Stiftung Freiräume

WAS IST DIE PROJEKTWERKSTATT?

Kein "Schöner wohnen" in der Aktionsvilla Kunterbunt! Aber Platz zum widerständigen Leben!


1. Projektwerkstatt - Ein Kurzüberblick
2. Was soll das Ganze? Ein Versuch, die Projektwerkstatt zu beschreiben ...
3. Was bieten die vielen Räume und Werkecken?
4. Haus, Räume und Ausstattung mitgestalten
5. Kein "Schöner wohnen" in der Aktionsvilla Kunterbunt! Aber Platz zum widerständigen Leben!
6. Raus aus dem eigenen Sumpf - das Haus als Sprungbrett ins Drumherum
7. Formales, weitere Infos und der PGP-Key
8. Spenden, Ausstattung, Finanzen ...

Vorab: Die Projektwerkstatt ist eine Aktionsplattform. Sie ist ein idealer Ort für elle EInzelpersonen, Teams und Gruppen, die an konkreten Projekten und Aktionen werkeln und dafür die Einrichtungen des Hauses und das vorhandene Wissen nutzen wollen.
Oder andersherum: Menschen oder Gruppen, die sich einfach nur dort aufhalten wollen (weil sie nix anderes haben, finden oder halt nur die Räume als Räume nutzen wollen, sind hier falsch. Klare Ansage: Wegbleiben!

Es gibt in vielen Räumen auch Matratzen, Betten, Hängematten & mehr. Die laden zum Lesen, Ausruhen, Nachdenken, Knuddeln oder Schlafen ein. Dafür sind sie auch da. Allerdings soll diese attraktive Ausstattung nicht dazu führen, dass Menschen sich in der Projektwerkstatt einnistet und ein privates Leben führt (Studium, Arbeit, Abhängen ...) - nur eben mit kostenlosem Fullservice. Wer hier - gerne auch für längere Zeit - im Haus lebt und wirkt, sollte das weder als Selbstzweck noch zwecks (Re)Integration in die Normalität tun. Wer nur nach einer Wohnung oder einer gemütlichen Unterbringung beim Studieren, Lohnarbeiten oder Abhängen sucht, hat in diesem Land alle Möglichkeiten. Die Projektwerkstatt hat eine andere Idee!

Allerdings gibt es keine Verbote im Haus. In den 30 Jahren haben wir schon alles erlebt: Menschen, die Bücherregale in Kartons verpacken, um sich dort privat einzurichten mit Kaffeemaschine und Matratzen. Leute, die hier mitwirkten, um die Innereien kennenzulernen und dann die gemeinsame Kasse und die Konten leerzuräumen. Menschen, denen wir Material liehen, es aber nie wieder sahen - ganz oft auch solche, die bei uns freundlich taten, um von uns unterstützt zu werden, aber längst hinten rum erzählten, wie blöd sie unsere Idee der Eigentumslosigkeit eigentlich finden. Gruppen überwiegend wohlhabender Menschen, die hier alles nutzten, sich aber um nichts kümmerten und Einzelne mit der Parole, sie wollten ohne Geld leben, auf der Arbeit und den mangels Selbstorganisierung entstandenen Kosten sitzen ließen.
Wir können und wollen keine Kontrollen einführen, um das zu unterbinden. Denn solche Macht hat noch nie insgesamt die Verhältnisse verbessert, sondern nur Privilegien geschaffen, so dass dann nur noch die internen Eliten abzocken konnten. Das tun die in der Regel auch - nirgendwo wir so viel unterschlagen, gelogen, betrogen und unterdrückt wie in den Sphären derer, die ihre Macht mit der Notwendigkeit zur Kontrolle legitimieren.
Was bleibt für die Projektwerkstatt: Wir appellieren nachdrücklich dafür, den Sinn der Projektwerkstatt als offene Aktionsplattform zu begreifen und sie nicht für privates Wohnen oder bequeme Nutzung jenseits politischen Engagement zu missbrauchen. Da viele Projekte mehr Zeit einnehmen als ein paar Stunden, sich Menschen daher sogar Wochen oder Monate einnisten wollen, um aktiv zu sein bzw. Projekte vorzubereiten, gibt es die Betten. Das Seminarhaus kann sogar ganze Gruppen aufnehmen, die mehrere Tage hier verbringen für Seminare, Projekttreffen oder etwas anderes. Das alles erhöht die Nutzbarkeit der Räume. Aber: Nur Wohnen - nein danke! Dafür gibt es Millionen von Häusern und Wohnungen in der Republik.


