Offener Raum

Ö-PUNKTE 1/1998

Die Entstehung der Idee nachhaltiger Waldwirtschaft 8


1. Mittelalterliche Idee als Zukunftsperspektive? Zur Geschichte des Nachhaltigkeitskonzeptes
2. Mittelalterliche Naturvorstellungen4 und Umweltprobleme5
3. Die Entstehung der Idee nachhaltiger Waldwirtschaft 8
4. Bewertung der mittelalterlichen Tradition der Nachhaltigkeitsidee
5. Aus der Idee wird ein aufgeklärtes Wirtschaftsprinzip
6. Bewertung des nachhaltigen, aufgeklärten Forstwirtschaftsprinzips
7. Die Entwicklung bis Rio im Überblick17
8. Bewertung der jüngeren Entwicklung
9. Die Konzeption von Rio22
10. Aufruf zur kritischen Diskussion

Sie läßt sich zurückverfolgen bis zur Forstordnung des Klosters Mauermünster im Elsaß aus dem Jahr 1144, nach der nicht mehr Holz eingeschlagen werden durfte als jeweils nachwuchs.9 Für die Folgezeit lassen sich viele Bestimmungen zur schonenden Waldnutzung nachweisen. Der Nachhaltigkeitsgedanke breitete sich aus und mit ihm eine neue Einstellung im Umgang mit dem Wald. Denn laut einer Urkunde von 1480 sei der Wald zu schonen, weil auch "die Nachkommen des Holtzes deheinst nottürftig" sein werden.8


Was geschah in Rio?

Die Jugend hielt ihren eigenen Umweltgipfel schon im März 1992 in San Jose, Costa Rica ab. Drei Viertel der 300 anwesenden Jugendlichen kamen aus Entwicklungsländern, fünzig Prozent waren weiblichen Geschlechts und zehn Prozent gehörten Eingeborenenvölkern an - die Weltbevölkerung wurde demnach exakt widergespiegelt. Bereits nach einer Woche hatten die Jugendlichen eine Erklärung für den Umweltgipfel ausgearbeitet, in der das Problem der Armut ebenso angesprochen wurde wie die steigende Umweltverschmutzung. Auf dem eigentlichen Gipfel in Rio sollte der Jugend eine Stunde Redezeit gegeben werden. Beim Eintreffen der Gruppe verkündete man ihnen dann, daß ihnen ledigllich 10 Minuten zur Verfügung ständen. Bereits nach zwei Minuten wurden sämtliche Fernsehkameres abgeschaltet. Die Reporter, welche die Konferenz in Presseräumen beobachteten, konnten aufgrund dessen nichts hören. Nach der Redezeit wurden die Jugendlichen von der interessierten Presse nach dem Gesagten gefragt, diese hatten jedoch kaum Zeit zum Amtworten, da sie von der Polizei werden "Abhaltung einer illegalen Pressekonferenz" verhaftet wurden.

Auch die Kinder wurden nicht besser behandelt. Vor der Konferenz in Rio hatte die Gruppe "Voice of Children" mehrere Konferenzen auf der ganzen Welt organisiert. Die norwegische Premierminiserin hatte den Anstoß dazu gegeben und den Kindern versprochen, daß sie mindestens sechs Politiker in Rio dazu bewegen würde, den Ausführungen der Kinder zuzuhören. Niemand kam. Nicht einmal sie selbst.

Quelle: RAUS!, Magazin der Naturschutzjugend im LBV, S. 8-11


Doch es gab noch weitere Motive für Schutzmaßnahmen. Adel und Klerus ließen ganze Wälder in Bann legen, um Rodung und andere Nutzungen wie beispielsweise die Harzgewinnung zu untersagen. Es war bereits bekannt, daß das sogenannte Harzen die Bäume schwächt und den Wald schädigt. Doch weder diese Einsicht in ökologische Vorgänge war Hauptmotiv der Unterschutzstellung noch der offiziell beschworene Holzmangel. Stattdessen ging es den Herrschenden um ihren Machterhalt. Um unter Seinesgleichen politisch mithalten zu können, war der ungehinderte Zugriff auf die Rohstoffreseve Holz in Friedens- wie Kriegszeiten unerläßlich. Bei Bedarf wurden die eigenen Bannwälder ungeniert bis zum letzten ausgebeutet. Derart die von ihnen selbst erlassenen Gesetze zu durchbrechen stand nur den Feudalherren frei.6 Obwohl ihre Macht im ländlichen Raum umfassend war und auf dem Arbeitsertrag der breiten Bevölkerung beruhte,10 wurden Bannwälder und Getreidevorräte in Notzeiten nicht etwa gleichermaßen für alle zugänglich gemacht, sondern die schwächeren Menschen dem Sterben überlassen. Über Jahrhunderte hin besteht ein Ungleichgewicht von einerseits im Überfluß lebendem Adel und dem Hunger überlassenen Untertanen.11 Die im Namen der Nachhaltigkeitsidee bewahrten Reserven waren den Herrschenden dabei eine der Grundlagen ihrer Macht. Nachhaltig geschützte Wälder führten zur ungerechten Ausbeutung von Menschen und standen bereit, selbst bei Bedarf jederzeit ausgebeutet zu werden.

Stimmen zu Rio
...damals:

Michail Gorbatschow, Ex-Präsident der Sowjetunion, in einem Interview in Publik-Forum vom 8.8.97 (S. 20): "Der letzte UNO-Umweltgipfel war eine Pleite."

Auszug aus dem Pressetext in der Frankfurter Rundschau vom 8.9.92: "Die Bundesregierung spricht von einem Erfolg. Internationale Umweltverbände wie Greenpeace oder die "Freunde der Erde" aber beklagen, daß eine historische Chance verpaßt worden sei, daß die Politik sich auf globaler Ebene dem Druck mächtiger Wirtschaftsinteressen gebeugt habe. ... Alle beteiligten NGOs sind sich einig, daß es nach den enttäuschenden Ergebnissen von Rio ..."

Im Original: Auszug aus dem Konzept zum Jugendkongreß bei der Nachfolgekonferenz in Kyoto (5.-7.12.98 in Köln): "1992 trafen sich in Rio de Janeiro über 170 Staaten zur größten bisher dagewesenen weltweiten Konferenz ... Doch schon im Verlauf der Konferenz zeigte sich, daß die übergeordneten Probleme den meisten Staaten egal zu seien schienen und sie nur ihre altbekannten Interessen unter einem neuen Deckmantel verfolgen wollten."

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