Gießen autofrei

WIESECKTAL: BETON-ZUKUNFT ZWISCHEN A5 UND B49?

Weniger Autos statt neue Umgehungsstraßen: B49 zurückbauen!


1. Das Gesamtkonzept: Verstärkte Vogelsbergbahn, Buslinien, gutes Radwegenetz und mehr
2. Den Radweg "R7" stärken und alle Ortsteile verbinden
3. Vogelsbergbahn stärken: RegioTram mit neuen Haltestellen und Zubringerbuslinien
4. Neue Haltepunkt Buseck-Ost/Leppermühle
5. Verkehrswende in Buseck
6. Verkehrswende in Reiskirchen
7. Verkehrswende in Grünberg
8. Weniger Autos statt neue Umgehungsstraßen: B49 zurückbauen!
9. Politik und Medien
10. Rückblicke: Aktionen im Wiesecktal

Kommentar von Andreas Eikenroth im Gießener Anzeiger am 10.6.2023 (S. 31)
Während aktuell in Gießen beziehungsweise im Internet arg viel über den innerstädtischen Verkehrsversuch gejammert wird und über Parkplätze, die zum Zwecke der Innenstadtbegrünung wegfallen sollen, wird kurz hinter der Stadtgrenze der nächste Schritt zur flächendeckenden Versiegelung der Nation durchgewunken.
Denn die geplante Südumgehung um Reiskirchen und Lindenstruth ist auf den Weg gebracht, nach allerlei rechtlichen Streitigkeiten, und wird wohl demnächst in Angriff genommen. Die Umgehungsstraße geht dann halt mal eben ganz locker durch das Naturschutzgebiet Josolleraue. Nein, natürlich nicht direkt hindurch, sondern nur ganz genau an der Grenze entlang wird die Landschaft zerschnitten. Es wird wieder ein Stück erholsamer, schöner Natur zerstückelt und Tierwanderungen und Spaziergänge im Burkhardsfeldener Umland gehören dann der Vergangenheit an. Denn, wer hätte das gedacht, nicht nur in der Stadt, auch auf dem Dorf will man die Autos raus haben. Ob dabei aber die millionenschwere Vernichtung von dem bisschen Restnatur der richtigeWeg ist?

Am 20. und 21. September verhandelte der Verwaltungsgerichtshof in Kassel über den größten Straßenbau, der im Kreis Gießen noch erfolgen soll - der Ausbau der B49 als Umgehungsstraße um Reiskirchen und Lindenstruth. Viele Gründe sprechen dagegen. Die Straße verläuft sowohl autobahn- also auch bahnparallel. In Lindenstruth könnte auf der Vogelsbergbahn ein Haltepunkt eingerichtet werden, aber die Züge fahren da seit ewig durch, zudem zerlegt die Straße einen landschaftlich hochwertigen Bereich nahe dem Naturschutzgebiet Josseleraue. Am 5.10.2022 wurde das Urteil verkündet werden.
Plan der Südumgehung Reiskirchen B49
Die geplante Südumgebung (rot) ++ Protestspaziergang am 20.11.2022, 14 Uhr (siehe Flyer) ++ Bericht unten

Das Wiesecktal
Gießen liegt weniger als an der Lahn, sondern an der Wieseck. Der im Stadtgebiet gut 2-3m breite Bach schlängelt sich um die Innenstadt herum, ist aber in weiten Teilen verbaut. Gießen widmet seinem zentralen Gewässer dieselbe Aufmerksamkeit wie der Natur auf dem Stadtgebiet insgesamt. Einkaufsmeilen, Straßen, Parkhäuser und Verwaltungsbauten dominieren das Stadtbild.
Richtung Nordosten prägt die Wieseck dann die an Gießen angrenzende Landschaft mit einer flachen Au zwischen den Hügeln, die hier als letzte Ausläufer des Vogelsberges das Tal begrenzen. Im Tal bzw. auf den südlichen Hängen verlaufen die Vogelsbergbahn Richtung (über Alsfeld nach Fulda) und die B49 (bis Alsfeld). Im Tal selbst finden sich nur wenige Straßen, dafür aber ein überregional bedeutsamer Fahrradweg, der "R7" als wichtigste Ost-West-Verbindung quer durch die Mitte von Hessen. Auf diese Art sind die Orte Buseck, Reiskirchen und Grünberg bestens per Zug oder Rad, also auf umweltfreundliche Art, zu erreichen. Doch die offizielle Politik will etwas Anderes: Neue, fettere Straßen - nämlich den Ausbau der B49 als Schnellstraße um Orte wie Reiskirchen und Grünberg herum. Mit einem Riesenaufwand an Geld und großen Zerstörungen der Umwelt plus direkter Belastung bislang eher ruhiger Wohngebiete soll das Auto weiter gegenüber anderen Verkehrsmitteln bevorzugt werden. Dabei könnte die Vogelsbergbahn dieses Geld gut gebrauchen, um zu einer leistungsfähigen Alternative heranzuwachsen.

