/Jugendwerkstätten.
  • Baumaterial, Fenster, Türen usw.: HandwerkerInnen und Kleinfirmen
  • Bücher, CDs, Software: Verlage usw. als Rezensionsexemplar (muß dann in einer Zeitung, im Radio oder im Internet vorgestellt werden – wer kein eigenes Medium hat, kann mit einer Zeitung kooperieren)
  • Gebrauchte Möbel, Büromaschinen, Aktenordner: Banken, Ämter und Versicherungen, wenn die ihren Bestand erneuern (haben oft Lager an Altmöbeln und –geräten in Kellern, Garagen u.ä. und sind froh, wenn dann doch wegkommt). Sperrmüll und Kleinanzeigen. Privathaushalte.
  • Nebenprodukte, Verpackungen, Reste: Überall möglich, je nachdem, was gesucht wird

    Dienstleistungen, z.B. von Copyshops, Versicherungsagenturen: Aufgrund der oft großen Gewinnspannen bzw. Personalkosteneinsatz bei geringem materiellen Einsatz haben diese Firmen wenig Fixkosten. Das bietet bessere Chancen, mit einer Spendenbescheinigung zu überzeugen – und so z.B. einen Copyscheck, eine Versicherung u.ä. zu erhalten.

a. Warum spendet wer?
Ein paar nützliche Erkenntnisse über die jeweiligen AnsprechpartnerInnen ...

EinzelhändlerInnen:
  • Sie sind vor allem eine Quelle für Kleinmengen. Anfragen wegen Werkzeugen, Bastelmaterial, allgemeinem Bürokrams und ähnlichem bis zum Wert von ca. 20 Euro sind oft schnell und unbürokratisch erfolgreich.
  • Sinnvoll ist ein konkreter Anlaß für die Anfrage: z.B. ein Kinderfest, eine Ausstellung, eine Einweihung einer Projektwerkstatt oder eines Umweltzentrums...
  • EinzelhändlerInnen sind auch als PartnerInnen interessant, wenn Geld für einen Einkauf vorhanden ist. Oft sind Rabatte zu vereinbaren. Wenn der Einkauf im Rahmen eines Finanzzuschusses läuft: Rabatt vereinbaren, Rechnung über Normalpreis ausstellen lassen und bezahlen, Preisnachlaß zurückspenden lassen.

HerstellerInnen:
  • Hier ist auch über teurere Geräte zu verhandeln. Wenn es mit der reinen Spende nicht klappt, lässt sich bei wichtigen Dingen über Preisnachlässe sprechen.
  • Bei überregional arbeitenden Firmen lohnt es, vor der Kontaktaufnahme herauszufinden, wer die Produkte in der Nähe vertreibt (gelingt dies nicht vor dem ersten Anruf, einfach forsch danach fragen). Häufig geben HerstellerInnen statt direkter Lieferung an ihre Vertriebsstellen weiter, daß die Umweltgruppe XY die das Produkt Z kostenlos oder ermäßigt erhält. Die HerstellerInnen übernehmen (teilweise oder vollständig) den Verlust für die HändlerInnen.
  • Elektrowerkzeuge, Büromaschinen und viele Dinge mehr sind auch als Vorführgeräte im Umlauf. Nach einiger Zeit im Schaufenster bzw. im Einsatz vor den Augen potentieller KundInnen gehen die guten Stücke zurück an die HerstellerInnen. Gezielt danach zu fragen kann genauso gut sein, wie sich nach fehlfarbenen oder leicht beschädigten Geräten zu erkundigen.
  • Zunehmend gibt es Rücknahmegeräte, d.h. die KäuferInnen bekommen Rabatte, wenn sie ihr altes Gerät zurückgeben (in Zahlung geben, wie schon länger bei Autos üblich). Diese Geräte sind für die HändlerInnen oder HerstellerInnen oft wenig wert – eine Spendenbescheinigung oder auch nur der Platz im Lager können schon reichen, sie für eine Spende zu gewinnen.

