Laienverteidigung

GENTECHNIK UND ERNÄHRUNG

Bücher vorgestellt

Andrea Flemmer
Bio-Lebensmittel
(2011, Humboldt in Hannover, 192 S., 9,95 €)
Ein einfaches Buch mit eindeutiger Aussage: Bio-Lebensmittel sind in allen Belangen konventionellen Produkten überlegen. So findet es die Autorin bei jedem Aspekt heraus, der im Buch aufgegriffen wird. Zunächst stellt sie Kennzeichnungen vor, schildert die Verbreitung von Bio-Nahrungsmitteln und benennt Schadstoffe in Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung. Schließlich werden die verschiedenen Lebensmittelsorten durchleuchtet - immer mit dem Fazit, dass "Bio" besser ist. Zweifel aber bleiben, ob das alles nicht ein bisschen zu einfach gestrickt ist. Studien und Meinungen, die andere Ergebnisse benennen, werden gar nicht erst erwähnt.

Monika C.M. Müller
Wem gehört das Schwein?
(Loccumer Protokolle 13/2010, Evang. Akademie in Loccum, 166 S.)
Die Patentierung von Leben gehört zu den umstrittensten Fragen moderner Agrarwirtschaft, insbesondere der Debatte um die Gentechnik - auch wenn Patente ebenso für nicht gentechnisch veränderte Lebewesen angestrebt werden. Mit der Patentierung sind Besitzrechte, Profite und Einschränkungen der Nutzbarkeit natürlicher Ressourcen verbunden. Zu daraus folgenden Problemen z.B. für die Lebensmittelversorgung weltweit und für weitere Züchtungserfolge finden sich ebenso Beiträge wie ein abschließendes Pro und Contra zu Patenten auf Leben.

Danja Domeier/Robert Matthes
Verbraucherinformationsgesetz
(2008, Kommunal- und Schul-Verlag in Wiesbaden, 46 S., 15 Euro)
Das VIG gibt Menschen die Möglichkeit, Akten über Lebensmittel und deren Produktionsbedingungen bei Behörden einzusehen. Das Buch ist ein Kommentar - zu jedem Paragraphen des recht kurzen Gesetzes finden sich Ausführungen. Viele Urteile gibt es noch nicht, das Buch ist eher recht dünn und durch den doppelten Abdruck des Gesetzes wirkt es eher künstlich aufgebläht. Vielleicht aber fängt die Geschichte jedes Kommentars so an ...

Marie-Monique Robin
Mit Gift und Genen
(2008, DVA in München, 463 S.)
Das Buch hat inzwischen einige Berühmtheit erlangt - zusammen mit dem gleichnamigen Film. Beides geschieht zurecht angesichts der hohen Qualität beider Recherchen und Darstellungen. Brillant stellt die Autorin dar, wie der große Konzern Monsanto seine Macht aufgebaut und dann gnadenlos ausgenutzt hat. PCB, Agent Orange und Roundup Ready ziehen sich als Produktbezeichnungen durch die Geschichten rücksichtloser Profitmache. Das Buch ist es wert, wegen seines Inhalts gelesen zu werden. Jedoch: Es bestehen Zweifel, ob es deshalb so gut geht. Einiges spricht dafür, dass in Europa der Voyeurismus über skandalöse US-Firmen weit verbreitet ist, während über die Machenschaften deutscher Firmen gerne großzügig hinweggesehen wird. Das ist nicht die Schuld von Robin und ihrer Recherche, sondern einer politischen Oberflächlichkeit, die BASF, Bayer & Co. bisher nützen.

Christoph Palme/Matthias Schlee
Gentechnikrecht
(2009, Kommunal- und Schul-Verlag in Wiesbaden, 194 S., 29 Euro)
In einer systematischen Abhandlung des Gentechnikrechts und der einschlägigen Verfahren bei Freisetzungen und Inverkehrbringung stellen die beiden Autoren das verfügbare Material des jungen Rechtsgebietes zusammen. Ihr Schwerpunkt sind dabei die Verfahrensfragen und die Auswirkungen auf die Umwelt. So werden auch verwandte Rechtsgebiete wie das Naturschutz- und Pflanzenschutzrecht einbezogen. Etliche Hinweise auf aktuelle Urteile machen das Buch zu diesem Thema zu einem guten Nachschlage- und Grundlagenwerk. Schwächen zeigt das Buch bei den praktischen Vorgehensweisen. Hier zeigt sich die Handschrift der gut informierten Schreibtischarbeiter. Mit der konkreten Arbeit in gentechnikfreien Regionen, zwischen NachbarInnen oder mit den Auseinandersetzungen auf den betroffenen Flächen sind sie wenig vertraut. Daher wirkt das Buch wie ein Kommentar und taugt eher für Juristen als für Menschen, die sich gegen die Gentechnik engagieren.