Argumente gegen den Ausbau der B49 (egal welche Trasse)
  • Flächenversiegelung: Unter dem Beton der Straße verschwinden wertvolle Äcker und Weiden.
  • Zerschneidung der Landschaft: Zwei kleine Wälder und die Feuchtgebiete der Jossolleraue werden vom Umland abgeschnitten. Tierwanderungen werden dadurch unmöglich, erholsame Spazierwege in Reiskirchens Süden ebenso wie landwirtschaftliche Wege unterbrochen und verlärmt.
  • Bedrohte Natur: Die Trasse führt an Wäldern und der Jossolleraue vorbei, die z.T. sogar Naturschutzgebiet ist.
  • Steigende Unfallgefahren: Umgehungsstraßen gehören zu den unfallträchtigsten Strecken, insbesondere bei Crashs mit Toten und Verletzten. Grund sind die hohen Geschwindigkeiten in unmittelbarer Ortsnähe. Neben Wohngebieten liegen eine Grundschule, das Martinsheim und ein Pferdehof direkt oder sehr nahe an der Trasse.
  • Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten! Der Neubau wird zusätzlichen Verkehr anziehen – insbesondere bisherige A5-Fahrten aus dem Vogelsberg.
  • Entlastungswirkung ist geschönt: Studien zu Straßenneubauten gehen davon aus, dass Durchgangsverkehr aus den Orten wegbleibt. Das ist regelmäßig falsch, weil viele noch Zwischenstopps bei Geschäften usw. einlegen – gerade dann, wenn die innerörtliche Straße nicht mehr so stark befahren wird. Hinzu kommt, dass alle Industriegebiete im Norden von Reiskirchen und Lindenstruth liegen. Deren PKW- und LKW-Aufkommen muss also weiter die Ortsstraßen passieren.
  • Geldverschwendung: Statt Millionen in einen neuen Straßenbau zu investieren, wäre dieses Geld zur Elektrifizierung und Stärkung der Vogelsbergbahn sowie zur Einrichtung Fahrradverbindungen sinnvoller eingesetzt.
  • Gemeinde Reiskirchen untätig: Seit Jahrzehnten verweigern die Verantwortlichen die längst machbaren Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, zur Stärkung des ÖPNV und zur Schaffung eines Fahrradstraßennetzes. Zudem verschwanden alle Einkaufsmöglichkeiten aus den Dörfern und aus der Ortsmitte von Reiskirchen. Das Problem des Autoverkehrs ist zu großen Teilen hausgemacht. Dafür soll jetzt die Natur büßen.
  • Verkehrsmengen nehmen ab: Durch den Bevölkerungsrückgang im Vogelsberg und den A5-Anschluss bei Grünberg ist die Verkehrsmenge auf der B49 auch ohne Neubau bereits gesunken. Das lässt sich steigern durch innerörtliche Verkehrsberuhigung (Tempo 30 und Rückbau), die Stärkung der Vogelsbergbahn mit zusätzlichen Haltepunkten in Lindenstruth, Buseck-Ost und Rödgen sowie eine Ausweisung von Fahrradstraßen zwischen und in allen Orten (mit dem Rückgrat des „R7“ Fernradweges).

  • Presseinfo mit den Argumenten

Völlig unsinnig I: Bevölkerung im Vogelsberg nimmt rasant ab
Mensch muss es nicht gut finden, aber das ändert nichts: Die offizielle Statistik prognostiziert eine Abnahme der Bevölkerung im Vogelsbergkreis im Zeitraum 31.12.2014 bis 31.12.2030 von 14,4 Prozent. Der Verkehr auf der B49 würde also schon deshalb abnehmen - es sei denn, eine weiterhin völlig autoorientierte Politik zwingt die weniger werdenden Menschen zu mehr Fahrten.

