Offener Raum

SACHSPENDEN, TAUSCHEN, „DEALEN“
MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN

D. Schenken, Klauen, Teilen


Einleitung · A. Voraussetzungen · B. Schnorren und Sachspenden · C. Was woher? · D. Schenken, Klauen, Teilen · Links

Schenk– und Tauschökonomie sind genauso wie Spenden eng an Verwertungslogik und Märkte angebunden. So liegt auch immer das Denken in Leistung und Gegenleistung nahe. Das zu überwinden, wäre politisch wertvoller und visionärer – jedoch nicht mehr nur eine Geschichte von Fall zu Fall.
Neben der normalen Marktökonomie (Kaufen und Verkaufen bis zum Abzocken von Spenden und Resten) sowie demTauschen und Schenken können auch andere Formen zumindest teilweise verwirklicht werden.

a. Gratis- und Klauökonomie
Wer die Bewertungen nicht anerkennen will, kann einfach immer oder zumindest in Teilen auf Umsonstwirtschaften setzen. Also: Verschenken, was andere brauchen. Und Schenken lassen. Das kann auch mit spannenden Aktionen verbunden werden, z.B. entstehen spannende Situationen, wenn in einem Laden ganz offen das Benötige eingeladen wird, ohne dafür bezahlen zu wollen. Für die Idee des Schenkens (nicht als Spende, sondern als Normalität im Alltag) können auch andere Menschen oder Firmen gewonnen werden. Wenn sich z.B. eine größere Runde von Menschen vereinbart, sich gegenseitig Benötigtes zu schenken (wenn möglich), kann das vieles möglich machen. Diese Form der Umsonstökonomie läßt sich auch organisieren, z.B. im Internet (siehe unter anderem www.alles-und-umsonst.de) oder in Geschenkläden, wie es mehrere schon für Alltagsbedarf (Klamotten, Fahrräder usw.) gibt. In der Projektwerkstatt in Saasen wird Material für politischen Bedarf gesammelt und für Aktionen und Aktionszentren bereitgestellt. worden. Wer Computer, Bauteile dafür und Peripherie, Megaphone, Zelte, Faxgeräte, Aktionsmaterialien, Ausstellungswände usw. übrig hat, stellt sie in den Raum. Und wer was braucht, holt es sich..
Ähnlich zu bewerten ist Klauen, jedoch verboten und daher auch schlecht zu einer politischen Aktion zu machen. Einige spannende Ausnahmen (z.B. Plünderungen von Großmärkten durch DemonstrantInnen und AnwohnerInnen während der Aktionen zum G8-Gipfel in Genua, Gratiszüge und Hausbesetzungen als offene Aneignung) ändern daran wenig. Allerdings ist eines wichtig: Wer etwas klaut, was gemeinschaftlich nutzbar ist (also z.B. Bücher aus Bibliotheken), macht das genaue Gegenteil. Aus kollektiver Nutzbarkeit wird wieder Privatbesitz – konterrevolutionär bis zum Abwinken! Also: Wenn klauen, dann aus Privatbesitz möglichst derer, die viel haben und bei denen der Diebstahl eine Umverteilung von oben nach unten darstellt.

Aus dem Selbstorganisierungs-Reader
Zutaten, Brotaufstriche oder teure Nahrungsmittel, die selten containert oder geschnorrt werden können, lassen sich auch auf Klaubasis organisieren. Klar sollte dabei sein, dass Klauen auch Nachfrage erzeugt, also nicht ohne Auswirkungen auf Mensch und Umwelt bleibt. Richtet es sich gegen kleine Firmen, können diese spürbar geschädigt werden. Als Ziel sollten daher große Ketten bevorzugt werden, denen es weniger schadet und bei denen im Fall des Erwischens der Klau als Umverteilgung dargestellt werden kann. Natürlich ist es auch ein Risiko für euch und kann, falls vorhanden, den Ruf des Ohne-Geld-Lebens stören. Es gibt viele Tricks für die Praxis des Klauens, die diesen Text sprengen würden und die erfahrene Zockis sicher weiter erzählen - wesentlich ist es, mit der Zeit die nötige Coolness zu entwickeln, nicht aufzufallen. Eine Verbindung mit politischer Aktion ist Klauen bis Plündern mit anschließender offener Verteiler auf der Straße.


b. Gemeinschaftsökonomie und Eigentumsneutralisierung
Das ist die weitestgehende Form – es gibt gar keinen eigenen Besitz mehr, sondern nur gemeinschaftlichen und (noch schlauer!) es gibt kein Eigentum mehr. Letzteres widerspricht zwar dem geltenden Recht in Deutschland, aber als Vereinbarung bis hin zum Vertrag kann auf die Ausübung des Eigentumsrechts verzichtet werden – und so ist es zumindest in der Wirkung aufgehoben. Beispiele für solche Projekte:
  • Besitz zusammentun: Wenn die AkteurInnen einer Gruppe, benachbarter WGs u.ä. einfach ihre Bücher, ihr Werkzeug (Heimwerkzeug, Fahrradwerkzeug ...), ihre teuren Anzüge, Computer und Peripherie usw. in einem dafür eingerichteten Raum zusammenstellen, entsteht schnell ohne Aufwand eine hervorragend ausgestattete Bastel- oder Fahrradwerkstatt, eine beeindruckende Bibliothek, ein hochkarätiger Computerraum (plus Einzelgeräte bei denen zuhause, die z.B. viel schreiben) usw.
  • Eigentum an Flächen und Häusern liquidieren: Verschiedene Projekte versuchen bereits, Häuser und Flächen kollektiv zu nutzen und eigentumsrechtliche Möglichkeiten wie Verkauf, Profit usw. zu verhindern. Das geht z.B. durch gegenseitige Kontrollvereinbarungen mehrerer Häuser (z.B. Vorbehaltsrechte im Grundbuch) oder durch Verträge, die den Eigentümern ihre Macht nehmen. Für ersteres ist das Mietshäusersyndikat in Freiburg ein gutes Beispiel, für zweiteres ist die Stiftung FreiRäume als Rechtsträgerin und Vertragspartnerin mit der jeweils aktiven Gruppe gegründet worden (siehe www.projektwerkstatt.de/stiftung).
  • Open Source und Copyleft: Freie Software, z.B. Linux, aber auch für Erfindungen, Texte usw. Alles darf weiter genutzt werden, gehörten allen – mit einer Auflage: Was daraus entsteht und entwickelt wird, muß auch frei von Eigentumsrechten sein.
  • Diese Ideen werden auch für die gesamte Gesellschaft diskutiert. Wer da mitmischen will, kann einsteigen bei der Diskussion Ökonomie und Linux (Oekonux, www.oekonux.de) oder der Gruppe Gegenbilder mit dem Entwurf zu „Freie Menschen in Freien Vereinbarungen“ (www.opentheory.de/gegenbilder, neueres Buch: Autonomie und Kooperation).

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