HandwerkerInnen:
Sie stellen aus "Rohstoffen" neue Dinge her. Es ist möglich, daß sie ihre Arbeitszeit für eine gute Sache einbringen und nur Materialkosten in Rechnung stellen. Oder sie lassen sogar das. In Kellern, Garagen u.ä. von Handwerksbetrieben lagern meist Reste (Installationskram für Elektro, Sanitär usw., Farben oder Tapeten), Altgeräte oder Fehlbauten (z.B. vermessene Möbel, Fenster, Türen usw.), deren Existenz sie manchmal gar nicht mehr kennen und deshalb schnell verschenken.
Außerdem können HandwerkerInnen wichtig sein, um deren Know-How zu nutzen. Statt selbst zu helfen, können sie bei Fragen beraten, mal vor Ort vorbeikommen und Tipps geben – und oft ist möglich, mal einen Tag dort zuzugucken, um einfache Dinge zu lernen. Auch das ist eine wichtige Hilfe!

Banken, Versicherungen und Co.:
Vor allem wegen ihres Drangs von Bankfilialen, Versicherungsbüros und anderen, immer modern und neu zu wirken, sich vorbildlich ihren KundInnen präsentieren wollen, mustern sie Mobiliar, das gerade beginnt, nicht mehr wie neu auszusehen, schnell aus. So sind sie eine wahre Goldgrube bei der Suche nach alten Möbeln und ausrangierten Büromaschinen (Kassen, Kopierer, Computer). Auf eine freundliche Anfrage öffnen oft geduldige Hausmeister (oder weniger geduldige, dann ist mehr Verhandlungsgeschick gefragt!) die Keller. Schreib- und Rechenmaschinen, Schreibtische, Regale, Schränke, Tische, Stühle, Aktenordner, Hängeregistraturen... warten dort auf einen neuen Einsatz.

Ämter/Behörden, Rathäuser usw.:
Bestimmte richtig „schöne“ Möbel (wie alte Aktenschränke mit Holzrolläden) schmoren nur noch in den Behörden, denn dort wird viel seltener modernisiert (BeamtInnen-Tragheit, fehlendes Geld ... außer für die Chefzimmer und Emfangssuiten). Dort HausmeisterInnen u.ä. zu fragen, kann in Keller oder Garagen mit Beständen, die sonst nirgends mehr zu bekommen sind.

Verlage:
Für Verlage ist es die Haupt-Werbestrategie: Von jedem neuen Buch gehen Dutzende bis Hunderte an die Presse, die das Werk besprechen und vorstellen („rezensieren“) soll. Gruppen, die eine Zeitung herausgeben oder mit einer zusammenarbeiten, können so mit geringen Ausgaben für Porto eine ganze Bibliothek aufbauen. Teilweise klappt das auch mit Internetseiten.
  • Mit der Bitte um Rezensionsexemplare (beim ersten Kontakt sollte eine Zeitung mitgeschickt werden) kommen auch teure Werke schnell und umsonst ins Haus.
  • Dasselbe gilt auch für Software und CDs.
  • Neben Rezensionen können Bücher und CDs auch für Ausstellungen (als Ansichtsexemplar, z.B. mit Werbezetteln des Verlags dabei) oder Schaufensterdekorationen angefordert werden.

Am einfachsten sind die Sachen, die thematisch und von der Zielgruppe her passen – also Musik-CDs für Kultur-/Musikzeitschriften oder solche mit Kulturveranstaltungs-Kalender, Software passend zum Thema oder eben Bücher (Umweltbücher für Umweltzeitungen usw.). Aber auch bei anderen Themen kann oft jede Besonderheit ausgenutzt werden – z.B. einen Artikel über Internetangebote im Umweltschutz verbunden mit Ökologie-Datenbanken und Internet-Software, ein Text über Datensicherheit im Netz verbunden mit Büchern und Software zu diesem Thema. Phantasie und dann die geeignete Vorstellung in der Zeitung sind gefragt. Mit dem Belegexemplar können gut weitere Werke angefordert werden – das geht oft besonders einfach, weil ja der „Beweis“ erbracht ist, daß auch Rezensionen erfolgen.