Aus "Statistische Berichte: Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnungfür Hessen bis 2030"


Oben: Deutlich abnehmende Verkehrszahlen - und dann plötzlich ganz schnell nach oben? Wie geht das? Hat da jemensch nachgeholfen?
Unten: Der Verdacht der Manipulation erhärtet sich, denn vor und hinter dem für die Umgehungsstraße relevanten Messpunkt sind die Verkehrszahlen deutlich geringer geworden. Wo kommen die Autos zwischen Lindenstruth und Reiskirchen her - und wo verschwinden sie? Alle Straßenzählungen rundherum weisen abnehmende Zahlen auf, nur der eine Punkt nicht ... (Quelle der Verkehrszählungen (interaktive Verkehrsmengenkarte))

Völlig unsinnig II: Verkehr ist hausgemacht
Die Anwohner*innen an der B49 stöhnen zu Recht über den Verkehr. Aber der ist zu großen Teilen hausgemacht: Die, die da stöhnen, sind auch Mitverursacher*innen. Entlang der B49 sind die Zahlen sehr dramatisch: 82 Prozent = 3389 der beschäftigten Reiskirchen*innen fahren zum Arbeiten an einen anderen Ort, 1108 davon nach Gießen. Nicht viel anders in Grünberg: 77 Prozent = 4055 arbeiten außerhalb, 982 davon in Gießen. So geht es auch im Vogelsberg weiter: 76 Prozent der Beschäftigen in Mücke pendeln, immerhin noch 481 nach Gießen. Sie alle könnten die Vogelsbergbahn nehmen oder den Radweg "R7". Beide müssten dafür aber besser angebunden sein auch an die verschiedenen Ortsteile. Noch wirksamer wäre, wenn Arbeitsplätze und Infrastruktur zurück in die Orte kommen.

Völlig unsinnig III: Zwei parallele Straßen ausbauen - Bahn vernachlässigen
Zudem soll auch die A5 ausgebaut werden - und zwar genau von der Anschlussstelle Reiskirchen bis zur demnächst fertiggestellten Autobahn A49, für die Teiles des "Danni" zerstört wurden. Wie bei der A49 stimmte die Landesregierung (grüner Verkehrsminister) auch diesem Ausbau zu. Die A5 und die B49 verlaufen in diesem Streckenabschnitt weitgehend parallel - und zudem parallel zur Vogelsbergbahn und zum Radweg "R7". Es werden also zwei Straßen, die zum gleichen Ziel führen, ausgebaut, während die jahrzehntelang vernachlässigte und heruntergeschrottete Bahnlinie nicht beachtet wird.

A5 und B49 laufen nebeneinander her und kreuzen sich mit Anschlusstellen an beiden Seiten. Der A5-Ausbau ist eine Folge des A49-Baus. Die Orte Reiskirchen und Grünberg sind schon jetzt über die A5 umfahrbar (Landesstraßen von B49 zu Anschlussstellen der A5). Rot sind die Ausbaustrecken (Umgebungsstraßen Reiskirchen in Bauvorbereitung, U-Straße Grünberg für später geplant; A5 soll sechsspurig werden - der letzte Ausbau mit 4 Streifen plus Standspur wurde in diesem Bereich erst 2009 abgeschlossen ... so schnell entwickelt sich das). ++ A5-Ausbau auch Richtung Frankfurt

Völlig unsinnig IV: Eine Straße verursacht den Wunsch zur nächsten
Wird die B49 um Reiskirchen und Lindenstruth ausgebaut, würden die Verkehrsmengen insgesamt und auf der B49 anwachsen - schlecht für den nächsten Ort. Das ist Grünberg. Also wollen die auch eine Umgebungsstraße: Die Ursache eines Problems wird permanent zur Lösung eingesestzt und macht alles schlimmer.

