Offener Raum

BOLO'BOLO (AUSZÜGE)

Der A-Deal: enttäuscht vom Konsum


1. Der grosse Kater
2. Die drei Grundbestandteile der Maschine
3. Drei Deals in Krise
4. Der A-Deal: enttäuscht vom Konsum
5. Der B-Deal: frustriert vom Sozialismus
6. Der C-Deal: genug von der Entwicklung des Elends
7. Der Bankrott der Realpolitik
8. Die Schattenwirklichkeit
9. Substruktion
10. Dysko
11. Triko ... und: bolo'bolo - Grundrisse für ein Projekt
12. Fahrplan
13. ibu
14. bolo
15. sila
16. taku
17. kana
18. nima
19. kodu
20. yalu
21. sibi
22. pali
23. sufu
24. gano
25. bete
26. nugo
27. pili
28. kene
29. tega
30. fudo
31. sumi
32. asa
33. buni
34. mafa
35. feno
36. sadi
37. fasi
38. yaka
39. Anmerkungen
40. Sechs Jahre bolo'bolo
41. Abfahrt

Was ist der A-Deal? Steaks, Hi-Fi-Stereo, Video, Windsurfen, Chivas Regal, Disco, Jazz, Nouvelle Cuisine, Tai-Chi, Alfa Romeo, Moet-Chandon, Kreta? Die lockere Neon-Zen-Kokain-Lebenskunst? Einfamilienhaus-Volvo-Kinder-Bernhardiner? Drogen-Selbstmord-Depression? Der A-Deal ist faul geworden (oder besser: spürbar fauler), obwohl es an der Menge und der Vielfalt der Konsumgüter nicht fehlt. Doch es brauchte eine gewisse Zeit, bis wir merkten, dass die Massenproduktion die Qualität der Güter einebnet. Sie haben ihre Faszination verloren und ihre "Neuheit" hat sich immer wieder als Schwindel entpuppt. Es gibt genug Fleisch, dafür schmeckt es nach nichts mehr. Das Gemüse ist wässrig, die Milch geschmacklos. Das Fernsehen erschöpft sich in öder Wiederholung, Autofahren ist längst kein Vergnügen mehr. Die komfortablen Neubau wohnungen befinden sich in langweiligen Schlafquartieren. Zugleich werden die wirklich guten Dinge, die Natur, die Traditionen, Feste, kulturellen Eigenheiten, die lebendigen Quartiere und Dörfer, zerstört. Ehemals durchmischte Stadtkerne werden zu Shopping- und Sex-Zentren. Auf dem Land passiert nichts, in den Zentren zuviel. Spekulation, Rationalisierung, Sanierung, Zentralisierung, spüren jeden freien Quadratmeter und jede ungenutzte Minute auf, um sie dem Arbeits/KonsumKreislauf einzugliedern. Unsere alltägliche Bewegungsfreiheit verschwindet, dafür dürfen wir auf den vorgeschriebenen Routen immer weiter reisen. Die A-Arbeiter spüren immer mehr, dass auch der raffinierteste Konsum das Loch nicht füllen kann, das die Arbeit täglich in uns frisst. Es bleibt ein Defizit, das auch mit noch so viel Unterhaltungselektronik, exotischen Reisen, Meditation, Ent spannungs kursen, Drogen oder Gymnastik nicht ausgeglichen werden kann. Die Kompromittierung mit der Maschine zerstört unsere Beziehungen, macht uns passiv, zynisch, liebesunfähig, gleichgültig und oberflächlich. Der A-Deal ist vergiftet und rächt sich mit Depressionen, Süchten, Krebs, Allergien und Selbstzerstörung. Die "Glücklichen" an der Spitze der Fortschrittspyramide bringen sich um: wie soll man da die "Entwicklung" für die andern rechtfertigen?

Statt zufrieden über ihre Privilegien zu sein, fliehen A-Arbeiter aufs Land, suchen sie Zuflucht in autoritären Sekten, in orientalischen Kulten und alten Mysterien. Das wahre Leben ist immer "anderswo" - in einer "besseren Zukunft" oder im "erlösenden Nichts". Doch früher oder später holt die Maschine all ihre Flüchtlinge wieder ein und verwandelt gerade die Suche nach dem Sinn in ein neues Geschäft und eine neue Antriebskraft für sich selbst.

Der A-Deal ist nicht einfach Elend, sondern eine elende Form von Reichtum. Bis zu einem gewissen Grad kann dieser Reichtum sogar gegen die Maschine gewendet werden. Die A-Arbeiter haben Zugang zu allen technischen Möglichkeiten, Informationen, Plänen und kreativen Mitteln der Gegenwart. Sie können reisen, wohin sie wollen und sich zeitweise "frei" kaufen. Wenn es den A-Arbeitern gelingt, über ihren Deal hinaus zu sehen und Kontakte mit Cund B-Arbeitern aufzubauen, können diese Möglichkeiten für die Maschine gefährlich werden. Doch allein ist ihre Rebellion immer zwecklos, denn die Maschine lernt schnell.

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