Gebraucht“waren“handel aller Art
Der Flohmarkt ist ein bekannter Weg, an Gebrauchtes aller Art heranzukommen. Bekannt sind zudem die Kleinzeigen in der Zeitung – in größeren Städten gibt es meist sogar Zeitungen ausschließlich für diesen Zweck („Such&Find“ oder ähnliche Namen). Aber es gibt noch mehr ...
  • Internet: Seitenweise sind Kleinanzeigen-Homepages zu finden bis hin zu Geschenk-Foren (z.B. www.alles-umsonst.de). Weit verbreiteter ist das Versteigern gebrauchter Sachen. Da geht es Zack auf Zack, Unmengen technischer Geräte, Möbel und alles weitere sind zu bekommen (das bekannteste Forum für Versteigerungen ist www.ebay.de, aber es gibt noch einige mehr).
  • FlohmarktbeschickerInnen: Einige Menschen leben davon, auf Flohmärkten zu stehen. Sie haben Garagen, Keller usw. voller Kram. Wo sie wohnen, ist am besten bei einem Besuch des Flohmarktes in der Region herauszufinden. Ein direkter Kontakt ist Gold wert – vor allem wenn die Flohmarkt-Menschen als UnterstützerInnen für ein kulturelles, soziales oder politisches Projekt gewonnen werden können.
  • Geschenkmärkte: Sehr selten, aber es gibt sie – Läden, in denen alle ihre nicht mehr genutzten Kleider, Geräte, Möbel usw. hinbringen und andere sie dort abholen können. Und wo es sie nicht gibt: Einfach selbst einrichten, dann ist es besonders bequem, es auch intensiv zu nutzen. Die Projektwerkstatt in Saasen (www.projektwerkstatt.de/saasen) hat einen politischen Geschenke“markt“ eingerichtet. Hier werden Geräte, Zelte und alles, was für politische Arbeit sinnvoll ist, gesammelt (wer was loswerden will – hier kann es noch einen wichtigen Sinn machen!) und kann von politischen Gruppen abgeholt werden.
  • Jugendwerkstätten, Arbeitslosenprojekte usw.: In den meisten Städten bzw. Landkreisen gibt es Einrichtungen, in denen Langzeitarbeitslose und jugendliche Arbeitslose beschäftigt sind. Sie agieren in einer Grauzone zwischen Gemeinnützigkeit und Marktwirtschaft. Eine Spezialität ist der Recyclingbereich z.B. von Elektrogeräten und Möbeln. Oft sind dort gute Sachen für wenig Geld zubekommen. Ähnliches gilt für Behindertenwerkstätten. Zumindest ist dort das ausgegebene Geld nicht komplett in den Profit geflossen – auch schon was ...
  • Insgesamt sind technische Geräte das meistgesuchte in politischen Gruppen (Computerdesign, Spendenmailings & Hochglanz sind „in“, kreative Aktionen, für die mensch eher Theaterutensilien, Lock-ons, Farbe oder Megaphone bräuchte, eher „out“). Leider sind sie auch am schwersten zubekommen – wahrscheinlich weil die Herstellerfirmen Altgeräte schnell verschwinden lassen, um mit ihren neuen Geräten an die KundInnen zu kommen. Millionen nichtverkaufter Computer, Telefone, Faxgeräte usw. der jeweils zweineuesten Generation verschwinden irgendwo. Filialbetriebe dominieren den Verkauf, dort sind aber schwer kompetente AnsprechpartnerInnen zu finden. Daher muß hier besonders intensiv nachgedacht werden, wo Geräte anfallen können: Computer z.B. in Banken und Versicherungen (wenn dort neue Ausstattungen angeschafft werden), Kopierer in Copyshops (weil dort neue Kopierer schnell gekauft werden, wenn sie ein bißchen leistungsfähiger sind, preiswerter Kopieren usw.) oder den Leasingfirmen, die sie bereitstellen.