Mitunter - aber gar nicht so häufig - fordern Menschen in der Projektwerkstatt mehr Privatsphäre ein. Das ist eigentlich nicht die Idee des Hauses, aber auch in einem Widerstandsnest, gerade einem so bunten Haus, ist vieles durch Absprachen möglich. Zudem steht noch ein großer Zirkuswagen, dessen linke Hälfte zu einem netten Aufenthalts- und Bedarfsrückzugsraum umgebaut werden kann. Allerdings wäre das nur jeweils temporär sinnvoll. Würde der durch Einzelne fest genutzt, hätten die anderen ja keinen - es gäbe also ein klares Privileg.
Für Menschen, die die politische Plattform Projektwerkstatt mögen, aber - allein oder mit anderen - doch auch eine Privatwohnung wollen, bietet sich aber auch Möglichkeiten:
  • Sucht Euch doch im Ort oder der Umgebung ein Häuschen oder eine Wohnung, in die Ihr z.B. als WG einzieht und dann von dort aus in der Projektwerkstatt mitmischt.
  • Oder baut weitere alternative Projekte auf - z.B. ein Gemüsekollektiv für eine SoLaWi im Ostkreis Gießen, eine fahrradorientierte Einrichtung hier am Fernradwanderweg "R7" oder was auch immer.
  • Wer noch eine Wohnung hat, kann auch pendeln - mal ein paar Tage in der Projektwerkstatt und dann wieder in der "eigenen Wohnung". Eine interessante Variante wäre auch eine Gemeinschaftswohnung in Gießen mit funktional getrennten Räumen (also nicht jede*r ein eigener Raum, sondern einer zum Pennen, einer als Küche, einer mit Schreibtischen usw.) - die die Menschen pendeln zwischen Projektwerkstatt und Gießen, wo ohnehin viele unserer Aktionen abgehen.
  • Gut zum Haus würde auch ein Widerstands-Nomad*innentum passen, also wenn Menschen für Aktionen viel überregional unterwegs sind, aber die Projektwerkstatt als Basis nutzen - und sich da nicht nur als Gast fühlen (dann würde es ja wieder Privilegien geben, weil nur Einzelne für das Haus verantwortlich wären und die anderen es nur nutzen).

Leben an der Projektwerkstatt? WGs politisch aktiver Menschen in der Nähe?
Die Projektwerkstatt ist keine Kommune, keine Gemeinschaft - es gibt hier kein "Wir". Warum sollten Menschen auch die verschiedenen Dinge des Lebens mit immer den gleichen Personen angehen? Das ist von der Logik her dann doch nur die quantitativ erweiterte Familie. Auch dort gilt: Mensch hat sich irgendwie zu einem (sogar formalisierten) "Wir" verbunden, die nun beim Urlaub, Kinderbetreuen, Essenbesorgen, Hausputzen, Gartengestalten, Vögeln, Fernsehgucken, Diskutieren und allem möglichen Weiteren immer in der fast der gleichen Personenkonstellation durchs Leben ziehen. Der merkwürdige Schwur der Gemeinschaft trennt dieses seltsame Gebilde gleichzeitig nach außen ab.

Ne - darauf haben wir hier keinen Bock. Leben in der Projektwerkstatt soll auch im Alltag ein offener Prozess sein. Für jede neue Idee sollte wieder neu zu überlegen: Mit wem zusammen? Was passt gut? Wo kann mensch sich mit wem verbünden und so den Alltag besser meistern? Ziel ist ein Geflecht von Alltags-Kooperationen mit möglichst vielen Menschen, aber nicht jedesmal denselben. Doppelungen sind natürlich nicht verboten, denn formalisiert ist hier nichts. Aber warum soll der gleiche Personenkreis für eine Kooperation bei der Essensbeschaffung passend sein wie bei der gemeinsamen Nutzung von Werkzeug, dem Teilen von Fahrzeugen oder Fahrkarten, beim Leben mit Kindern usw.?

Das Haus der Projektwerkstatt selbst soll frei bleiben von Privaträumen und reiner Wohnnutzung. Sie ist eine Aktionsplattform - aber genau als diese könnte sie für Menschen attraktiv sein, die in der Nähe wohnen. Daher wünschen wir uns, dass in der Umgebung politisch aktive Wohngemeinschaften, Familien oder Einzelleute leben, die die Projektwerkstatt nutzen und mit weiterentwickeln - egal ob in Saasen, als Landprojekt in der Nähe oder als WG in Gießen. Wer solch eine Kombination interessant findet, kann sich natürlich gern auch melden.


