Stiftung Freiräume

GELDANLAGEN

Einleitung


1. Einleitung
2. Ö-Punkte Schwerpunkt "Grünes Geld"
3. Regenerative Energien - immer mehr profitabel, immer weniger ökologoisch
4. Links und Informationen

Realsatire: Titel eines Anlage-Werbeblattes ... der Fonds heißt tatsächlich so!

Die Finanzwirtschaft gilt vielen als das Böse schlechthin. Das ist keine besonders scharfsinnige Analyse, sondern bedient eher platte Ressentiments und vereinfacht die Erklärung der Welt auf gefährliche Art und Weise. Trotzdem bleibt bemerkenswert, dass ausgerechnet diese Sparte, die einst für fast alle und immer noch für viele das Feindbild darstellte, in den 90er Jahren zum Hoffnungsträger avancierte. Das ging einher mit der Ausbildung des Öko-Neoliberalismus, also der Strömungen in Wirtschaft, Grünen und Umweltverbänden, die statt einer Bekämpfung des Kapitalismus dessen Begrünung zum Projekt machten. Schließlich sollte Umweltschutz sogar zum Wachstumsmotor werden. Da wurde auch das Finanzkapital entdeckt. Es sollte eine zentrale Rolle spielen bei der Rettung der Welt. Die Sprüche ähnelten stark den (leeren) Versprechungen der Verbraucher_innenmacht. „Jeder kann Zeichen setzen! Neben den Möglichkeiten der demokratischen Meinungsäußerung ist auch ein Protest am Kapitalmarkt möglich. Mit einem enormen Hebel kann hier auf wirtschaftliche und damit auch auf politischen Entscheidungen Einfluß genommen werden.“ So Jörg-Henning Frank, Vorstand des Berliner Finanzdienstleisters Umweltfinanz AG laut einer Pressemitteilung der Firma am 14.2.2003.
Die Pressemitteilung setzte noch einen drauf und behauptete, Weltverbesserung per Finanzanlage hätte schon Tradition und hätte sogar den Vietnamkrieg gestoppt: "Bereits während des Vietnamkrieges haben viele Anleger im Zuge der Antikriegsbewegung ihrer Überzeugung Ausdruck verliehen, indem sie Aktien des Napalm Produzenten Dow Chemical verkauften und auf ethische Anlagen ohne Rüstungsbeteiligung zurückgriffen. Ein Ruck ging durch den Kapitalmarkt und eine neue Aktienkultur war geboren. So wurden auch aufgrund dieser Proteste 1968 die US-Bombardierungen in Vietnam eingestellt." Geld ist der eigentliche Ruck durch die Gesellschaft. Solche Texte verschaffen den Anleger_innen genau das, was sie suchen: Ein gutes Gefühl. "Damals wie heute sind ethische Kapitalanlagen gefragt.
Finanziell erfolgreich und mit gutem Gewissen investieren."


Doch die Sache änderte sich weiter. Mit dem Verlust der Erinnerung an Umweltschutzziele verlor das reiche Bildungsbürger_innentum auch das Interesse an grünen Themen. Zielte die Geldanlagewerbung in den ersten Jahren noch auf das Bekenntnis zu Öko-Zielen im diesen Schichten, die zu großen Teilen aus den alten Umweltbewegungen stammten, so traten schließlich die Renditeversprechungen in den Vordergrund. Kaum ein Prospekt wies nach der Jahrtausendwende noch Angaben zum Umweltnutzen der Investitionen auf. Geworben wurde mit Rendite, also der Hoffnung der reich Gewordenen, noch reicher zu werden. Mehr und mehr wurden begrünte Investitionsprojekte auch für alle übrigen Geldanleger_innen interessant und trugen ihren Teil dazu bei, dass Reiche noch reicher wurden. Ganz offen bewarben die Macher_innen grüner Geldanlagen nun auch das Wohl der Wirtschaft - längst auch bei Grünen viel mehr beachtet als der Schutz der Natur. Öko und Wirtschaftsaufschwung war plötzlich fast dasselbe. Es verschmolz zu einem Einheitsbrei des Guten.

Im Original: Umwelt retten, Wirtschaft ankurbeln
Aus: Umweltkontor-Magazin, Nr. 1/2001, Werbeprospekt der Firma Umweltkontor
Kann Geld anlegen Sünde sein?
Nein, natürlich nicht: ... Der Markt für ökologische und ethische Kapitalanlagen ist eines der wenigen Wachstumssegmente auf dem Kapitalmarkt. ... Dieser Venture-Capital-Fonds investiert vor allem in dynamisch wachsende Unternehmen der regenerativen Energiebranche. Ziele des Venture Capital Fonds sind neue Produkte oder Projekte, deren Erfolgsaussichten groß, deren Risiken joedoch ebenfalls nicht gering sind, bis zur Marktreife zu entwickeln, z.B. die gigantischen Offshore-Projekte der kommenden Jahre. Unternehmen, die sich an diese Produkte und Projekte wagen, brauchen neben einem qualifizierten Management vor allem eines: Kapital.