Reste und Abfälle:
In der bestehenden Profitgesellschaft fallen täglich gigantische Mengen von Zeug an, was noch brauchbar ist, aber weggeworfen wird. Als Rest und Altmaterialien sind hier nicht oder wenig benutzte Materialien gemeint, die aus Rationalisierungsgründen (eigene Arbeitszeit ist teurer als unter Ausbeutungsbedingungen hergestellte Waren) weggeworfen werden. Beispiel: Wo eine neue Elektrik verlegt wird, sind meist gleich aussehende Schalter- und Steckdosendesigns gefragt. Der Elektrobetrieb, der die liefert und einbaut, bestellt eine aufgerundete Stückzahl (kann ja mal was verloren- oder kaputtgehen). Nach dem Einbau sind z.B. 7 Schalter und 3 Steckdosen übrig. Da beim nächsten Objekt ein anderes Design gewünscht ist (z.B. andere Farbe der Schalter), sind diese übriggebliebenen Teile wertlos. Früher oder später landen sie im Müll. Oder eben bei der politischen Gruppe, in der WG u.ä., die sich drum kümmert.
Die wichtigste Frage ist, herauszufinden, wo was anfallen könnte. An welcher Stelle werden Materialien weggeworfen – ist es im Betrieb, auf der Baustelle, bei einer Entsorgungsfirma, beim Zwischenhändler, im Lager, beim Spediteur oder im Laden? Das ist von Produkt zu Produkt verschieden. Der Ort muß gefunden werden, wo etwas schon zu Müll deklariert ist (also keinen „Wert“ mehr hat – oft sogar die BesitzerInnen froh sind, es kostenfrei loszuwerden), aber noch nicht kaputt. Dieser Moment ist sehr kurz, denn in der kapitalistischen Profitlogik ist Müll nur ein Kostenfaktor, Lagerplatz kostet Miete usw.