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Kleine Tipps zum besseren Einsteigen ...
Okay ... du hast das gelesen und - weiterhin bzw. jetzt erst recht - Lust auf Projektwerkstatt? Dann kannst du einfach kommen und sehen, ob du damit klarkommst, dass hier eigene Ideen zählen und niemensch dich bei der Hand nimmt, um dir dein neues Leben zu zeigen. Vielleicht ist keine andere Person da oder alle sind beschäftigt oder wollen gerade nicht oder mit dir nicht oder ... das muss dich nicht hindern. Zuneigung oder Freundschaft sind keine Voraussetzung für die Nutzung der Projektwerkstatt. Sie sollen auch nicht über Kooperation oder Solidarität entscheiden, denn das wäre fatal, wenn immer nur die sich gegenseitig helfen, die auch eine Clique bilden oder im gleichen Verein sind.

Wenn dir ein solcher Sprung ins kalte, aber spannende Wasser zu groß scheint, kannst du auch Phasen nutzen, in denen sicherer ist, dass Menschen da sind und Projekte laufen, bei denen du mit einsteigen und die Projektwerkstatt kennenlernen kannst. Hier einige Beispiele:
  • Ein Training, mehrtätiges Seminar, eine Aktionsserie oder ähnliches: Dann passiert sowieso viel, es ist viel Organisatorisches zu erledigen und einige Abläufe sind schon vorgeplant. Hier kannst du einfach einsteigen und zunächst dabei mitmachen, um dann mit besserem Wissen über Abläufe und Möglichkeiten in der Projektwerkstatt etwas Eigenes zu starten. Die Termine stehen meist auf unserem Terminkalender - oder fragt nach.
  • Die Globale Mittelhessen ist eine solche, mindestens 10-tägige Phase. Wir zeigen Filme erst in Gießen, dann in Saasen. Dazu gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Infoständen, geladenen Gästen zur Diskussion, Café-Atmosphäre und mehr. Es sind fast zwei Wochen intensiven Zusammenleben und -wirkens.
  • Größere Baustellen an oder in der Projektwerkstatt: Die finden nicht regelmäßig statt. Da schon alles fertig ausgebaut ist, liegen die immer an, wenn es Veränderungen geben soll oder etwas kaputt gegangen ist. Das ist aber auch nicht soooo selten, so dass es pro Jahr meist schon mehrere dieser Phasen gibt. Sicher sind auch eine oder mehr Phasen, in denen im Sommer das Heizholz für den nächsten Winter geholt oder zumindest kleingesägt und reingeräumt wird. Termine auch hier wahrscheinlich auf dem Terminkalender - oder per Nachfrage.
  • Seit einigen Jahren die intensivste Phase in der Projektwerkstatt ist der Zeitraum Weihnachten bis ca. Mitte Januar. Hier steht die Aktualisierung der Archive und Bibliotheken an, d.h. Regal für Regal, Themenbereich für Themenbereich werden die im Laufe des Jahres angesammelten und nur vorsortierten Zeitungsartikel, Flugblätter und Broschüren in die Aktenordner eingefügt. Hier können Menschen gut mithelfen und nach eigener Wahl jeweils ein Thema übernehmen - und dann gerne noch eins ... und noch eins ... je nachdem, wieviel Zeit und Lust da ist. Damit die Tage spannend werden, mischen wir in diesen zwei- bis dreiwöchigen Zeitraum abendliche oder mehrtägige Diskussionen, Seminare usw. ein (siehe Terminkalender ++ Facebook-Terminkalender der Projektwerkstatt).
  • Eine weitere Möglichkeit sind längere Aktionen andernorts. Dann lernt Ihr zwar nicht die Projektwerkstatt kennen, aber uns und so manche Aktionsformen. Wir sind oft bei Aktionscamps dabei, es gibt Veranstaltungstouren durch mehrere Städte usw. (wiederum: Terminkalender).
  • Schließlich könnt Ihr aber auch Euer eigenes, mehrtägiges Ding (Aktion, Seminar, Projekt, Recherche ...) in die Projektwerkstatt verlegen und dabei mitbekommen, wie es ansonsten so läuft. Dazu gehört auch die schöne Idee, mit dem Wissen aus der Projektwerkstatt eine ähnliche Aktionsplattform dann woanders aufzubauen. Dieses Land (und andere auch) könnte mehr so Widerstandsnester gebrauchen ...

Also ... warum nicht? Wer eigene Ideen hat und nicht nur mitlaufen will bei Aktionen anderer, ist herzlich willkommen.

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