B49-Umgehungsstraße auch für Grünberg? CDU dafür!
Aus dem Gießener Anzeiger am 9.8.2023
Der Transitverkehr, vor allem bei Unfällen und dadurch bedingten Sperrungen auf der A5, müsse möglichst aus der Innenstadt herausgehalten werden, war ein weiterer aus dem Publikum angesprochener Punkt. Schlosser sagte ein besseres Baustellenmanagement zu. Im Hinblick auf den unerwünschten Transitverkehr wies er darauf hin, dass im Flächennutzungsplan eine entsprechende Umgehungsstraße vor vielen Jahren eingeplant gewesen sei. Dies werde auch bei Bauanfragen oder Änderungswünschen von der Stadtverwaltung immer berücksichtigt. An der Streckenführung der Umgehungsstraße habe sich nichts geändert. Durch die anstehende Umsetzung der Umgehungsstraße für die Gemeinde Reiskirchen könnten sich eventuell Möglichkeiten der Einbeziehung der Umgehungsstraße der Stadt Grünberg in diese Planung ergeben. Ein weiteres Thema war die Parksituation in Grünberg. Hierzu wies der Bürgermeister darauf hin, dass auch weiterhin in Grünberg keine Parkgebühren geplant seien.

Die Ausbaupläne für die B49 im Wiesecktal (Kreis Gießen)
Obwohl die B49 nicht nur bahn- und radwegparallel verläuft, sondern ab Reiskirchen auch nahe der A5, soll sie massiv ausgebaut werden: Eine Südumgebung für Reiskirchen und eine Nordumgebung für Grünberg. Das ist neben den gravierenden Auswirkungen jedes Straßenbaus auf den betroffenen Bereich ohnehin immer die Logik: Die Autowelle verschiebt sich und führt zu Ausbaunotwendigkeiten ein paar Kilometer weiter. Insofern ist die Planung, auch Grünbergs Nordseite zu verwüsten, nur konsequent.
Plan der Südumgehung Reiskirchen B49


Hessenmobil soll die Straße bauen - also mal wieder eine Institution unter Führung des grünen Verkehrsministers Tarek Al-Wazir. Mit dem Ausbau der B49 wird diese immer attraktiver als Alternative zur parallel verlaufenden A5 - gerade für LKWs, um die Mautgebühren zu sparen. Der Ausbau wird LKWs also anlocken statt reduzieren. Doch Hessenmobil behauptet einfach mal das Gegenteil:

Auf der Internetseite des Straßenbauers Hessenmobil
Die geplante Ortsumgehung soll die aktuelle Ortsdurchfahrten Reiskirchen und Lindenstruth vom Durchgangsverkehr, insbesondere vom Schwerverkehr, entlasten.

Berichte aus der Auseinandersetzung
Es gibt drei Positionen: Einmal die pro Umgehungsstraße - und zwar die Südumgehung, die sowohl Reiskirchen als auch Lindenstruth im Süden umfahren würde. Das ist die einzige Seite von Reiskirchen, die noch nicht durch Autobahn, Mülldeponie oder Gewerbe verhunzt ist. Diese Variante ist die offiziell geplante, planfestgestellte, im Bundesverkehrswegeplan enthaltene. Sie wird von allen Parteien außer den Grünen unterstützt.
Einige Grüne und andere in Reiskirchen schlagen statt der Südumgehung eine Nordumgebung vor. Die würde nicht ganz soviel Natur zerstören, aber die meisten Probleme auch nach sich ziehen. Vor allem würde sie ebenfalls die falsche Verkehrspolitik weiterführen.
Die grundlegende Alternative zum Ausbau der A5 wären neben regionalpolitischen Überlegungen (weniger erzwungene Mobilität zu Arbeits-, Ausbildungsplatz usw.) die Stärkung der Vogelsbergbahn mit mehr Haltepunkten, Überholungsgleisen und dem Übergang in ein neu zu schaffendes Straßenbahnnetz in Gießens Innenstadt - kombiniert mit einem Rückbau der B49 an den Ortseingängen und -durchfahrten, so dass der Verkehr auf Bahn, Fahrrad und die parallel verlaufende A5 verlagert wird.



Bericht kurz vor der Urteilsverkündung zur B49-Klage

Kritiker*innen und ihre Positionen
Ziemlich absurd ist, dass einige aus dem Kreis der Kläger*innen ebenfalls eine Straße bauen wollen - nur eine andere und sogar längere. Das ist in Reiskirchen schon länger das Dilemma: Die meisten Parteien wollen die Umgehungsstraße im Süden bauen, die Grünen im Norden - und nur wenige Menschen (darunter einige Grüne) unterstützen unsere Position, dass es mit Flächenversiegelung und Straßenbau jetzt mal gut ist.

