Offener Raum

ARBEIT, BETRIEBE, ZWÄNGE

Macht- und Verwertungslogiken in Betrieben


1. Arbeit, Arbeit, Arbeit
2. Arbeit für alle?
3. Macht- und Verwertungslogiken in Betrieben
4. Grundeinkommen & Existenzsicherung
5. Arbeitsethos von links
6. Internetseiten gegen Arbeit, Modernisierung und Wettbewerbsstaat, Hartz&Co.

Annette Schlemm, Mail vom 25.5.2001 in der Debatte um Oekonux, freie Kooperationen und Freie Menschen in Freien Vereinbarungen
Betriebe funktionieren in der bürgerliche Gesellschaft mit einer Kombination von Tausch, nämlich von Arbeitskraft gegen Lohn (was bei aller sozialen Abhängigkeit ein normalerweise freiwilliger Akt ist, die ArbeiterIn könnte auch woanders anheuern oder arbeitslos sein, sie wird nicht gezwungen, dieses bestimmte Beschäftigungsverhältnis einzugehen), und Anordnung, nämlich der Unterordnung unter das Direktionsrecht des „Arbeitgebers“, der die konkreten Arbeitsaufgaben vorschreiben kann (dass er dabei Spielräume lassen muss oder auch bewusst indirekte Steuerungsmethoden einsetzt, ändert nichts am Prinzip). Außerdem spielt dabei in og. Weise der Staat als Garant von Eigentum und bürgerlichem Recht eine unverzichtbare Rolle. Und selbstverständlich ist in den konkreten betrieblichen Arbeitsprozessen auch die unmittelbare Kommunikation und Kooperation zwischen den KollegInnen nötig. Ihre Entwicklungsdynamik im Verhältnis zu anderen Betrieben und in der Gesellschaft ist bei kapitalistischen Betrieben wiederum völlig von Konkurrenz und Verwertungslogik bestimmt, und insoweit fungieren die anderen für das Funktionieren von Betrieben relevanten Modi als bloße Mechanismen zur Umsetzung dieser Logik. Für eine allseitige Analyse, insb. wenn es um Ansatzpunkt für Veränderungen und die Lage der Individuen geht, ist es aber notwendig, dies genauer zu betrachten. Wobei für Organisationen in anderen Sphären der Gesellschaft z.T. gilt, dass die Verwertungslogik hier evt. nur indirekt wirkt und Rahmenbedingungen prägt, aber nicht die innere Logik dominiert.

P.M., 2001: Subcoma, Paranoia City Verlag in Zürich
Die aufgeschobene Belohnung nimmt der menschlichen Betätigung ihre intrinsische (De-)Motivation, macht sie zu einer bloss noch lästigen Bedingung und ermöglich es zugleich, auch für die brutalsten Aufgaben noch Vollstrecker zu finden. In der Trennung von Arbeit und Belohnung ist die Möglichkeit von Auschwitz schon enthalten. ... (S. 24)
Marxistisch gesehen vertreten die Arbeiterorganisationen nicht den Ausstieg aus der Akkumulationsmaschine, sondern bloss den etwas weitsichtigeren Umgang mit dem variablen Kapital (ausgedrückt im Lohnanteil des Volkseinkommens).
(S. 36)

Aus: autonome stadt, Entwurfsarbeit von Tomislav Knaffl im Wintersemester 2000/01 an der Uni Stuttgart
arbeit aufzunehmen bedeutet arbeit zugeben, und arbeit auszubeuten bedeutet arbeit zu nehmen.

Michel Foucault, zitiert im Alligator, Zeitschrift der Grünen Liga
Bevor man eine Firma eröffnet, muss man wissen, mit welchen (Macht-)Methoden man Produktivität von den Angestellten bekommt. Das ganze System, das für uns heute selbstverständlich als alltägliche Lohnarbeitsverhältnisse wahrgenommen wird, basiert auf Machtstrategien, die von allen Beteiligungen als "natürlich entstanden" mißverstanden werden, anstatt sie in ihrer Geschichte und ihren Wirkungsweisen hin zu entlarven. Dabei gab es in der Geschichte zahlreiche Widerstände, Sabotagen und Kämpfe (Streiks, etc.), die darauf hinweisen, dass es nicht immer so gewesen zu sein scheint. Die gesellschaftlichen Unzufriedenheiten und punktuellen Auseinandersetzungen in Form von Streiks, Krankfeiern und Sabotage deuten darauf hin, dass dieses System der Lohnarbeit nicht "natürlichen Ursprunges" sein können.

Mail aus der Hoppetosse-Liste
Das Wort „Arbeit“ bedeutete in seiner ursprünglichen Bedeutung sowas ähnliches wie „verwaist sein, ein zu schwerer körperlicher Tätigkeit verdingtes Kind sein“, „Plage“, „Mühsal“ oder „unwürdige, mühselige Tätigkeit“. Eine gute Definition von Arbeit liefert Ludwig Unruh: „Ganz abstrakt gesehen ist Arbeit all diejenige Tätigkeit, die einen außerhalb ihrer konkreten Verrichtung liegenden Zweck hat.“ (Alle Zitate: Ludwig Unruh: Hauptsache Arbeit? Zum Verhältnis von Arbeit und menschlicher Emanzipation. Syndikat-A Medienvertrieb. www.fau.org/syndikat-a)

Friedrich Nietzsche, dt. Philosoph, 1844-1900
Wer von seinem Tag nicht zwei drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave.

Aus der Selbstdarstellungs-Broschüre der Arbeiterselbsthilfe Frankfurt (1976, zitiert nach M. Horx, "Smart Capitalism")
Wir leben anders! Wir arbeiten mehr als je zuvor, schaffen bis zu 14 Stunden am Tag, und die Arbeit macht uns bei weitem nicht so kaputt wie die "nur" acht Stunden vorher im Betrieb. Das liegt ganz eindeutig daran, dass uns der Sinn der Arbeit klar ist, dass die weit weniger entfremdet ist.

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