Offener Raum

ARBEIT, BETRIEBE, ZWÄNGE

Arbeit, Arbeit, Arbeit


1. Arbeit, Arbeit, Arbeit
2. Arbeit für alle?
3. Macht- und Verwertungslogiken in Betrieben
4. Grundeinkommen & Existenzsicherung
5. Arbeitsethos von links
6. Internetseiten gegen Arbeit, Modernisierung und Wettbewerbsstaat, Hartz&Co.


Arbeit, Arbeit, Arbeit
(SPD-Wahlslogan)
Mehr Arbeit (FDP-Wahlslogan)
Arbeit soll das Land regieren (PDS-Wahlslogan)
Deutschland hat viele schöne Plätze. Die schönsten sind Arbeitsplätze (SPD-Wahlslogan)
Arbeit ist eine Tugend (CDU-Programm von 2023)


Die große Koalition aller im Bundestag vertretenen Parteien hört auf den Namen: Arbeit.

Neuer Virus!!!! Wichtig !!! Rechner auf den Sperrmuell stellen!!
Codename des Virus ist „ARBEIT“.
Wenn du „Arbeit“ von irgendwo bekommst, ob von deinen Kollegen oder deinem Chef, per E-Mail oder via Internet, oeffne es nicht, schaue es nicht an und ruehre es auf keinen Fall an!
Jeder, der bisher mit „Arbeit“ in Beruehrung kam, musste feststellen, dass sein komplettes Privatleben geloescht wurde und das Gehirn seine normale Funktion aufgegeben hat.
Wenn Du „Arbeit“ in Papierform bekommst, auf keinen Fall beachten! Nicht lesen, sondern sofort in den Papierkorb weiterleiten.
Nimm deine Jacke sowie 2 gute Freunde und gehe direkt in die naechste Kneipe und bestelle drei Bier. Wenn Du dies 14 mal wiederholst, wirst Du feststellen, dass Du „Arbeit“ vollstaendig aus deinem Gehirn geloescht hast.
Leite diese Warnung sofort an mindestens 5 nahestehende Freunde oder Bekannte weiter.
Solltest Du feststellen dass Du keine 5 nahestehenden Freunde oder Bekannten hast, bedeutet dies, dass Du infiziert bist und der Virus „Arbeit“ dein Leben schon vollkommen unter Kontrolle hat.


Selbst die Opfer kapitalistischer Ausbeutungen wollen nichts als Arbeit(en) ...

Erwerbsarbeit, also das Prinzip "Arbeiten gehen zu müssen, um Geld zu verdienen, um wiederum konsumieren und leben zu können", gehört für die meisten Menschen zu den alltäglichen Zwängen der Existenzsicherung. Ein Großteil aller Zeit und Energie wird "verbraucht", um sich die notwendigen finanziellen Mittel für den Lebensunterhalt und für die Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse (Unterkunft, Essen, Gebrauchsgegenstände, Kultur) zu erwirtschaften. Das kapitalistische Ideal besteht darin, einen "guten Job" zu "haben", möglichst viel Geld zu ¼verdienen½ und sich dann ein "schönes Leben" zu kaufen. Danach sollen alle streben (wird uns eingeschärft). Diese Denklehre dient hervorragend den Interessen des Kapitals, das sich fortdauernd vermehren will. Aber sie dient nicht den Menschen, sondern frisst ihn - und die Natur.

Vollbeschäftigung ist weder per se gut noch tatsächlich als aktuelles Ziel verfolgt.
"Nimm nie einen Menschen, wenn du auch eine Maschine nehmen kannst" (The Matrix), und wenn du schon einen Menschen nehmen musst, nimm den billigsten! Das ist die Logik des Kapitals und der Profitmaximierung. Menschen zählen dabei nicht (viel). Natur auch nicht. Was "zählt" sind eben nur die Unkosten und vor allem der Gewinn, der Profit. Im Zuge der sich ausdehnenden Profit- und Verwertungsinteressen und der davon angetriebenen Globalisierung werden sich "Global Player", also
die großen und weltweit organisierten Kapitaleigner, und die vielen kleinen Mitmischenden im hochkonkurrenten Markt, ihrer Macht erst so richtig bewusst und merken, wie sie Städte, Regionen, Staaten und ganze Kontinente gegeneinander ausspielen können - und diese das auch wollen. Es dominiert das einfache Argument: "Die da hinten machen das aber sehr viel billiger!" Die Politik reagiert "im Namen der Bürger" wie immer sofort und schafft "Investitionsanreize", macht sich zum Dienstleister fürs Kapital und stellt die lokalen Ressourcen willig der Ausbeutung zur Verfügung. Trotz aller Bemühungen steigt die Anzahl derjenigen, die nicht am Ideal der Arbeits- und Konsumgesellschaft teilnehmen können stetig. Andererseits wurde in Deutschland noch nie so viel produziert, das ¼Bruttosozialprodukt½ erreicht stetig neue Rekorde und noch nie gab es so viel privates Geld im Land. Warum? Weil die Arbeits- und Produktionsprozesse mittlerweile so stark automatisiert sind, dass nicht mehr so viele Menschen in Arbeit gebraucht werden, um
die nötigen und unnötigen Güter herzustellen, die wir konsumieren.

