Esoterik bedeutet die Suche nach einem Kern im Menschen und/oder nach einer höheren Weisheit (Quelle von Werten). Beides ist anti-emanzipatorisch. Ersteres legt den Menschen auf eine "echte" und "innere" Stimme fest - eben den aufzuspürenden Kern. Zweiteres verlegt die Quelle gleich nach außen - deutlich sichtbar als externe, höhere Kraft, die über dem Menschen steht. Mit Selbstbestimmung hat beides nichts zu tun. Bei der höheren, äußeren Kraft ist das unmittelbar einsichtig, aber auch beim vermeintlichen "inneren Kern" ist das so. Denn ein solcher Kern existiert nicht. Ein Mensch, der sich selbst entfaltet, ist vielfältig, von inneren Ungewißheiten und Zweifeln getrieben. Er ist eine chaotische Persönlichkeit, losgelöst aus allen Gewißheiten, sich und andere immer hinterfragend. Die aktuelle Überzeugung entspringt dem aktuellen Erkenntnisstand - und kann daher mit Festigkeit vertreten werden. Aber es ist kein "innerer Kern", der zu entdecken ist, sondern ein Punkt in einem offenen Prozess. Die Idee der vielfältigen Persönlichkeit sollte positiv besetzt werden - Selbstentfaltung ist das Gegenteil von Schicksal und Bestimmung. Das Leben wird zu einem bunten Spannungsbogen der Möglichkeiten, Entscheidungen, Veränderungen und Entwicklungen.
Versehentlich selbstkritische Werbung in der Eso-Ecke? Geist-Chirurgie - meinen die ihr eigenes Tun?
Die Welt verändern, in dem ich mich verändere?
Oder eher: Ich verändere mich, wenn ich die Welt verändere (bzw. es versuche)!