Offener Raum

DEKONSTRUKTIEREN STATT REKONSTRUIEREN!

Begriffsbestimmungen


1. Begriffsbestimmungen
2. Definitionen und Diskussionen aus der Hoppetosse-Mailingliste
3. Debatte
4. Marxismus und Wahrheit
5. Wahrheit oder Subjektivität
6. Links

Die folgenden Definitionen dienen der Klärung, wie die Begriffe in der Diskussion rund um die Projektwerkstatt und diese Internetseiten (also z.B. im AC/PC-Papier und in anderen Diskussionsbeiträgen auf der Hoppetosse-Mailingliste) benutzt werden.
Ob die hier genutzten Definitionen passend sind bzw. mit schon erfolgten früherer Diskussionen und Veröffentlichungen übereinstimmen, darf angezweifelt werden. Eventuell müssen dann neue Begriffe geschaffen werden. Schließlich: Es kommt auf den Inhalt, das hinter dem Begriff „Dekonstruktion“ stehende Ziel und die hinter „Rekonstruktion“ stehende Kritik an.

Definition „Konstruktion“
Konstruktion bezeichnet das Herstellen entweder ...
  • eines Zusammenhanges der Zugehörigkeit zu einer nicht-sozial abgegrenzten Gruppe von Menschen (z.B. nach biologischem Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Größe, Wohnsitz, Herkunft, Abstammung) und behaupteten sozialen Eigenartigkeiten oder ...
  • eines Zusammenhanges der Zugehörigkeit zu einer sozial abgegrenzten Gruppe von Menschen (z.B. nach Religionszugehörigkeit, Bildungsgrad, Sprache, Beruf, Titel) und behaupteten, allgemeinen (d.h. über das soziale Abgrenzungsmerkmal hinausgehenden) sozialen Eigenartigkeiten ...
  • einschließlich einer kontinuierlichen Weitergabe dieses konstruierten Zusammenhanges (z.B. über Generationen, Sprache, Traditionen, Gesetze und Normen – bewußt und/oder unbewußt).

Schon die Begriffe, die der Abgrenzung dienen, können konstruierte, d.h. nicht tatsächliche, soziale Kategorisierungen darstellen.

Definition „Dekonstruktion“
Dekonstruktion bezeichnet das Offenlegen der Konstruktion, ihrer dahinterstehenden Denkmuster, –logiken und Formen der Weitergabe, das Eintreten für Selbstbestimmung und der Widerstand gegen alle Formen der Konstruktion und Rekonstruktion.

Definition „Rekonstruktion“
Rekonstruktion bezeichnet die Wiederherstellung, Verstärkung oder Wiederholung von Konstruktionen sowie die kritiklose Benennung konstruierter Zusammenhänge zwischen abgegrenzten Gruppen von Menschen mit behaupteten sozialen Eigenartigkeiten – unabhängig, ob dieses zum Zwecke diskriminierender, schützender oder (pseudo)wissenschaftlicher Argumentationen oder Aktivitäten dient.

Anmerkungen zum Definitionsversuch "Konstruktion/Dekonstruktion/Rekonstruktion"
ich fände das schwierig zu dekonstruieren, ohne dabei wieder neue, andere Konstruktionen zu entwickeln. Selbst wenn ich das versuche, nämlich ohne neue Konstruktionen zu dekonstruieren, begehe ich schon wieder die Sünde der Konstruktion! Denn ich konstruiere dann die Möglichkeit einer Realität jenseits aller Konstruktionen - und eine solche „unkonstruierte“ Realität nenne ich eine Konstruktion der allerhandfestesten Art. Denn will ich ohne neuerliche Konstruktionen dekonstruieren, dann begebe ich mich direkt in den Kreis von Religionskonstrukteuren, denn ich konstruiere einen Gott. Wer anders als ein Gott könnte DIE EINE, unkonstruierte Realität geschaffen haben ??? Stendhal sagte das so: Die einzige Entschuldigung Gottes ist die, daß er nicht existiert. Daher: Immer wenn ich dekonstruiere - und damit ja gleichzeitig wieder neukonstruieren muß -, geschieht dies für mich selbst, subjektiv, immer dann VERANTWORTLICH, wenn meine Konstruktionen und Dekonstruktionen nicht den Anspruch erheben, „wahr“ zu sein. Sie sind Spiel - und wo wäre ein größerer Ernst als im Spiel? Im Spiel der Konstruktionen entscheidet sich die Frage meines Seins. Dumme Spiele - blöd gelaufen! Gar kein Spiel - allzu blöd, denn nix gelaufen!

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