Nahe der Trasse lebt in der Josselleraue eine streng geschützte Tierart: der Biber (Bericht im Gießener Anzeiger am 30.3.3023).

B49-Sonntagsspaziergang
Berichte in Medien: Gießener Allgemeine ++ Gießener Anzeiger ++ Instagram ++ Hessenschau ab Minute 7:08
(ein bisschen gemein, denn es waren 82 Spaziergänger*innen und schon 20-30 aus Reiskirchen)

Befürworter*innen und alle, die mehr Beton und Autos wollen

Aus dem ziemlich wirren Artikel "Wir sind jetzt ganz nah dran", in: Gießener Anzeiger am 13.12.2023
Nach 60 Jahren stetigem Hin und Her sagen viele, das Projekt sei aus der Zeit gefallen. Andere sind der Auffassung, es sei höchste Zeit, dass nun endlich gebaut werde. Die Blechlawinen müssten jetzt zügig aus den beiden Gemeinden verbannt werden, sagt Albach. Beide Seiten haben nachvollziehbare Argumente. Letzten Endes sind es aber auch hier zum Teil ureigene, ganz persönliche Interessen, die den Ausschlag dafür oder dagegen geben. Ganz klar ist das Jossoller Tal schützenswert. Wer will das bestreiten. Aber einige, die die Südvariante ablehnen, und eine Nordtrasse empfehlen, wohnen am Südrand von Reiskirchen und Lindenstruth. Das macht nachdenklich. ...
Noch ist das Projekt in der Phase, in der die ersten Vorbereitungen für den Bau laufen. Albach fasst den aktuellen Stand zusammen: »Rechtlich ist das meiner Meinung nach nun vollständig abgesichert. Es gibt keine Klagemöglichkeit mehr.« Es bleibe aber schon noch die Frage, was die Gegner des Baues sich noch einfallen lassen. Ein Aktivist aus der unmittelbaren Nachbarschaft von Lindenstruth hat im November vergangenen Jahres bei einem »Spaziergang« durch das betroffene Gebiet, gesagt: »Die Straße wird nicht gebaut. Die Jossolleraue ist schön. So soll es bleiben.« Ja, wäre schön. Aber auch ein Schlag ins Gesicht all derer, die seit Jahren den Lärm, die Abgase und alle die vielen Behinderungen durch die Blechlawinen ertragen müssen.

Schuld an dem Dilemma haben wir irgendwie alle. An erster Stelle aber die verantwortlichen Politiker auf Bundesebene, die nach wie vor voll auf das Auto setzen. Damit erzwingen sie immer wieder solche Maßnahmen wie die, die jetzt auf Reiskirchen zukommen. Die Menschen an der B49 werden es vermutlich besser haben, aber es wird wieder mal ein wunderschönes Stück Natur zerstört. Das zeigt auch, dass man ganz oben von einer Verkehrswende noch meilenweit entfernt ist.


Kommentar dazu:
Der Hinweis, dass viele Gegner*innen der B49 am Südhang von Reiskirchen wohnen und die Straße deshalb dort nicht haben wollen (aber gern woanders), ist völlig richtig. Das macht den Protest nicht einfacher, aber ist auch kein Argument gegen die, die in "Mehr Straßen" keine Lösung stehen, sondern eine Fortsetzung des Problems. Der Neubau wird nicht nur Landschaft zerstören, sondern auch neuen Verkehr anziehen, der sich dann in Grünberg staut, wo für diesen Fall bereits eigene Gelüste nach neuen Umgehungsstraßen wachsen (b49.siehe.website). Straßen lösen keine Verkehrsprobleme, sondern schaffen sie!
Was im Artikel völlig fehlt, ist der Hinweis auf hausgemachte Probleme. Die "echten" Gegner*innen des Straßenneubaus (also nicht die, die die Straße nur woanders haben wollen), haben schon in den 90er Jahren Konzepte vorgelegt, den Verkehr auf der bisherigen Trasse zu reduzieren - und auf Bahn bzw. die parallele A5 zu verlagern. Die Reiskirchener Politik (darunter auch der porträtierte Gerhard Albach) blockieren das aber - wohl ganz bewusst, weil sie die beschissenen Verkehrsverhältnisse haben wollen, um den Straßenneubau durchzusetzen.

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