Konkrete Tipps:
  • Transparentstoff: In Krankenhäusern und Hotels gibt es alte Bettlaken (bei letzteren richtig gute!). Meist sehr einfach zu bekommen und überall vorrätig. Sonst mit Kiste aufstellen „Hier gebrauchte, aber noch heile Bettlaken rein für ... (wird abgeholt!)“.
  • Ausstellungswände: Druckereien und ComputerhändlerInnen bekommen ihr Papier meist auf geschlossenen Paletten, die sehen schon einigermaßen edel aus. Einwegpaletten für andere Fälle tauchen bei den meisten Firmen auf, die größere Mengen ein- und verkaufen.
  • Große Papierbögen für die Diskussionsmitschrift an der Wand, Plakate? In (Zeitungs)Druckereien gibt es oft Papierrestrollen gratis. Und viele Offsetdruckereien haben Plakatreste von Andrucken (Testdruck), Fehldrucke u.ä. herumliegen.
  • Reste von ungebrauchten Elektrokabeln und –kleinmaterial (Steckdosen, Schalter, Lampen usw.), Lederreste, kleinere Farben-Mengen, Sanitärausstattungen und vieles mehr: Bei den entsprechenden Handwerksbetrieben nachfragen. Vielleicht wundern die sich, weil noch niemand vorher kam und bat, z.B. herausgerissene Elektrokabel oder die Reste der Kabelrolle bei Neuverlegungen aufzuheben. Aber das ist kein Grund, es nicht jetzt zu tun. Hilfreich ist, einen Karton bei HandwerkerInnen und kleinen Läden zu hinterlassen, wo Reste hineingelegt werden – am besten gut kennzeichnen, für wen der Karton ist, was hinein soll usw. In seltenen Fällen auch bei Zwischen- und Großhändlern zu bekommen, dort vor allem leicht beschädigte Ware.
  • Unbrauchbar gewordene Neumaterialien: Die Profitmaximierungslogik treibt irre Blüten. Teilweise hochwertvolle Materialien werden weggeschmissen, weil es teurer ist, sie zu lagern bzw. immer zu kontrollieren, was wo noch verwendet werden könnte. Für jede Baustelle wird neu bestellt und „just-in-time“ geliefert und eingebaut. Das ist eine Chance: Fenster und Türen, bei denen sich Schreinereien vermessen haben, stehen ungenutzt und vergessen in Schuppen, Hallen oder angelehnt an der Außenwand – bis der Container alles schluckt oder eben eine pfiffige Gruppe „schnorrt“. Bestellte, aber nicht abgeholte Maßanfertigungen von Möbeln bis Klamotten oder Türen sind von entsprechenden Firmen (Herstellerfirmen, also Schreinereien, Schneidereien, auch größere Möbelhäuser oder Fertigungsstätten, die auch Maßarbeit anbieten) ohne jegliche Gegenleistung als Spende zu organisieren. Und wenn die Firma sogar eine Spendenquittungen erhalten kann, hat sie davon auch noch etwas.
  • Gebrauchtes Baumaterialien wie Heizkörper, Sanitärausstattungen (Dusche, WC, Waschbecken, Armaturen usw.), Holz, Fenster, Türen, Regenrohre, Abflußrohre, Schlösser, Elektromaterialien, Heizungsrohre, Dachziegel, Mauersteine usw.: Sie fallen auf den Baustellen direkt an. Es gibt (kapitalistische Profitlogik!) kaum eine Hoffnung, daß die noch funktionsfähigen Materialien zurück zu den Firmen gebracht und dort gelagert werden. Billiger ist der Container direkt an der Baustelle, wo alles direkt hineingeworfen wird. Die Zeitspanne zwischen noch eingebautem Gegenstand, dem Ausbau und dem Landen im Container (meist verbunden mit der Zerstörung spätestens beim Aufschlag, oft schon beim Ausbau) ist in Sekunden zu rechnen. Um dennoch an das Material zu kommen, gibt es zwei Wege. Zum einen die Absprache, welche Materialien benötigt werden und daß diese beiseitegestellt (nicht in den Container) und dann abgeholt werden. Regelmäßiges Vorbeischauen ist dann wichtig, denn viel Geduld ist auf solchen unter Profitzwang stehenden Baustellen meist nicht vorhanden. Der zweite Weg ist, die Materialien selbst auszubauen – also das Fenster oder Waschbecken selbst abschrauben, die Mauer selbst einreißen und die Steine wiederverwerten usw. So oder so führt der Weg über die direkte Kontaktaufnahme an der Baustelle – direkt dort anfragen oder Nummer notieren der Zuständigen und sich am besten dann dort verabreden. Häusersanierungen -oder renovierungen sind etwas sehr häufiger. Was dort vernichtet wird, kann andere Häuser kostenfrei als Material zur Renovierung dienen.
  • Lebensmittel: Die wohl bekannteste Form des Abgreifens von wertlos gewordenen Waren ist das „Containern“. Gemeint ist damit das Durchsuchen von Abfallcontainern am Lebensmittelmarkt auf noch brauchbare Lebensmittel. Wertlos ist eine Ex-Ware z.B. dann, wenn das aufgedruckte Verfallsdatum überschritten ist oder direkt bevorsteht. In vielen Fällen ist die ehemalige „Ware“ dann aber noch voll nutzbar – zumal die aufwendige Verpackung die Lebensmittel im Container vor dem Kontakt mit den dort auch hineingeworfenen, tatsächlich vergammelten Lebensmitteln schützt. Einige soziale Projekte (z.B. billige Mittagstische für Obdachlose usw.) haben dauerhafte Absprachen mit LebensmittelhändlerInnen, das diese Reste nicht weggeworfen, sondern alles Nutzbare direkt an Kochgruppen abgegeben wird. Beide Strategien sind auch für Einzelpersonen, Wohnprojekte, politische Gruppen, Kochgruppen (z.B. Food-not-Bombs- oder Vokü-Gruppen agieren oft so) umsetzbar – zum einen das (heimliche) Containern, d.h. in der Regel nachts oder am Wochenende die Container an Lebensmittelmärkten durchwühlen, wenn sie offen zugänglich und unabgeschlossen sind. Intelligenter ist, Absprachen zu treffen, also z.B. einen Behälter mit Aufschrift neben den Container zu stellen und regelmäßig nach Geschäftsschluß abzuholen.
  • Stellwände: Messeveranstalter oder –ausstatter werfen einmal genutzte Stellwände oft noch am Ort weg, weil Abbau, Transport und Lagerung viel zu teuer und aufwendig sind. Rechtzeitiges Vorsprechen ist nötig, um selbst beim Abbau dabeizusein und sich so das Erwünschte auszuwählen und zerstörungsfrei herauszunehmen.
  • Kochausstattungen, Betten, Matratzen: Hotels, Gaststätten, Jugendherbergen usw. verändern immer wieder ihre Ausstattung, modernisieren oder zentralisieren ihren Betrieb. Immer fallen Geräte bis Komplettausstattungen an, die (wenn selbst ausgebaut/abgeholt) auch heil bleiben.
  • Projektoren: Medienverleihe (öffentliche oder auch kommerzielle) müssen immer wieder auf modernsten Standard umstellen. Altgeräte werden dann eventuell an gemeinnützige Gruppen abgegeben.