Spekulation und Ökologie passen zusammen ... Übersicht über die Seiten der Aktienhandelfirma VALORA EFFEKTEN HANDEL AG

Oliver Storz, Umwelt+Investition, im Interview der Zeitschrift "Ö-Punkte", Winter 2001/02 (S. 15)
Zuerst muss man sich doch fragen, ob der Aufbau nachhaltiger Strukturen ohne wirtschaftliche Anreize überhaupt in Gang kommen kann? Meine Antwort ist ein klares Nein. ... Unter der Voraussetzung fairer Rahmenbedingungen (...) führt Wettbewerbsdruck zu Effizienzsteigerungen und damit zur Reduktion von Ressourcenverschwendung. Das kommt letztlich auch Mensch und Natur zugute.

Michael Miersch im Interview der Zeitschrift "Ö-Punkte", Winter 2001/02 (S. 17)
Die verfügbaren ökonomischen und ökologischen Daten zeigen: In Länder mit einem hohen Grad an wirtschaftlicher Freiheit geht es den Menschen und der Umwelt besser als in Systemen, die die angeblich schädliche „die Logik des Profitdenkens“ durch planwirtschaftliche Instrumente außer Kraft setzen. Die Voraussetzungen für effizienten und langfristigen Umweltschutz sind Wohlstand und wirtschaftliches Wachstum. Dies zeigt sich nicht nur in den alten kapitalistischen Ländern, sondern auch in den schnell aufholenden Schwellenländern. Beispielsweise schreitet in Schwellenländern die „Effizienzrevolution“ (d.h. die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch) viel schneller voran als in Europa oder Nordamerika. Vergleicht man die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Daten von vor 50 Jahren, vor 25 Jahren und heute, zeigen sich für die kapitalistischen Länder eindeutig folgende Trends:
  • Weniger Hunger
  • Weniger Armut
  • Geringere soziale Unterschiede
  • Längere Lebenserwartung
  • Geringere Kindersterblichkeit
  • Mehr Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln
  • Höhere Bildung
  • Mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen
  • Mehr Länder mit demokratischen Systemen
Nimmt man die am weitesten entwickelten Staaten (Europa und Nordamerika) zeigen sich zusätzlich folgende Trends (die bereits auch in Schwellenländern sichtbar werden):
  • Bessere Luftqualität
  • Bessere Gewässerqualität
  • Strengere Umweltgesetze
  • Verbot von immer mehr Umweltgiften
  • Mehr Naturreservate
  • Rückkehr einstmals nahezu ausgerotteter Tierarten
... Mehr marktwirtschaftlichen Naturschutz, besonders in Entwicklungsländern. Wenn es gelingt, den Erhalt von Naturgebieten konkurrenzfähig zu machen gegen Getreideanbau und Viehwirtschaft, dann wird der Kampf um die Artenvielfalt gewonnen.

Die Werbeinhalte sind dabei äußerst grotesk. Geworben wird mit Rendite und gutem Gefühl. In fast allen Prospekten fehlen genauere Informationen zum Umweltnutzen. Angaben sind pauschal, viele Fonds nicht durchschaubar oder recht nachlässig bei der Begutachtung der Firmen, bei denen das Geld angelegt wird.


Ausschnitte aus den Titeln von Öko-Geldanlagenprospekten


Mit den grün angemalten Geldstücken im Auge verschwinden auch die letzten Inhalte. In einem Prospekt wirbt die Firma "Abakus Finanz GmbH" für nachhaltige Geldanlage. Als Blickfang präsentiert sie das, was sie als Natur sieht: Eine total ausgeräumte, totgespritzte Rapslandschaft.



"business as usual" nach dem Ökobank-Aus"
Aus: punkt.um, 7-8/2001 (S. 10f)
Der Erfolg der UmweltBank mit ihrem Ansatz „finanzieller Gewinn durch Nachhaltigkeit“ zeigt nicht zuletzt, dass sich der Imageschaden für das ethisch-ökologische Finanzgeschäft durch das unglückliche Ende der Ökobank wohl in Grenzen halten wird. Wahrscheinlicher ist, dass links-alternative Werte wie Renditeverzicht und genossenschaftliche Transparenz endgültig zusammen mit der Ökobank zu Grabe getragen werden ... Trotz des Scheinters der Ökobank haben Alternativbanken eine Zukunkt. Voraussetzung dafür sei allerdings ein Paradigmenwechsel im Selbstverständnis ... Warum also nicht „Kopiervorlagen“ für Großbanken entwickeln und sich diese angemessen bezahlen lassen?

Aus: kraut&rüben 8/2001
Schwieriger wird es beim Kauf von Fondsanteilen und von Aktien an der Börse. Hier wird auf den ersten Blick nur das Vermögen des Fonds oder des Vorbesitzers der Aktien erhöht. Die Firmen selbst haben davon nichts. Fliegt der Vorbesitzer mit dem Aktiengewinn für 14 Tage auf die Seychellen, erscheint der Öko-Nutzen des Kaufs fraglich.