Wir vernichten unsere Lebensgrundlagen.
Rücksichtslos verbrauchen wir alle Ressourcen, die wir auf der Erde finden. Wenn wir Autofahren, fragen wir nicht nach dem Schaden, den wir auf der Welt anrichten, sondern nach den Kosten, die unseren Geldbeutel betreffen. Wir fragen selten, welche Wälder, welche Regionen, welche Tierarten, welche Flüsse, Seen und Küsten durch unsere Art zu leben gerodet, überflutet, bedroht und verseucht werden. Selbst die Luft zum Atmen wird verpestet und die zukünftigen Lebensgrundlagen werden leichtfertig aufs Spiel gesetzt, anstatt dass wir uns besinnen: Was ist (mir) wirklich wichtig? Was brauchen wir zum Leben? Was macht uns Freude? Wie schön wäre es, achteten viele Menschen etwas mehr auf sich selbst und ihre tatsächliche Bedürfnisse und auf ihre Umgebung.

Ein schönes Leben ist nicht käuflich.
Genügsamkeit ist eine Eigenschaft, die in unserer Zeit fast zu einem Fremdwort geworden ist. Täglich verheißen Medien und Werbung immer neue Dinge, die wir unbedingt brauchen.

Im Original: Arbeitswahn
ArbeiterInnen schaffen für Arme, Alte ...?
Ausschnitt rechts: Seltsamer Titel des Spiegel, Nr. 39/2003 - Reiche, UnternehmerInnen, KapitalbesitzerInnen, Staat, Priester usw. tauchen unter denen, die ArbeiterInnen mitfinanzieren müssen, gar nicht mehr auf ...

Aus Flassbeck, Heiner/Spiecker, Friederike: "Die Irrlehre vom Lohnverzicht" in: Blätter zur deutschen und internationalen Politik 9/2005 (S. 1071)
Die größte Bedrohung unserer Gesellschaft geht nach wie vor von der immensen Arbeitslosigkeit aus.


Zitate von Georg Büchner (gefunden in: G. Büchner, 1813-1837, Verlag für literarische Produkte, Fernwald 1985)
Valerio: Und ich werde Staatsminister und es wird ein Dekret erlassen, daß wer sich Schwielen in die Hände schafft, unter Kuratel gestellt wird, daß wer sich krank arbeitet, kriminalistisch strafbar ist, daß Jeder, der sich rühmt sein Brot im Schweiße seines Angesichts zu essen, für verrückt und der menschlichen Gesellschaft gefährlich erklärt wird.
Leonce: Bin ich ein Müßiggänger?
Prinz: Wer arbeitet , ist ein subtiler Selbstmörder ...
Lacroix: Das Volk ist tugendhaft, d.h. es genießt nicht, weil ihm die Arbeit die Genußorgane stumpf macht ...
Velerio: Es gibt nur vier Arten, sein Geld auf eine menschliche Weise zu verdienen, es finden, in der Lotterie gewinnen, erben oder in Gottes Namen stehlen, wenn man die Geschicklichkeit hat keine Gewissensbisse zu bekommen.

Rechts: Aus der FR ...

Marx 1875, MEW 18/570
Die Gesellschaft findet nun einmal nicht ihr Gleichgewicht, bis sie sich um die Sonne der Arbeit dreht.
Marx 1870, erste Adresse des Generalrats über den Deutsch-Französischen Krieg, MEW 17/7
... im Gegensatz zur alten Gesellschaft mit ihrem ökonomischen Elend und ihrem politischen Wahnwitz (entsteht) eine neue Gesellschaft, deren internationales Prinzip der Friede sein wird, weil bei jeder Nation dasselbe Prinzip herrscht – die Arbeit!