Manchmal führt das „Schnorren“ wertlos gewordener Waren (Reste und Abfälle) auch zu weitergehenden Möglichkeiten, denn solche relativ harmlosen Anfragen (kosten die SpenderInnen schließlich nichts) können Kontakte aufbauen, auf deren Grundlage mit den AnsprechpartnerInnen auch in weiteren Fällen was zu machen ist, z.B. bei weiterem Materialbedarf, Ausleihen, Hilfe bis Beratung oder auch dem Nutzen von Firmenhallen und –gelände (zum Unterstellen von Material, Fahrzeugen usw.) oder der Werkstätten, um selbst an den Geräten zu agieren (Heften und Schneiden von Zeitungen/Broschüren in Druckereien, Holzbearbeitung in Schreinereien, Schweißen in Schlossereien usw.)..

Versicherungen:
Auch eine Haftpflicht- oder andere Versicherung kann der Gruppe gespendet werden. Wirkungsvolle Hilfsmittel sind hier auch Gegenleistungen wie Spendenquittungen (siehe unten) oder Freinanzeigen in einer eigenen Zeitung (falls diese existiert). Da bei Versicherungen erhebliche Gewinnspannen für die MaklerInnen existieren, sind Spendenquittungen für sie attraktiv.

b. Warum funktioniert es?
Was versprechen sich die SpenderInnen oder UnterstützerInnen? Das kann sehr unterschiedlich sein ...

Spenden
  • Kleine Sachspenden gehören zum guten Ton. Für gemeinnützige Zwecke, normalerweise Kindergärten, Feuerwehr, Rotes Kreuz hat jede Firma was auf Lager. Die Umweltaktiven machen sich mit einer Anfrage präsent und werden dann auch berücksichtigt. Auch HerstellerInnen haben meist einen solchen Bestand. Selbst größere Spenden gibt es oft ohne Gegenleistung.
  • Einen Werbeeffekt durch die Spende sehen viele Geschäftsleute gern. "Wir wollen gerne unser Büro mit umweltfreundlichen Gegenständen ausstatten, wir haben da auch immer interessierten Publikumsverkehr" kann ebenso die Eintrittskarte ins Spendengespräch sein wie die Zusage, daß bei der Präsentation des Projektes die Presse auf die Unterstützung durch ... hingewiesen wird. Solche Zusagen aber nur dann machen, wenn es auch politisch und moralisch richtig erscheint, eine solche kleine Werbung für dieses Unternehmen zu machen.
  • Bei der Zusammenarbeit mit HandwerkerInnen spielt oft die persönliche Sympathie die größte Rolle.
  • SpenderInnen profitieren gerne von ihrem Entgegenkommen. Eine harmlose Variante ist die Spendenquittung. Dann können sie ihre Spende beim Finanzamt steuermindernd geltend machen.

Spende gegen Werbung
  • Eine weitere Möglichkeit ist ein Sponsoring. Dabei wirbt die Firma mit ihrer Förderung des tollen Umweltprojektes. Sie kann das selber machen (in Presseinfos, auf ihren Produkten, in ihrem Geschäftsbericht) und/oder das Projekt nennt die Firma bei eigenen Veröffentlichungen, bringt den Namen (oder die Namen, mehrere können es auch sein) bei einer Präsentation irgendwie rüber. Jedoch: Vorsicht ist geboten. Der Sponsoringbereich ist in den letzten Jahren sehr groß geworden. Werbung für Konzerne kann politisch schnell fragwürdig sein – und wer seinen Etat davon abhängig macht, ist nicht mehr frei in den politischen Entscheidungen. Bei den großen NGOs ist das überall inzwischen der Fall!
  • Sachspende öffentlich sichtbar: Wer einen Raum, ein Haus, ein Cafe, ein Infomobil oder etwas anderes, was öffentlich zugänglich bzw. sichtbar ist, schaffen oder ausstatten will, hat noch eine zweite Möglichkeit. Das Material kann am Ort für sich selbst werben. Bücher, Gruppenmaterial, Möbel, Solaranlagen und andere Umwelttechnik ... das und noch viel mehr kann so von Firmen kommen, die dann eine Werbung vor Ort haben. Das gilt natürlich nur für Material, daß politisch auch akzeptabel ist.
  • Spenden von Geräten oder Baumaterial können an Ort und Stelle mit Werbung verbunden sein (dieses ... kommt von ...). So ist z.B. die Projektwerkstatt in Saasen gänzlich ohne Bankkredite, Abhängigkeiten und dauerhafte Zuschüsse von Papi Staat aufgebaut worden u.a. mit etlichen Materialien von baubiologischen Firmen, Solarbetrieben usw., deren Materialien jetzt im Haus zu finden und gekennzeichnet sind. Ein Öko-Lehrpfad durchs Haus zeigt, was zu finden ist. In der Bibliothek stehen Hintergrundmaterialien zu allen eingebauten Stoffen – und Herkunftsadressen.
  • Für Autos gibt es bereits bewährte Logik ... und sogar Firmen, die das professionell anbieten. Kleinbusse werden rundherum mit Werbung für verschiedene Firmen beklebt oder lackiert. So finanziert sich das Fahrzeug.
  • Wer eine Zeitung hat, kann einfach Material gegen Anzeige tauschen. Oder, das geht dann auch bei Radiobeiträgen u.ä., die Materialien dann vorstellen – also wie ein Warentest. Das klappt sehr gut. Freianzeigen gegen Büromaterial, Bücher, Reparaturen etc!

