Gießen autofrei

KONSTRUKTION, ERZIEHUNG, ZURICHTUNG

Buchvorstellungen zum Themenbereich


1. Einleitung
2. Kurzzitate gegen Erziehung und Links
3. Buchvorstellungen zum Themenbereich

Erziehung und Zurichtung ist alles, was auf Menschen wirkt und sie formt. Kein Mensch kann sich dem Entziehen, denn alles Erleben verändert die Persönlichkeit. Kritik gibt es aber daran, wenn Menschen sind nicht in diese Umwelteinflüsse hinein frei entfalten können, sondern aus externen Interessen heraus gezielt geformt werden – nach dem Vorbild der Eltern, nach Ideologie, Geschlechterrollen oder Verwertbarkeit im kapitalistischen Arbeitsmarkt. Eine grundlegende Gegenposition kommt aus der „Anti-Pädagogik“. Das Buch von Ekkehard von Braunmühl ist dabei bereits ein Klassiker, wurde jedoch vom tologo-Verlag aus Leipzig neu gedruckt, weil der ursprüngliche Verlag (Beltz) nach zwei Auflagen das Buch nicht mehr weiterführte (2006, 273 S., 19,90 €). Es hat benennt eine radikale Position gegen jede Idee, sich einen Entwurf über Heranwachsende zu machen und diese dann - mit welchen Mitteln auch immer - danach zu formen. In Zeiten zunehmender Akzeptanz für autoritäre Regeln kann das Buch wertvolle Anregungen und Gedanken liefern. Wie auch immer mensch nach der Lektüre zu den Positionen des Autors steht - wer meint, Kinder müssten erzogen werden, sollte das Buch wenigstens gelesen und die Thesen durchdacht haben.
Grundlegende Kritiken beinhalten auch die im Lit-Verlag (2019, Münster, 538 S., 79,90 €) erschienene Doktorarbeit „Niklas Luhmanns systemtheoretische Analysen des Erziehungssystems“ und das ebenfalls als theoretische Einführung in die verschiedenen Aspekte des Zusammendenkens von Systemtheorie und Pädagogik gedachte „Konstruktionen der Freiheit“ (2016, Alibri in Aschaffenburg, 159 S., 16 €) von Petra Caysa und Brigitte Wieczorek-Schauerle. Beide Werke geben einen guten Überblick über Hintergründe und Konzepte, Lernen und Erfahren als Teil komplexer Prozesse zu begreifen. Während die erstgenannte Dissertation das Thema sehr systematisch aufrollt und auch ein längeres Kapitel zur umgekehrten Kritik aus der Pädagogik an Luhmanns Überlegungen enthält, stellt das zweite Buch mit dem Untertitel „Systemische Pädagogik als humanistische Praxis“ eine Sammlung von Beiträgen verschiedener Autor*innen, die im Rahmen einer Tagung der Humanistischen Akademie Berlin-Brandenburg zusammengestellt wurden. Konkrete Tipps für die Praxis sind nicht Gegenstand der Bücher.
Einen intensiven Blick dunkle, aber leider vielerorts präsente Ecke der Gesellschaft wirft Benno Hafeneger in „Strafen, prügeln, missbrauchen“ (2011, Brandes&Apsel in Frankfurt, 148 S., 14,90 €). Die Zurichtung von Menschen auf vorgegebene Rollen erfolgt mittels Abstrafung der Abweichung und eröffnet gleichzeitig den Missbrauch für Zwecke, die (fast gleichzeitig) den Opfern abtrainiert werden sollen. Erziehung ist Ausdrucksform und Quelle autoritärer Verhältnisse zugleich. Der Autor trägt die verschiedenen Facetten und Wirkungsfelder zusammen – früher und bis heute, von der platten Gewalt zur filigranen Manipulation.

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