Aus dem Interview mit dem ehemaligen Capital-Redakteur und INSM-Geschäftsführer, auf: Telepolis, 4.3.2014
Herr Höfer, wann haben Sie gemerkt, dass der Kapitalismus keinen Spaß mehr macht?
Max Höfer: Auslöser war die Finanzkrise 2008, die mir deutlich machte, dass wir dem Effizienzgeschwätz der Finanzbranche auf den Leim gegangen waren. In den Ökonomielehrbüchern stand, dass deregulierte Finanzmärkte perfekt funktionieren, weil allein schon das Eigeninteresse der Bankaktionäre Pleiten verhindert. Nach dem Lehmann-Crash musste Fed-Präsident Alan Greenspan eingestehen, dass "das gesamte intellektuelle Bauwerk der Marktwirtschaft kollabiert war." Für mich war das der Anlass, die Prioritäten des Kapitalismus zu überdenken:
Einerseits den quasireligiösen Glauben an eine "unsichtbare Hand" des Marktes, welche angeblich Gier in allgemeines Wohlergehen verwandelt.
Zum andern wollte ich verstehen, warum uns der westliche Kapitalismus in eine gnadenlose Steigerungslogik hineintreibt: Jeden Tag sollen wir besser und erfolgreicher werden und uns unentwegt optimieren. Wir sollen uns nicht zurücklehnen dürfen und das Leben genießen. Dieser ruhelose Optimierungszwang beherrscht den Kapitalismus seit seinen Anfängen. ...
So verwandelt sich unsere mittelständisch geprägte soziale Marktwirtschaft allmählich in einen Winner-takes-it-all-Kapitalismus: Oben fließen riesige Gewinne einer kleinen Schicht zu, die sich ein eigenes Reich an Steueroasen eingerichtet hat, unten wird der letzte Penny an Effizienzreserven rausgepresst, wovon kambodschanische Textilarbeiter oder schlecht bezahlte Amazon-Lageristen ein Liedchen singen können. Dazwischen befindet sich eine verunsicherte Mittelschicht, die zu Recht bezweifelt, ob sie für ein paar neue Trendprodukte und minimale Reallohngewinne immer schneller in der Tretmühle laufen soll.
Das Perverse daran ist, dass keiner zufrieden ist. Mittlerweile bemitleiden wir die Burnout geplagten Leistungsasketen in den Topetagen, wir empören uns über Billiglohnländer und wir sorgen uns, dass wir selbst im Konkurrenzkampf bald nicht mehr mithalten können. Der Kapitalismus macht, seinen Produktivitätserfolgen zum Trotz (oder vielleicht gerade deshalb), keinen Spaß mehr.


Aus Werner Seppmann, "Mit der Natur versöhnen", in: Junge Welt, 3.2.2016 (S. 12f)
Denn wenn die zum gesellschaftlichen Fortbestand notwendige Arbeit auf alle Arbeitsfähigen verteilt und auf vieles Überflüssige (und mittlerweile oft auch Absurde) verzichtet wird und wenn der aus dem Konkurrenzkampf resultierende Verschleiß ökonomischer Kapazitäten ebenso nicht mehr anfallen würde wie die aus der kapitalistischen Widerspruchsdynamik resultierenden Kosten durch Arbeitslosigkeit, psychische Ausplünderung der Menschen oder Naturzerstörung, bräuchte der individuelle Einsatz für die gesellschaftlich notwendige Reproduktionsarbeit monatlich kaum den Umfang übersteigen, der heute wöchentlich nötig ist.

Aus einem Interview zur Mobilisierung zum Aktionstag 14.9.2002 auf dem Titel der ver.di-Zeitung „publik“ 8/2002
Ohne Zukunft, ohne Ausbildungs- und Arbeitsplatz ist kein Leben schön
... „Her mit dem schönen Leben !“ ist auch ein Aufruf, sich an den kommenden Bundestagswahlen zu beteiligen.

(nachzulesen auch im Internet bei ver.di)

Tätigkeit statt entfremdete Arbeit
Der übliche Arbeitsbegriff bezeichnet interessanterweise gar nicht Arbeiten als solches, sondern speziell eine im Auftrag oder für andere, für bei der formalen Arbeit eine Entlohnung erfolgt, im Bereich des informellen, insgesamt wahrscheinlich größeren Sektors nicht einmal das (Sklavenarbeit, Hausarbeit). Arbeit kann aber auch als Tätigkeit bzw. Aktivität begriffen werden. Dann dient sie eigenen Interessen oder selbstgesetzten Zielen - individuell oder in einer Kooperation der Gleichen.

Aus Erich Fromm, "Haben oder Sein" (S. 90-92)
Aktivität im modernen Sinn bezieht sich nur auf Verhalten, nicht auf die Person die sich in einer bestimmten Weise verhält. ...
Bei nicht entfremdeter Aktivität erlebe ich mich als handelndes Subjekt meines Tätigseins. Nicht entfremdete Aktivität ist ein Prozeß des Gebärens und Hervorbringens, wobei die Beziehung zu meinem Produkt auftrechterhalten bleibt. Dies bedeutet auch, daß meine Aktivität eine Manifestation meiner Kräfte und Fähigkeiten ist, daß ich und mein Tätigsein und das Ergebnis meines Tätigseins eins sind. ...
Der produktive Mensch erweckt alles zum Leben, was er berührt. Er gibt seinen eigenen Fähigkeiten Leben und schenkt anderen Menschen und Dingen Leben. ...
Entfremdete Aktivität im Sinne bloßer Geschäftigkeit ist in Wirklichkeit "Passivität", das heißt Unproduktivität.

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