Pressemitteilung von Murphy&Spitz Umwelt Consult, 28.2.2002
Nach dem Boomjahr 2000 und der Kurskonsolidierung 2001 herrscht Katerstimmung für Wind- und Solaraktien. In den vergangenen 8 Wochen ist es zu einem massiven Kursverfall gekommen.
Das Ausmaß der Kursverluste ist aus Sicht von Murphy&Spitz Umwelt Consult nicht begründet. Nur ein Teil der Kursverluste ist auf fundamentale Aspekte zurückzuführen. So leidet Vestas A/S unter dem Ausstieg aus einem der bedeutendsten Märkte (Spanien) und einer geringeren Wachstumsdynamik, Umweltkontor AG unter dem Scheitern verschiedener Projekte (Biomasseprojekt, Venture-Capital-Gesellschaft) oder Energiekontor AG unter Fehlern der Vergangenheit (Fehlplanungen bei Windparkfonds) sowie Fehlern in der Kapitalmarktkommunikation (verbale Angriffe auf Wirtschaftspresse). Das Beispiel SolarWorld AG zeigt, dass positive Nachrichten - eine EBIT-Marge von 8 bis 9% in 2001 (ohne außerordentliche Gewinne), ein prognostiziertes EBIT-Wachstum 2002 über 25% - den Kursverfall aufgrund der negativen Stimmung derzeit nicht aufhalten können. Auf dem Kursniveau von 27 sehen wir ein sehr günstiges Kurs-/Gewinn-Verhältnis 2002 für SolarWorld von 13,2, für die Windparkprojektierer wird mit KGVs 2002 zwischen 7 und 20 gerechnet. Der Kursverfall vieler Unternehmen ist auch auf die Unsicherheit institutioneller und privater Investoren zurückzuführen. Offensichtlich dominieren bereits 8 Monate vor den Bundestagswahlen Befürchtungen über einen möglichen Wechsel der Regierung das Investorenverhalten. Murphy&Spitz Umwelt Consult hingegen sieht eine positive Weiterentwicklung auch unter veränderten politischen Rahmenbedingungen: Die Solarenergie ist eine High-Tech-Branche, die neue Arbeitsplätze und Exportchancen für Deutschland aufbaut. Gerade eine liberale Partei wird es sich nicht erlauben können, eine innovationsfeindliche Politik zu betreiben. Aufgrund der Vorbehalte in Teilen der CDU (Baden-Württemberg) und FDP (Möllemann) könnte es zu Kürzungen von Fördermaßnahmen für die Windenergiebranche kommen. Dies ändert jedoch nicht an den sehr guten internationalen Wachstumschancen.
Murphy&Spitz Umwelt Consult rechnet mit einer Kursverdopplung von ausgewählten Solar- und Windaktien noch in diesem Jahr.


Krieg nützt Öko-Wirtschaft
Aus einer Pressemitteilung der Umweltfinanz, Berlin, am 14.2.2003
Ethisch-ökologisch orientierte Anleger haben jetzt die Möglichkeit ein Zeichen zu setzen.
Jörg-Henning Frank, Vorstand des Berliner Finanzdienstleisters Umweltfinanz AG, sagt: „Jeder kann Zeichen setzen! Neben den Möglichkeiten der demokratischen Meinungsäußerung ist auch ein Protest am Kapitalmarkt möglich. Mit einem enormen Hebel kann hier auf wirtschaftliche und damit auch auf politischen Entscheidungen Einfluß genommen werden.“ Privaten Kapitalanlegern könnte dabei eine besondere Bedeutung zukommen. Bereits während des Vietnamkrieges haben viele Anleger im Zuge der Antikriegsbewegung ihrer Überzeugung Ausdruck verliehen, indem sie Aktien des Napalm Produzenten Dow Chemical verkauften und auf ethische Anlagen ohne Rüstungsbeteiligung zurückgriffen. Ein Ruck ging durch den Kapitalmarkt und eine neue Aktienkultur war geboren. So wurden auch aufgrund dieser Proteste 1968 die US-Bombardierungen in Vietnam eingestellt. Damals wie heute sind ethische Kapitalanlagen gefragt.
Finanziell erfolgreich und mit gutem Gewissen investieren.


Umweltbankgründer und -chef Horst P. Popp im Interview des eigenen Infodienstes bank&umwelt, 1/2007 (S. 6)
Wir sind sozusagen die bessere Ökobank und die bessere Deutsche Bank.

  • Vorschlag für Mitbestimmungskriterien bei ethischen Geldanlagen

Im Original: Profitwahn des Öko-Neoliberalismus
Scans aus der Zeitung "Euro Wirtschaftsmagazin" zum Schwerpunkt "Grünes Geld" (in Kooperation mit Öko-Invest)








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