Árpád Pusztai/Susan Bardócz
Sicherheitsrisiko Gentechnik
(2010, Orange Press in Freiburg, 180 S., 18 Euro)
Die Autoren beleuchten die Rollen von Konzernen und Politik und deren indirekte Einflussnahme über die Finanzierung auf die Ergebnisse der Genforschung. Er liefert Vorschläge für eine effektive, wissenschaftlich seriöse Forschung im Dienste der Sicherheit von Mensch und Natur. Árpád Pusztai wurde nach der Veröffentlichung kritischer Gentechnik-Untersuchungen 1998 von seinem Posten an dem schottischen Rowett Research Institut suspendiert.

Thomas Deichmann
Warum Angst vor der Grünen Gentechnik?
(2009, Projekte-Verlag Cornelius in Halle, 257 S., 28,50 Euro)
Schön ... eine Sammlung von Ergüssen des Alles-wird-Gut-Propagandisten, der als einst als Marxist mit einfachen Erklärungsmodellen die Welt glücklicher zwingen wollte und nun zu einem fast religiös anmutenden Glauben an das Gute aus dem Fortschritt gewechselt ist. Das Buch ist eine Sammlung seiner Aufsätze in verschiedensten Zeitungen und Internetseiten. "Informiert ... wie kein zweiter" benannt ein Schweizer Professor im lobenden Vorwort den Autor. Aber von Wissen sind die Texte nicht geprägt. Eher wirken sie wie aus einer PR-Agentur. Genau das aber ist auch die Stärke des Buches: Für alle, die am Stammtisch die Gentechnik unterstützen wollen, finden hier kräftig Material. Und alle, die sich ein Bild machen wollen, wie platt hier oft argumentiert wird, sind mit dem Buch auch gut bedient. Klar, dass da auch der Angriff auf Greenpeace nicht fehlen darf: Dem Öko-Konzern wird Geldorientierung und interne Hierachie vorgeworfen. Das stimmt zwar, aber es demaskiert auch die Gentechnikbefürworter: Was bitte hat das mit dem Thema zu tun? Einen besonderen Spaß dürften AnhängerInnen direkter Aktionen haben: Deichmann listet am Ende des Buches minutiös auf, welche Felder wann zerlegt wurden ...

Max Annas/Jürgen Binder
Genfood - Das aktuelle Handbuch
(2009, orange press in Frankfurt, 208 S., 15 Euro)
Ein gutes Buch zum Einstieg ins Thema. In kurzen Kapiteln wird die Lage der Dinge dargestellt: Von politischen Debatten über die Verbreitung der Gensaaten. Den Hauptteil bilden Texte zu den verschiedenen Lebensmitteln und den dort eingesetzten gentechnischen Methoden. Ein kleines Schlusskapitel nennt Adressen von Initiativen, die sich gegen Gentechnik wehren. So entsteht ein guter erster Überblick für alle, die sich hineinlesen wollen. Schade, dass - wie bei europäischen AkteurInnen üblich - vor allem der Name Monsanto fällt. Informationen zu den großen europäischen Konzernen (darunter die drei deutschen BASF, Bayer und KWS) sowie zu den spezifischen Methoden der deutschen Agrogentechnik von der Verschleierung der Felder als Sicherheitsforschung bis zur Gründung und Liquidierung schwer erkennbarer Kleinstfirmen findet sich in dem Buch wenig bis gar nichts.

Peter H. Feindt/Joachim Lange (Hrsg.)
Agrarpolitik im 21. Jahrhundert
(Loccumer Protokolle 30/2007, Evangelische Akadamie, 330 S.)
Der Band zeichnet die Vorträge und Diskussionen einer Tagung in Loccum nach. Dabei bietet er eine große Bandbreite von Beiträgen - nicht nur der ReferentInnen. So ist eine Art Lesebuch zum Thema entstanden, das gut geeignet ist, die aktuellen Entwicklungen in der Agrarpolitik und den Paradigmenwandel auf dem Lande unter verschiedene Fragestellungen und Blickwinkeln zu erfassen. Die Hauptkapitel drehen sich um die ökologischen Wirkungen, um Effizienz und Teilhabe mit einem Schwerpunkt auf die Rolle von Subsistenzwirtschaft sowie die ökonomien, überwiegend global ausgerichteten Verwerfungen.

Martin Möller u.a.
Nanotechnologie im Bereich der Lebensmittel
(2009, vdf Hochschulverlag in Zürich, 211 S., 34 €)
Das Buch liefert einen ziemlich umfassenden Einblick in die Technik und ihre gesellschaftlichen Aspekte. Es geht sowohl um die aktuellen Forschungsansätze wie auch um rechtliche Fragen, Akzeptanz und überhaupt die Definition des schwer abgrenzbaren Technikgebietes. Am Ende versuchen die AutorInnen vom Zentrum für Technologiefolgenabschätzung ein Fazit und sprechen Empfehlungen für den weiteren Umgang aus. Das Interesse für politische Fragestellungen ist zu erkennen, auch wenn - wie bei solchen Veröffentlichungen üblich - eine gewisser Glauben an die Objektivität von Wissenschaft nicht zu übersehen ist. Einen Vergleich mit den Debatten um die Gentechnik ziehen die AutorInnen selbst - und sehen als "Gefahr" eine Wiederholung solcher Diskussionsmuster.

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