Gegenleistungen, Tauschen und „Deals“
Statt einer direkten Kopplung (Material gegen Werbung für diese Materials können Tausch und Deals auch komplexer sein. Wer etwas haben will, kann z.B. eigene Möglichkeiten anbieten – ein Tausch sieht dann variantenreicher aus und muß vor allem nicht zum gleichen Zeitpunkt erfolgen.
  • Veranstaltungsräume, die SpenderInnen kostenlos offenstehen
  • Nutzung von Einrichtungen, Ausleihen von Materialien an die SpenderInnen
  • Mithilfe in Firmen (z.B. mal Helfen in einer Solarfirma gegen Montage einer Solaranlage auf dem eigenen Projekt oder Layouthilfe bei deren Öffentlichkeitsarbeit)
  • Tauschen ganz unterschiedlicher Sachen – Materialien gegen etwas, was bei den AkteurInnen in der politischen Gruppe übrig ist
  • Auslagen bei Ausstellungen – auch das wäre eine Gegenleistung, die keine zusätzlichen Aktivitäten erfordert.
  • Solcher Tausch ist zwar variantenreicher als direktes Aufrechnen, aber denkbar sind auch noch verschlungenere Wege. Sie seien „Deals“ genannt, weil ein treffendes Wort dafür fehlt. Hier sind auch keine konkreten Tipps zu geben, sondern nur das Plädoyer, bei allen Gesprächen kreativ und spitzfindig zu sein, was Chancen angeht. Beispiele aus der Projektwerkstatt in Saasen für solche „Deals“ (dieses Haus ist ohnehin gutes Anschauungsmaterial, was alles möglich – fast jedes Bau- und Ausstattungsteile hat eine eigene Story ...):
  • Die Regelungselektronik für die Solar- und Holzgebläsekessel-Heizung kam von einer Firma, mit der zusammen ein System für Tagungshäuser entwickelt wurde, daß dann später von der Firma auch weiter verwendet werden kann.
  • Die Solar-Warmwasseranlage gab es, weil auf dem Aktionsmobil immer eine Solarstromanlage zu sehen war und an jedem Standort eine erhebliche Werbung erfolgte einfach durch den Einsatz (schon mal einen Bandauftritt mit Solarstrom auf einem Schulhof abgezogen – und keinE SchülerIn konnte heimlich den Stecker ziehen???). Eine Erweiterung gab später gegen Tausch mit Anzeigen in der im Haus gemachten Zeitung.
  • Während des Versuch, ein größeres Ökohofprojekt in der Nähe umzusetzen (gegen den geplanten Golfplatz, der aber wegen massiver Unterstützung der rotgrünen Kommunal- und Landesregierung siegte), brachten die beteiligten Biolandwirte immer wieder Nahrungsmittel vorbei, um die Arbeit zu unterstützen.

Wichtig: Kein künstliches Tauschsystem schaffen, sondern das als Gegenwert einsetzen, was ohnehin läuft – also die eigenen Fähigkeit oder die politische Arbeit selbst!

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